Die Vitamin-PR-Falle

Der WDR hat heute in seinem Programm eine Wiederholung der Reportage Die Vitaminfalle gesendet. Ein kritische Abrechnung mit den Versprechungen der Vitaminindustrie.

Das traf bei den Herstellern von Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmittel natürlich nicht auf Begeisterung. Besonders eine "Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung" mit der einprägsamen Abkürtung "GIVE" hatte sich in einer Pressemitteilung gegen die einseitige Darstellung in der Reportage gewehrt.

GIVE ist ein trojanisches Pferd der Pharmaindustrie. Auf der Interseite hält sich der Verein sehr bedeckt:
GIVE, die Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung e.V. ist ein eingetragener Verein zur Förderung des Wissens über die Themen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Mikronährstoffe. Die Initiative macht es sich insbesondere zur Aufgabe, im Interesse der Öffentlichkeit differenziert über den elementaren Nutzen der o.g. Stoffe zu informieren sowie damit in Verbindung stehende wissenschaftliche Hintergründe allgemein verständlich zu machen. Die Gemeinschaft, die u.a. von Angehörigen führender forschender Gesundheitsunternehmen ins Leben gerufen wurde, wird in ihrer Tätigkeit durch unabhängige Experten beraten.

"Angehörige führender forschender Gesundheitsunternehmen", "unabhängige Experten" - nennen wir es doch mal beim Namen. Der Domaininhaber sitzt nicht in Wölfersheim, wie der Verein, sondern in Bad Homburg. Die dort angegebene E-Mail Adresse führt zu Dr. Kaschny PR GmbH. Ein Kunde der Agentur ist GlaxoSmithKline Consumer Healthcare, und als "Marken", für die die Agentur tätig ist, die Vitamin- und Mineralstoff-Abtteilung von GSK mit den Brands "Abtei" und "Cetebe". Als Geschäftsführerin des Vereins fungiert die Inhaberin einer PR-Agentur, die auf der Internetseite von Dr. Kaschny PR als "Kooperationspartner" aufgeführt wird.

Wenn man nach den unabhängigen Experten forscht, fällt Dr. med. Thomas Schettle auf. Experte in eigener Sache. Der Mediziner arbeitet als Medizinischer Direktor der Whitehall-Much GmbH. Whitehall-Much gehört nach der Wyeth-Übernahme zu Pfizer und hat mit "Centrum", "Vitasprint" und Caltrate Marktführer auf dem Feld der Nahrungsergänzungsmittel im Angebot. Der erste Vorsitzende von GIVE stammt aus dem Marketing des Untermehmens.

Das Unternehmen Queisser Pharma schickt seine Mitarbeiterin Ebba Loeck als 2. Vorsitzende des Vereins an die Vitamin-PR-Front. Die Forschungsdirektorin beim Hersteller der Vitamin- und Mineralstoffprodukte, die unter der Marke Doppelherz verkauft werden, darf auch als Expertin auftreten.

Astroturfing? Nicht ganz, aber ein typischer Fall von verdeckter PR in der Pharmaindustrie.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2010-06-26   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2010-06-28  
Herrlich. In der Pressemitteilung von "GIVE" heißt es:
Es stellt sich auch die Frage, weshalb der SWR-Beitrag nicht etwa d e n bekanntermaßen kritischen Professor für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Prof. Dr. med. Joerg Hasford, zitiert, sondern einen weitgehend unbekannten und schlecht einschätzbaren "Experten" aus der Schweiz. Dadurch entsteht der Eindruck einer sehr willkürlichen Auswahl von Kommentatoren, die eben genau das sagen, was ins "Bild" des Redakteurs passt. Eine kritische Auseinandersetzung sieht anders aus.

"D e r bekanntermaßen kritische Professor" Joerg Hasford, dessen Sicht der Dinge "GIVE" einfordert, erscheint mir in der Tat gut einschätzbar. Er fällt unter anderem auf durch einen Auftritt auf einem Satellitensymposium der Fa. Sankyo/Menarini für das jüngst wegen magerer Nutzenbelege und deutlicher Hinweise auf tödliche Nebenwirkungen ins Gerede gekommene Olmesartan. In Madrid, da kommt man ja von einem regulären Pofessorensold auch sonst nicht hin:
Über pharmakoökonomischen Aspekte einer Therapie mit Olmesartan berichtete Prof. Dr. Jörg Hasford, Universität München. Schließlich hat aufgrund der starken Prävalenz der Hypertonie eine effektive Behandlung auch wesentliche volkswirtschaftliche Folgen: Die Kosten von kardiovaskulären Krankheiten werden in der EU auf fast 170 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Demzufolge führt eine effektive Senkung des Blutdruckes, so wie es von Olmesartan in den Studien beschrieben wird, auch zu einem entsprechenden Korrelat in der Kostenfrage, wie Hasford erklärte.

