Pharmamarketing mit Frauensachen


„female affairs“ ist eine Initiative, die von sechs Expertinnen ins Leben gerufen wurde.
Warum steht dann im Impressum der Internetseite female affairs "Organon GmbH"? Astroturfing wie aus dem PR-Lehrbuch. Viele werden sich unter Organon nichts vorstellen können, Logo und andere Hinweise fehlen auch.

Organon wurde dieses Jahr von Akzo-Nobel an Schering-Plough verkauft und gehört mit über 2 Milliarden Euro Jahresumsatz und 14.000 Mitarbeitern zu den grossen Pharmakonzernen. Alles rund ums Kinderkriegen, von Kontrazeptiva bis Hormone zur Fruchtbarkeitsbehandlung sind Kernbereiche des Unternehmens.

Daher wird vom Unternehmen das Schlagwort "female affairs" mit "Sexualität" definiert. Wie bei allen Astroturfing-Kampagnen steht das "Agenda-Setting" im Vordergrund. Weiter im Lehrbuch: Man nehme eine Handvoll Experten, ein buzz-Begriff von Trendforscher Horx: Smart Sex, eine Umfrage und verrühre dies zu einem gesellschaftlichen Thema, das Frauen bewegt.

Die Expertinnen:
  • Ulrike Brandenburg, Autorin und demnächst für RTL in Sachen Liebe in Not als Super-Nanny für Erwachsene unterwegs.
  • Elisabeth Merkle, Gynäkologin und schon früher für Organon tätig.
  • Eva Wlodarek, Bestseller-Autorin für "Tschaka-Literatur".
  • Anita Rieder, Expertin für Austroturfing.
  • Anneliese Schwenkhagen, Gynäkologin mit Erfahrung in der Kooperation mit Organon.
Lehrbuchhaft auch der Erfolg. Selbst Sigrid Neudecker von der Zeit störte sich in ihrem Sex-Blog bei der Vorstellung der Initiative vor 1,5 Jahren eher an Äusserlichkeiten, ohne zu merken, dass dies zur Kampagne gehört.

Kein Wunder, dass die PR-Agentur MS&L Manning Selvage & Lee schon mal für die Lockerung des Werbeverbots für verschreibungspflichtige Medikamente trommelt. Dann lohnt sich auch der Einsatz von Sanofi-Aventis für den Preis für junge Wissenschaftsjournalisten, den MS&L medial vermarktet.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-16   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


allice   2009-04-27  
vielen Dank!
hallo, bin zufällig bei female affairs gelandet und hatte ein zunehmend ungutes Gefühl beim Lesen. Das Impressum hat mich dann aufgeklärt. Sehr ärgerliche Sache - wenn mit Frauensolidarität (sofern sie denn existiert) auch noch ein Geschäft gemacht wird und die Probleme von Hormonpräparaten dermassen heruntergespielt werden. Ich bin froh, diesen Blog und den Begriff "Astroturfing" kennengelernt zu haben. Was kann man denn gegen so eine Seite unternehmen - ich halte das für Schleichwerbung übelster Sorte...

mfg allice


mager   2009-04-28  
weglassen
"Mittlerweile haben Frauen bei hormonellen Verhütungs-methoden eine große Auswahl." - klassisches Strickmuster: nicht-hormonelle Methoden werden einfach weggelassen. Pfui.








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