Innenansicht aus der US-Krankenversicherungsbranche Wie die Krankenversicherungskonzerne versucht haben, Michael Moores Dokumentation "SiCKO" zu verhindern. Bill Moyers interviewt Wendell Potter, dem ehemaligen Kommunikationschef des US-Krankenversicherers CIGNA. Interessant auch der erste Teil des Interviews. -- Update: Noch ein Interview. [SiCKO]
Michael Moore macht mobil: Slacker Uprising Michael Moores neuer Film "Slacker Uprising" in voller Länge. Damit will der Filmemacher junge Leute motivieren, zur Wahl zu gehen. "Slacker" würde man in deutsch wohl mit "Hänger" übersetzen. Junge, unpolitische Menschen, die keine besonderen Willen zur beruflichen Karriere oder zur Veränderung ihrer Lebensverhältnisse haben. Vor der letzten US-Wahl 2004 ist Michael Moore durch die USA getourt und hat versucht "Slacker" von der Wichtigkeit ihrer Stimme bei der Wahl gegen Bush zu überzeugen. Unkonventionell hat er ihnen dabei einige Portionen "Ramen Noodles", anscheinend beliebt als schneller Sattmacher, für ihre Wahl verschenkt. Was ihm von konservativen Politikern und Medien den Vorwurf der Wählerbestechung einbrachte. [SiCKO]
Michael Moore unterstützt Obama This sleazy attempt to smear Obama was brilliantly explained the following night by Stephen Colbert. He pointed out that if Obama is supported by Ted Kennedy, who is Catholic, and the Catholic Church is led by a Pope who was in the Hitler Youth, that can mean only one thing: OBAMA LOVES HITLER!
Michael Moore: My Vote's for Obama (if I could vote)Yes, Senator Clinton, that's how you sounded. Like you were nuts. Like you were a bigot stoking the fires of stupidity. How sad that I would ever have to write those words about you. You have devoted your life to good causes and good deeds. And now to throw it all away for an office you can't win unless you smear the black man so much that the superdelegates cry "Uncle (Tom)" and give it all to you. -- Michael Moore hat jedoch in seinem blog zu SiCKO auch auf einen Artikel hingewiesen, der erklärt, warum weder Obamas, noch Clintons Programm das Gesundheitssystem der USA gerechter und besser macht - The Failed Health Care Reform Plan of 2009. Eine interessante Analyse von Vicente Navarro, Professor für Gesundheitspolitik an der Johns Hopkins University. [SiCKO]
SiCKO in den Feuilletons Morgen läuft Michael Moores Film SiCKO über das US-amerikanische Gesundheitswesen in Deutschland an. In Österreich am Freitag. Weiter geht es mit Reaktionen in den Medien. Hier war der erste Schwung. Hier war der zweite Teil. Hier war der dritte Teil. Für Joachim Hentschel in der FAZ hält SiCKO für einen absolut haarsträubenden, ärgerlichen Film. Nein, nur weil er tendenziell auf der humanistisch und politisch guten Seite steht, muss man Michael Moores Populismus nicht verteidigen. Ob er die kubanischen Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben korrekt zitiert, ob er die Nöte europäischer Kassenpatienten verschweigt und sich - übrigens ein ziemlich hirnrissiger Vorwurf an einen Dokumentarfilmer - nur die Fälle herauspickt, die ihm in den Kram passen, das ist nicht der Punkt. „Sicko“ zeigt doch vor allem, wie irrsinnig viel Platz im Vorwahlkampf-Amerika selbst noch rechts der Mitte sein muss, wenn ein prominent Liberaler wie Moore schon reiche Ärzte als Gewährsleute auftreten lässt und am Ende sogar das Mitleid mit den erkrankten Helfern nach den Terroranschlägen für seinen Argumentationsgang nutzt. Susanne Ostwald verweist in der NZZ gleichfalls darauf, dass Moore sich