Big Pharma - big loser?

Es zeigt sich immer deutlicher, dass für Big Pharma die fetten Jahre vorbei sind. Kostendämpfung in den Gesundheitssystemen, unzureichende Pipeline neuer innovativer Medikamente, Biologicals von spezialisierten Unternehmen - die Pharmaindustrie steht vor Veränderungen. Ein Artikel in "The Economist" analysiert die Lage.

Aber die Pharmaindustrie hat noch ein anderes Problem, welches verschärfend hinzu kommt. Ihr Ansehen ist unterirdisch schlecht, wie Bohlen es ausdrücken würde. In dem letzten Vertrauens-Ranking des Reputation Institutes waren unter den Top 200 nur vier Pharmaunternehmen an #13 (Johnson & Johnson), #24 (Novo Nordisk), #110 (Lundbeck) und #158 (GlaxoSmithKline) vertreten - nur zwei aus den Top 20 der umsatzstärksten Pharmakonzerne. Bitter für eine Industrie, die das Selbstverständnis hat, lebenswichtig zu sein.

Dies hat auch PriceWaterhouseCoopers in einer aktuellen pdf-DateiUntersuchung in den USA festgestellt. Hier wird das Dilemma deutlich:
  • Patienten legen mehr Wert auf Vertrauen als es sich die Verantwortlichen in den Pharmaunternehmen vorstellen.
  • Patienten und Ärzte halten das Marketing für zu aggressiv im Gegensatz zu den Pharmamanagern.
  • Patienten und Ärzte merken nichts davon, dass die Pharmaindustrie die Bedürfnisse der Patienten zum wichtigsten Kriterium bei der Entwicklung eines neuen Produkts macht - wie es von den Verantwortlichen gerne gesehen wird.
Untersuchungen in Deutschland und Europa würden wahrscheinlich ähnliches offenbaren.

Wie sehr das Handeln der Pharmaindustrie den Erfordernissen hinterher hinkt, zeigt auch die Ankündigung von Sanofi-Aventis, Investitionen in Deutschland einzufrieren. Eine Reaktion auf die Gesundheitsreform und Entscheidungen des IQWiG. Erpressung - eine unbefriedigende Antwort auf die Herausforderungen im Gesundheitsmarkt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-27   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pfizer verschlankt

Das Handelsblatt bringt Details zu den Kosteneinsparungen bei Pfizer. So sollen auch in Europa 20% der Vertriebsmitarbeiter ihren Job verlieren.

In diesem Zusammenhang ist ein Interview des Wall Street Journals mit dem CEO von Wyeth, Robert Essner interessant.
No company has ever been No. 1 in this industry two decades in a row -- or two decades ever. In most industries there's some movement, but not the kind of rise and fall that you see in this industry. One problem is this sense of entitlement -- believing that you've kind of got it figured out. But all it is is that the guy before you was pretty good at discovering a few brilliant drugs. How do you become great and not become complacent, not become comfortable, not become arrogant, not think that you're entitled to success?

Eine Spitze gegen Pfizer. Ansonsten habe ich den Eindruck, dass auch der CEO von Weyth wenig Einsicht in die veränderte Lage der Pharmaindustrie zeigt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-23   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharmafreundliches Wetter bei deutschen Medien

Pfizer profitiert im vierten Quartal von Spartenverkauf, titelt die FAZ. Auch andere deutsche Medien berichten laut google news ähnlich.

Kein Wort von dem angekündigten Personalabbau um 10% und einem neuen Einsparprogramm von $ 2 Milliarden.

Und natürlich auch keine Meldung über den Streik von Aussendienstmitarbeitern bei Pfizer in Italien gegen 440 Kündigungen.


 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-22   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharma Babes

In time.com preist ein Klinikarzt die Pharma Babes. Pharmareferentinnen, deren Reize ein Lichtblick im Klinikalltag darstellen.

Diese persönliche Ebene des Pharmaaussendienstes wird selten thematisiert, obwohl auch hierzulande die persönliche Chemie eine grosse Rolle bei der Frage spielt, welche/r Pharmaberater/in bestimmte Ärzte besucht.

