The next big thing Statine (Cholesterinsenker) gehören weltweit zu den meistverkauften Medikamenten. Allein Atorvastatin (Lipitor® oder Sortis®) bringt Pfizer jährlich einen Umsatz von 12 Milliarden Dollar. Wie geht es weiter? Einen ähnlich grossen Markterfolg erhofft sich Pfizer von einem Wirkstoff der das "gute" Cholesterin (HDL) im Blut erhöht. Wie es aussieht, erhöht das Medikament auch den Blutdruck, was einem Todestoss für die Zulassung gleichkäme. Der Artikel bei forbes.com liest sich wie eine Beschreibung eines Glücksspiels. Was keine schlechte Metapher für die Entwicklung eines neuen Wirkstoffes ist. Der Einsatz ist hoch. Nur wollen wir unsere Gesundheit Spielern und Aktienspekulanten in die Hände legen? [Pharmaindustrie]
Aus für den Aussendienst Pfizer will 2.400 Aussendienst-Mitarbeiter in den USA entlassen. Das wären 20% der Medikamentenverkäufer. Interessant ist, dass dies von den Kommentatoren als Beginn von Einsparungen im Pharmaaussendienst auch in anderen Unternehmen gesehen wird. Anzeichen für eine Reduzierung bei den Pharmareferenten gibt es ja auch in Deutschland. Da könnte die Strategie des neuen Pfizer-Chefs weitere Dynamik reinbringen. Denn wenn das Reformgesetz ohne Änderungen in Kraft tritt, müssen auch in Deutschland die Kosten gekappt werden. [Pharmaindustrie]
Diskretes Unternehmen Ratiopharm Markus Grill hatte in seinem Pharmablog über die Geldzahlungen an Ärzte und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bei Ratiopharm berichtet. Wer ist Ratiopharm? Nur die Firma mit den Zwillingen, von der es für alle Krankheiten immer etwas gibt? Zwei Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung offenbaren den Einfluss des in der Öffentlichkeit diskreten Familienunternehmens. Ein Artikel beschreibt die Strukturen des Unternehmens. So gehören zu der Unternehmensgruppe der Familie Merckle beispielsweise neben Ratiopharm der Generikahersteller CT Arzneimittel, der Medikamentengrosshändler Phoenix und ADG, der grösste Anbieter von Warenwirtschaftssoftware für Apotheken. Ein anderer Artikel beschäftigt sich mit den Aktivitäten des Pharmagrosshändlers Phoenix. Phoenix besitzt im Ausland 1300 eigene Apotheken und expandiert teils über undurchsichtige Firmengeflechte nach Osteuropa. In Deutschland wird die mit Abstand kapitalstärkste Apothekenkooperation, der Marketing Verband Deutscher Apotheker, die unter der Apothekenmarke "Linda" firmieren, exklusiv von Phoenix beliefert. Die komplexe Strategie des Konzerns ist längst aufgegangen. Die ist definitiv ganzheitlich und trachtet in der Regel danach einen Markt in seiner Gänze, also: ganzheitlich, zu kontrollieren. [Pharmaindustrie]
Qualität von Anwendungsbeobachtungen Mit Anwendungsbeobachtungen sollen Erkenntnisse bei der Anwendung zugelassener Arzneimittel gesammelt werden. Dass dies notwendig ist, zeigen Beispiele wie der Fall Vioxx. Da erst nach Zulassung, wenn das Medikament von einer grösseren Zahl von Patienten über einen längeren Zeitraum eingenommen wird, sich möglicherweise in den Studien wenig beachtete Nebenwirkungen doch als relevant herausstellen können. Anwendungsbeobachtungen sind aber auch erstklassige Marketing-Instrumente. Nicht nur für neue Medikamente, auch bei älteren Präparate soll dies - bevor der Patentschutz abläuft - zu einem Umsatzkick sorgen. Der Arzt erhält als Untersuchungszentrum ein Honorar und als Gegenleistung stellt er eine voher vereinbarte Anzahl von Patienten auf das (teuere) Präparat um. Selbst die Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) weist in den Empfehlungen zur Durchführung von Anwendungsbeobachtungen nur lapidar daruf hin, dass die Anwendungsbeobachtung nicht ausschliesslich aus Marketinginteressen durchgeführt werden darf. Das Thema ist relevant: Nach einer Information des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sind derzeit über 250 Anwendungsbeobachtungen gemeldet, überwiegend bundesweit und jeweils mit Beteiligung einer grösseren Anzahl von Ärzten. Die Eva Susanne Dietrich, Direktorin des frisch gegründeten Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG), hat sich in ihrem vorherigen Job bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Qualität Anwendungsbeobachtungen angesehen und ist zu dem erwarteten Ergebnis gekommen (Dietrich ES, Zierold F. Evaluation of Scientific Quality of Postmarketing Surveillance Studies in Germany. Value in Health 2006;9:A219.):
