Churnalisten Die Journalisten seien im „professionellen Käfig“ ihrer „Nachrichtenfabriken“ gefangen und zu „Churnalisten“ verkommen (nach „to churn out“: auswerfen). Die FAZ stellt Flat Earth News vor, ein Buch des Journalisten Nick Davies vor, das mit der britischen Qualitätspresse abrechnet. "Ich war gezwungen, mir einzugestehen, dass ich in einer korrumpierten Profession arbeite", lautet Davies’ Fazit. Er sehe in der Qualitätspresse – aber auch im Rundfunk – Nachrichten, die vom gleichen Kaliber seien wie die, dass die Erde eine Scheibe sei. Trifft wohl nicht nur auf die Medien im Vereinigten Königreich zu. [Journalismus]
fabianfuchs 2008-02-10
In solchen Fällen ist die Wahrheit meist nur eine Google-Suchabfrage entfernt. Das schöne daran ist: Sie haben fast alle etwas zu verheimlichen.
Mit ein wenig Übung findet man solche Dinge schneller heraus, als die Redakteure der Ärztezeitung "berichtete Prof. X auf einem von Y geförderten Symposium" tippen können.
Ein Beispiel, das einem Leser des blogs aufgefallen ist: Der Tod des Schauspielers Heath Ledger. Ob das einem Qualitätsmedium mehr als einen kurzen Artikel wert sein sollte, kann man grundsätzlich diskutieren.
FAZ online hat die Todesursache einfach von den Agenturen abgeschrieben, die ihrerseits US-Berichte schlecht übersetzt haben. Eine Kombination aus Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmitteln habe zu einer „akuten Vergiftung“ geführt, teilte die Behörde in einer Erklärung mit. „Wir kommen zu dem Schluss, dass es sich durch den Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente bei dem Tod um einen Unfall handelt“, hieß es weiter. Mit einem Blick auf en.wikipedia.org erfährt der Leser und der Journalist, dass das Zitat der Ermittlungsbehörden verkürzt ist und noch dieses enthielt: Mr. Heath Ledger died as the result of acute intoxication by the combined effects of oxycodone, hydrocodone, diazepam, temazepam, alprazolam and doxylamine.
Eine ziemlich krasse Mischung. Alles Wirkstoffe, die auch von Drogenabhängigen missbraucht werden. Diazepam ist Valium. Oxycodon und Hydrocodon sind opioide Schmerzmittel, in Deutschland nur mit Betäubungsmittelrezept erhältlich (wie auch Temazepam). Dass Schmerzmittel beteiligt waren, wird in FAZ online nicht erwähnt. Dazu: Das Missbrauchspotential von Oxycodon (auch "Hillbilly Heroin" genannt) ist bekannt und das Verschweigen kostete dem Hersteller 643 Millionen Dollar.Flat Earth. Vielleicht sollten Journalisten statt im DJV eine Mitgliedschaft in der Flat Earth Society beantragen. amelia 2008-02-11 >> Kommentieren giardino 2008-02-10 >> Kommentieren |
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