USA schaut in die Schweiz und nach Holland Die USA sucht nach einer neuen Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung. Nach Informationen der NY Times haben es den politisch Verantwortlichen in den USA die Gesundheitssysteme in der Schweiz und in den Niederlanden besonders angetan. Unsere beiden kleinen Nachbarländer sind Ziel einiger Informationsbesuche. Bitter für Ulla Schmidt und Andrea Kdolsky - nicht Deutschland, nicht Österreich. Dies muss kein Makel sein. Die Schweiz ist das Land mit dem nach den USA teuersten Gesundheitswesen und höchsten Preisen bei Medikamenten. Die Niederlande musste die an die Wand gefahrene Versorgung 2006 radikal reformieren und hat erst 2 Jahre Erfahrung mit dem neuen System - nicht unbedingt die Besten. Wenn jetzt der Traum ein Mix aus hohen Medikamentenpreisen wie in der Schweiz und privater Zwangsversicherung mit gesetzlich abgesicherter Minimalversorgung wie in den Niederlanden ist, dann braucht sich in den USA nicht all zu viel zu ändern. Lediglich die Finanzierung - Steuermittel, Arbeitgeber, Kopfprämien - ist zu klären. Fraglich bleibt, ob die Gesundheitsversorgung in einem dicht bevölkerten Land mit 16 Millionen Einwohnern und einem kleinen reichen Land mit 7 Millionen Einwohnern als Vorbild für 300 Millionen Amerikaner dienen kann. Wahlkampf eben. [Ausland]
Irland getting SiCKO Den Patienten in Irland wird Michael Moores "SiCKO" ebenfalls ein Déjà-vu-Erlebnis bescheren, wenn der Film Freitag dort in die Kinos kommt. Und er wird die Diskussion um den Zustand der Gesundheitsversorgung weiter anheizen. Nicht einmal 1,5 Flugstunden von Deutschland entfernt, in einem EU-Land, das in den letzten 10 Jahren einen unglaublichen Wirtschaftsaufschwung erlebte und dessen Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der EU nach Luxemburg auf Rang 2 liegt, und somit 30% höher als in Deutschland, herrschen im Gesundheitswesen katastrophale Zustände. Der whistleblower "Doctor X" seziert in seinem kürzlich erschienen Buch "The Bitter Pill - An Insider's Shocking Exposé of the Irish Health System" schonungslos die Fehler der Versorgung. Das Buch fand ich atemberaubend, da alle negativen Aspekte, die einem so einfallen, sich in Irlands Krankenhäusern kummulieren. Von Vetternwirtschaft über mangelnde Hygiene, falsch verstandene kollegiale Solidarität, Gewinnsucht, Cream Skimming, fehlende klare Verantwortung, bis Rasissmus. Dass "Doctor X" mit dem Finger in der richtigen Wunde puhlt, sieht man an den Schlagzeilen, die es alleine im letzten halben Jahr bis ins Deutsche Ärzteblatt geschaftt haben: Irland: Pädiatrische Versorgung mangelhaft Die von der Weltgesundheitsorganisation gesetzten Impfquoten werden bei uns nicht erreicht.
Irische Patienten häufig zu lange in Psychiatrie
Zwischen November 2006 und Juni 2007 seien landesweit mehr als 500 Patienten gegen ihren Willen in psychiatrischen Kliniken festgehalten worden, ohne dass diese Patienten die Gelegenheit gehabt hätten, ihre Einweisungen von einer unabhängigen Schiedsstelle überprüfen zu lassen.
Zu wenig Laborkapazitäten in Irland
... kommen offenbar „monatlich dutzende“ Zervixabstriche mit einem falschen Ergebnis zurück. Das Cork University Hospital (CUH) schickt seit Jahresbeginn alle Zervixabstriche zu einem privaten Laborbetreiber in den US-Bundesstaat Texas.
Hausärztliche Versorgung irischer Migränepatienten unzureichend
Oftmals ist es einfacher für den schmerzgeplagten Patienten, in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses zu gehen anstatt zum Hausarzt.
Irische Patienten leiden unten langen Wartezeiten
... warten derzeit rund 15.000 Patienten auf eine Operation in einem staatlichen Krankenhaus. Rund 4.500 dieser Patienten warten bereits länger als zwölf Monate auf den Eingriff.
