Big Pharma


Vorab, es ist ein dickes Buch. Auf über 300 Seiten unternimmt die Wissenschaftsjournalistin Jacky Law die titanische Aufgabe, zu zeigen, was die Pharmaindustrie bewegt und wie die Konzerne in Wissenschaft, Gesundheitspolitik und unser Leben beeinflussen.

"Big Pharma - das internationale Geschäft mit der Krankheit" ist die deutsche Übersetzung eines vor 1,5 Jahren erschienen Werkes (Übersetzer Christoph Trunk). Normalerweise bin ich ja skeptisch gegenüber Rundumschlägen in Buchform, wie sie die Pharmaindustrie regelmässig provoziert. Das Buch von Jacky Law ist jedoch kein Enthüllungsbuch, sondern beschreibt sehr Kenntnisreich wie das System funktioniert. Die Rolle der Patienten, die Interessen der Pharmaunternehmen, die Ohnmacht der Wissenschaft, die Naivität der Ärzte oder die Unfähigkeit der Überwachungsbehörden.

Im Gegensatz zu anderen Autoren von Pharmakritik-Büchern, die Schuldige bei den Konzernen, den Ärzten oder den Regierungen suchen, zweifelt Jacky Law nicht daran, dass im Grunde der Patient das System mit Leben erfüllt. Schon im ersten Kapitel geht es um die Frage, ob wir wirklich wissen wollen, dass nicht Therapieverbesserung sondern der Hang zur Bequemlichkeit die Industrie treibt.

Law schafft es nicht, alle Aspekte sind gleichermassen brilliant zusammenzufassen. Was angesichts des Anspruchs auch nicht erwartet werden kann. Trotzdem bietet das Buch einen der besten Einblicke in die Pharma-Welt.

Die Lösung, die die Autorin am Ende anbietet könnte man als Resignation deuten.
Wir alle müssen eines Tages sterben. Die Frage ist, wie viel wir bis dahin vom Leben haben und was wir daraus machen. Deshalb ist die Initiative, die einen Übergang von der Compliance zum Miteinander anstrebt, vielleicht die einzige Hoffnung für die Pharmabranche, aufgerüttelt zu werden, damit sie lernt, kommerzielle Notwendigkeiten und die Gesundheit der Allgemeinheit klar auseinanderzuhalten.
Wir haben es in der Hand. Das ist verdammt wenig gegen eine Industrie, die 24/7 unser Leben bestimmen will. Solange z.B. Ärzte kaum Interesse an unabhängige Informationen haben, bleibt es jedoch das einzige Mittel.
 
[Buch]
Autor: strappato   2008-04-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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