Sicherheit der HPV-Impfung wieder in der Diskussion


Durch zwei Verdachtsfälle von Impfkomplikationen in Zusammenhang mit der HPV-Impfung in Spanien ist der Impfstoff Gardasil® wieder in die Diskussion gekommen. Während die deutsche Aufsichtsbehörde, das Paul-Ehrlich Institut (PEI) heute noch verlauten lässt, dass es keinen Hinweis auf ursächlichen Zusammenhang geben würde, haben die spanischen Behörden die betreffende Produktionscharge mit 75.582 Impfstoffdosen vorerst vom Markt nehmen lassen. Das PEI sieht derzeit keinen Handlungsbedarf im Hinblick auf den Einsatz des Impfstoffs Gardasil® in Deutschland.

Die Aufmerksamkeit nutzt die frauenpolitische Sprecherin der niedersächsischen Landtagsgrünen, Elke Twesten, um auf die massive Werbekampagne der Hersteller für die Impfung hinzuweisen. Twesten hat die für Schule und Gesundheit zuständigen Ministerinnen aufgefordert, sich für eine Beendigung des "Werbefeldzuges für HPV-Impfungen" einzusetzen. In öffentlichen Einrichtungen und Institutionen in Niedersachsen sollten keine Werbemassnahmen von Pharmakonzernen für entsprechende Impfstoffe durchgeführt werden dürfen.

Die neuerliche Debatte kommt für den Hersteller Merck & Co. (in Deutschland: SP MSD) zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Nach den jüngst vorgelegten Unternehmenszahlen hat Merck & Co. mit Gardasil® im 4. Quartal nur 286 Millionen Dollar eingenommen, was einen Rückgang um 16% gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Um so mehr hängt der weitere Erfolg von der Zulassung des Impfstoffes auch für Jungen ab. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen vor einer Woche bei der FDA eingereicht. Der Nutzen einer Impfung ist durch die überwiegende Symptomlosigkeit der HPV-Infektion beim männlichen Geschlecht nicht evident. Hier fallen Sicherheitsbedenken noch stärker ins Gewicht, als bei der Bewertung des Einsatzes für junge Frauen.
 
[HPV]
Autor: strappato   2009-02-12   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Nobelpreis mit Gschmäckle

Die Neue Züricher Zeitung berichtet über finanzielle Verbindungen zwischen dem Pharmakonzern AstraZeneca und Tochterfirmen der Nobel-Stiftung. Auch mehrere Mitglieder des Nobelkomitees sollen auf der "Lohnliste" von AstraZeneca stehen.
Laut Oberstaatsanwalt Christer von der Kwast könnten Verbindungen zwischen dem Pharmakonzern Astra Zeneca und Personen im Umkreis der Nobelstiftung Anlass zu strafrechtlichen Ermittlungen bieten.

Pikant ist die Verbindung deshalb, weil AstraZeneca nach der Übernahme der Biotechnologie-Firma MedImmune und deren Patent-Rechten im Frühjahr 2007 mit Milliardenbeträgen an den Verkäufen der HPV-Impfstoffe partizipiert. Die aufsehenerregende Übernahme pdf-Dateibegründete AstraZeneca nicht zuletzt mit den zu erwartenden Umsätzen:
Provides AstraZeneca with several other substantial assets, including a royalty stream on the sales of the HPV vaccines with estimated consensus peak sales of $5.5bn

Ebenso klar war schon bei der Bekanntgabe des Preisträgers Harald zur Hausen, dass die Entscheidung die Vermarktung der HPV-Impfstoffe ankurbeln würde:
Der Nobelpreis an einen deutschen Krebsforscher ist eine gute Nachricht für die Pharmaindustrie. Eine bessere PR für die umsatzstärkste Arznei gibt es kaum.
--

Auch die taz berichtet ausführlich.
Anders Bárány von der „Königlichen Wissenschaftsakademie" befürchtet einen Trend, der zunehmend das Image des Nobelpreises schädigen könnte: „Die meisten sehen vermutlich den Nobelpreis als selbständig und unbeeinflusst von äußerem Druck an. Aber dann lebt man in einer Welt, die es vor zehn Jahren gab, bevor diese Entwicklung mit Sponsoren begann."

