Medizin in scienceblogs.de

Seit fast 1,5 Jahren präsentiert Burda als Minderheitsgesellschafter beim US-Unternehmen “ScienceBlogs”, das zur Seed Media Group gehört, gebloggte Wissenschaft auf deutsch. ScienceBlogs.de soll neue und intelligente Zugänge zu wissenschaftlichen Themen eröffnen. Nach Aussagen des Geschäftsführers ist ScienceBlogs ein Beispiel für Qualitätsinternet.

Wie sieht die Qualität bei Medizinthemen dort aus? Aktuell wird in einem Beitrag wild über Psychopharmaka als Auslöser des Amoklaufs von Winnenden spekuliert (mit voller Namensnennung des Täters, aber falscher Schreibweise). Sonstige Themen beschänken sich auf die HPV-Impfung oder Präimplantationsdiagnostik, die eher unkritisch bewertet werden und Komplementärmedizin, die grundsätzlich verdammt wird. Unterbrochen wird dies von der täglichen Linksammlung der Redaktion, wenn sie ein Medizinthema enthält. Nicht zu vergessen so wichtige Themen wie die die erhöhte Herz-Kreislauf-Sterblichkeit in Nähe von Fast-Food-Restaurants oder der Hinweis auf neue Folgen von Dr. House. HIV/AIDS ist auch beliebt, darunter ein Posting, das die Lage in Washington DC mit der in Westafrika gleichsetzt. Eine Industrienation mit Spitzenmedizin gegen eine Region in der "Gesundheitsversorgung" ein Fremdwort ist. Insgesamt nur 16 Artikel in fast vier Wochen.

Traurig, wie die Medizin, oft als wichtigste Wissenschaft unserer Zeit gewürdigt, in einem "Qualitätsportal" zugrunde geschrieben wird.
 
[Medien]
Autor: strappato   2009-03-17   Link   (12 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2009-03-17  
Das Gleiche habe ich mir vorhin auch gedacht. Wirklich unterirdisch zur Zeit.


hockeystick   2009-03-18  
Heute gibt es Papstbashing. Die gehen wirklich da hin, wo's wehtut.

Und die Homöopathie ist auch wieder dran:
Zwei Drittel aller deutschen Kinder werden im Krankheitsfall oft nicht mit echten Medikamenten behandelt sondern mit Zuckerkügelchen! Das finde ich erschreckend!

So pauschal würde ich das auch nicht unterschreiben.


wissenswerkstatt   2009-03-18  
Noch ein wenig Geduld...
Es ist - da liegt Ihr mit der Kritik sicher richtig - unzweifelhaft so, daß sowohl Anzahl, als auch Qualität der Blogpostings zu medizinischen Themen bei ScienceBlogs.de ausbaufähig ist. Daß bei relativ wenigen Beiträgen auch viele spannende Themen erst gar nicht behandelt werden, liegt ja sowieso auf der Hand.

Warum es freilich etwas daran auszusetzen gibt, daß über die HPV-Impfung, PID oder die aktuelle Meldung der erstaunlich hohen AIDS-Rate in New York gebloggt wird, verstehe ich aber ehrlicherweise nicht ganz. Es fehlt ein dezidierter Medizinblogger, kein Thema. Aber bis dahin sind auch Wortmeldungen eines Politologen zur PID in der Schweiz oder eine sehr persönliche Notiz eines Journalisten zu AIDS durchaus legitim, finde ich. Wer deren Standpunkte nicht teilt, kann ja in den Kommentaren Stellung beziehen.

Und bis wir mit einem Medizin-Blogger aufwarten können, der die bestehenden Lücken füllt, kann ich mit gutem Gewissen auf unseren neuen Biologie-Blog verweisen. In Alles was lebt wird seit 10 Tagen wirklich vorbildlich und auf höchstem Niveau gebloggt.


strappato   2009-03-18  
Das gehört dazu, aber sollte doch das Gericht abrunden und nicht die Sättigungsbeilage sein.