Nach Angaben des irischen Ärztebundes seien Wartelisten in der irischen Gesundheitspolitik inzwischen ein legitimes Mittel zur Rationierung von Gesundheitsleistungen.Im Juni hatte die ehemalige Vorsitzende des irischen Ärztebundes, Christine O’Malley eine Breitseite gegen das Gesundheitsministerium abgefeuert. Kliniken würden von Managern angewiesen, kompliziertere Krankheitsfälle beziehungsweise multimorbide Patienten abzulehnen, da deren Behandlung „zu zeitaufwendig und teuer“ sei. Eine Medizinjournalistin sieht Irland, wenn es nicht zu durchgreifenden Reformen kommt, getting SiCKO. 'Sicko' shows that the American healthcare industry is one of the biggest and the most corrupt in the US and says we are importing a discredited and disreputable system. Warum sollte dies in Deutschland verfolgt werden? Ausser von Touristen, die mit dem Billigflieger nach Dublin jetten und eine private Urlaubskrankenversicherung abschliessen müssen? bytheway: Wäre eine prima Idee für den Bordverkauf bei Ryan Air. In Irland hat das Gesundheitssystem im Wesentlichen zwei Säulen: Es gibt eine staatlich finanzierte Grundversorgung, in deren vollen Genuss aber nur Geringverdienende kommen. Alle anderen müssen kräftig zuzahlen und sich über die Grundversorgung hinaus privat absichern. Wer das nicht kann, ist Patient zweiter Klasse. Ein System, das von Wettbewerb und Wahlfreiheit geprägt ist. Lösungen, die unser Gesundheitsystem flottmachen sollen. Das Buch ist eine "Anleitung zum Unglücklichsein" für alle die sich um die weitere Privatisierung des Gesundheitswesen Gedanken machen. In so dichter Form habe ich die Folgen von falschen Anreizstrukturen niemals vorher gelesen. [Ausland]
USA news (II) Dass der US-Gesundheitsmarkt in Bewegung ist, zeigen die Anträge zur Zulassung von Generika. 2006 hat die FDA 800 Anträge bekommen, 1999-2003 waren es im Schnitt nur 300 jährlich. 1300 Anträge warten noch auf Bearbeitung. Statt der gesetzlich vorgesehenen Zeit von 6 Monaten, dauert es mittlerweile bis zur Zulassung 16 Monate. Nun sollen neue Mitarbeiter die Bearbeitung beschleunigen. Der Erfolg ist trotzdem zweifelhaft. Das Prescription Access Litigation (PAL) Project beschreibt die Methoden, wie die Pharmakonzerne es verhindern oder verzögern, dass preiswerte Generika auf den US-Pharmamarkt kommen. Da werden Bürgerpetitionen initiiert, Patentklagen schon vor Marktzulassung eingereicht und 30 Monate Aufschub erwirkt, Tarn-Unternehmen gegründet oder Generika-Unternehmen für ihr Fortbleiben vom Markt bezahlt. Alles mit Unterstützung der Politik, die mit Spenden und Zuwendungen der Pharmaindustrie entsprechende Gesetze macht. Am Ende bezahlt es der Patient, der auf Generika verzichten muss und auf die Original-Präparate der Konzerne angewiesen ist. Das nennen die Befürworter des derzeitigen Gesundheitsystems dann "freier Markt". Als Gegenmodell beschwören Pharmaindustrie, Ärzte, Krankenversicherer und alle anderen, die von dem teuren ineffizienten Gesundheitsystem profitieren, gerne das Schreckensbild der "Socialized Medicine" und versuchen so Vorschläge für eine bessere Versorgung und preiswertere Medikamente zu diskreditieren. Michael Moore hat dies in seinem Film SiCKO mit Zwischensequenzen aus kommunistischen Propaganda-Streifen persifliert. Der Onkologe und Autor Ezekiel J. Emanuel entlarvt dies in einem Beitrag in der Washington Post als "Quacksalberei". Schon jetzt zahlen in den USA staatliche Kassen 45% aller Gesundheitsausgaben. Stoff für Intriegen und Dramen. Dies hat auch Hollywood entdeckt. Der Kabelsender Showtime will eine Pilotfolge eines Dramas mit dem Titel "Possible Side Effects" produzieren. Es geht um eine Familie, die ein Pharmaunternehmen führt. Dabei soll das politische, bürokratische und wisssenschaftliche System, mit dem die Pharmaindustrie virtuos spielt, gezeigt werden. Drehbuchautor und Regisseur ist der als Schauspieler mit Oscar, Golden Globe und Cannes-Palme ausgezeichnete Tim Robbins. [Ausland]
