Korrupte Medizin bei mir im Büro



Ich habe das Werk. Besprechung folgt. Nach einem kurzem Blick schon mal soviel: Die Liste mit den Ärzten und ihren Tätigkeiten für Pharmaunternehmen am Ende des Buchs ist meines Erachtens recht zufällig. Das ins Feld geführte Insider-Wissen erschliesst sich mir daraus nicht. Werde mich mal vom Inhalt überraschen lassen.
 
[Buch]
Autor: strappato   2008-11-21   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Diskussion über "Korrupte Medizin"

Wieder einmal erscheint dieser Tage ein Enthüllungsbuch über die Praktiken der Pharmaindustrie. Einzigartig macht es jedoch der Autor und die Methode, mit der ein Blick hinter die Kulissen der Branche geworfen wird. Hans Weiss hat vor 25 Jahren den fast legendären Bestseller "Bittere Pillen" mitverfasst, in dem zum ersten Mal kritisch über Nutzen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln berichtet wurde. Die jeweils aktualiserten Auflagen brachten es auf über 2,5 Millionen verkaufte Bücher.

In seinem neuen Buch "Korrupte Medizin: Ärzte als Komplizen der Konzerne - ein Pharma-Consultant packt aus" wirft der Österreicher Weiss einen Blick auf die Ärzte, ohne die das Pharmamarketing ins Leere laufen würde. Der Journalist ist dafür in eine andere Identität geschlüpft. Nach einer halbjährigen Fortbildung zum geprüften Pharmareferenten trat er als Arzt auf, mal als Pharma-Consultant oder als Export-Import-Händler und recherchierte 2 Jahre im Dickicht der Mietmäuler.

Besonders brisant: Im Ende des Buches finden sich fast 20 Seiten mit "Disclosure Statements", also Informationen, welche prominenten Ärzte welche klinischen Studien für welche Pharmaunternehmen durchgeführt haben oder für wen sie als Berater tätig waren. Die Informationen stammen zum Teil aus Publikationen der Betroffenen und sind daher eher ein Beweis für Transparenz. Trotzdem ist zu befürchten, dass diese Aufzählung als eine Art schwarze Liste interpretiert wird.

Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Ende letzter Woche ist es in Österreich vorgestellt worden. Dazu gibt es Interviews im Standard und im Kurier, einen längeren Artikel im Wirtschaftsmagazin Profil, oder einen Bericht im ORF.

In unserem Nachbarland haben die von Weiss erhobenen Vorwürfe schon für Aufregung gesorgt. Jan Huber, Generalsekretär des Pharmaverbandes Pharmig, fordert Weiss auf, falls er klare Beweise in Österreich habe, dann solle er eine Sachverhaltsdarstellung an den Staatsanwalt schicken.

Hans Weiss ist morgen Gast in der Sendung Menschen bei Maischberger (Dienstag, 18. November 2008, 22:45 Uhr ARD), in der es um das Thema "Der betrogene Patient: Machen Medikamente krank?" geht. Mit dabei Cornelia Yzer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), und Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ).
 
[Buch]
Autor: strappato   2008-11-17   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Big Pharma


Vorab, es ist ein dickes Buch. Auf über 300 Seiten unternimmt die Wissenschaftsjournalistin Jacky Law die titanische Aufgabe, zu zeigen, was die Pharmaindustrie bewegt und wie die Konzerne in Wissenschaft, Gesundheitspolitik und unser Leben beeinflussen.

"Big Pharma - das internationale Geschäft mit der Krankheit" ist die deutsche Übersetzung eines vor 1,5 Jahren erschienen Werkes (Übersetzer Christoph Trunk). Normalerweise bin ich ja skeptisch gegenüber Rundumschlägen in Buchform, wie sie die Pharmaindustrie regelmässig provoziert. Das Buch von Jacky Law ist jedoch kein Enthüllungsbuch, sondern beschreibt sehr Kenntnisreich wie das System funktioniert. Die Rolle der Patienten, die Interessen der Pharmaunternehmen, die Ohnmacht der Wissenschaft, die Naivität der Ärzte oder die Unfähigkeit der Überwachungsbehörden.