einem Missstand widmet, der hinlänglich bekannt ist. In dem Film sieht die Jourmalistin lediglich die bekannte penetrante Selbstbeweihräucherung. Vollends lächerlich wird Moores Feldzug, wenn er mit «Helden» des 11. September, die seit ihrer Mithilfe bei den Bergungsarbeiten unter Gesundheitsproblemen leiden und keine Unterstützung erhalten, nach Guantánamo segelt, weil die Gefangenen dort angeblich bestens medizinisch versorgt werden. Als er erwartungsgemäss abgewiesen wird, begibt er sich mit seinen Mitreisenden in die Hände des kubanischen Gesundheitswesens, die ihm freilich freudig entgegengestreckt werden. Denn nur Fidel Castro versteht sich besser auf antiamerikanische Propaganda als Michael Moore. In der Netzeitung wird SiCKO von Sophie Albers als "Film der Woche" vorgestellt. Versprechungen an den Realitäten zu messen und unbedingt beim Wort zu nehmen ist eine Kunst, die Moore virtuos beherrscht. Dass es zuweilen zum cheap shot verkommt, sollte man nicht den Bösen zu Gute halten, die Moore immer wieder mit Namen und Adresse nennt. Er nutzt die gleichen Mechanismen wie die, die er angreift. Aber er deckt dabei eben tatsächlich auch auf. Und dieses Ad-absurdum-Führen der Werbebildchen der egozentrisch-kapitalistischen Gesellschaft ist immer wieder sehr befreiend. Man darf diesen Propaganda-Elefanten nur nicht zu ernst nehmen. Besonders die emotionalen Momente beeindrucken Jana Blanck, die für die Märkische Allgemeine eine Besprechung verfasst hat. Dennoch sollte man froh sein, dass es die Nervensäge Michael Moore und Filme wie "Sicko" gibt, denn er reicht trotz allem wichtige Themen an ein breites Publikum weiter und deckt katastrophale Missstände in den USA auf. Auch wenn diese Dokumentation alles andere als objektiv ist, ist sie dennoch empfehlenswert. Dass SiCKO in Europa nicht die thematische Brisanz der vorigen Filme Michael Moores hat, bemerkt Karin Zintz in der Wormser Zeitung. "Sicko" funktioniert in Ländern mit einem besser funktionierenden Gesundheitssystem eher anders herum: Der deutsche Zuschauer freut sich darüber, dass er trotz Praxisgebühr und Arzneimittelkosten überhaupt noch so gut und günstig versorgt wird. Jessica Düster im Kölner Stadt-Anzeiger scheinen besonders die tragikkomischen Szenen zu gefallen. Bei Moores Bildungsreise durch die vermeintlichen Versicherungsparadiese Frankreich und Großbritannien können einem auch als deutschem Kassenpatienten die (Lach-)Tränen kommen. Insgesamt ist diese Sendung mit der dicken, frechen Maus eher darauf ausgerichtet, ein amerikanisches Publikum aufzuklären. Dem Unterhaltungswert ist das dennoch kaum abträglich - besonders im gekonnt zwischen Irrwitz und Tragik pendelnden Finale, in dem der Typ mit der Baseball-Mütze ganz lässig allen Kritikern seiner Methoden vorführt, warum er so einflussreich ist. Der Zweck heiligt die Mittel, so der Tenor von frida in opinio, dem Leserportal der Rheinischen Post. Natürlich geht es bei einer solchen Aktion für Michael Moore auch um propagandistische Zwecke. Aber er ist nunmal ein bekennender Polemiker und scheut sich auch nicht, auf dem Emotionsklavier die Noten rauf und runter zu spielen. Was auch nicht zu verurteilen ist, denn mit nackten Daten und Fakten allein erreicht man tatsächlich niemanden. Da wir alle gerne vernunftgesteuert wären, tatsächlich aber emotionsgesteuert sind, brauchen wir halt die krebskranke Frau, die nach Kanada fährt mit dortigem „Schein“-Lebensgefährten zwecks kostenloser Behandlung, um unser Interesse wecken zu