Selbsthilfegruppen als Türöffner Die Pharmaindustrie sucht den Kontakt zu den Selbsthilfeverbänden und diese lassen sich oft als Marketinginstrument missbrauchen. Warum Selbsthilfegruppen für die Pharmanternehmen so interessant sind, zeigt eine Befragung von Ärzten, die bei einem Selbsthilfe-Symposion von KBV und BKK-Bundesverband vorgestellt worden ist. Ergebnis: 80% der Ärzte sehen das Engagement der Selbsthilfegruppen als Unterstützung ihrer Arbeit. 90% sagen sogar, die die Kooperation mit Patientenorganisationen schärften den Blick des Arztes für die Probleme chronisch Kranker. Selbsthilfegruppen geniessen bei Ärzten grosses Vertrauen. Etwas, was der Pharmaindustrie zunehmend verloren geht. [Selbsthilfe]
Weiter Intransparenz bei Wyeth Anfang des Jahres hat der Pharmakonzern Wyeth in Deutschland eine neue nationale Patientenbeauftragte eingesetzt. Sie soll dafür sorgen, dass beispielsweise die Leitlinien für eine Kooperation zwischen Patientenorganisationen und der Wyeth Pharma umgesetzt werden. Die Patientenbeauftrage steht persönlich als Ansprechpartnerin unter den Leitlinien. Dazu gehört auch die Transparenz: Die Wyeth GmbH veröffentlicht an geeigneter Stelle eine Liste mit denjenigen Patientenorganisationen, mit denen sie zusammenarbeitet. Ebenso werden Tatsache und den Gegenstand von Kooperationen veröffentlicht. In dieser Hinsicht ist die Bilanz der Patientenbeauftragten niederschmetternd. Während auf der Liste von 2006 von 11 Organisationen keine schriftliche Genehmigung vorlag und eine Organisation die Veröffentlichung abgelehnt hatte, sind es 2007 schon 7 Verweigerer und 9 Organisationen, die sich tot gestellt haben. Von dem Gegenstand der Kooperation ist auch für 2007 noch nichts im Internet veröffentlicht. Nicht gerade Ausweis der erfolgreichen Überzeugungsarbeit und der konsequenten Umsetzung der Unternehmens-Leitlinien. [Selbsthilfe]
Beziehung zwischen Selbsthilfeverbänden und Pharmaindustrie am Beispiel Janssen-Cilag Die Pharmaindustrie sucht den Kontakt zu den Selbsthilfeverbänden und diese lassen sich oft als Marketinginstrument missbrauchen. Bisher fehlt ein verbindlicher Kodex, der Standards für die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen festlegt. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein Standard "Sponsoring-Vertrag" von Janssen-Cilag, einer Johnson & Johnson Tochterfirma, der bei von Janssen-Cilag geförderten Veranstaltungen von Selbsthilfeverbänden benutzt wird. Im §2 kommt man schnell zur Sache: Es wird klar festgelegt, was der Selbsthilfeverband für die finanzielle Unterstützung leisten muss. Der Sponsor soll auf allen Drucksachen genannt werden, auf der Veranstaltung darf sich Janssen-Cilag mit einem Stand präsentieren und Werbeartikel abgeben. Das könnte man als Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz auslegen. Es werden keine Fachkreise angesprochen, sondern Patienten, die sich beim Selbsthilfeverband informieren wollen. Die Patientenverbände betonen immer wieder ihre Neutralität bei der Information der Betroffenen, Patienten und Angehörigen. So auch bei den Leitsätzen der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe), deren Einhaltung für die angeschlossenen Selbsthilfeorganisationen verpflichtend ist. Die lässt sich nicht mit der vertraglich vereinbarten Abgabe von Werbeartikeln in Einklang bringen. Janssen-Cilag hat eigene Grundsätze für die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen, in denen auf die nötige Unabhängigkeit eingegangen wird: Wir beachten die in der Satzung unserer Partner festgelegten Ziele und Aufträge und werden diese bei Kooperationen ohne Einschränkungen berücksichtigen. Wir respektieren in vollem Umfang das Bestreben der Organisationen nach Neutralität und Unabhängigkeit. Wir beachten, dass jede Form von produktbezogenen werblichen Aktivitäten unternehmensseitig unterbleibt. Trotzdem ist bei Janssen-Cilag ein Vertragsentwurf in Gebrauch, der diese Grundsätze des Unternehmens missachtet. ... und wird von Selbsthilfeverbänden unterschrieben, die ihre eigene Unabhängigkeit für kleines Geld verkaufen - zu einem Vertrag gehören bekanntlich mindestens zwei. Am Ende wird im Vertrag der Fall von "ärztlichen Veranstaltern/Kliniken" als Vertragspartner angesprochen, bei denen die Verwaltung ihre Zustimmung geben muss. Ein Indiz, dass er als Entwurf sowohl bei der Förderung von ärztlichen Fortbildungen, als auch von Veranstaltungen von Selbsthilfeverbänden dient. Wenn Janssen-Cilag seine Leitsätze Ernst nimmt, sollte es zumindest einen eigenen Vertragsentwurf für das Sponsoring von Veranstaltungen von Selbsthilfegruppen geben und Informationsstände und die Abgabe von Werbeartikeln sollten unterbleiben. [Selbsthilfe]