Im Gegensatz zu anderen Autoren von Pharmakritik-Büchern, die Schuldige bei den Konzernen, den Ärzten oder den Regierungen suchen, zweifelt Jacky Law nicht daran, dass im Grunde der Patient das System mit Leben erfüllt. Schon im ersten Kapitel geht es um die Frage, ob wir wirklich wissen wollen, dass nicht Therapieverbesserung sondern der Hang zur Bequemlichkeit die Industrie treibt.

Law schafft es nicht, alle Aspekte sind gleichermassen brilliant zusammenzufassen. Was angesichts des Anspruchs auch nicht erwartet werden kann. Trotzdem bietet das Buch einen der besten Einblicke in die Pharma-Welt.

Die Lösung, die die Autorin am Ende anbietet könnte man als Resignation deuten.
Wir alle müssen eines Tages sterben. Die Frage ist, wie viel wir bis dahin vom Leben haben und was wir daraus machen. Deshalb ist die Initiative, die einen Übergang von der Compliance zum Miteinander anstrebt, vielleicht die einzige Hoffnung für die Pharmabranche, aufgerüttelt zu werden, damit sie lernt, kommerzielle Notwendigkeiten und die Gesundheit der Allgemeinheit klar auseinanderzuhalten.
Wir haben es in der Hand. Das ist verdammt wenig gegen eine Industrie, die 24/7 unser Leben bestimmen will. Solange z.B. Ärzte kaum Interesse an unabhängige Informationen haben, bleibt es jedoch das einzige Mittel.
 
[Buch]
Autor: strappato   2008-04-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Testing treatments


Die Folgen klinischer Forschung sind oftmals Thema dieses blogs. Wie sollten klinische Studien durchgeführt und interpretiert werden? Welche Auswirkungen haben systematische Fehler für die Gesundheit? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das im Januar erschienene Buch Medizin auf dem Prüfstand der Autoren Imogen Evans, Hazel Thornton und Iain Chalmers.

Das englische Original ist durch die "Creative Commons Attribution 3.0 Unported Licence" kostenlos zu haben: Testing Treatment - Better research for a better healthcare.

Anhand vieler praktischer Beispiele wird gezeigt, wie neue Behandlungen unerwartete Nebenwirkungen zeigen können, dass viele gebräuchliche Tests und Behandlungen nicht ausreichend untersucht worden sind oder wie Forschung durch kommerzielle und akademische Interessen an dem Ziel des Patientennutzens scheitert - und was Patienten beitragen können, um bessere Diagnose und Behandlung sicherzustellen. Improving tests of treatments is everybody's business.

Am Ende formulieren die Autoren noch einen "Entwurf für eine Revolution":
  1. Encourage honesty when there are uncertainties about the effects of treatments
  2. Confront double standards on consent to treatment offered within and outside clinical trials
  3. Increase knowledge about how to judge whether claims about treatment effects are trustworthy
  4. Increase the capacity for preparing, maintaining, and disseminating systematic reviews of research evidence about the effects of treatments
  5. Tackle scientific misconduct and conflicts of interest within the clinical research community
  6. Require industry to provide better, more complete, and more relevant evidence about the effects of treatment
  7. Identify and prioritise research addressing questions about the effects of treatments which are deemed important by patients and clinicians
Ich hoffe, das blog hier leistet seinen Beitrag dazu.
 
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Autor: strappato   2008-02-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Nachhilfe in Gentechnik

Über 23andme und Gen-Medizin wird ja allerorten diskutiert. Zeit für ein Info-Update um mitzureden? Ich empfehle das Buch:

Grundzüge der Gentechnik: Theorie und Praxis von Mechthild Regenass-Klotz.

Die erste Auflage von 1998 langt für den Einstieg. In der aktuellen Auflage ist insbesondere das Kapitel "Gentechnik in Medizin und Forschung" erweitert worden.
 
[Buch]
Autor: strappato   2008-01-24   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Strandlektüre

Natürlich eignet sich das Buch auch für verregnete Tage in einem Skihotel: John Grishams "The King of Torts" (deutsch: "Die Schuld").