lassen. Dem Autor des Jugendmagazins chilli.cc aus Österreich fehlen die Überraschungsmomente. Zum einen beweist Moore, auch abseits wütender politischer Propaganda sehenswerte und nachdenkliche Dokumentationen produzieren zu können, zum anderen allerdings versinkt er hierbei zu oft in schamloser Emotionalisierung, die kaum etwas zur Argumentation beiträgt aber zumindest aufwühlt. So ist „Sicko“ kein Meisterwerk á la „Roger & Me“ oder „Bowling for Columbine“, aber auf jeden Fall eine sehenswerte Dokumentation mit genügend Denkanstößen, um auch nachhaltig im Gedächtnis des Zusehers zu verweilen. Markus Grill nutz SiCKO im Stern zu einer Generalabrechung mit der Pharmaindustrie und dem Trend zur Privatisierung im Gesundheitswesen. In Deutschland sorgt die Gier der Pharmamultis nur dafür, dass Kassenbeiträge steigen und weniger Geld für Ärzte und anderes zur Verfügung steht. Noch kann Europa stolz auf sein staatliches Gesundheitssystem sein. Doch je mehr wir den Phrasen der Privatisierungs-Ideologen erliegen, je weniger wir uns für Gesundheitspolitik interessieren, desto schneller werden wir am eigenen Leib erleben, was wir jetzt noch mit Schaudern im Kino sehen. -- Ein Tipp für die Leser aus Österreich: Als Mitglied der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten kommt man zum Sonderpreis von 5 Euro in den Film. Wie ich unser Nachbarland liebe. [SiCKO]
SiCKO in den Feuilletons Am nächsten Donnerstag läuft Michael Moores Film SiCKO über das US-amerikanische Gesundheitswesen in Deutschland an. In Österreich einen Tag später. Weiter geht es mit Reaktionen in den Medien. Hier war der erste Schwung. Hier war der zweite Teil. Die FTD lässt einen Gesundheitsökonomen den Film vorstellen. Wolfgang Greiner relativiert die Situation in den USA und lenkt den Blick auf die Zukunft in Deutschland. Der Trend geht auch in Deutschland zu mehr Wettbewerb, was der Autor nicht bedauert. Welche Bedeutung hat also "Sicko" für europäische Zuschauer? Es besteht leider die Gefahr, dass sich für die meisten der Genuss in wohligem Grusel erschöpfen wird. Wie bei einem typischen Hollywood-Film ist man letztlich froh, nicht Teil des Geschehens zu sein. Doch wir sollten es uns im Kinosessel nicht zu bequem machen: Die wettbewerbliche Umgestaltung des Gesundheitssystems ist unumgänglich - wegen der sonst steigenden Kosten, insbesondere in einer alternden Gesellschaft, aber auch wegen eines tendenziell teurer werdenden medizinischen Fortschrittes. Auch Andrian Kreye weist in der Süddeutschen Zeitung auf die über die Situationsbeschreibung in den USA hinausgehende Bedeutung hin. Nun gibt es bei uns keine amerikanischen Verhältnisse. Doch Moore hat sich mit "Sicko" eines globalen Problems angenommen. Es geht ihm ja nicht um die Millionen Unversicherten in Amerika, sondern um die Bürger mit Krankenversicherung. Und weil die Konzerne auch in den erodierenden sozialen Marktwirtschaften Europas nach Lücken forschen, wird Michael Moore mit "Sicko" erstmals nicht nur Vorurteile bestätigen, sondern als Kassandra auftreten. Schon im Juli zum Start des Films in den USA hatte die taz die Hintergründe und die Reaktionen dort erklärt. Im aktuellen Kommentar hebt Bert Rebhandl auf die Polemik des Films ab, ohne zu registrieren, dass bei der Frage von Leben oder Tod durch die Verweigerung oder Übernahme der Behandlungskosten, aus der unsachlichen Kritik schnell Zynismus wird. "Sicko" kümmert sich nicht um die Unterschiede zwischen Selbstironie und kalkulierter Naivität, zwischen "dumm