Seitenwechsel - von Selbsthilfe zu Pharmakonzern Die langjährige Geschäftsführerin des Bundesverbands der Angehörigen psychisch Kranker (BApK), Margit Golfels, hat eine neue Aufgabe gefunden. Als nationale Patientenbeauftragte des Pharmakonzern Wyeth soll sie dafür Sorge tragen, dass beispielsweise die Leitlinien des Unternehmens umgesetzt werden. Da wartet noch viel Arbeit. Wyeth verpflichtet sich darin zu transparenter und öffentlicher Kooperation. Es soll eine Liste mit den Organisationen veröffentlicht werden, mit denen der Konzern zusammenarbeitet. inkl. den Gegenstand der Kooperation. Von den 35 Empfängern von Sponsorengeldern 2006 hat eine Organisation die Veröffentlichung verweigert, von 11 weiteren liegt Wyeth keine Genehmigung zu Veröffentlichung vor. Auf der Liste vermisse ich auch den BApK. Die Zusammenarbeit mit dem Verband, in dem die Wyeth-Patientenbeauftragte als Geschäftsführerin tätig war, wird von Wyeth in Unternehmensbroschüren besonders hervorgehoben. [Selbsthilfe]
Pharmaindustrie und Selbsthilfegruppen Auch in Deutschland suchen Pharmaunternehmen den Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Patienten. Wie das am elegantesten läuft, wird in einem Seminar am 30. Januar erörtert. "Selbsthilfegruppen und Patienten - Kooperationsformen und Dialogmarketing". Für die Pharmaindustrie referiert Michael Klein, Direktor Recht & Corporate Affairs, Pfizer Deutschland über "Zusammenarbeit der Industrie mit Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen". Einen weiten Raum nehmen die rechtlichen Aspekte ein, da in Europa die Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente zum Leidwesen der Pharmaindustrie stark eingeschränkt ist. [Selbsthilfe]
Selbsthilfe bezieht Stellung Wie wäre es mit einem Beispiel für die Zusammenarbeit von Selbsthilfe und Pharmaindustrie? "Der Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V." (BKMF) hat im September eine Stellungnahme zu sog. "Biosimilars" veröffentlicht. Das ist ein heisses Thema, da die ersten gentechnisch hergestellten Biologicals ihren Patentschutz verloren haben und in den nächsten Jahren weitere folgen werden. Eines der ersten ist das Wachstumshormon Somatropin, das seit 2006 als Biosimilar mit dem Namen Omnitrope® von Sandoz im Handel ist. Daher ist Somatropin ein Kampfplatz, auf dem über zukünftige Umsätze mit anderen Biologicals entschieden wird. Die Stellungnahme des BKMF ist inhaltlich identisch mit der Position des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), zuletzt geändert im August 2007. Zusätzlich äussert der BMKF noch Bedenken gegen Omnitrope®, weil der Injektions-Pen ein "Gefährdungspotential" darstellt. Wenn dies stimmt, wäre das eigentlich ein Fall für die Aufsichtsbehörden. Wo findet man die VFA-Mitglieder und Somatropin-Originalhersteller Pfizer (Pharmacia), Lilly und Novo Nordisk vereint mit dem BKMF? Im Forum Wachsen, einer Veranstaltung der Pharmakonzerne. Über diesen Satz denken wir noch einmal in Ruhe nach: Keineswegs kann und darf es uns bei unserem Anliegen um die Unterstützung von Interessen einzelner Biopharmazeutika-Hersteller gehen, zumal unser Verband sich dazu in seinen Leitlinien zur Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie selbst verpflichtet. [Selbsthilfe]
Ethisch unangreifbar In der FTD. Ein schlecht recherchierter Artikel über die Finanzierung von Selbsthilfegruppen durch Spenden der Pharmaindustrie. Das Problembewusstsein in der Pharmaindustrie wird durch dieses Zitat deutlich: Freiwillige Selbstkontrolle der Arzneimittelindustrie" (FSA) arbeitet derzeit im Auftrag des VFA an einem Kodex, der verbindliche Standards für die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen festlegen soll. Ziel sei es, so Knoll, den Firmen "ethische Unangreifbarkeit" zu verleihen. Meine Vermutung. Am Ende wird der schwarze Peter bei den Selbsthilfeverbänden liegen. Professionelles Marketing gegen engagierte Betroffene und Laien. [Selbsthilfe]
Ignoranz vor der Realität In der aktuellen Ausgabe der Zeitschschrift Public Health Forum geht es um die Selbsthilfe. Das Thema "Einfluss der Pharmaindustrie auf Selbsthilfegruppen" wird nur kurz im Editorial angesprochen. Inwieweit darüber hinaus [Ministerien, Deutsche Rentenversicherung, Krankenkassen] bestehende finanzielle Engpässe auf der Gruppen- oder Verbandsebene auch ein Einfallstor für Lobbyisten sein könnten, muss kritisch beobachtet werden.
Desweiteren wird noch auf die Erklärung zur Wahrung der Neutralität und Unabhängigkeit hingewiesen, die fester Bestandteil der Antragsunterlagen für die Selbsthilfeförderung auf Bundesebene ist."Lobbyisten", "könnten", beobachtet". Klingt alles sehr vage. Einfach die Augen vor der Realität verschliessen, in der beispielsweise der weltgrösste Pharmakonzern Pfizer zweimal im Jahr Vertreter von Selbsthilfeverbänden für 2 Tage zum "Patienten-Dialog" einlädt. Übrigens nächste Woche ist es wieder soweit. [Selbsthilfe]
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