Was bedeutet dies für die Zukunft des Pharmaaussendienstes? Experten erwarten Kosteneinsparungen und einen Stellenabbau, der in Ansätzen schon eingesetzt hat. Während sich viele Betroffene an die Hoffnung klammern, dass Pharmaberater mit guter Ausbildung und hohem Wissen weiterhin gefragt sind und es eher die umgeschulten Arzthelferinnen trifft, könnte dies auch anders aussehen. Wenn die Pharmaberater lediglich zu emotionalen Werbeträgern werden und dementsprechend auch verdienen.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Versagerprämie

Nachdem Hank McKinnell schon als CEO beim weltgrössten Pharmakonzern Pfizer abgelöst worden ist, muss er auch noch seinen Stuhl als chairman an seinen Nachfolger Jeffrey Kindler abgeben. Ob es ihm schwer gefallen ist, angesichts der $ 198 Millionen Versagerprämie?

Ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter weltweit, die aufgrund des Kostensenkungsprogramms mit dem 2006 Kosteneinsparungen von bis zu $ 2,5 Milliarden und bis 2008 dann insgesamt $ 4 Milliarden erzielt werden sollen, ihren Arbeitsplatz verloren haben oder noch verlieren werden.

Während das Wissenschaftsjournal Nature meint: When the party’s over, fängt für die Börsenanalysten die Party erst an: Pfizer-Aktie günstige Einstiegsgelegenheit. Pfizer wird zum Spekulationsobjekt für halbgare Empfehlungen.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

10 Tricks der Pharmaindustrie

Unsere Nachbarn in Österreich stöhnen über Ausgabensteigerungen für Medikamente - allein im letzten Jahr zwischen 6 und 8 Prozent. In einem Artikel des Nachrichtenmagazins "Profil" werden insbesondere die Preise für echte innovative Medikamente als Preistreiber thematisiert. Bei diesen Präparaten, oft monoklonale Antikörper oder andere Biologicals, hat der Hersteller eine Monopolstellung, die beim Preis immer schamloser ausgenutzt wird.

Das Magazin hat die "10 Tricks der Pillendreher" zusammengefasst (nur im Print-Artikel):
  1. Irreführender Aufwand für Forschung und Entwicklung. Die Forschung macht 14,5% der Gesamtausgaben der Pharmakonzerne aus, der Werbeetat liegt bei 32-34% und damit doppelt so hoch.
  2. Gute Gewinne finanzieren innovative neue Medikamente. Die FDA stuft nur jede 7. Neuzulassung als Innovation ein und die Gewinne der Pharmakonzerne sind höher als der meisten anderen Branchen.
  3. Smartes Marketing. Sehr gezielt werden für Kampagnen Experten rekrutiert und Mittel in Fortbildungen und Kongresse gesteckt.
  4. Manipulation der Ärzte. Mit der Teilnahme an Anwendungsbeobachtungen werden Ärzte an teure Präparate gewöhnt.
  5. Disease Awareness Campaigns. Die Aufmerksamkeit wird durch PR-Kampagnen, Preisverleihungen, Aktionswochen, usw. auf Krankheiten gelenkt, für deren Behandlung es neue Medikamente gibt.
  6. Instrumentalisierung von Patienten. Patientenselbsthilfegruppen erhalten Zuwendungen und PR-Beratung.
  7. Unterwanderung von Gesundheitsseiten im Internet und in Printmedien. Bei den Veröffentlichungen und Internetseiten ist oftmals nur schwer zu unterscheiden, ob es um bezahlte Werbung oder tatsächlich um objektive Berichterstattung geht.
  8. Scheininnovationen, Monopolausnützung und Generika-Verleumdung. Für chemisch fast identische Wirkstoffe wird gegenüber dem vergleichbaren Wirkstoff, dessen Patent jedoch abgelaufen ist, ein höherer Preis verlangt, gleichzeitig werden Generika in Verruf gebracht. Für Präparate, bei denen der Hersteller praktisch ein Monopol hat, werden astronomische Preise verlangt.
  9. Wissenschaft am Pharmatropf. Ohne die Pharmaindustrie gäbe es kaum klinische Forschung - erforscht wird das, was die Pharmaindustrie vorgibt.
  10. Irreführung durch Forschung. Durch die Studienmethodik werden die Resultate der klinischen Studien beeinflusst, unerwünschte Wirkungen werden in Veröffentlichungen besonders in den Hintergrund gestellt und sogar verschleiert, Experten werden unter Druck gesetzt.