sein" und "sich dumm stellen". Das liegt ganz einfach daran, dass der Kalauer das Genre dieses Films ist. Was an Dokumentarischem noch mitgeliefert wird, stellt den USA kein gutes Zeugnis aus, die Polemik drumherum verfestigt aber eher die ideologischen Fronten, auch wenn Michael Moore sicher das Gegenteil im Sinn hatte: eine paradoxe Intervention. Selbst der grössten Zeitung Österreichs, der Krone ist SiCKO ein paar Zeilen wert. Christina Krisch schiebt es auf die bekannten Verhältnisse in den USA. Felix Austria. Anfeindungen prallen an Moore wie immer ab. Es ist, als wollte man einen T-Rex mit einer Federboa verdreschen... Und so hält der provokante "Anwalt der kleinen Leute" bestehende Vorerkrankungen eines ganzen Polit-Systems akribisch in seiner filmischen Anamnese fest. Im SWR sieht Kathrin Häußler in SiCKO einen von Michael Moores Kämpfen für eine bessere Welt. Vieles ist heillos übertrieben, kitschig, oft auch absurd - unterhaltsam ist "Sicko" allemal. Denn wie in seinen bisherigen Filmen streut Moore jede Menge sarkastische Bemerkungen ein, die dem Ganzen einiges von seiner messianischen Ernsthaftigkeit nehmen. Dass Moore seine Kranken nach Guantánamo schleppt, mutet allerdings sehr seltsam an. Um seine Thesen zu untermauern, ist dem Provokateur wohl jedes Mittel recht - je drastischer desto besser. Fragt sich nur, ob das deutsche Publikum sich genauso brennend für das US-Gesundheitssystem interessiert wie Herr Moore. Stefan Benz besinnt sich im Darmstädter Echo auf die einfachste Moral, die der Zuschauer aus dem Film ziehen kann. Man kann sich „Sicko“ also anschauen und die armen, kranken Amerikaner bedauern. Man mag sich angesichts dieses Films aber auch daran erinnern, was so ein Sozialstaat wert ist und was droht, wenn man die Medizin zu einer Ware wie jede andere macht. Nicht zuletzt deshalb ist „Sicko“ sehenswert. Der Artikel im Züricher Tagesanzeiger lässt die Hilflosigkeit angesichts der Szenen erkennen. Die polemischen Prioritäten waren da ganz klar, auf Differenzierung kam es nicht an. Aber der gesundheitlich spürbare Erfolg heiligte die Mittel. Man darf «Sicko» einen Film nennen, mit dem einer bei der Wahrheit bleibt im Bewusstsein, dass Propaganda, auch wo sie Recht hat, halt immer ein wenig lügt. Geradezu eine Lobeshymne für den Film kommt im Focus von Robert Thielicke. Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geben die Vereinigten Staaten 15,4 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für die medizinische Versorgung aus, fünf Prozent mehr als Deutschland. Dennoch schaffen sie es nur auf Platz 37 der WHO-Rangliste weltweiter Gesundheitssysteme, zwölf Plätze hinter Deutschland. Pharmakonzerne freuen sich über saftige Gewinnspannen, gleichzeitig ist die Säuglingssterblichkeit eine der höchsten der Industrieländer. Und so ist der Film für Zuschauer hierzulande Trost und Mahnung zugleich. Denn so viel am deutschen Gesundheitssystem zu bemängeln ist – eine nahezu vollständige Privatisierung macht es kaum besser. Else Buschheuer erinnert sich in westropolis an ihren eigenen Aufenhalt in den USA, wo sie wegen der Kosten auch meist gewartet habe, bis sie ich ziemlich krank war. moore ist wie zahnschmerzen, aber zahnschmerzen sind, wie wir wissen, ein wichtiges signal dafür, dass irgendwo was modert. ob der typ nun ein weltverbesserer ist oder ein routinierter schmock, eins steht fest: seine filme haben wucht. [SiCKO]
