Impfmarketing mit Kopfprämien Vom 21. bis zum 27. April findet die Europäische Impfwoche der Weltgesundheitsorganisation statt. In der Ärzte Zeitung gibt eine Praxisberaterin dem Praxispersonal Tipps, wie die Praxis dies für sich nutzen kann: Um den Erfolg einer Impfkampagne zu honorieren, können Arzthelferinnen ihren Chef auch nach einer Prämie für die erfolgreiche Vermittlung fragen - zum Beispiel gestaffelt nach Patientenzahlen. [Ambulante Versorgung]
Ärztehaus-Schwemme Der Spiegel hat sich den Ärztemangel angesehen. Wie viel besser haben es da doch die Menschen im bayerischen Starnberg. Die Einwohnerzahl ist mit der von Aschersleben durchaus vergleichbar. Doch während es im Harz jahrelang keinen einzigen Augenarzt gab, tummeln sich in den Starnberger Praxen sowie einer Spezialklinik gleich ein halbes Dutzend Augenheilkundige. Ganz so einfach ist es leider nicht. In Bayern müssen sich 15.500 Einwohner einen niedergelassenen Augenarzt teilen, in Sachsen-Anhalt sind es 15.514 - also kein Unterschied. Was die Entwicklung zum "Ärztemangel" gefördert hat: Der Trend zu Gemeinschaftspraxis und die schicken Ärztehäuser, die sich die Bürgermeister gerne hinstellen. Mittlerweile ballen sich überall in Deutschland die Fachärzte. In den Innenstädten von Grosstädten, wie auch von Kreisstädten in der Provinz. Auf engem Raum findet der Patient dort Fachärzte, ambulante Kliniken, Krankenhaus - kleine Medizin-Ghettos. In Flächenländern kann der nächste Facharzt in der Kreisstadt schnell 20-30 km entfernt sein, bei einem Nahverkehrsangebot, das seinem Namen nicht verdient. Dagegen kann der KBV-Vorsitzende wenig machen. Wenn wie in einem mir bekannten Fall der Investor auf der Matte steht, um das nächste Ärztehaus in die Kreisstadt zu setzen und weitere Fachärzte aus der Region (bzw. Planungsbezirk) umzusiedeln. [Ambulante Versorgung]
Zerfallserscheinungen Unser Gesundheitssystem, so wie es Patienten und Ärzte kennen, zerfällt und niemand merkt es so recht. Integrierte Versorgungsverträge, Medizinische Versorgungszentren, Filialpraxen, Rabattverträge - da steigen selbst Experten kaum durch. In Baden-Württemberg soll für die AOK der Hausärzteverband und MEDI, einer Ärztegenossenschaft, die hausarztzentrierte Versorgung organisieren. In Bayern wollen die Hausärzte die Kassenzulassung zurückgeben. In Hessen hat offenbar eine Mehrheit der Urologen hat ihren Verzicht auf eine kassenärztliche Zulassung erklärt. Die Ärzte haben den bürokratischen Irrsinn satt. Statt sich um ihre Patienten zu sorgen, sind solche Dinge wichtiger: Frage: Ich bin als Allgemeinarzt mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie niedergelassen. Iich habe von mehreren Seiten erfahren, dass ich bei einem Überweisungspatienten mit "Zielauftrag" die Nrn. 35100 bzw. 35110 plus 01413 je nach Leistungserbringung abrechnen kann! Ist diese Möglichkeit tatsächlich gegeben? Antwort: Die Leistungen nach den Nrn. 35100 und 35110 sind für Sie als Hausarzt entsprechend der Präambel 3.1 grundsätzlich nicht mehr berechnungsfähig. Für Hausärzte mit der Qualifikation Psychosomatik kann der Qualitätszuschlag nach GOP 03235 neben der Versichertenpauschalen nach den GOP 03110 -03112 oder GOP 03120-03122 in Ansatz gebracht werden. Die Zusetzung der GOP 03235 erfolgt im Übrigen automatisch durch die KV Hessen. [Ambulante Versorgung]
Kennzeichnungspflicht bei Kassenärzten Die Ärzte Zeitung weist auf die Änderung des Bundesmantelvertrags (BMV) hin (nur für Facgkreise online). Der BMV regelt die Rechte und Pflichten der Vertragsärzte. Nach der Änderung ist ab dem 1. Juli 2008 die Kennzeichnung der abgerechneten Leistung nach Arztnummer sowie aufgeschlüsselt nach Betriebsstätten und Nebenbetriebsstätten anzugeben. Hört sich harmlos an, kann aber für Ärzte Konsequenzen haben, die als Vertragsarzt in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten oder ausgelagerte Behandlungsräume haben. Bisher hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) bei fachgleichen Praxen nicht gemerkt, wenn ein Partner weniger als die vorgeschriebenen 20 Stunden/Woche tätig war, etwa wenn sich der Seniorpartner sich dem Golf zuwandte. Durch die Angabe der Artznummer wird das nun transparent. Praxen, die ausgelagerte Untersuchungs- und Behandlungsräumen dürfen dort kein Erstkontakt abrechnen. Beispielsweise müssen Radiologen, bei denen bestimmte Geräte nicht in den Praxisräumen stehen, nun den Patienten erst einmal in die Praxis bitten, um den Konsiliarkomplex abrechnen zu können. Ob das deutsche Gesundheitswesen damit einen grossen Sprung zu mehr Effizienz gelungen ist, bleibt fraglich. In jedem Fall ein weiterer Bürokratie-Stein, der den Kassenarzt langsam begräbt. [Ambulante Versorgung]
