DocMorris auf Franchise-Kurs

DocMorris ist ja bekanntlich letztes Jahr erst einmal mit dem Versuch gescheitert, eine Apothekenkette zu gründen.

In einem halben Jahr wird das Bundesgesundheitsministerium gezwungen sein, das deutsche Apothekenrecht zu ändern.
Dies war sich der saarländische Sozialminister Josef Hecken im August 2006 sicher. 5 Monate später wird über die Gesundheitsreform immer noch diskutiert, aber eine Abkehr von dem Grundprinzip der inhabergeführten Apotheke ist nicht in Sicht.

Das hat auch DocMorris-Chef Ralf Däinghaus eingesehen, der sonst eher mit vollmundigen Ankündungen Aufsehen erregt, wie dem Plan DocMorris zu einer führenden Gesundheitsmarke machen. Die neue Strategie: Apotheker sollen als Lizenz sich das DocMorris-Schild an die Tür heften und exklusiv über DocMorris als Grosshändler die Medikamente beziehen. Eine Art Franchise-System. Am Montag wird der erste Medikamentenshop in der saarländischen Metropole St. Wendel eröffnet. Was aber Ralf Däinghaus nicht davon abhält schon einmal 500 DocMorris-Apotheken in den nächsten 3 Jahren als Planziel vorzugeben.

Dass sich in St. Wendel eine Apotheke gefunden hat, die das Wagnis eingeht, ist nicht verwunderlich. Die 27.000 Einwohner haben die Auswahl unter 11 Apotheken, was eine bemerkenswert hohe Apothekendichte ist. Ob man mit Apotheken in Kleinstädten, denen wirtschaftlich das Wasser bis zum Hals steht, eine schlagkräftige Kooperation aufbauen kann, bleibt offen.

Auch die Idee ist nicht neu. Beispielsweise hat der Medikamentengrosshändler Phoenix, der zur Unternehmensgruppe Merckle (ratiopharm) gehört, über 1300 Apotheken unter dem Markennamen "Linda" vereint - und betreibt im Ausland selber 1300 Apotheken. Auch die anderen Grosshändler sind beim Aufbau von Kooperationsnetzen aktiv und werden sicher DocMorris' "Franchise"-System mit Interesse verfolgen.

DocMorris ist der Aussenseiter, mit 150 Millionen Euro Jahresumsatz im Vergleich alleine zu dem Marktführer Celesio, der selber im Ausland mehr als 2000 eigene Apotheken betreibt, mit 20 Milliarden Euro.

Der Arzneimittelmarkt ist in Bewegung gekommen. Die Zulassung von Versandapotheken, Rabatte der Hersteller gegenüber Krankenkassen und Apotheken, von der Zuzahlung befreite Medikamente, die Hausapotheken-Programme der Krankenkassen und andere Entwicklungen haben das business-Konzept von DocMorris in Bedrängnis gebracht. Im letzten Jahr konnte das Unternehmen nur noch ein Umsatzwachstum von 15% melden. Was meilenweit von den Erwartungen der Investoren entfernt ist. Vor zwei Jahren war noch der Börsengang im Jahr 2006 geplant. Der Umsatz hätte dann 2006 bei 300 Millionen Euro liegen sollen. Auch die einstellige Rendite dürfte die Finanzinvestoren nicht zufriedenstellen. Dinge, die Ralf Däinghaus gerne verschweigt. So ist sein Apotheken-Franchise wieder einmal eine gelungene PR-Aktion, um sein Nischen-Unternehmen in die Medien zu bringen und die Investoren bei Laune zu halten.
 
[DocMorris]
Autor: strappato   2007-01-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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