 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-03   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Bittere Medizin für Bristol-Myers Squibb

Das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb (BMS) hat sich mit den US-Bundesbehörden auf die Rekordzahlung von $ 499 Millionen geeinigt. Damit sollen weitere Untersuchungen wegen illegalen Marketings und Pricings von Ablify®, einem Medikament zur Behandlung von Schizophrenie und Bipolaren Störungen, abgewendet werden.

Auf Bristol-Myers Squibb wartet jedoch noch die Untersuchung der illegalen Patentabsprachen beim Antikoagulanz Plavix®, die dem CEO Peter R. Dolan schon im September den Posten gekostet haben.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2006-12-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pfizer’s pipeline explosion

Was sagt die US-amerikanische blogosphere zu dem Pfizer-GAU?

med-chatter zeigt es.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2006-12-05   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

The next big thing

Hier habe ich noch über Pfizers Hoffnungen bei der Entwicklung eines Wirkstoffes, der das "gute" Cholesterin steigern soll, berichtet. Wie nah "Still In The Game" (so der Titel des von mir zitierten Forbes-Artikels) und "Already Out Off the Game" im Pharmabusiness beieinander liegen, zeigt sich heute früh.

Pfizer hat die Entwicklung des neuen Cholesterin-Medikaments wegen einer unerwartet hohen Zahl von Todesfällen und Komplikationen in klinischen Tests eingestellt. Über 600 Millionen Euro Entwicklungskosten und die Hoffnung auf einen Ausgleich für den auslaufenden Patentschutz von wichtigen Umsatzbringern haben sich in Luft aufgelöst.

Der neue Pfizer-CEO hatte schon letzte Woche weitere Kosteneinsparungen angekündigt und 2200 Aussendienstmitarbeiter in den USA entlassen. Auch in Europa werden schon länger Umstrukturierungen und Kündigungen vorbereitet. Die könnten nun ein wenig heftiger ausfallen.

Vielleicht sollte ich wie Peter Rost, die E-mail-Adressen mir bekannter Headhunter veröffentlichen. Mit scheint, es wird Bedarf dafür bestehen.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2006-12-03   Link   (11 KommentareIhr Kommentar  



 

Ein cent für die Weltrettung

Das Unternehmen Ratiopharm hat in den letzten Monaten keine gute Presse gehabt. Zeit für eine positive Kommunikations-Offensive. Wie geht das besser, als mit dem alten Prinzip: Tue Gutes und rede darüber.

Das Gute soll das Projekt World in Balance sein.
WORLD IN BALANCE ist ein Brückenschlag zwischen Jugend und Alter, Schwarz und Weiß, Ost und West, Süd und Nord, zwischen Kunst und Industrie, Zivilisation und Ökologie, Leben und Tod oder Arm und Reich.
Für die Weltrettung hat man sich den deutschlandweit bekanntesten Helfer mit ins Boot geholt: Karlheinz Böhm mit seiner Stiftung "Menschen für Menschen". Was den Erfolg des darüber Redens garantiert.

Ein cent sollen für jede verkaufte Medikamentenpackung in das Projekt gesteckt werden. 2006 sind das 1,7 Millionen Euro. Angesichts der 864,4 Millionen Euro Deutschland-Umsatz von ratiopharm und des von der US-Zeitschrift "forbes" geschätzten Merckle Vermögens von 5,7 Milliarden Euro (Platz 65 auf der Liste der weltweit reichsten Menschen) erscheint die Summe gering. Zweifel kommen auch auf, wenn man das eigentliche Ziel sich anhört: Darüber hinaus werden alle Vertriebs- und Marketingaktivitäten in Deutschland langfristig auf die Initiative ausgerichtet und Ärzte und Apotheker über den Außendienst und Anzeigen informiert.

Da wird wohl das "rede darüber" vor das "tue Gutes" gestellt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2006-12-02   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



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