Seit' an Seit' mit unserem Freund Prof. Dr. Hermann Haller, der auf der gleichen Veranstaltung ebenfalls in Sachen Olmesartan zu Wort kam.

Und pdf-Dateihier ist der bekanntermaßen kritische Professor gerade für Novartis unterwegs (auf dem Satellitensymposium "Imatinib & Desferasirox: Hematologic treatment standards: situation and opportunities").

Der kritische Joerg Hasford sitzt darüberhinaus im Vorstand einer "Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e.V." (www.vitaminforschung.org/de/ueber-die-gvf/vorstand). Mitglied u.a. die Merck Selbstmedikation GmbH, Darmstadt (vgl. www.bion3.de).


emmellaah   2010-07-02  
So verdienstvoll es ist, immer wieder - so wie hier - die unselige Verquickung von Wirtschaft (inbesondere Pharmaindustrie), Wissenschaft, Medien und der medizinischen Praxis aufzuspüren, sauber aufzudröseln und allgemein bekannt zu machen - es ist leider nur die halbe Miete. Das zeigen vor allem die jüngsten "Enthüllungen" auf dieser Seite.

Natürlich liegt die Vermutung nahe, daß ein Wissenschaftler, der Geld vom Hersteller des Medikaments dafür bekommt, daß er darüber forscht, nicht (mehr) unabhängig ist. Und in aller Regel ist es ja auch so. Aber heißt das, daß man sich die Mühe sparen kann, ihn und seine Aussagen inhaltlich zu widerlegen?

Daß die Kritik mit dem Nachweis eines Namens auf der Gehaltsliste eines Pharmaunternehmens schon fertig ist, passiert hier leider ein bißchen zu oft, wie ich finde. Da ist der Unterschied zu einem Interessensverband, der eine Kritik mit der Begründung zurückweist, sie stütze sich auf den falschen Experten, so groß gar nicht mehr.
Aber mein Bauchgefühl sagt mir bei diesen Artikeln jedes mal, dass da wohl eine größere Summe Geld in Richtung Ärzteblatt den Besitzer gewechselt hat.
heißt es in einem Kommentar zum Blogpost Nur wenig zusätzliche Tote.

Die Aussage lebt von der Annahme, daß man falsche Aussagen daran erkennt, ob Geld geflossen ist oder nicht. Das hört sich oft so an, als wüßten solche "Meinungsbildner" sehr wohl, was richtig ist und was nicht. Sie werfen nur ihr ganzes Wissen über Bord und sagen bzw. schreiben ganz was anderes, wenn ihnen jemand dafür genügend Geld bietet. Fließt kein Geld, so haben sie folglich auch keinen Grund (mehr) zu lügen und sagen die Wahrheit?

Das würde in der Tat Kritikern die Arbeit leicht machen. Denn dann muß - wer damit ein Problem hat - sich gar nicht mehr die Mühe machen, sich inhaltlich auseinanderzusetzen mit dem, was so ein Meinungsbildner oder Mietmaul sagt oder schreibt. Da reicht es dann tasächlich, nach Gehaltslisten zu fahnden, auf denen der betreffende Name steht. Der Sache nach ist das nicht viel was anderes als "eminenzbasierte" Medizin - nur mit umgekehrten Vorzeichen.

Eigentlich sollte es doch ein Leichtes sein, z.B. den Artikel von A. Bischoff in der Ärztezeitung inhaltlich auseinanderzunehmen, wenn er so grottenschlecht ist. Wenn man das sauber macht, sollte das Ergebnis an sich für sich sprechen. Dann muß man vermutlich gar nicht mehr weiter forschen, ob nun eigentlich Geld geflossen ist oder nicht. Anhaltspunkte dafür ergibt so eine Krtik vermutlich genügend.

