Patientenverbände und Pharmaindustrie

DIE ZEIT berichtet mal wieder über die Zusammenarbeit von Patientenverbänden und Pharmaindustrie.

Der Bericht zeigt nichts Neues und bleibt an der Oberfläche. Damit entspricht er dem Niveau auf dem auch die Beteiligten auf der Patientenseite diese Förderung durch die Pharmaindustrie bewerten:
Nicht immer, wenn Geld fliesst, ist eine Abhängigkeit gegeben.
Klaus Heß, Referent für Selbsthilfe beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Das hat das Zeug für einen Baron der Woche bei boocompany.com.

Hier die im Artikel angesprochene Internetseite, auf der Roche die Unternehmensleitlinien für die Kooperation mit Patientenorganisationen und die aktuelle Liste mit der jeweiligen finanziellen Unterstützung veröffentlicht.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-16   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Stents und Marketing

Das Thema Stents hatten wir gestern schon. Es wird Zeit, dass wieder mal positive Nachrichten über diese Therapie veröffentlicht werden. Was passt da besser, als der Beginn einer Studie mit Stents, die sich nach einiger Zeit auflösen und nicht als Metallgeflecht in der Arterie verbleiben.

Wie sehr die Hersteller einen kommunikativen Lichtblick brauchen, kann man daran sehen, dass diese Stents erst 30 Patienten für 30 Tage eingesetzt wurden und nun eine Studie über 6 Monate gemacht wird. Alle Erwartungen, die mit dem Produkt verbunden sind rein spekulativ. Harte Studiendaten gibt es bisher nicht. Hersteller ist Abbott.

Das gibt auch einen Einblick in die Welt der Medinztechnikonzerne: Entwickelt wurde die Technologie von Bioabsorbable Vascular Solutions, Inc. (BVS), Guidant hatte 2004 seinerseits das Unternehmen mitsamt neuen Stents eingekauft. Guidant ging 2006 mit Boston Scientific zusammen und gab das Produkt an Abbbot weiter. Federführend bei den Studien scheint eine Klinik in Neuseeland zu sein, andere Studienzentren sind in Belgien, Dänemerk, Frankreich, Polen und den Niederlanden.

Zum Thema PR: Boston Scientific hatte einen blogger eingeladen, der sich im headquarter mit der Konzernspitze über Stents, Sicherheit und Marketing unterhalten konnte. Dem Artikel zu urteilen, für das Unternehmen erfolgreich.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-12-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Interessenskonflikte in der Krebsforschung

Eine Branche, die über Jahre durch finanzielle Zuwendungen Wissenschaftler korrumpiert und Ergebnisse in ihrem Sinne erkauft hat, ist die Tabakindustrie. Besonders der Fall Ragnar Rylander hat vor zwei Jahren für Aufsehen in der scientific community gesorgt. Rylander hatte im Auftrag von Philip Morris die gesundheitlichen Folgen des Rauchens bestritten.

Enttarnt wurde Rylander, weil 1998 ein US-Gericht verfügt hatte, dass die Tabakindustrie rund 40 Millionen geheime Dokumente öffentlich zugänglich machen muss. Dadurch kam heraus, dass auch deutsche Gesundheitswissenschaftler im Dienst der Tabakindustrie standen. Kein Einzelfall: Wie in Deutschland die Tabakindustrie systematisch Wissenschaftler und Politik beeinflusst und die Gesundheitspolitik von den Interessen der Tabakindustrie dominiert wird, zeigt dieser Bericht von März 2006.

Den Fall Rylander nahmen fünf Autoren zum Anlass, um nach anderen Fällen in der Krebsforschung für die gängige Praxis zu suchen, dass Wissenschaftler Interessenskonflikte nicht offenlegen und die Industrie Einfluss auf Publikationsentscheidungen nimmt.

Die Autoren nennen in dem Artikel einige Beispiele. Selbst Wissenschaftler wie Sir Richard Doll, der für seine Entdeckung des kausalen Zusammenhangs zwischen Rauchen und Lungenkrebs zu recht vielfach geehrt wurde, hatte langjährige Verbindungen z.B. zu Monsanto nicht offengelegt und durch seine Arbeit die Kanzerogenität von Vinylchlorid verharmlost.

Am Ende steht einmal mehr die Forderung nach klaren Regeln und Transparenz.
Hardell L, Walker MJ, Walhjalt B, Friedman LS, Richter ED. Secret ties to industry and conflicting interests in cancer research. J Ind Med 2006; Published Online: 3 Nov 2006.

Den Volltext als pdf gibt es hier

<Dank an Don Dahlmann für den Hinweis>
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-14   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Finanzielle Interessen bei Therapien

Die Therapie mit Stents zur Behandlung von Verschlüssen in Herzkranzgefässen ist in die Diskussion gekommen

Letzte Woche hat eine Anhörung bei der FDA stattgefunden. David Leonhardt weist in der NY Times auf einen Aspekt hin, den die Experten nicht so gerne aussprechen:
See, there was an elephant in the hearing room last week that went almost entirely ignored. One study after another has found that whether or not a stent is coated, angioplasty — the process of opening up an artery before a stent is inserted — and stenting do not actually reduce the risk of heart attack or extend life span for most patients.

Bei aller Diskussion um die Frage welcher Stent für welche Patienten geeignet ist, bleibt der eigentliche Eingriff - die Angioplastie - unberücksichtigt. Weil alle Beteiligten ein finanzielles Interesse haben, dass möglichst viele Eingriffe durchgeführt werden. Auch in Deutschland: Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es in keinem anderen Land so viele Herzkatheter-Untersuchungen - ohne dass die Sterblichkeit geringer wäre. In Grossbritannien werden pro Einwohner im Vergleich zu Deutschland nicht einmal ein Drittel der Eingriffe durchgeführt und nur ein Viertel der Perkutanen transluminalen Angioplastien.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2006-12-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmakonzerne setzen auf Exklusivverträge

Mike Lascelles beschreibt in Australien, was in anderer Form, auch in Deutschland kommen könnte: Pharmakonzerne schliessen Exklusivvereinbarungen mit niedergelassenen Ärzten ab. Bei uns ist sowas denkbar, wenn die Rabattpläne im Gesundheitsreformgesetz Wirklichkeit werden. Sowohl Apotheken als auch Krankenkassen sollen mit Herstellern um Rabatte feilschen. Für die Pharmakonzerne ist das nur sinnvoll, wenn sie im Gegenzug auch eine gewisse Sicherheit haben, dass ihre Produkte bevorzugt werden.

Auch interessant: Der von Mike Lascelles erwähnte Trend in Australien zu "Corporate GP practices". Die Praxis wird von einem Unternehmen betrieben und der Arzt ist auf Honorarbasis dort tätig. Angesichts der Unüberschaubarkeit von Versorgungsmodellen, Medikamentenvereinbarungen, Dokumentationspflichten, Arbeitgeberregelungen, usw. ist das ein Modell, was sicher bei einigen niedergelassenen Ärzten hierzulande auf Sympathie stösst.

... and drug reps from other companies are banned.
Alleine dafür würden manche Ärzte einiges geben.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-12-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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