Professionell an die Wand

Ist noch aus dem letzen Jahr, aber beispielhaft:

Betriebswirt/in für Management im Gesundheitswesen - ein neues Karriereangebot für Arzt- und Tierarzthelfer/innen und Zahnmedizinische Fachangestellte - so die Pressemitteilung des Bundesinstituts für Berufsbildung.

Neue Versorgungsstrukturen, die Verlagerung vom stationären in den ambulanten Pflegebereich, eine verstärkte Herausbildung von Praxisverbünden sowie ein modernes Praxismanagement stellen veränderte Qualifikationsanforderungen auch an die Praxis-Helfer/innen. In den Weiterbildungsangeboten für Arzt- und Tierarzthelfer/innen sowie für Zahnmedizinische Fachangestellte wurden diese veränderten Qualifikationsanforderungen bisher kaum berücksichtigt.

Ich kann nicht glauben, dass es unter den über 130 Studiengängen und unzähligen Weiterbildungsangeboten keine Qualifizierung für Arzthelferinnen gibt. Wie wäre es damit, zufällig gefunden, da auf der Liste ganz oben: Kontaktstudiengang Gesundheits- und Sozialmanagement?

Seit einigen Jahren schiessen Ausbildungen und Weiterbildungsangebote im Gesundheitswesen wie Pilze aus dem Boden. Das alles wird unter "Gesundheitswirtschaft" subsumiert, welches ein schrecklicher Begriff ist, der von denselben Technokraten geprägt wurde, die morgen die Hafenwirtschaft fördern und übermorgen der Entsorgungswirtschaft auf die Sprünge helfen wollen. Patienten sind aber, anders als See- oder Abfall-Container, kein Logistik-Problem.

Dahinter steckt nicht so sehr der Bedarf, als vielmehr die Verzweifelung. Gesundheit gilt als einer der wenigen Wachstumsektoren. Googel spuckt unter Gesundheitswirtschaft über 319.000 Treffer auf deutsch aus. Entsorgungswirtschaft bringt es nur auf 129.000. Dementsprechend wollen sich die Kommunen als "Gesundheitsregionen" etablieren. Wer sich zu Gesundheitsregion informieren will, kann zwischen 40.000 google-Treffern wählen.

Allein die Weiterbildungsstudiengänge bilden konservativ geschätzt mehr als 1500 Absolventen jährlich aus. Hat dies unserem Gesundheitswesen bisher genützt, oder muss man froh sein, dass diese Experten-Armada dem deutschen Gesundheitswesen nicht sonderlich geschadet hat?
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-01-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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