Ein Name auf einer Gehaltsliste wäre dann nicht mehr als ein Bonbon, eine - eigentlich unnötige - Zugabe, der Beleg dafür, daß es für diese falschen Aussagen außerdem auch noch Geld gegeben hat. Tut es das aber nicht - z.B. weil doch mal stimmt, was in dem Artikel steht - dann ist es (mir jedenfalls) eigentlich auch egal, ob da jemand dafür bezahlt wurde, daß er das geschrieben hat oder nicht. Hinweise auf Bestechlichkeit sind folglich nebensächlich und können die Analyse bestenfalls ergänzen, aber niemals ersetzen.

Was ich meine zeigt sich an der Art und Weise, wie die "Roadmap"-Studie ("Roadmap: Randomised Olmesartan and Diabetes Microalbuminuria Prevention Study") hier abgehandelt wird.

Da muß man im übrigen schon allein deswegen nicht weiter nach Geldquellen und Gehaltslisten forschen, weil die Studie ganz offiziell von einer Pharmafirma (Sankyo Pharma GmbH, Hersteller von Olmesartan) durchgeführt wird (NIH, Clinical Trials: Study NCT00185159 ). "Roadmap" hat sich sogar ein Logo entwickeln und schützen lassen (Trademark Logos: Brand Logo Serial Number 79003305) und hat - jedenfalls in Norwegen - sowas wie ein geschütztes Warenzeichen (Merkeregisteret, Oslo). Da ist doch klar wie Kloßbrühe, daß da Geld fließt. Und man weiß weiter auch inzwischen, welchen Einfluß dieser Umstand auf das Ergebnis solcher Studien hat. Aber so einfach wollten wir es uns ja nicht machen.

Nun erfährt man diesmal ja schon etwas mehr, als nur die Tatsache, daß die Wissenschaftler auf der Gehaltsliste des Herstellers (Sankyo Pharma) stehen, der sich von einer positiven Einschätzung des Arzneimittels eine Umsatzsteigerung erhofft. Man hört was über die "Verfünffachung der kardiovaskulären Todesfälle unter dem Blutdrucksenker Olmesartan gegenüber Placebo" in der Roadmap-Studie.

Ein um 500 Prozent erhöhtes kardiovaskuläres Risiko? Du liebe Güte! Das hört sich in der Tat höchst bedrohlich an. Insbesondere wenn man bedenkt, daß unter dem hier erwähnten Vioxx oder auch unter dem hier vermutlich wohlbekannten Avandia die Zahl der Herz-Kreislauf-Komplikationen (darunter auch Todesfälle) um vergleichsweise läppische 40% erhöht war bzw. ist. Olmesartan wäre also um ein Vielfaches gefährlicher als Vioxx oder Avandia!

Wenn das stimmt, wäre allerdings ganz was anderes angesagt, auch wenn Olmesartan wohl nicht annähernd so häufig eingenommen wird wie Vioxx. Also dann dürfte wirklich kein einziger Patient auch nur eine einzige Olmesartan-Tablette schlucken.
"Alles nicht so schlimm. Zu kleine Fallzahlen. Zufallsbefund. Warnsignale werden überbewertet. Bloß nicht die Patienten verunsichern. Weiter verschreiben, bis die nächste Studie in fünf Jahren beendet ist. Vielleicht weiß man dann mehr. Vielleicht auch erst in zehn Jahren."
Aber wäre nicht hier was anderes angesagt, als auf Gehaltslisten nach dem Namen des Studienleiters durchzuforsten, abzuwarten und die Geschehnisse in Blogposts zu kommentieren - selbst wenn damit wohl auf Jahre hinaus ein "dankbares" Thema gesichert wäre? Hier wird weiter gefahndet - nach anderen Wissenschaftlern (Lauf) und in anderen Blättern (Ärztezeitung).
"Eigentlich wäre dieser ganze abstoßende und übelriechende Sumpf im offiziellen Organ der Bundesärztekammer mal einen eigenen Artikel wert."
So sehr ich diese Einschätzung teile - aber bei fünfmal mehr Herz-Kreislauf-Toten unter Olmesartan? Und hochdruckkranke Diabetiker schlucken weiter dieses Mittel? Na ja - die Sache mit den 500% sollte man sich vielleicht noch mal genauer ansehen.
Das Mammographiescreening wird ja den Frauen zwischen 60 und 70 mit dem Argument so warm ans Herz gelegt, daß es die Brustkrebssterblichkeit um 25% verringert. Das Beispiel ist hier sicher wohlbekannt.