Das Buch beschreibt das Geschäft mit Massen-Sammelklagen gegen Pharmakonzerne in den USA aus der Perspektive eines jungen Anwalts. Gleich zu Beginn geht es um das Drogen-Entwöhnungsmedikament "Tarvan", das bei einem gewissen Prozentsatz der Anwender zu gesteigerter Aggressivität und infolgedessen zu einer Reihe von gewaltsamen Todesfällen führt. Ähnlichkeiten zu Champix® sind rein zufällig, weil das Buch bereits 2003 erschienen ist. Im weiteren Verlauf des Buches geht es unter anderem um die Nebenwirkungen eines erfolgreichen Arthritis-Medikaments namens "Dyloft", die der Hersteller zu verschleiern sucht.

"The King of Torts" ist bei weitem nicht Grishams bestes Buch, aber langweilig ist es nie.
 
[Buch]
Autor: hockeystick   2008-01-02   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Trend für 2008: Subversive Rezepte

In den USA der Bestseller 2007 auf dem Sachbuchmarkt:

The Sneaky Chef: Simple Strategies for Hiding Healthy Foods in Kids' Favorite Meals von Missy Chase Lapine.

Fast-Food verwöhnten Kindern Gemüse, Obst und Vollkorn unterjubeln. Könnte man sogar als subversiv betrachten.

Lapines Werk muss sich den Spitzenplatz bei den Kochbüchern in den USA teilen: Jessica Seinfeld, die Ehefrau des Comedians und Spitzenverdieners Jerry Seinfeld, hat in "Deceptively Delicious" auch Strategien veröffentlicht, mit denen gesunde Kost in Fast-Food verpackt werden kann. Über 1 Million verkaufte Exemplare, 6x mehr als "Sneaky Chef". Ein Dutzend Rezepte darin sind trotz der, nicht nur für europäische Gaumen, fragwürdig anmutenden Zusammenstellung denen aus Lapines Buch auffallend ähnlich: Spinat in Brownies, Avocado in Schokoladenpudding oder Süsskartoffeln in gegrillten Käsesandwichs. Dies brachte Jessica Seinfeld den Plagiatsvorwurf ein, den sie bisher nicht überzeugend widerlegt hat - und Dank ihrer überwältigenden Bekanntheit nicht ernsthaft widerlegen musste. Tenor: Ich bin so reich, ich habe es nicht nötig, Rezepte zu stehlen.

Ausserdem wird die Alltagstauglichkeit der Tricks von Seinfeld bezweifelt. It’s Purée Hell!
Without apology, Deceptively Delicious fully indulges in that retrograde 1950’s version of domestic life where the woman controls everything and does all the work happily from the back seat, and so cunningly that the husband almost thinks he’s the one with all the ideas and the map, driving the car.
Soll man wirklich glauben, dass die Seinfelds zu zweit jeden Sonntagabend in der Küche das Gemüse für die kommende Woche pürieren?

Bei soviel Erfolg hat Missy Chase Lapine, im Gegensatz zu Missy Seinfeld eine Fachfrau in Sachen Ernährung, für Frühjahr 2008 das nächste Kochbuch angekündigt: "Sneaky Chef: How to Cheat on Your Man (In the Kitchen!): Hiding Healthy Foods in Hearty Meals Any Guy Will Love."

Meine Trendvorschau für 2008: Sowas wird in Deutschland auch die Esskultur auf eine harte Probe stellen. Vox, Kerner, Mälzer & Co sitzen sicher schon in den Startlöchern.
 
[Buch]
Autor: strappato   2007-12-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pschyrembel

Die 261. Auflage des Pschyrembel ist erschienen. Wörterbücher haben sich in Zeiten des Internets eigentlich überholt. Zumindest kann man am Pschyrembel erkennen, wann der Besitzer studiert hat. Mal auf das Bücherregal beim nächsten Arztbesuch achten. Mein eigenes Exemplar ist aus der 256. Auflage.

Wer bietet mehr - oder weniger?
 