SiCKO in den Feuilletons Am nächsten Donnerstag läuft Michael Moores Film SiCKO über das US-amerikanische Gesundheitswesen in Deutschland an. In Österreich einen Tag später. Weiter geht es mit Reaktionen aus deutschsprachigen Fäuletons, die sich schwer mit dem Streifen tun. Hier war der erste Schwung. Im Tagesspiegel geht Christiane Peitz nur in einem Absatz am Ende auf den Film ein. Die restlichen 90% widmen sich der Person Michael Moore und der Kritik an ihn. "Sicko" kommt weit weniger egomanisch daher als „Fahrenheit 9/11“. Moore wirbt für die schlichte Wahrheit, dass ein staatliches Gesundheitssystem besser ist als ein privates, nennt marode Verhältnisse beim Namen und setzt auf das Staunen als erste Bürgerpflicht. Und auf Einmischung als Konsequenz dieses Staunens. Ähnlich auch Birgit Glombitza in Spiegel Online. Der Filmemacher nimmt viel Raum ein, einzelne Szenen des Films werden geschildert, aber zu einer Wertung mag sich die Autorin nicht durchringen. Am ehesten entspricht noch der Guantanamos-Coup der Erwartungshaltung. Das ist unfassbar, empörend, berührend - aber polarisierend ist es diesmal nicht. Anders als sonst begleitet keine Kontroverse den Film, kein Verleih bekommt hier kalte Füße. Und der Wind, der Moore ins Gesicht bläst, ist nur jener vor der Küste Guantanamos, wo er mit einem Trupp Kranker um kostenlose Behandlung bittet. Der Journalistin der Sächsischen Zeitung ist SiCKO dagegen zu sehr polarisiernd. Valeria Heintges sieht in dem Kuba-Trip mit 9/11-Veteranen eine reine PR-Aktion. Nach viel diskutiertem Start in den USA und einem Gastauftritt in Cannes, kommt „Sicko“ jetzt in die deutschen Kinos. Der Streifen ist handwerklich ordentlich gemacht. Aber die allzu deutliche Schwarz-Weiss-Zeichnung fällt auch wohlmeinenden Zuschauern bald arg auf den Geduldsnerv. Im Ö1 Inforadio hebt Arnold Schnötzinger auf das Gesamtwerk Michael Moores ab. Michael Moores Dokumentationen sind polemische, unterhaltsame, berührende aber vor allem kompromisslose Standpunktpredigten, die Objektivität gar nicht anstreben. Die Gegenseite wurde diesmal also erst gar nicht befragt. Der Zweck ist, die Menschen aufzurütteln, und dann, so Moore, sei alles einfach: nämlich die besten Ideen stehlen und die schlechten vermeiden. Bisher die für mich beste Besprechung kommt von Nona Schulte-Röme in n-tv. Deutlich wird, dass es um echte Schicksale geht und im Vergleich selbst das viel kritisierte deutsche Gesundheitswesen paradiesisch wirken würde. "Sicko" ist Dokutainment vom Feinsten und hat das Potenzial, auch ein deutsches Publikum zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Gezeigt wird echtes US-amerikanisches Leid, Polemik und Schwarz-Weiss-Malerei à la Michael Moore. Nebenbei erklärt "Sicko" im Rundumschlag die Welt. Moore scheint zwischen all den Leidensgeschichten absichtlich den Clown zu spielen. [SiCKO]
Trittbrett-Attac(k)e Attac hängt sich an SiCKO und begleitet Vorführungen mit Aktionen und Info-Veranstaltungen. In der Erklärung heisst es: Wir fordern zudem ein grösseres finanzielles Engagement und eine stärke politische Einflussnahme Deutschlands auf die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO, um arme Länder beim Aufbau einer angemessen Gesundheitsvorsorge für ihre Bevölkerung zu unterstützen. Deutsche Entwicklungshelfer in die USA? Sollte Angela mal beim nächsten Gipfel ihrem Kumpel George Bush vorschlagen und auf SiCKO verweisen. [SiCKO]