Wer das hört könnte sich fragen, ob Frauen, die diese kostenlose Maßnahme nicht wahrnehmen, eigentlich ihre fünf Sinne beieinander haben. Und trotzdem werfen durchaus renommierte und fachkundige Kritiker die Frage auf, ob das Mammographiescreening den teilnehmenden Frauen eigentlich Vorteile bringt.

Allerdings stellt keiner von ihnen diese Tatsache selber - die 25%ige Reduktion der Brustkrebssterblichkeit - in Frage. Stattdessen wird darauf hingewiesen, daß diese Zahl einen falschen Eindruck vermittelt.

Das tut sie deswegen, weil sie das relative Risiko angibt. Aber Tod durch Brustkrebs ist eben doch nicht so häufig, wie manch einer glaubt. Absolut verringert das Mammographie-Screening die Anzahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben, um 1 pro 1.000, also um 0,1 Prozent. Ohne Screening sterben vier von Tausend Frauen an Brustkrebs. Bei Frauen, die am Screening teilnehmen, veringert sich diese Zahl auf drei von Tausend. Insbesondere in Anbetracht der Risiken, die mit einer falsch-positiven Mammographie verbunden sind also ein guter Grund, sich genau zu überlegen, welchen Vorteil man davon hat.

Dabei sinkt die Sterblichkeit aber tatsächlich um 25 Prozent - relativ. Das ist keinesfalls gelogen. Es ist "nur" eine andere Darstellung. Es ist nämlich das gleiche wie - absolut - eine Abnahme von 0,4 Prozent auf 0,3 Prozent. Nur daß diese Aussage - anders als die 25 Prozent - kaum jemanden beeindruckt.
In der Roadmap-Studie starb unter Placebo etwas mehr als einer von Tausend Studienteilnehmern (3 von 2.232 oder 0,13 Prozent) einen Herz-Kreislauf-Tod. (Zahlen aus: FDA Drug Safety Communication: Ongoing safety review of Benicar and cardiovascular events, Stand: 06/11/2010 ). Unter Olmesartan stieg diese Zahl um etwas mehr als 0,5% auf nicht ganz sieben von Tausend (15 von 2.215 oder 0,68 Prozent).

Das relative Risiko erhöhte sich so durch Olmesartan um gut 500 Prozent, das absolute um 0,54 Prozent. Fünf Tote (pro Tausend) mehr durch Olmesartan. Das ist natürlich immer noch zu viel. Keine Frage. Denn einen Nutzen hat Olmesartan ja wohl so gut wie nicht. Sartane dürften allenfalls den Hypertonikern gegeben werden, die einen ACE-Hemmer brauchen, aber nicht vertragen. Und Olmesartan ist nicht gerade die l. Wahl unter den Sartanen. Es gibt also gar keinen guten Grund, dafür irgendein Risiko einzugehen. Und zwar ganz unabhängig vom Ergebnis der Roadmap-Studie. Das Mittel hätte gar nicht erst zugelassen werden dürfen. Und erst recht dürften Ärzte es nicht verschreiben.

Aber eine "Verfünffachung" oder eine Zunahme von "500 Prozent" - das hört sich natürlich viel dramatischer an.

Eine solche "Verfünffachung" läge übrigens auch dann vor, wenn die Zahl der Todesfälle um den Faktor 10 höher läge, so daß sie 30 (statt 3) und 150 (statt 15) betrüge. Das absolute Risiko betrüge dann 5,4 Prozent (statt 0,54), wäre also auch zehnmal größer. Das relative Risiko aber wäre nach wie vor: 500 Prozent! Man muß also immer beide Angaben im Zusammenhang betrachten, wenn die Zahlen einen Sinn machen sollen.

So gesehen ist der Hinweis auf die "kleinen Zahlen" nicht von Anfang an so ganz von der Hand zu weisen - auch wenn er sich mit großer Wahrscheinlichkeit dem Zweck verdankt, das Risiko zu verharmlosen. Aber was für die Mammographie als Argument taugt, kann ja wohl im umgekehrten Fall nicht ganz falsch sein - nur weil man den Namen des Studienleiters auf einer Gehaltsliste entdeckt hat.