[Buch]
Autor: strappato   2007-09-24   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Killer Drug


Pharmaunternehmen haben gemeinsam mit dem CIA an Medikamenten gearbeitet, die gegnerische Kräfte ausschalten sollten - das würde man als Forschung an biologischen Waffen bezeichnen. Ein entsprechendes Dokument ist Teil eines Reports ("CIA's Family Jewels"), der am 26. Juni 2007 veröffentlicht worden ist. Darin werden auch Tests mit "freiwilligen" Armeeangehörigen eingeräumt. Dieses Dokument ist der Einstieg in den Thriller "Killer Drug", der Debütroman von Peter Rost, einem ehemaligen Pfizer-Vizepräsident und Whistleblower.

Held der Story ist der junge Pharmanager Alex McGraw, der trotz - oder wegen - seiner Whistleblower-Vergangenheit einen Job als Vize-Präsident beim Pharmakonzern Xenal bekommt. Dort ist er sofort mit den Interessen um Macht und Einfluss konfrontriert und erkennt schnell, dass Xenal nicht nur an Waffen für die CIA forscht, sondern das Unternehmen auch sonst mafiöse Züge hat. Vor Mord wird nicht zurück geschreckt. Sechs Tote und die Auslöschung eines halben mexikanisches Dorfes pflastern die Seiten. Das Buch beginnt mit einem herbeigeführten tödlichen Autounfall und endet mit "closed her eyes".

Mit den gesetzwidrigen Geheimaktionen aus den Family Jewels, Peter Rosts Vita und seiner Dokumentation The Whistleblower im Kopf, wird aus dem fiktionalen Thriller sofort eine sehr verstörende Mischung, in der nie ganz klar wird, wo die Fiktion ins Abenteuerliche abgleitet. Pharmakonzerne entwickeln biologische Waffen aus Medikamenten, die wegen zu grossen Nebenwirkungen aufgefallen sind? Hätte selbst ich bis vor ein paar Monaten nicht geglaubt. Der Sicherheitsdienst eines Pharmakonzerns kann sich in Sachen Technik und Methoden mit Geheimdiensten messen? Peter Rost hat es im "Whistleblower" und im blog gezeigt. Pharmamanager, die wissentlich die Öffentlichkeit und Behörden betrügen? Gibt es genug Fälle, die Ermittlungen und Verurteilungen sind nicht mehr zu zählen.

Ein sehr spannendes Buch in der Tradition der Insider im Medizinwesen, die ihre Erlebnisse zu Thrillern verarbeitet haben, wie Samuel Shem in "House of God" oder in den Kriminalromanen von Peter Clement. Statt jedoch den Klinikalltag zum Schauplatz der dunklen Geschäfte zu machen, entführt Peter Rost die Leser hinter die Hochglanzfassade der Pharmaindustrie. In eine Welt, in der Ethik und Patientennutzen nur hohle Phrasen bleiben, wenn Gewinne winken. Die Frage, die im Raum steht: Wie weit würden Pharmamanager für den Geschäftserfolg gehen? Das Buch des Ex-Pfizer, Ex-Pharmacia, Ex-Wyeth Managers Peter Rost gibt eine beklemmende Antwort darauf.

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Das blog zum Buch und die ersten 5 Kapitel als pdf-DateiLeseprobe.
 
[Buch]
Autor: strappato   2007-09-20   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Big Pharmabücher


Noch'n Buch: Big Pharma. Die deutsche Übersetzung eines vor 1,5 Jahren erschienen Werkes der Wissenschaftsjournalistin Jacky Law.

Nach der Rezension der FAZ soll das Buch keine reisserische Zusammenstellung der bekannten Skandale sein, sondern eine umfassende Analyse, warum die Pharmaindustrie in der Lebensspanne eines einzelnen Menschen so ungeheure Macht gewonnen hat. Deutschlandradio Kultur hat das Buch im Juli vorgestellt und überschwänglich gelobt. Ein Artikel im Guardian bietet Details.

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich meine knappe Zeit dem Buch widme. Ergebnis: Werde es kaufen, Besprechung folgt. Mir ist aber auch die Macht der Rezensionsexemplare bewusst geworden. Wenn ich es hier als blogger frei Haus auf den Tisch bekommen hätte, wäre es schwer gewesen, das Ding ungelesen als unbestellte Werbung wieder zurückzuschicken. Unabhängigkeit muss man jeden Tag mit sich selbst erkämpfen.
 
[Buch]
Autor: strappato   2007-09-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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