Eli Lilly verschwieg Risiken von Medikament

In den USA hat die NY Times aufgedeckt, dass Eli Lilly die Risiken bei der Behandlung mit Zyprexa verschwiegen hat.

Zyprexa®, ein Medikament zu Behandlung bei Bipolaren Störungen und Schizophrenie, ist der Blockbuster des Pharmaunternehmens Eli Lilly mit über € 3 Milliarden Umsatz in 2005. Das sind 30% der Gesamteinnahmen. Mindestens ein Jahr lang bis Ende 2001 hatte das Unternehmen den Ärzten die damit verbundenen Risiken der Erhöhung des Blutzuckers verschwiegen. Interne Studiendaten hatten gezeigt, dass das Risiko einer Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker) für Patienten, die Zyprexa einnehmen, 3,5-fach erhöht ist. Den Ärzten wurde kommuniziert, dass dieses Risiko nur gering höher liegt als bei Patienten, die ein Placebo einnahmen.

Auch die Gewichtszunahme in Folge der Therapie ist geschönt worden. Lilly war aufgrund eines Reviews von 70 Studien bekannt, dass dort 16% der Patienten mehr als 30 kg zunahmen. In der Öffentlichkeit betonte Lilly jedoch die Ergebnisse einer kleineren Studie, in der 30% der Patienten 10 kg an Gewicht zulegten.

Übergewicht und zu hoher Blutzucker steigern das Risiko für Diabetes. Eine Studie der FDA wies schon 2002 auf das erhöhte Risiko bei der Einnahme von Zyprexa hin. Trotzdem sah Lilly den Zusammenhang zwischen Zyprexa und Diabetes als nicht belegt an.
 
[Zyprexa]
Autor: strappato   2006-12-21   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Wettbewerb um den richtigen Schmierstoff

Ein Interview im Deutschlandfunk mit Peter Schönhöfer, Mitherausgeber des Arznei-Telegramms.
Das Marketing der Pharmaindustrie hat anscheinend verlernt, dass Wettbewerb heisst Kostenwettbewerb oder Qualitätswettbewerb. Die machen den Wettbewerb unter Vergünstigungen.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-21   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Politik & Pharma

Staatsanwaltschaften beschäftigen sich mit Unregelmässigkeiten und verbotenen Zahlungen im Gesundheitswesen. Gegen die Pharmaunternehmens Fujisawa und Bristol-Myers Squibb (BMS) wurde schon 2004 durch die Staatsanwaltschaft München ermittelt.

Man könnte auf den Gedanken kommen, dass solch erfolgreiches Marketing auch in anderen Ländern angewendet wurde. Die Meldungen aus Deutschland hatten auch Mag. Maier, Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat, aufgeschreckt. Seine Anfrage mit der Drucksachennummer 2232/AB (XXII. GP) ist jedoch ein gelungenes Beispiel für einen untauglichen Versuch, die Methoden und Beziehungen der Pharmaindustrie aufzudecken.

Für mich zeigt dies auch, wie naiv selbst Fachpolitiker die Pharmaindustrie betrachten.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2006-12-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Jahresende - Top 10

Am Jahresende meine TOP 10, zur Frage, was unser Gesundheitswesen umtreibt: Lediglich Befindlichkeitsstörungen oder ernste und/oder chronischen Erkrankungen?

Krankheiten Top 10 - Oktober 2006 bei netdoktor.de:
  1. Blasenentzündung/Harnwegsinfektion
  2. Hoher Blutdruck
  3. Pfeiffersches Drüsenfieber
  4. Schilddrüsenunterfunktion
  5. Erektile Dysfunktion
  6. Schilddrüsenüberfunktion
  7. Morbus Crohn
  8. Depression
  9. Borreliose
  10. Geschlechtskrankheiten

 
[Patienten]
Autor: strappato   2006-12-20   Link   (8 KommentareIhr Kommentar  



 

No free lunch


Bestechung, Bestechlichkeit, Korruption. Davon ist auch das Gesundheitswesen immer wieder öffentlichkeitswirksam betroffen. Die Komplexität der Geldflüsse und Abrechnungsmodalitäten lädt geradezu ein, sich mit unlauteren und verbotenen Methoden Marktanteile zu sichern. Zur Zeit gibt es vier Fälle, in denen die Staatsanwaltschaften gegen Unternehmen im Gesundheitssektor ermitteln: Im letzten Fall gibt es Neuigkeiten: Nun ist auch der Pharmaaussendienst von Ratiopharm ins Visier der Ermittler geraten. Schlechte Presse, während Ratiopharm mit einer PR-Offensive versucht, sich als quasi-gemeinnütziges Unternehmen zu präsentieren. Wer was von Ratiopharm kauft, schmiert keine Ärzte, sondern rettet die Welt.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Prof. Michael Kochen, der seine eigenen Erfahrungen mit dem Einfluss der Pharmaindustrie gemacht hat, plädiert in einem Artikel in Süddeutschen Zeitung für ein grundsätzliches Umdenken:
Der Fehler liegt im System. Praxen, die keine Pharmareferenten empfangen, sollten belohnt werden.

Interessant ist der letzte Absatz in dem Artikel: Im Januar wird in Frankfurt die Initiative "No free lunch - mein Essen zahle ich selbst" gegründet. Ärzte wollen zeigen, dass sie sich dem Einfluss der Industrie entziehen und Tagungsreisen selbst bezahlen. Die deutsche Version einer amerikanischen Initiative.

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Update
Hier ist die deutsche Initiative zu finden: Mein Essen zahl' ich selbst.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-20   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Ethik des Organhandels

Ist es ethisch für Patienten mit Nierenerkrankung, Nieren von den Armen dieser Erde zu kaufen?

Eine interessante Debatte im Journal PLoS Medicine.
Bakdash T, Scheper-Hughes N. Is It Ethical for Patients with Renal Disease to Purchase Kidneys from the World's Poor? PLoS Medicine 2006;3:e349.

Dazu passend: Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen hat einen Band über "Anreize zur Organspende" vorgelegt(pdf). Darin wird besonders die Lebendspende ethisch, rechtlich und wirtschaftlich untersucht.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2006-12-18   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Nutzen von Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen darf man natürlich nicht ausschliesslich als Aussenstelle für das Marketing der Pharmakonzerne sehen. Das Centre for Reviews and Dissemination (CRD) der Universität York hat systematisch Studien über den Nutzen von Selbsthilfegruppen untersucht und dies in einem Report(pdf) veröffentlicht. Achtung: 311 Seiten.

Die Studien zeigen ein unheitliches Ergebnis, oft ist die Qualität der Studien nicht überzeugend. Sicher ein Thema mit Forschungsbedarf. Denn auch in Deutschland sollen in Zukunft Selbsthilfeverbände und -gruppen stärker durch die Krankenkassen gefördert werden. Wenn sich Therapien Nutzenbewertungen stellen müssen, sollten auch ergänzende Angebote nicht aussen vor bleiben.
 
[Patienten]
Autor: strappato   2006-12-18   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Forschungsförderung

Eine umfassende Übersicht über Stipendien und Forschungsförderung in den Medizinwissenschaften: Directory of Grants and Fellowships in the Global Health Sciences.
 
[Links]
Autor: strappato   2006-12-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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