In ihrem neuen Job für die TK rechnet die Direktorin nun aus, dass jährlich 130.000 Patienten in umfassenden Studien behandelt werden könnten, wenn die von der GKV in den Anwendungsbeobachtungen bezahlten hohen Medikamentenpreise dafür eingesetzt würden. Ihre weitere Forderungen: Die existierenden Qualitätsvorgaben müssen eingehalten werden und Medikamenten-Hersteller, die die Anwendungsbeobachtungen durchführen, dazu verpflichtet werden, ihre Methodik und die gewonnenen Studienergebnisse zu veröffentlichen. Nicht sehr weitgehend, da ist selbst die Bundesregierung schon weiter. Das Gesundheitsreformgesetz sieht eine Änderung des Arzneimittelgesetzes vor: Entschädigungen, die an Ärzte für ihre Beteiligung an Untersuchungen nach Satz 1 geleistet werden, sind nach ihrer Art und Höhe so zu bemessen, dass kein Anreiz für eine bevorzugte Verschreibung oder Empfehlung bestimmter Arzneimittel entsteht. Sofern beteiligte Ärzte Leistungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erbringen, sind bei Anzeigen nach Satz 1 auch die Art und die Höhe der an sie geleisteten Entschädigungen anzugeben sowie jeweils eine Ausfertigung der mit ihnen geschlossenen Verträge zu übermitteln; hiervon sind Anzeigen gegenüber den zuständigen Bundesoberbehörden ausgenommen. Ein Widerspruch ist zu erkennen, denn der Aufwand für qualitativ hochwertige Studien muss auch vergütet werden. Wo fängt der Anreiz für die Verschreibung an? Wie kann man dies vom Anreiz abgrenzen, gute Daten zu liefern? Nach meiner Meinung ist das Entscheidende, die Anwendungsbeobachungen von den Aktivitäten des Pharmaaussendienstes und des Marketings zu trennen. Nur wenn der Arzt angemesssene Ansprechpartner hat, kann sich das Image dieser Studien verbessern. Nicht alle Ärzte sind gleichermassen für die wissenschaftliche Arbeit berufen. Engagierte Ärzte, die Interesse an der aktiven Mitarbeit an Studien haben, meiden Anwendungsbeobachtungen - aus den oben genannten Qualitätsdefiziten. Weder eine Offenlegung der Vergütung, noch eine Veröffentlichungspflicht der Ergebnisse (wo überhaupt?) motivieren die "guten" Ärzte, zukünftig ihre Zeit und Patienten in solche Beobachtungsstudien zu stecken. [Pharmaindustrie]
Therapiebegleitung Die Werbung für rezeptpflichtige Medikamente unterliegt in Deutschland einigen Einschränkungen. Speziell der Patient darf nicht Ziel des Marketings sein. Eine Folge davon ist, dass täglich 15.000 Damen und Herren des Pharmaaussendienstes ausschwärmen und emsig Ärzte, Kliniken und Apotheken besuchen, um diese über die Vorteile des jeweiligen Präparats zu informieren. Leider bleibt es oft nicht bei der Information, sondern es wird mit Motivationshilfen versucht, die Verschreibungen des Arztes zu beeinflussen. Eine typische Aussendiensttätigkeit, inkl. der am Verkaufserfolg orientierten Bonuszahlungen an die Pharmaberater. Die Kritiker sind sich einig, dass dies den Krankenkassen viel Geld kostet, abgesehen davon, dass es zu einem schlechten Image der Pharmaberater sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Ärzten geführt hat. So versucht die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt nun zögerlich dem Treiben ein Ende zu setzen. Zukünftig wird es im Arzneimittelbereich mehr Verhandlungen zwischen Ärzten, Apotheken, Krankenkassen und den Herstellern geben. Die Kliniken werden ab 2009 mit einem einheitlichen DRG-Satz wirtschaften müssen, was den Druck auf die klinikinternen Arzneimittellisten weiter erhöht. Keine guten Aussichten für den Pharmaaussendienst, da der Erfolg am Markt immer weniger von den Überzeugungskünsten der Pharmaberater abhängig ist. Das trifft besonders Dienstleister, die ihre Truppen an die Pharmaindustrie zum Dienst an der Ärztefront vermieten. Reihenweise kündigen schon heute die Pharmaunternehmen die Verträge. Daher wird zur Zeit fieberhaft an neuen Konzepten und Serviceangeboten gearbeitet. In welche Richtung das geht, sieht man an der Pressemitteilung des Dienstleisters Marvecs. Qualifizierte Fachkräfte unterstützen Ärzte und Kliniken gezielt bei bestimmten Aufgabenstellungen, etwa bei der direkten Betreuung einzelner Patientengruppen mit chronischen Indikationen wie Herz-/Kreislauferkrankungen, ZNS, Onkologie oder Diabetes. Die Pharmakonzerne sollen einen direkten Einfluss bei der Therapie bekommen. Man will sicher gehen, dass die mit Rabatten und Verhandlungen teuer erkauften Marktanteile wenigstens zuverlässig an den Patienten kommen. Gleichzeitig nimmt man den überforderten Ärzten ein Stück Arbeit ab. Und im Hintergrund ist die Hoffnung, dass man mit solchen Dienstleistungen der drohenden Rabattschlacht entrinnt. Denn die Preise für Arzneimittel sind in den einzelnen Märkten nicht unabhängig. Für ein Medikament, dass in einen grossen Markt wie Deutschland mit Rabatt verkauft wird, werden sich schwerlich Argumente für einen höheren Preis in anderen Ländern finden lassen. [Pharmaindustrie]
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