Ich weiß nicht, ob ein Kritiker seiner Sache so nicht mehr schadet als alles andere, wenn er sich der gleichen kleinen Tricks bedient, wie die von ihm - zu recht! - Kritisierten.

Im übrigen dürften die meisten Hochdruckkranken gar nicht mal dadurch zu gesundheitlichem Schaden kommen, daß sie Medikamente mit einem unnötig schlechten Nutzen-Risiko-Verhältnis einnehmen - so schimm das auch ist.

Viel schlimmer ist doch, daß alle die vielen blutdrucksenkenden Medikamente, die hierzulande verschrieben, gekauft und (wohl in deutlich geringerem Umfang) eingenommen werden, nicht zum Ergebnis haben, daß der Blutdruck auch immer ausreichend kontrolliert wird. Wie schon seit Jahrzehnten(!) ist die Mehrheit der Bltuhochdruckkranken nicht ausreichend eingestellt - einer jüngeren Untersuchung des Robert-Koch-Instituts zufolge weniger als ein Viertel.

Etwa eine halbe Million Menschen stirbt jedes Jahr an Herz-Kreislauf-Komplikationen/Erkrankungen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehört ein nicht ausreichend eingestellter Bluthochdruck.

Wenn man mal - gaaanz vorsichtig! - schätzt, daß etwa ein Achtel der Herz-Kreislauf-Todesfälle durch ungenügend kontrollierten Hochdruck (zumindest mit-)bedingt ist, so wären das immerhin gut 60.000 Tote - und zwar jedes Jahr wieder, seit nun schon mehr als vierzig Jahren. Leider liest man in der Stationären Aufnahme kaum was von Versorgungsproblemen dieser Art.

Man kann möglicherweise einwenden, ob nicht womöglich die Prävalenz der behandlungsbedürftigen Hypertonie künstlich hochgehalten wird, indem die Grenzwerte in den Leitlinien zu niedrig angesetzt sind. Ich kann das nicht wirklich beurteilen. Aber ich bin sicher: selbst höhere Grenzwerte würden grundsätzlich an dem Problem so viel nicht ändern. Dazu ist die Abweichung nach oben zu groß, dafür sieht man denn doch in der Praxis einfach zu viele Patienten, die an vermeidbaren bluthochdruckbedingten Komplikationen leiden oder gar unnötig früh sterben.

Und darum - dachte ich - geht es doch letzlich: Schäden an Leib und Leben zu verhindern und/oder zu beseitigen, so weit das mit den Mitteln der Medizin möglich ist. Und bei Bluthochdruck z.B. ist es das. Für so eine Medizin reicht im übrigen das Geld, das jetzt im System ist mit Sicherheit. Locker. Wenn all die medizinischen Leistungen wegfallen, die zwar den Umsatz von Ärzten oder Pharmaindustrie, das Ansehen von Wissenschaftlern oder Autoren, die Wiederwahl von Gesundheitspolitikern befördern, nicht aber die Gesundheit derjenigen, die sie unnötigerweise "erleiden".

Was sonst soll all denn die (oft mühevolle) Kritik von Studien, die Suche nach Gehaltslisten mit Namen von Medizinern drauf, die Nachweise von Mitmäulertum oder unsauberem (Medizin-)Journalismus, Blogs wie dieser, ... - wenn sie nicht zu diesem Ende führen oder wenigstens geeignet sind, dahin zu führen? Müssen sich all diese Aktivitäten nicht wenigstens an Letzterem messen lassen?

Oder sollte all das doch Selbstzweck sein? Allein für sich genommen? Unabhängig davon, was sich daraus ergibt? Einfach so?

(emmellaah = vormals sfinxx)


ebenholz   2010-07-06  
also ich finde es macht schon einen sinn, auf verquickungen hinzuweisen. je öfter und je detailliert, umso besser.

denn in den allermeisten fällen, führen gerade solche verquickungen (gleich welcher bereich, ob pharma oder nicht) und geschickt angelegte studien zu richtlinien oder gar gesetzen.

einfach, weil der "sachverstand" dafür propagiert hat. daß der "sachverstand" dafür geld bekommen hat, was das wahlvolk in der regel aber nicht weiß. ich finde aber, daß das wahlvolk ein anrecht darauf hat, so etwas zu erfahren.








Stationäre Aufnahme












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