Erfolgsgarantie

Hört sich wie die Werbung von Quacksalbern an, aber angesichts des Sparzwangs in den Gesundheitssystemen bietet die Pharmaindustrie sogar Geld-zurück-Garantien an. Da Kosten-Nutzen-Bewertungen der systemweiten Entscheidungsfindung dienen und oftmals die Versorgungsrealität oder einzelne Indikationen ungenügend berücksichtigen, erscheint eine auf den Fall bezogene Erfolgskomponente folgerichtig. Insbesondere bei Erkrankungen, bei denen randomsierte klinische Studien ethisch nicht durchführbar sind.

Die NY Times hat einen Artikel dazu.

Das ist eine Entwicklung, die sich auch in Deutschland andeutet. Beispielsweise gibt es integrierte Versorgungsverträge für Patienten, die künstliche Hüft- und Kniegelenke benötigen, die den kompletten Behandlungsprozess vom ambulanten Erstkontakt bis zur Reha nach einem vorgegeben Konzept vorschreiben und dann eine 10-jährige Garantie beinhalten.

Wie medizinischer Erfolg beurteilt wird, war schon immer schwierig.
Wenn fast alle anderen Künste und Wissenschaften nach Vollkommenheit und Verrichtung, nicht aber nach Erfolg oder Mühe beurteilt werden, […] üben der Arzt und vielleicht nur noch der Staatsmann kaum irgendwelche eigentümlichen Wirkungen aus, durch die sie eine Probe ihrer Kunst ablegen, sondern sie ernten Ehre oder Schande hauptsächlich nach dem Erfolg und sind der unbilligsten Beurteilung ausgesetzt. Denn wie wenige Leute wissen, ob es Zufall oder planmäßigem Ratschluss zu danken ist, wenn der Patient gesundet oder stirbt […]. Und so trägt oft der Betrüger die Siegespalme, der Tüchtige den Tadel davon.
Bacon von Verulam, Francis: Über die Medizin. Ins Deutsche übertragen aus: De dignitate et augmentis scientiarum (1623), Buch IV Kapitel II, von E. Wallach. Sudhoffs Archiv 1926; 18: 112–129.

Die naturwissenschaftliche auf Studien beruhende Medizin glaubte, durch die Konzentration auf nachvollziehbare und wiederholbare Kriterien dies überwunden zu haben.

Durch die ergebnisorientierte Bezahlung im Gesundheitswesen wären wir jedoch wieder dort angekommen, wo die westliche Medizin ihren Ausgangspunkt nahm. Im antiken Griechenland. Dort bestimmten Honorar und Ruhm den Erfolg eines Arztes. Misserfolg führte zu Verlust des Ansehens mit direkten finanziellen Auswirkungen. Es versteht sich von selbst, dass aussichtslose Fälle damals nicht so gern behandelt worden sind.
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-07-29   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  


gn8   2007-07-30  
Was soll ich aber machen? Meine Netzhaut-OP ist «wie im Schulbuch» ganz super gelaufen. Die Augenärzte sind alle höchst zufrieden mit ihrer Arbeit. Aber ich habe heute, nach 6 Wochen, ein Sehvermögen von knapp 15% (wobei ich eine ganze Reihe Zahlen bereits mehr geraten als gesehen habe). Das ist nun sogar meiner Augenärztin zu wenig. Von meinen Ansprüchen will ich lieber nix schreiben. Soll ich meine beiden Hobbies aufgeben müssen und dann auch noch den Arzt loben und ihm gar mehr Geld zuteilen? So gemeinnützig bin ich nur bei sonst Hilflosen.








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