Seltene Spitzenpreise

Do you know of another industrial country that does not negotiate with drug companies for better prices?

No, the United States is the only country in the world that allows the drug companies to charge whatever they want.

Not the only. In Deutschland für patentgeschützte Medikamente. Dass es noch andere Staaten gibt, die sowas verrücktes wie "Free Pricing" für Arzneimittel erlauben, ist für Melody Petersen, ehemalige Journalistin bei der NY Times und Autorin des Bestseller "Our Daily Meds: How the Pharmaceutical Companies Transformed Themselves Into Slick Marketing Machines and Hooked the Nation on Prescription Drugs" undenkbar.
 
[Politik]
Autor: strappato   2010-01-12   Link   (8 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2010-01-12  
Ausnahme: Die Preise für Medikamente, die für die stationäre Behandlung im Krankenhaus verwendet werden, werden zwischen Klinik/Einkaufsgemeinschaft und Hersteller verhandelt. Trotzdem ist in Deutschland die Preisbildung vergleichsweise "free".


drgeldgier   2010-01-12  
Das ist jetzt ein Scherz, oder?
Die Kliniken bekommen die (meist) Original-Präparate von den Herstellern meist zu Spottpreisen oder kostenlos, damit der Haus-/Facharzt dann nach Entlassung von den Patienten ordentlich unter Druck gesetzt wird, auch das teure Original zu verordnen. "Herr Doktor bitte nicht wieder das Billige"
Diese "verhandelten" Preise zwischen Klinik und Hersteller sind pures Marketing.


share of horst   2010-01-13  
Im Pharmajargon spricht man bei dieser Art der Preisverhandlung treffenderweise vom "anfixen".


strappato   2010-01-13  
Der Bereich ist sehr intransparent. Nach meinem Erfahrungen kommt das vor, ist aber nicht die Regel. Die erzielten Preise sind sehr unterschiedlich, da zählt Marktmacht und Verhandlungsgeschick - auf beiden Seiten.


secondfiddle   2010-03-15  
"Anfixen" in Kliniken bei Psychopharmaka
Fundstück zu diesem Thema aus dem Bereich Psychiatrie:

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) hat in ihrer Zeitschrift PROFUND 1/2009 (Seite 24-26) die Ergebnisse einer Umfrage bei allen niedergelassenen Psychiatern, Nervenärzten und Neurologen in Bayern bezüglich der "Entlassmedikation" von Psychopharmaka veröffentlicht. Ergebnis:

"Viele Patienten werden nach KVB-Informationen während eines Klinikaufenthaltes auf neue, meist teurere Psychopharmaka eingestellt."

"Es entsteht der Eindruck, dass im Krankenhaus Arzneimittelinnovationen unkritisch flächendeckend verordnet werden, weil hier der Einkauf unabhängig von der Arzneimittelpreisverordnung zu erheblich günstigeren Konditionen erfolgen kann."

"Dass es für die Pharmafirmen interessant ist, Medikamente im stationären Bereich sehr preiswert verfügbar zu machen und darauf zu hoffen, dass im ambulanten Bereich keine Umstellung auf kostengünstigere Alternativen erfolgt, ist ein mittlerweile bekanntes Problem."

Die KVB fordert auch eine konsequentere Umsetzung des "§ 115c SGB V" durch die Krankenhäuser: (*)

SGB V § 115c
Fortsetzung der Arzneimitteltherapie nach Krankenhausbehandlung
(1) Ist im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung die Verordnung von Arzneimitteln erforderlich, hat das Krankenhaus dem weiterbehandelnden Vertragsarzt die Therapievorschläge unter Verwendung der Wirkstoffbezeichnungen mitzuteilen. Falls preisgünstigere Arzneimittel mit pharmakologisch vergleichbaren Wirkstoffen oder therapeutisch vergleichbarer Wirkung verfügbar sind, ist mindestens ein preisgünstigerer Therapievorschlag anzugeben. Abweichungen in den Fällen der Sätze 1 und 2 sind in medizinisch begründeten Ausnahmefällen zulässig.
(2) Ist im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung die Fortsetzung der im Krankenhaus begonnenen Arzneimitteltherapie in der vertragsärztlichen Versorgung für einen längeren Zeitraum notwendig, soll das Krankenhaus bei der Entlassung Arzneimittel anwenden, die auch bei Verordnung in der vertragsärztlichen Versorgung zweckmäßig und wirtschaftlich sind, soweit dies ohne eine Beeinträchtigung der Behandlung im Einzelfall oder ohne eine Verlängerung der Verweildauer möglich ist.
---

(*) im Originalartikel steht versehentlich "§ 135c" – dieser Druckfehler wird in Ausgabe 2/2009 (auf S. 45) korrigiert.


share of horst   2010-01-12  
Und das wird leider auch so bleiben...
Rösler und Konsorten werden das nächste Gesetz in seinen arzneimittelpolitischen Passagen mangels Sachverstand vom VFA oder einzelnen Pharmafirmen diktiert bekommen. Wenn man bedenkt, dass so gut wie jeder forschende Hersteller seine Berliner Repräsentanz mit bis zu fünf Mitarbeitern hat, scharwenzeln mittlerweile an die 200 Lobbyisten durchs Regierungsviertel.


mager   2010-01-16  
Stand gerade in der TAZ: ein PKV-Lobbyist wird ins Ministerium einziehen: http://nachrichten.t-online.de/gesundheitsminister-roesler-in-der-kritik-wirbel-um-lobbyisten/id_21346910/index


premiumpatientin   2010-01-14  
Wie wahr...
Hm, ich sag nur: Linezolid. Oder in den Worte meines Arztes: Passen Sie gut auf das Rezept auf, das ist ziemlich viel wert.
Oder KCI-Vakuumverband: Warum nicht fuer ziemlich viel Geld einen sterilen Schwamm und selbstklebende Folie verkaufen. Also, ich weiss, womit ich mein Geld verdienen werde, sobald deren Patent auslaeuft.








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