Milchmädchenrechnung Durch das AVWG sollen jährlich 1,3 Milliarden Euro Ausgaben für Arzneimittel eingespart werden. In der Begründung des Gesetzentwurfs steht: Insbesondere soll die Arzneimittelversorgung besser als bisher an dem tatsächlichen Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten ausgerichtet sein. Dahinter steht die Annahme, dass es bei den Arzneimitteln Über- oder Fehlversorgung gibt, die zu nicht notwendigen Mehrausgaben führen. Aus dem jährlich von der GEK erstellten Arzneimittelreport meint Ulla Schmidt ein Einsparpotenzial von rund 3 Milliarden Euro zu erkennen. Was gerne ignoriert wird: Neben einer Überversorgung oder Fehlversorgung gibt es in Deutschland auch massive Unterversorgung bei vielen Erkrankungen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat in seinem Gutachten 2000/2001 auf die Über-, Unter- und Fehlversorgung untersucht und kam zu folgender Erkenntnis: Vergleicht man die derzeit in "Überversorgung" gebundenen Aktivitäten und Mittel ("Wirtschaftlichleitsreserven") mit den vielfältigen Anforderungen, die zur Beseitigung der derzeitigen zahlreichen Formen der Unterversorgung nötig erscheinen, bleibt schon theoretisch ungewiss, in welchem Umfang sich eine solche Umschichtung rechnerisch ausgleichen würde. Wenn alle Patienten nach den medizinischen Leitlinien behandelt werden würden, hätte das allein bei den Medikamenten enorme Mehrkosten zufolge. Eine Dokumentation der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) aus dem Jahr 2003 hat 5 Milliarden Euro Mehrbedarf ermittelt In einem Gutachten aus dem Jahr 2004 wird von 20 Millionen Patienten ausgegegengen, die Arzneimittel nicht im benötigtem Umfang oder gar nicht erhalten In einer kürzlich erschienenen Dissertation über den Mehrbedarf bei leitliniengerechter Arzneimitteltherapie wurden die Mehrkosten bei der Behandlung des Tumorschmerzes, bei der Schizophrenie, der Depression, und bei koronaren Herzkrankheiten ermittelt. Je nach gewähltem Szenario besteht zwischen Ausgaben und erforderlichen finanziellen Mitteln für eine leitliniengerechte Therapie der ausgewählten Krankheitsbilder ein Mehrbedarf von allien 1,9 bis zu 3.2 Milliarden Euro. Medizinische Leitlinien sind eine gute Orientierungshilfe für Arzt und Patient auf dem Weg zu einer sowohl optimalen als auch individuellen Therapie, so Ulla Schmidt in einer Rede anlässlich der Eröffnungsveranstaltung des 107. Deutschen Ärztetages am 18. Mai 2004 in Bremen. Vielleicht meinte sie auch nur die Leitlinien aus ihrem Hause in Form von Gesetzen, die durch Budgetierung und Restriktionen eine Versorgung von Patienten auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse (Evidence Based Medicine) verhindern. [Reform]
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