Möglicher Abrechnungsbetrug bei Methadonprogramm Rund 1.000 Ärzte in ganz Deutschland verdächtigt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) des möglichen Betruges „oder der Schlamperei“ bei der Abrechnung der Heroinsubstitution mit Methadon. Das äusserte die Kasse gegenüber dem Bielefelder "Westfalen-Blatt" vom 1. März. Allerdings beruht die Größenordnung des Verdachtes offenbar auf einer Schätzung. Die Kasse bezieht sich auf Unregelmässigkeiten, die die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen entdeckt habe, meldet das Ärzteblatt. In einer Pressemitteilung der AOK-Niedersachsen erläutert ein Vorstandsmitglied des IKK-Landesverbandes die Fälle. Nach einem konkreten Fall im Nordwesten sowie Auffälligkeiten auch in anderen Regionen Niedersachsens haben wir herausgefunden, dass eine Reihe niedergelassener Ärztinnen und Ärzte Rezepte für unerklärlich große Mengen der Ersatzdroge Methadon ausgestellt haben, häufig das Zwei- bis Dreifache der normalen Höchstdosis. Die Patientinnen und Patienten erhielten aber in Wirklichkeit deutlich geringere Tagesdosen. Mit dieser Masche brachten sich die beteiligten Mediziner in den Besitz beträchtlicher Mengen der Substanz, die sie dann, völlig unkontrolliert, an andere Süchtige abgaben, zum Teil sogar gegen Bezahlung und ausserhalb des Methadon-Programms. [Ambulante Versorgung]
Einmal kalter Schauer: EBM-Seminar Wer will mal einen Blick in die hausärztliche Abrechnung mit dem neuen EBM 2008 werfen? Der Hausärzteverband Niedersachsen hat die Folien zum EBM-Seminar online gestellt. Versichertenpauschale 03130 bei unvorhergesehenem Kontakt - Neu! Notfall bei eigenen Pat. Nicht org. Notdienst - Ziffer: 03130 - 480 Punkte Höchstens zweimal im Behandlungsfall Persönlicher A-P-K (nicht telefonisch) - Nur, wenn außer unvorhergesehener Inanspruchnahme, Sa, So, Feiertags, keine weitere Behandlung erfolgt - Bedeutet: nur neben 01100, 01101, 01411, 01412, 01415 - Kein Chronikerzuschlag möglich [Ambulante Versorgung]
Der moderne Barfuss-Doktor Jay Parkinson, MD MPH ist ein moderner Barfussarzt. Statt einer Praxis, eingerichtet vom Star-Innenarchitekten, langt ihm ein MacBook im Arztkoffer. Damit macht er Hausbesuche in Williamsburg, einem Viertel des New Yorker Stadtteils Brooklyn und E-Visits. Für $500 im Jahr wird er persönlicher Hausarzt und ist für seine Patienten per E-Mail, IM Chats oder Web-video ständig ansprechbar. Enthalten sind auch zwei persönliche Konsultationen, beim Patienten zu Hause, am Arbeitsplatz oder wo immer es passt. Weitere kosten extra. Hausbesuche sind in den USA fast revolutionärer als E-Visits. Eine Art Mischung aus Hausarzt und Disease Manager, da er verspricht, seine Patienten durch das amerikanische Gesundheitssystem zu lotsen. Mit seinem Wissen und Kontakten sollen die Patienten auch Geld und Zeit sparen - nicht unplausibel, wenn man in SiCKO gesehen hat, wie Ärzte und Kliniken die persönliche Einkommensmaximierung vor das Wohl des Patienten stellen. Ein Pferdefuss hat das Ganze: Er beschränkt das Maximalalter seiner Patienten auf 40 Jahre und vermeidet dadurch multimorbide Patienten mit chronische Erkrankungen im Alter. Der Mediziner der Digitalen Bohème. Ganz stilecht sollen Parkinsons Kunden in einem Umkreis von 20 Minuten um seinen "home-base coffee shop" wohnen. Zu weit für Sascha Lobo. Doc Parkinson hat in den US-Medien einige Aufmerksamkeit bekommen, beispielsweise in der Washington Post oder dem WSJ Health Blog. Und wenn ärztlichen Fähigkeiten des Doktors ähnlich ansprechend sind, wie die fotografischen, dann müsste es mit der iPraxis sogar funktionieren. [Ambulante Versorgung]
