Experten verzweifelt gesucht

Fachhochschulen wollen mit Master Programmen ihren Haushalt aufbessern. So bietet die FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven im lauschigen Emden ab dem Wintersemester einen Master of Public Health Studiengang an. Wie immer werden die Interessenten mit vollmundigen Berufsaussichten geworben: Im Zuge der Strukturveränderungen im Gesundheitswesen werden Expertinnen und Experten benötigt, ... . FH-Absolventen wird der Sprung in den höheren Dienst und die Möglichkeit der Promotion versprochen.

Fakten? Keine, stattdessen bullshit bingo mit Begriffen wie: fortschreitenden Bedarfsorientierung, komplexer werdenden Anforderungen, interdisziplinär ausgebildete Experten, forschungsorientiertes Profil, anwendungsorientierter Zuschnitt, Schlüsselkompetenzen, Qualifikations- und Karrierechancen, usw. Auf dem Flyer findet sich ein Foto der Mensa, obwohl die an den Wochenenden, an denen das Studium hauptsächlich stattfinden soll, geschlossen ist.

Investition? Neben den regulären Semestergebühren fallen für die sechs Studienhalbjahre 4800 Euro Studiengebühren (pro Studienhalbjahr 800 Euro) an. Das sind dann insgesamt 7800 Euro.

Den Bewerbern wird nicht gesagt, dass sie nicht die einzigen Experten sind, die auf den Boom in der Gesundheitswirtschaft setzen.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-06-28   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


moneymaker   2006-06-29  
Was für einen Boom in der Gesundheitswirtschaft soll es denn geben? In den Teilen, in denen das Geld fliesst, also Krankenkassen, Krankenhäuser, ärztliche Vereinigungen u.a., gibt es doch heute schon zu viele Beschäftigte, vor allem in der Verwaltung. Wenn Krankenkassen in Zukunft zusammengelegt werden, dann haben wir in diesem Bereich eine Entlassungswelle. Die MPHs braucht man dann eh nicht mehr, was auch für die Krankenhäuser gilt. Da werden nur die grösseren und spezialisierten überleben. Dann werden nicht mal Pflegekräfte gebraucht. Kann man im Essener Bethesda Krankenhaus schon besichtigen:
www.essen.de/Deutsch/Gesundheit/Kliniken/Bethesda_Krankenhaus/Kliniken_Essen_Borbeck.asp


strappato   2006-06-29  
Die Mär von den Experten, die fehlen, wurde schon vor 14 Jahren erzählt, als ich mein PH-Studium begonnen hatte. Aber bisher hat niemand händeringend auf diese neuen Experten gewartet.

Dazu auch: http://gesundheit.blogger.de/stories/373823/

Heute konnte man lesen, dass nun auch Arzthelferinnen (ab August "Medizinische Fachangestellte") sehnsüchtig auf Qualifizierungsangebote bis hin zum Studium warten. Als wenn es in Deutschland keine Möglichkeiten des 2. Bildungsweges gäbe.

http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/06/29/118a0401.asp

Im Kern geht es darum, vom Kuchen ein Stück abzubekommen. Für den Patienten wird der Rest immer kleiner.








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