 
[HPV]
Autor: hockeystick   2008-12-11   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Öffentliche Diskussion um HPV-Impfung dauert an

Nobelpreisträger Harald zur Hausen hat mit einer Replik auf das kürzlich veröffentlichte kritische Manifest einiger Wissenschaftler zur HPV-Impfempfehlung reagiert und am Mittwoch eine Pressekonferenz zum Thema abgehalten. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung räumt er nun ein, dass seine Replik zum Teil fehlerhaft war, ärgert sich aber weiterhin über das Papier:
SZ: In einem Manifest haben 13 Wissenschaftler soeben darauf hingewiesen, dass die Wirksamkeit der Impfung nicht genügend belegt sei.

zur Hausen: Ich habe mich über einige Punkte in diesem Manifest sehr geärgert.

SZ: Haben Sie das Manifest denn inzwischen gelesen? Mit Verlaub: Sie haben ohne Kenntnis dieses Manifests eine fehlerhafte Antwort verfasst.

zur Hausen: In einer neueren Antwort habe ich eine fehlerhafte Bewertung herausgenommen. Aber es ist umgekehrt mein Eindruck, dass sich die 13 Experten nicht genügend mit den biologischen Hintergründen der Infektion beschäftigt haben. Ich ärgere mich, dass nun vielleicht bei einer großen Zahl von Frauen Krebs auftritt, weil sie sich nicht impfen lassen.
Die Kollegen von Plazeboalarm versuchen, die Entwicklung der Diskussion zu dokumentieren.
 
[HPV]
Autor: hockeystick   2008-12-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Wissenschaftler kritisieren HPV-Impfempfehlung

Die HPV-Impfung war von Anfang an umstritten. Wegen mangelnder Nachweise für die postulierte Wirksamkeit und wegen der aggressiven Marketingkampagnen der Pharmafirmen. Jetzt pdf-Dateifordern 13 Wissenschaftler und Mediziner eine "Neubewertung der Wirksamkeit" und ein "Ende der irreführenden Information".

Plazeboalarm, Süddeutsche Zeitung
 
[HPV]
Autor: hockeystick   2008-11-26   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

HPV-Marketing im stillen Örtchen

Werbung muss die Zielgruppen erreichen, wo sie sich aufhalten. Bei weiblichen Teenagern scheint es die öffentliche Toilette zu sein, auf die sie bekanntlich immer zusammen gehen. Oder warum wirbt Sanofi Pasteur MSD in der Schweiz an diesem Ort für die HPV-Impfung?

Übrigens ganz neu ist die Idee nicht.

[hat tip Journalistenschredder…]
 
[HPV]
Autor: strappato   2008-10-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Behörden in den Niederlanden untersuchen Einflussnaheme von GSK und SP MSD

Wegen Einflussnahme auf Experten, die an der Empfehlung zur HPV-Impfung beteiligt sind, sind in den Niederlanden die Büroräume von Sanofi Pasteur MSD (SP MSD) und GlaxoSmithKline (GSK) durchsucht worden. Die Mitglieder des "Gezondheidsraad" sollen, ähnlich wie die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland, als unabhängige Experten über die Empfehlung und Aufnahme von Schutzimpfungen in den Impfkatalog entscheiden. Das berichtet das niederländische Fernsehen im Magazin Zembla. Danach hätten die Inspektoren interne Dokumente beschlagnahmt (übersetzte Version), wie z. B. E-Mail-Austausch mit Ärzten, Informations-, Marketing-Pläne, Verträge mit Ärzten und Wissenschaftlern und Anweisungen für Ärzte beim Umgang mit Patienten.

So wie ich es verstanden habe, wird in den Niederlanden die HPV-Impfung von den Krankenkassen oder den Behörden nicht bezahlt und die beiden Impfstoffhersteller haben in den letzten Monaten das Lobbying und Marketing intensiviert, um eine positive Entscheidung zu beeinflussen.