Ganz abgesehen davon, aber das ist meine persönliche Meinung, wird es schwer sein, einen Medizinblogger zu finden, der sich dem Kommunikations-Klima dort aussetzt.


hockeystick   2009-03-18  
Reichart macht ja den Erfolg von Scienceblogs.de an der zunahmenden Anzahl von Kommentaren fest. Mein Eindruck ist, dass diese Zahl dort umso größer wird, je abwegiger der ursprüngliche Beitrag war.

Und es greift so eine Art Godwin's law: Jeder Thread endet irgendwann beim Thema Globuli.


wissenswerkstatt   2009-03-18  
@strappato & hockeystick:

Einverstanden, wenn es um unsere Defizite im Bereich Medizin geht. Einspruch, wenn es um die Diskussionen geht: zwar gibt es (leider) einige Kommentarthreads, die aus dem Ruder laufen, aber das ist keineswegs der Regelfall. Und das passiert völlig unabhängig davon, ob der Ausgangsbeitrag eine dahingeworfene (und möglicherweise angreifbare) Notiz war oder ein einwandfreier wissenschaftlicher Blogpost.

Und nochmal grundsätzlich zu den Kommentaren: es stimmt, daß teilweise sehr emotional debattiert wird (auch von einigen ScienceBloggern), aber viele Diskussionen werden auch mit Bedacht geführt - auch und v.a. von Sciencebloggern. ;-)


hockeystick   2009-03-18  
Wir können natürlich leicht lästern. Die wenigen Kommentare, die wir hier haben, sind fast ausnahmslos eine Bereicherung.

Aber dass bei den Scienceblogs die Diskussion um die Wirksamkeit von Akupunktur, Homöopathie etc. schon unzählige Male in den Kommentaren mit großer Leidenschaft und bis zur allgemeinen Ermattung durchexerziert wurde, ist natürlich auch eine Folge der Themensetzung.


geograffitico   2009-03-18  
Medizin in scienceblogs.de
"HIV/AIDS ist auch beliebt, darunter ein Posting, das die Lage in Washington DC mit der in Westafrika gleichsetzt"
Nur zum besseren Verständnis: Der Vergleich stammt von der Leiterin der Washingtoner Aids-Behörde, wie man in den paar Zeilen, die ich dazu gepostet hatte, leicht nachlesen kann.


strappato   2009-03-18  
Den Rest meiner Einschätzung teilen Sie?


geograffitico   2009-03-18  
Nein, aber es ist Ihre Meinung, und auf die haben Sie natürlich ein Recht. Ich muss mich ja nicht zu jeder Meinung äußern, und dass es schön wäre, mehr bloggende Mediziner zu lesen, darüber muss man gewiss nicht streiten. Aber ich wollte hier nur einen offenbaren Irrtum klarstellen - dass ich (aus welchem Grund auch immer) mir einen aberwitzigen Vergleich zwischen Washington und Westafrika aus den Fingern gesaugt hätte. Dieser Vergleich war Bestandtteil der Nachricht - und er ist, wenn man darüber nachdenkt, vieleicht aberwitzig, aber leider treffend. Wenn Sie es anders sehen, werden Sie sicher einen eigenen Beitrag dazu verfassen wollen.


strappato   2009-03-18  
Der Vergleich ist aberwitzig. Das ist reine PR und Alarmismus der Gesundheitsbehörde. Das ohne weitere Informationen oder Kommantar zu zitieren, ist für mich kein "Qualitätsinternet".


geograffitico   2009-03-18  
An weiteren Informationen (u.a. einem Link zum Bericht der Washingtoner Aids-Behörde) mangelte es nicht, und kommentarlos stand's auch nicht da. Und warum ein Hinweis darauf, dass die Aids-Epidemie in den USA keineswegs überwunden ist, in Ihren Augen "Alarmismus" ist (soll das heißen, das stimmt nicht? Oder dass es erst bei einer Infektionsrate von 10, 15, 20 oder sonstwelchen Prozent erwähnenswert wäre?), begreife ich auch nicht ganz. Aber wie gesagt, dies ist Ihr Blog und Ihre Meinung, die muss ja nicht jeder teilen.








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