Ärztestreik in Polen und die deutschen Medien "Polnische Medien kritisieren Ärzte-Streiks an Kliniken", schreibt die Ärzte Zeitung. Sie beruft sich auf einen Bericht der Tageszeitung "Dziennik", nach dem ein Mann an einem Spital nicht behandelt worden sei, weil die Ärzte sich dort im Streik befanden. Kurze Zeit danach sei der Mann gestorben. Zum Verständnis sollte man wissen, dass in Polen seit Monaten Ärzte und Krankenschwestern durch Streik auf ihre desolate Lage aufmerksam machen. Ein grosser Teil der Ärzte hatte demonstrativ zum 1. Oktober gekündigt, worauf der Gesundheitsminister jegliche Lohnerhöhung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen für dieses und das kommende Jahr ausschloss. Alles in der Hoffnung, dass die Ärzte ihre Kündigung nicht vollziehen würden. Vize-Gesundheitsminister Boleslaw Piecha hat das ganze Wochenende über den Medien versichert, dass keinem Patienten durch den Streik Leid geschehen würde, obwohl er von dem Fall am Samstag wusste und Dziennik konnte es gestern als erste Auswirkungen der Kündigungen präsentieren. Die Zeitung Dziennik wird von Springer herausgeben, gibt sich intellektuell, aber ist ebenso wie Springers polnisches Boulevard-Blatt "Fakt" fest auf Kurs der rechtskonservativen Regierung. Wenn man die Meldungen der polnischen Presse verfolgt, scheint die Lage in einigen Regionen dramatisch zu sein. Krankenhäuser und Stationen wurden mangels Ärzten, die nicht zum Dienst erschienen sind, evakuiert. Die deutschen Medien, nicht nur die Ärzte Zeitung sollten sich mit der Situation in unserem Nachbarland beschäftigen und nicht nur Meldungen von regierungsfreundlichen Gazetten abschreiben. -- Update Ein Bericht des ORF. [Ausland]
Ärztedynastie Philip S Chua, M.D. He is married to Farida Isip-Chua, M.D., a retired pediatrician, with whom he has five children, who are all physicians, and four of them married to physicians also. They have 8 grandchildren.
Ein schwarzes Schaf ist immer dabei. Der Doktor ist eher konservativ - wen verwundert dies - und wettert gegen socialized medicine.The imperfections within the US health care system are a direct result of statism, government intervention, and not the failure of its current healthcare delivery system itself. Nirgends in der EU ist die Zufriedenheit der Bürger mit ihrem Gesundheitssystem so stark gesunken wie in Deutschland. Nur noch 31% sind zufrieden. Wobei auf der anderen Seite ein Konsens besteht, dass es Aufgabe des Staates sei, für alle Bürgerinnen und Bürger einen Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Vielleicht sollte mal Dr. Chua ran und mit dem Sozialismus aufräumen... -- Update Eine Reportage im Handelsblatt über des US-Gesundheitssystem, der die menschenverachtenden Ansichten Dr. Chuas, die übrigens in den USA von vielen Republuikanern geteilt werden, noch deutlicher macht. [Ausland]
