Auge um Auge

Schönes Beispiel, wie in England Rationierung funktioniert.

Seit einigen Monaten ist in Europa der monoklonale Antikörper Lucentis® (Ranibizumab) von Novartis zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) auf den Markt. Zu einem horrenden Preis: Apothekenverkaufspreis in Deutschland liegt bei über 1500 Euro. In den ersten 3 Monaten der Behandlung wird es monatlich intravitreal (in den Glaskörper des Auges) gespritzt und nach einer Erhaltungsphase gegebenfalls wiederholt.

Bisher gab es noch keine wirkliche Therapie gegen die chronisch fortschreitende AMD, trotz bis zu 1 Million Betroffener allein Deutschland. Nicht nur in England fürchten die Verantwortlichen in Politik und Krankenkassen, dass Lucentis® die Budgets sprengen könnte.

In England hat das NICE daher empfohlen, 20% der Patienten mit Lucentis® zu behandeln - aber nur Patienten, die das Augenlicht auf einem Auge schon eingebüsst haben. Die Verwendung des Konkurrenzpräparats von Pfizer (Macugen®) wurde explizit ausgeschlossen. Die endgültige Entscheidung wird für September erwartet.

Das deutsche IQWiG soll sich ja bei seinen Kosten-Nutzen-Bewertungen auf internationale Standards stützen. Ein Auge langt für die Wirtschaftlichkeit. So stellt sich Ulla Schmidt sicher nicht die internationalen Standards vor.
 
[Avastin - Lucentis]
Autor: strappato   2007-06-14   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2007-06-14  
Der erste Satz im 3. Absatz ist m.E. so nicht ganz richtig.


strappato   2007-06-14  
Der off-label Einsatz von Avastin ist ein Thema für sich. Das pikante ist, dass der Hersteller sowohl von Lucentis als auch von Avastin das Biotech-Unternehmen Genentech ist. Das Interesse Avastin für AMD zu zulassen wird sich in Grenzen halten.


kelef   2007-06-15  
behandelt werden nur einäugige, und:
"The draft guidence drew criticism from health campaigners who said the decision would condemn 20,000 people a year to blindness." vermutlich denken die NICEr dabei auch an die überalterung der bevölkerung: wer gar nichts mehr sieht, fällt leichter über die stiege und bricht sich das genick, das erspart pensions- und krankenkassen eine menge. könnte man vielleicht noch hochrechnen.

sehr makabrer standpunkt der herrschaften. aus ethischen gesichtspunkten mag man gar nicht darüber nachdenken. als nächstes werden dann oberschenkelhalsbrüche bei patienten mit einem gewissen grad von osteoporose nicht mehr saniert (die brechen sich sowieso wieder was), oder ab einem gewissen alter gibt es keine blutdrucksenker mehr (leben eh nicht mehr lange).


hotzenplotz   2007-06-15  
Apropos Einäugige...
Warum wird bei diesem Thema eigentlich immer nur auf Krankenkassen und Qualitätsintstitute eingedroschen, aber nicht auf die Pharmaunternehmen, die der Allgemeinheit derartige Wucherpreise abpressen und dazu Kranke als Geiseln nehmen? Vielleicht sollte man "aus ethischen Gesichtspunkten" auch mal über diese Seite der Medaille nachdenken?


strappato   2007-06-15  
Dieses blog kann ja nicht damit gemeint sein, oder?


hockeystick   2007-06-15  
@hotzenplotz: Auch der verlinkte Artikel in meinem Kommentar oben geht in die Richtung.


kelef   2007-06-15  
@ hotzenplotz: die pharmaunternehmen können doch nichts dafür, das sind die bösen aktionäre die immer geld wollen von denen, so ist das.

@ strappato: definitiv nicht, mehr losprügeln auf die brüder als sie kann man nicht leicht ohne sich in gefahr zu begeben.








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