Einfache Entscheidungen

Stents (benannt nach Dr. Charles Stent - einem englischen Zahnarzt) sind Gefässstützen, die in Herzkranzgefässe eingesetzt werden, um nach deren Aufdehnung einen erneuten Verschluss zu verhindern.

Nun gibt es seit einiger Zeit Stents, die mit Medikamenten beschichtet sind. Der Wirkstoff wird langsam abgegeben und soll so das Risiko für einen Wiederverschluss des Gefässes verringern. Eigentlich eine super Sache. Nur sind diese Implantate erheblich teurer als die üblichen einfachen Metallgeflechte. In Deutschland erstatten nur wenige gesetzliche Krankenkassen die Mehrkosten. Die Hersteller vesuchen dies natürlich zu ändern. Grosszügig werden z.B. Studien gesponsert (bsp. hier oder hier), deren Autoren dann in den Medien für die Überlegenheit der neuen Stents werben.

Das Ärzteblatt fasst in einem Artikel aktuelle Studien zu den beschichteten Stents zusammen. Auch ohne die Ergebnisse im Detail zu verstehen wird klar, dass die Entscheidung, welcher Stent besser ist und in welchen Situationen nicht einfach zu treffen ist. Erst recht nicht von einem Oberarzt in einem normalen Kreiskankenhaus.

Diese Studien sind Teil von meheren Dutzend anderen, auf deren Basis dann irgendwann medizinische Leitlinien und Empfehlungen zur Erstattung erarbeitet werden sollen. Dazu kommen noch die unveröffentlichten Studien, die die Hersteller dem IQWiG zur Verfügung stellen sollen. Als Gutachter fungieren dann Wissenschaftler und Fachgesellschaften, die selber an gesponserten Studien und anderen Aktivitäten der Hersteller teilgenommen haben.

Welchen Umfang das einnehmen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel: Das IQWiG muss einen Vorbericht zur Stammzelltherapie bei Leukämien überarbeiten, weil nur 52 von 5200 (!) Studien zur Bewertung herangezogen und die Fachgesellschaften mit ihren interessensgeleiteten Funktionären nicht miteinbezogen worden sind.

Und am Ende wird der Erfolg nicht nur durch Studiendaten bestimmt, sondern auch von der Qualität des Eingriffs und von der Compliance des Patienten.

Es gibt im Gesundheistwesen keine einfachen Wahrheiten und Entscheidungen. Auch wenn es die Gesundheitspolitiker gerne hätten.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2006-09-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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