Krisenjournalismus

In der Süddeutschen Zeitung hat "Ärztehasser" Werner Bartens mal wieder zugeschlagen.

Die willkürlich zusammengestellten Informationen erwecken den Anschein, dass der Arztberuf - und damit das deutsche Gesundheitswesen - kurz vor dem Abgrund steht.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2007-05-18   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


siyani   2007-05-19  
sehe ich nach dem nachtcafe vom 18.5. nicht so. da war er zahm und informativ und ich kann ihm aus eigener erfahrung nur recht geben. denn das hauptproblem bleibt: ärzte können nicht labern, quatschen oder frei reden oder wie immer man das bezeichnen will. aus dem mund eine arztes wird die diagnose eines einfachenn schnupfens und heiserkeit immer eine "bronchiale Reizung und ein merklicher tussis, weswegen ein antitussivum nicht schlecht sei und man bei dieser gelegenheit auch gleich etwas gegen die drohende aphonie und pharyngitis tun sollte". da werd ich auch krank. und den abgrund seh ich schon, wenn ich die bezahlung der ärzte und den dokumentationswahnsinn in deutschland betrachte, der dem doc die möglichkeit raubt, seinen beruf auszuüben. wie wärs mit der einrichtung einer eigenen stabsstelle von kommunikations-, integrations- und dokumentationsmedizin in jedem krankenhaus?


strappato   2007-05-19  
Der Fehler solcher Runden und der Kritiker-Bücher ist, dass alles in einen Topf geschmissen wird. Krankenhaus, niedergelassene Praxis, Fachärzte, Hausärzte, chronische Erkrankunge, akute lebensbedrohende Ereignisse, Bagatellerkramkungen, Grossstadt, Kleinstadt, Land, usw. Das ist ein Herauspicken von negativen Erlebnissen und Systemfehlern.

Klar setzt die Vergütungsmethodik, ob DRG oder EBM auch falsche Anreize. Aber die Erwartungen der Patienten sind auch nicht stringent. Apparatemedizin wird abgelehnt, aber wehe der Arzt schreibt keine Überweisung zum MRT. Medikalisierung wird beklagt, aber wenn der Patient ohne Rezept die Praxis verlässt, fühlt er sich nicht behandelt.

Es gibt Defizite, nur kann man die nicht mit lustigen Talk-Runden oder "Ärztehasser-Bücher" beheben. Die taugen nicht einnmal als Hinweis, da sie nur Klischees bedienen und Dinge ansprechen, die eh jeder weiss. Ich vergleiche es immer gerne mit dem Fussball. Es wird ja kolportiert, es gäbe 80 Millionen Trainer, da jeder meint von Fussball Ahnung zu haben. Im Gesundheitswesen ist es ähnlich. Obwohl es sicherlich komplexer ist, als eine Fussballmannschaft.

Im übrigen haben wir in Deutschland haben wir freie Arztwahl, als eines der wenigen Länder dieser Welt.


siyani   2007-05-19  
ad abs 1: generell würde ich mich trotzdem unwohl im deutschen medizinsystem fühlen (wenn ich nicht nevorbildung hätte). fundament meiner annahme (zugegeben): viele berichte von bekannten und die medien. ursache: tiefe kluft zwischen spitzenmedizin und alltagsmedizin.

ad abs 2: unterschreib ich voll! der extrem hohe schönheits- und fitnesstrend in deutschland fördert hypochonder und das "ich-will-ne-pille-gegen-alles-haben"-prinzip. zu viele gehen ungern aus ner praxis ohne was raus..

ad abs 3: crowdsourcing offline ;-)

ad absätzchen 4: doc-hopping auffällig hoch (n=wieder bekanntenkreis). ich würde grenzen setzen!








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