Vollkommen uneigennütziger Superbowl-Spot

Morgen ist Superbowl-Sunday in den USA. Halb Amerika sitzt vor der Glotze. Thomas Knüwer vom Handelsblatt sogar im Stadion. Traditionell sind die Werbespots in den Pausen von besonderem Interesse, da die Werbezeiten beim Superbowl Rekordpreise haben. Ein guter Platz, um mit Kampagnenstarts, aufwändigen Videos oder auch extravagenten Spots diese Ausgaben zu rechtfertigen.

Das Pharmaunternehmen King Pharmaceuticals ist mit von der Partie. Dabei wird aber nicht für ein Produkt von King geworben, sondern King kooperiert mit der American Heart Association (AHA) und propagiert die Erkennung Risikofaktoren, die einen Herzinfarkt begünstigen. Dazu gibt es eine Internetseite mit einem Test, mit dem man anhand von einigen Fragen sein eigenes Riskiko bewerten kann.

Natürlich hat King auch einen Blutdrucksenker im Programm, mit 8% Marktanteil in den USA, aber das Unternehmen zeigt sich im Spot nur durch ein kleines Logo am Ende. Es ist der Beginn einer über 3 Jahre laufenden Kooperation, mit der auf nationaler und lokaler Ebene auf Bluthochdruck und andere Risikofaktoren aufmerksam gemacht werden soll.

Die Idee dahinter ist, dass ein Unternehmen, das einen relativ hohen Marktanteil hat, mehr von einer Marktausweitung als vom Kampf um Marktanteile profitiert. Dazu kommt: Pharmawerbespots sind in den USA in die Kritik geraten, da sie den Griff zur Pille als Lösung empfehlen, ohne die Risiken und Nebenwirkungen ausreichend zu thematisieren. Daher wird diese Kampagne auch als Beginn eines Trends gesehen, der ethisch sauberes Marketing ermöglichen soll.

Es wäre aber auch der Beginn einer weiteren Stufe bei der Vereinnahmung von Patientenorganisationen und Fachverbänden durch die Pharmaindustrie.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-02-03   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  


gn8   2007-02-03  
»Wer zahlt, schafft an.«, erinnerte uns am 31.1. in Hamburg Karin Niederbühl vom Verband der Angestellten Krankenkassen daran, dass nicht nur Pharma Interesse daran haben könnte die Patientenorganisationen zu beeinflussen. Aber wie ich die USA einschätze: Hauptsache politisch korrekt. Wie's unter der Haube aussieht interessiert doch nicht, oder?








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