SiCKO in den Feuilletons Am nächsten Donnerstag läuft Michael Moores Film SiCKO über das US-amerikanische Gesundheitswesen in Deutschland an. In Österreich einen Tag später. Die deutschsprachigen Fäuletons tun sich schwer mit dem Streifen. Thomas Assheuer stellt in der Zeit fest, dass er Anklage gegen unterlassene Hilfeleistung, gegen all die pathologischen Schändlichkeiten, die entstehen, wenn öffentliche Güter für ein Geschäft auf Leben und Tod schamlos privatisiert werden ist - das geht natürlich nicht ohne auf die Lage der armen Hartz IV-Empfänger in Deutschland hinzuweisen. Irgendjemand muss ihm davon abgeraten haben, das Vermächtnis rot-grüner Politik in Augenschein zu nehmen, jene landestypische Hartz-IV-Familie, die ihr Kind mit 2,90 Euro am Tag durchbringen muss. Doch so oder so – der amerikanische Zuschauer muss den Eindruck gewinnen, er selbst friste sein Dasein in einem bis unter die Zähne bewaffneten Entwicklungsland, während Europäer wie die Made im Speck des Sozialstaats leben, unbehelligt von Konzernen, Pharmariesen und anderen Plagegeistern. Bei der Autorin im Gesundheitsblog der Zeit fühlt man Distanz. Der Streifen ist eine typische Entblösung à la Moore, die ziemlich unverblümt schwarz-weiß malt und im letzten Drittel furchtbar nervt - aber doch irgendwie genial bleibt. Jungle World versucht Hintergründe zu erklären, aber weist auf die Schlechtigkeiten in anderen Ländern hin, die als vermeintliches Vorbild dienten. So stellt sich am Ende die Frage: Was will Moore eigentlich bezwecken? Er prangert Umstände an, deren Skandalträchtigkeit niemand bestreitet. Er legt Alternativen nahe, die bei genauerer Betrachtung recht zweifelhaft erscheinen. Schlüssig wird der Film deshalb erst gegen Ende. Der Regisseur hebt zur finalen Mahnung an: "In anderen Ländern übernimmt man Verantwortung füreinander, über alle Unterschiede hinweg. Die Menschen dort leben in einer Welt des ›Wir‹ und nicht des ›Ich‹." Die abschließenden Worte, und nicht nur sie, verströmen den Mief der autoritären Sozialdemokratie: Der Gemeinschaftssinn soll den krank machenden Individualismus im Zaum halten. Der Standard aus Wien hat einen Gesundheitsökonomen geholt, der die von Moore gezeigten Missstände bestätigt und sich für die gezeigte Lösung durch ein steuerfinanziertes System erwärmen kann. Der Vergleich mit dem eigenen Gesundheitswesen bleibt nicht aus. So gut geht es also Österreich auch wieder nicht. Dass Jahr für Jahr zwei Milliarden Dollar in das US-Gesundheitssystem fließen und damit auch die politischen Kassen der Profiteure prall gefüllt sind, ist für Köck das größte Reformhindernis. In diesem Punkt sieht er eine Parallele zum österreichischen Gesundheitssystem, das er mittlerweile als "unreformierbar" ansieht: "Wir haben die gleichen Probleme wie vor zwanzig Jahren, sie werden nur größer" Das ARD-Kulturmagazin titel, thesen, temperamente erkennt, dass der Film für Amerikaner gemacht ist. Erst wenn der Regiseur mit den 9/11-Veteranen nach Kuba zur Behandlung fährt, kommt das aberwitzige, so sehr erwartete Moore-Feeling auf. Enttäuscht klingt das Fazit: Es gibt Schlimmeres als 10 Euro Praxisgebühr. Die Welt hatte beim Start in den USA noch wohlwollend über den Film berichtet. In Europa angekommen, erweist er sich als eine dreiste Manipulation für den Kritiker der Welt. Autor Sven von Reden bleibt der erste Teil des Films unverständlich und erst die Kuba-Reise bestätigt die Vorurteile. Moore ist wie immer ein Meister darin, sein Anliegen mit viel Populismus und Humor unterhaltsam zu verkaufen, aber letztlich behandelt er seine Zuschauer nicht viel anders als die amerikanischen Krankenversicherungen ihre Kunden. Wo bei Versicherungsgesellschaften