Zwangsvorstellung beim Hausarzt Relativ unbemerkt von der nicht-medizinischen Öffentlichkeit ist die Diskussion um den neuen Einheitlichen Bewertungsmassstab (EBM) für die niedergelassenen Vertragsärzte abgelaufen. In ihm ist festgelegt, wie ab 1.1.2008 die Leistungen abgrechnet werden dürfen. Immer noch geschieht es auf Basis von Punktwerten, die dann je nach Region, Fachgruppe und Quartal unterschiedlich viele Euro wert sind. Der letzte EBM - EBM2000plus, jahrelang bitter umkämpft und am Ende als Jahrhundertwerk gefeiert, hat nicht einmal 3 Jahre durchgehalten. Das neue Werk wird auch nicht länger Bestand haben, da in der Gesundheitsreform ein Wechsel von den Punktwerten zu festen Preisen ("EURO-EBM") zum 1.1.2009 beschlossen worden ist. Dann sollen Morbidität der Versicherten, die Kostenentwicklung in den Praxen und die Leistungsverlagerung aus dem stationären in den ambulanten Bereich stärker berücksichtigt werden. Einen Vorgeschmack, was Arzt und Versicherte erwartet bietet der EBM 2008. So ist eine neue Ziffer (03212) als Morbiditätszuschlag für chronisch kranke Patienten aufgenommen worden. 495 Punkte im Quartal erhalten Hausärzte damit extra. Was umgerechnet immerhin rund 25 Euro ausmachen wird. Hört sich gut an, hat aber einige Pferdefüsse. Chronisch erkrankte Patienten sind nur diejenigen, die den Vorgaben der Chroniker-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) entsprechen. Im Zweifel entscheidet die Krankenkasse. Der Patient muss wegen der Krankheit ein Jahr lang mindestens einmal im Quartal behandelt worden sein. Zusätzlich muss diese Erkrankung zu Pflegebedürftigkeit oder zu Behinderung und Minderung der Erwerbsfähigkeit geführt haben, oder eine kontinuierliche medizinische Versorgung erfordern, ohne die der Zustand dauerhaft oder lebensbedrohlich schlimmer würde. Obligater Leistungsinhalt sind mindestens zwei Kontakte zwischen Arzt und Patient im Quartal. Demnächst wird der Hausarzt diese Patienten in jedem Fall 2x im Quartal einbestellen und mit Recall-Methoden versuchen, die Besuche sicherzustellen. Denn wenn ein Quartal ausgelassen wird, ist die Pauschale für vier Quartale weg. Zwangsvorstellung wie bei Musterungsterminen. Zu befürchten ist, dass am Ende des Quartals schon mal die Termine knapp und die Wartezimmer voll werden, wenn der Hausarzt sich die Pauschalen sichern will. Der Weg in den Euro-EBM ist der Weg in die Pauschalen und Leistungskomplexe. Nicht, dass jemand 2010 ankommt und sagt: Das haben wir nicht gewusst. [Ambulante Versorgung]
Vertragsärztin kündigt Eine Ärztin gibt ihre Vertragsarztzulassung zurück. Die Düsseldorfer Allgemeinmedizinerin und Bloggerin Dr. Sarah Schons vollzieht damit einen Schritt, den viele Ärzte als Reaktion auf die Gesundheitsreform und den sich seit Jahren verschlechternden Bedingungen für ihre Tätigkeit angekündigt haben und der in Umfragen immer wieder auf Zustimmung stösst. Jedoch lassen die wenigsten niedergelassenen Ärzte den Worten Taten folgen. Obwohl der § 95b SGB V (Kollektiver Verzicht auf die Zulassung) einen Weg öffnet, um weiterhin Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung nach GOÄ zu behandeln. Schwerer wiegt bei den Ärzten der Absatz 2 des Paragraphen: Eine erneute Zulassung kann frühestens nach Ablauf von sechs Jahren erteilt werden. So bleibt es bei der individuellen Rückgabe der Zulassung - ohne dass es den Druck auf die Gesundheitspolitik erhöht. Besonders schmerzlich: Gerade engagierte Ärzte kapitulieren vor dem System - oder lassen sich als Jungmediziner gar nicht erst auf die frustbeladene Tätigkeit als niedergelassener Arzt ein. So ganz kommt Dr. Schons aus dem System nicht raus: Privatärzte ohne Vertragsarztzulassung müssen sich am ärztlichen Notfalldienst selbst dann beteiligen, wenn dieser von der Kassenärztlichen Vereinigung organisiert wird. Das Heilberufsgesetz NRW verpflichtet alle niedergelassenen Ärzte, somit auch Privat- und Fachärzte, am Notfalldienst teilzunehmen. [Ambulante Versorgung]
Rechnungsverweigerer Gestern erlebt: Niedergelassenen Ärzte, die nicht in der Lage sind, für das Studienhonorar eine formell richtige Rechnung zu verfassen. Freiberufler, die von Kassenärztlichen Vereinigungen und privatärztlichen Verrechnungsstellen abhängig sind. Das sagt viel über den Zustand unserer ambulanten Versorgung aus. [Ambulante Versorgung]
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