GSK hat eine "Razzia" bestritten und verweist auf einen angemeldeten Besuch und die volle Zusammenarbeit des Unternehmens mit den Behörden.

In Deutschland sind nur fünf von 16 Mitgliedern der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) ganz oder weitgehend frei von finanziellen Verbindungen zu den Herstellern von Impfstoffen. Was niemanden bisher gestört hat.

[Hat tip: Pharmalot]
 
[HPV]
Autor: strappato   2008-10-20   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ohne Schuss kein Visum

Die US Heimatschutzbehörde (Department of Homeland Security) hat einen Weg gefunden, dem Pharmakonzern Merck & Co. ein paar Millionen Extra-Dollar zukommen zu lassen. Mädchen und Frauen, zwischen 11 und 26 Jahren, die in die USA einwandern wollen, müssen die umstrittene Impfung gegen HPV mit dem Impfstoff Gardasil® vorweisen.

Entgegen den Zulassungsstudien und Empfehlungen langt jedoch der Behörde eine Dosis, anstatt der drei für einen effektiven Schutz notwendigen Dosen gegen die am meisten relevanten Genotypen des HP-Virus, die für die Entstehung eines Zervixkarzinoms verantwortlich gemacht werden. Hochgerechnet brachte diese fragwürdige Massnahme dem Hersteller, laut Gavin Magor von TheStreet.com, seit dem Beginn der Verpflichtung 52 Millionen Dollar ein.

Peanuts gegenüber dem alleine für 2008 geschätzten weltweiten Umsatz mit dem Impstoff von 3,2 Milliarden Dollar. Wie sagte meine Grossmutter immer: Kleinvieh macht auch Mist. Gerade, wenn die Umsätze nicht so laufen wie erwartet.

--
Bytheway
In Australien fordern Ärzte eine Untersuchung von Fällen, in denen Gardasil® mit Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis) in Zusammenhang gebracht wird.
 
[HPV]
Autor: strappato   2008-09-23   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Wieviel Vorsicht braucht das Land?

Einen kritischen Blick auf den Umgang mit Gebärmutterhalskrebs hat der Deutschlandfunk (DLF) in der Sendung "Wissenschaft im Brennpunkt" geworfen - Wie viel Vorsicht braucht das Land? Startpunkt für die Autorin Eva Schindele ist die Beobachtung, dass die in Deutschland seltene Erkrankung Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) seit der Markteinführung der HPV-Impfung eine enorme öffentliche Aufmerksamkeit erhalten hat. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Erkrankung, den Folgen der Impfung und der Vorsorgeuntersuchungen - und den zu einfachen Wahrheiten in den Präventions- und Impfkampagnen.

Die Sendung als podcast (mp3).

[Hat tip: Plazeboalarm]
 
[HPV]
Autor: strappato   2008-08-31   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Herstellerfinanzierte Impfquotenmassage

Die von der Uni Greifswald verbreitete PR-Meldung über den Erfolg der HPV-Impfung hat mittlerweile ein vielfaches Echo in der Medienlandschaft gefunden. So meldet etwa die österreichische Zeitung der Standard:
Fast 70 Prozent der 14- bis 17-jährigen Mädchen greifen auf Impfung zurück.

An der zugrundeliegenden Pressemeldung ist jedoch nicht nur fragwürdig, dass in ihr die Tatsache keine Erwähnung fand, dass der Impfstoff-Hersteller Sanofi Pasteur MSD die Umfrage finanziert hat. Vieles spricht dafür, dass die tatsächliche Impfrate in Deutschland weit unter dem per Umfrage ermittelten Wert liegt.

Hier der entsprechende Abschnitt im Wortlaut:
Im Rahmen der Untersuchung wurden in Mecklenburg-Vorpommern 760 Frauen im Alter zwischen 14 und 65 Jahren sowohl zu ihren Einstellungen als auch zu ihrem Wissen und ihrem Verhalten bezüglich der Prävention befragt.