wie Kaiser Permanente der Profit alle Mittel heiligt, ist es bei Moore der gute Zweck - den er ganz nach seinen Vorstellungen definiert. Die Ambivalenz, die in dem Film steckt, sieht Christoph Huber in der Presse aus Österreich. Moores bester und schlechtester Film. Moore hat prinzipiell recht, setzt ein paar gute Pointen, aber übertreibt hemmungslos. Immerhin wirft Sicko endlich für ein nichtamerikanisches Publikum mehr ab, als nur US-Dummheit vorzuführen: Trotz Unglaubwürdigkeit („Wie lange mussten Sie warten?“ – „10 Minuten!“) wird unmissverständlich klar, was bei Einsparungen im Gesundheitssystem auf dem Spiel steht, und wo es im Extremfall enden könnte: auf der Strasse. Der Journalist der Nachrichtenagentur ap weist auf die nach seiner Meinung fragwürdigen Methoden des Filmemachers hin, hat gleichwohl die Botschaft verstanden. Als Fazit bleibt, dass Moore sich hier als formal ausgereifter Filmemacher präsentiert, der mit einfallsreicher Montage, Musik, und einem perfekten Gefühl für Timing aus 500-stündigem Material zwei satirische und äußerst unterhaltsame Stunden destilliert - deren Wahrheitsgehalt indes zweifelhaft ist. In der hiesigen Privatisierungsdebatte jedoch und angesichts der sich vertiefenden Kluft zwischen Erster- und Zweiter-Klasse-Krankenversicherten ist allein die Fehleranalyse dieses "Dokutainments" eine Kinokarte wert - und die Diskussion um Moores Schlussfolgerungen sowieso. Und aus meiner Besprechung hier im blog Ende Juni. Klar, der Film polarisiert. Auf der einen Seite die menschenverachtende US-Versicherungsmafia und im Gegensatz dazu paradiesische Zustände in anderen Ländern. Ohne Wartezeiten und Zuzahlungen, mit Hausbesuchen und engagierten Personal. In Europa wissen wir, dass alle Gesundheitssysteme, ob steuerfinanziert oder auf einer solidarischen Krankenversicherung basierend, mit ausufernden Kosten zu kämpfen haben. Dass dies möglichst nicht zu Lasten der Patienten geht, ist die eigentliche Leistung in diesen Ländern, was nach dem Film deutlich wird. -- Als Hintergrundinformation noch ein link zu einer Sendung des Deutschlandfunks. [SiCKO]
Michael Moore - It can happen to you Michael Moore war bei Oprah zu Gast. Die komplette Sendung beschäftigte sich mit dem desolaten US-Gesundheitssystem: 'Sick in America: It Can Happen to You. Man kann sagen, dass Michael Moore mit seinem Film SiCKO etwas ins Rollen gebracht hat. Die US-Bürger befassen sich mit ihrer Gesundheitsversorgung und es ist ein wichtiges Thema im Präsidentschaftsvorwahlkampf. If you're an American, you need to see this movie.
Oprah WinfreyAus dem Message Board zur Show: This is the most important Oprah show ever. More people our dying from our health care system than the war and 911. Die Sendung gibt es in 6 Teilen bei youtube: Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Übrigens läuft SiCKO, für alle die den Film noch nicht sich aus dem Internet besorgt haben, am 11.10. in Deutschland an. [SiCKO]
The Nightwatchman - "Alone Without You" Tom Morello Tom wrote "Alone Without You" after seeing an early screening of 'SiCKO' before it was released. He was so inspired that he went back to his hotel and wrote the song that night. It ended up being featured in the closing credits. [SiCKO]
|
br> |
Letzte Beiträge und Kommentare / Frohe Weihnachten
(strappato) / OH!!!
(kelef) / Frohe Weihnachten
(strappato) / Subjektive Wahrnehmung
(casadelmar) / Sehr interessante Sichtweise,...
(akademischer ghostwriter)
Zum Kommentieren bitte einloggen. |