Avastin: Genentech schliesst Apotheken aus

Auch in den USA greifen Augenärzte zum preiswerteren Avastin®, um Patienten mit altersbedingter feuchter Makuladegeneration (AMD) zu behandeln. Dies ist für viele Patienten die einzige Möglichkeit ihr Augenlicht zu erhalten, da sie die Kosten für das erheblich teurere Lucentis® nicht aufbringen können. Der Hersteller Genentech will dieser Praxis einen Riegel vorschieben, wie die NY Times berichtet. Avastin® soll von den Grosshändlern nicht länger an Apotheken verkauft werden, die den Wirkstoff in kleinere Einheiten für den Einsatz bei AMD teilen.

Um die Reaktionen bei Ärzten und Patienten zu mildern, kündigt Genentech in einem Brief an die Ärzte ein Programm an, das finanziell klamme Patienten unterstützt. Klassische PR-Methode - Zuckerbrot und Peitsche.
We recognize this change may require some adjustment on your part and are acknowledging this by notifying you seven weeks prior to the change taking effect. In addition, I would like to reiterate Genentech's commitment to patient access to our approved products. We have always believed that no eligible patient should go without one of our approved medicines due to financial barriers alone. As such, we have invested in a dedicated support services organization to assist with providing patients access to our medicines. Specific to Lucentis, we offer The LUCENTIS Commitment™, a comprehensive support program dedicated to facilitating timely reimbursement.

In der letzten Quartalskonferenz mit Analysten musste Genentech einräumen, dass nur die Hälfte der AMD-Patienten in den USA Lucentis® erhält. Beim Preisunterschied von $ 2000 für die Dosis Lucentis® gegenüber $ 50 für Avastin® ist dies ein erheblicher potentieller Umsatzverlust. In den ersten 6 Monaten brachte Lucentis $ 420 Millionen Umsatz in den USA. Eine Milliarde geht da Genentech locker verloren. Da kann man dann auch ein paar Millionen für das Programm zur Unterstützung mittelloser Patienten ausgeben.
 
[Avastin - Lucentis]
Autor: strappato   2007-10-12   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


mager   2007-10-12  
Stimmt es, dass in Australien ein solcher Versuch gescheitert ist? (habe auf die Schnelle nix Er-Google-n können)
NACHTRAG: Hier
Wenn ich es richtig verstehe hat Baxter Avastin umgepackt und wurde dann nicht mehr beliefert...


strappato   2007-10-12  
Der Artikel in der NY Time zeigt ja, dass sowas schwer ist. Krankenhausapotheken bekommen Avastin noch, ebenso können private Praxen selber den Wirkstoff in kleinere Dosen teilen lassen. Das Haftungsproblem wird kurz angesprochen, ist aber scheinbar nicht von grosser Bedeutung, wenn die hygienischen und pharmazeutischen Standards eingehalten werden.

Die Distribution unter Kontrolle zu bekommen, wird in Zukunft ein Thema bei den Pharmafirmen sein. Das sieht man ja auch in England, wo mit bestimmten Grosshändlern Exklusiv-Verträge vereinbart worden sind, und das Interesse an RFID und anderen Methoden, um die Lieferkette zu kontrollieren.

Im Wallstreet Journal Health blog wird argumeniert, dass nun das Umpacken von den sicheren Apotheken zu den Ärzten verlagert wird, und sich so das Risiko für die Patienten erhöht. Mögliche Zwischenfälle wird Genentech dann wohl für die eigene PR nutzen.


galapagos   2007-11-04  
ich finde das einfach sensationell, dass es das web und weblogs dieser art ermöglichen, solche (natürlich nur aus sicht der gesundheitssysteme, nicht der unternehmen) fragwürdige methoden nachzulesen und kennenzulernen. spannender als jeder stephen king, go on!








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