Die Untersuchung ergab, dass die HPV-Impfung unter den Frauen in Mecklenburg-Vorpommern eine hohe Akzeptanz findet. Zum Zeitpunkt der Umfrage (Februar 2008) waren bereits 68 % der Befragten im Alter zwischen 14 und 17 Jahren gegen HPV geimpft.

Die Impfung wird von der STIKO für die Altersgruppe von 12 - 17 Jahren empfohlen und wird von den gesetzlichen Krankenkassen für diese Altersgruppen auch anstandslos erstattet. Viele Kassen erstatten die Impfung sogar weit über diese Altersgrenzen hinaus, etwa vom 9. bis zum 26. Lebensjahr. Dies wurde auch Anfang 2007 schon pdf-Dateiähnlich gehandhabt.

Die tatsächlich in Deutschland durchgeführten Impfungen dürften also zu einem großen Teil die Altersgruppen von 9 bis 26 Jahren betreffen, sich also auf 18 Jahrgänge verteilen, rund 7 Millionen Mädchen und Frauen. Da wir die genaue Altersverteilung der HPV-Geimpften nicht kennen, vernachlässigen wir an dieser Stelle großzügig die Jahrgänge außerhalb der STIKO-Empfehlung und gehen von einer Gleichverteilung über die Altersstufen zwischen 12 und 17 Jahren aus. Damit bleiben rund 2,4 Mio. Mädchen. (WIr gehen dabei ein wenig vereinfacht von 400.000 Mädchen pro Jahrgang aus.)

Von diesen 2,4 Mio. Mädchen müssten im Februar gut 1,6 Millionen bereits geimpft gewesen sein, um in einer repräsentativ angelegten Umfrage auf die genannte Quote von 68 Prozent zu kommen.

Das erscheint jedoch ausgesprochen unwahrscheinlich. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts wurden bis Januar 2008 in Deutschland und Österreich gemeinsam 2,2 Millionen Dosen Gardasil® verkauft:
Unter der Voraussetzung, dass alle verkauften Dosen auch verimpft wurden, ist von insgesamt mindestens 700.000 geimpften Personen auszugehen (drei Dosen pro Impfling zur vollständigen Impfung).
In Deutschland allein werden also Anfang Februar 2008 bestenfalls rund 640.000 Mädchen mit Gardasil® vollständig geimpft gewesen sein.

Ob der zweite Impfstoff Cervarix® den eklatanten Unterschied ausmacht? Sehr unwahrscheinlich. Cervarix® kam erst im Oktober 2007 in Deutschland auf den Markt, während Gardasil® bereits seit September 2006 verfügbar ist. Der Marktanteil des identisch bepreisten und von der Papierform her unterlegenen Cervarix® dürfte auch heute noch weit unter dem von Gardasil® liegen.

Halten wir fest: Realistisch wäre zum Zeitpunkt der Umfrage eine HPV-Impfquote von maximal rund 30 Prozent in der genannten Altersgruppe.

Die Gründe für die Differenz zu den von den eher fachfremden Autoren der herstellerfinanzierten Studie genannten 68 Prozent werden nicht allein in einer besonderen Impffreude der Mecklenburg-Vorpommerinnen zu suchen sein.
 
[HPV]
Autor: hockeystick   2008-08-27   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Uni Greifswald macht verdeckte PR für Sanofi Pasteur MSD

Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald vermeldet heute in einer Pressemitteilung eine gute Akzeptanz der HPV-Impfung im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern:
Die Mehrzahl junger Frauen in Mecklenburg-Vorpommern lässt sich gegen Viren impfen, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. Das ergab eine Untersuchung des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Eigentlich kennt man solche Meldungen nur aus der untersten Schublade der Produkt-PR: Immer mehr Menschen vertrauen der Heilkraft der Vitamine. Die Pressemeldung nennt jedoch keinen Auftraggeber der Studie.

Eine kurze Recherche bestätigt natürlich den ersten Eindruck: Finanziert wird die von Prof. Detlef Jahn geleitete Studie vom Gardasil® -Hersteller Sanofi Pasteur MSD.
 
[HPV]
Autor: hockeystick   2008-08-25   Link   (10 KommentareIhr Kommentar  



 



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