Rechtsstreit um ein rotes Kreuz Wellcome Images Pharmagigant Johnson & Johnson (J&J) hat in den USA das Rote Kreuz (American Red Cross) verklagt. Es geht dabei um die Nutzung des international anerkannten Symbols "Rotes Kreuz auf weissem Grund", das in der Genfer Konvention als Schutzzeichen "zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde" eingetragen ist. Wie die NY Times berichtet fürchtet J&J um seine Umsätze mit Verbandsmaterial, die das rote Kreuz tragen. J&J vereinbarte mit dem American Red Cross 1895 die Nutzung als Warenzeichen für jegliche pharmazeutischen oder medizinischen Produkte. Die gemeinnützige Organisation hat selber Lizenzen vergeben, die mit den Produkten von J&J konkurrieren. Die Forderung des Pharmakonzerns: Alle in ihren Augen illegalen Produkte sollen zerstört werden und die Gewinne aus dem Verkauf zusammen mit dem Schadensersatz sollen J&J zufliessen. Das Rote Kreuz geniesst in Deutschland höchstes Vertrauen der Bürger - im Gegensatz zur Pharmaindustrie. Das wird in den USA nicht anders sein. Ich denke J&J ist dabei, weiter Glaubwürdigkeit zu verspielen. Das J&J Blog erklärt den Standpunkt des Unternehmens. [Ausland]
Zu Nebenwirkungen fragen Sie den Bürgermeister In der Stadt Bayonne, NJ liegt auf den Männertoiletten im Rathaus Werbung für ein Prostata-Medikament von Sanofi-Aventis aus. Bezahlt vom Hersteller. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Werbebroschüre und fragen Sie Ihren Bürgermeister. Auch mal eine Idee für die klammen Kassen deutscher Kommunen. Verschreibungspflichtig geht ja nicht, aber gerade bei Prostatabeschwerden gibt es eine Menge OTC-Präparate. [Ausland]
Verlorener Krieg Eine Satire im Stil der US-Pharmawerbung von Drug Policy Alliance (DPA). Die DPA setzt sich dafür ein, den "war on drugs" zu beenden. Die repressive US-Drogenpolitik kostet den Staat jährlich $ 45 Milliarden, nicht eingerechnet individuelle und volkswirtschaftliche Kosten durch den Ausfall der Arbeitskraft der jährlich 1,5 Millionen Bürger, die wegen Drogenmissbrauchs oder -handel eine Haftstrafe antreten müssen ("incarcerated"). Der "war on drugs" wird in dieser Form seit über 35 Jahren in den USA geführt, inkl. militärische und paramilitärische Operationen in anderen Ländern, ohne dass es zu spürbaren Erfolgen geführt hat. Beispielsweise hat dieses Jahr sich der Opium-Anbau in Afghanistan wieder einmal erhöht. Selbst das neoliberale Cato-Institute sieht den Kampf gegen den Terror durch den "war on drugs" gefährdet. Erst die hohen Schwarzmarktpreise würden den Mohn-Anbau in Afghanistan richtig lukrativ machen und eine Bekämpfung des Anbaus die örtlichen Warlords in die Arme der Islamisten treiben. Stattdessen sollen die US-Bürger legale Drogen konsumieren, an denen Pharmakonzerne verdienen. Von Oxycodon (Hillbilly Heroin) über Psychopharmaka bis Adderall®, ein Amphetamin-Mix, den Paris Hilton bei ihrem Besuch in der Talkshow von Larry King werbewirksam angepriesen hat. Das nimmt auch ihre Freundin Nicole Ritchie als Appetitzügler und Wachmacher. [Ausland]
USA news (I) Vier ehemalige Angestellte der argentinischen Niederlassung von Schering-Plough dürfen in den USA gegen ihre Entlassung klagen. Grund für den Rauswurf: Sie hatten als whistleblower Informationen über illegale Marketingaktivitäten, einschliesslich der Bestechung von Ärzten, an die Öffentlichkeit gebracht. Damit dies nicht so weit kommt - quasi präventiv im Dienste der Pharmaindustrie - hat die Universität Toledo, wie schon ein halbes Dutzend anderer US-Universitätskliniken, klare Regeln für den Kontakt zu Pharmaberatern beschlossen. Nichts mehr mit free lunch. Die Pharmakonzerne sollen alleine $ 2 Millionen pro Jahr für freie Verköstigung der Klinikmitarbeiter und Medizinstudenten ausgegeben haben. Vielleicht werden die Essen demnächst an die Krankenkassen und Healthcare provider umgeleitet. Eine Studie von IMS zeigt, dass für den Markterfolg "payers, patients and policy makers" von grösserer Bedeutung sind, als die verschreibenden Ärzte. Eigentlich logisch angesichts des Drucks zur Kostendämpfung und der Notwendigkeit zu Nutzenbewertungen. Das haben selbst in Deutschland die Pharmakonzerne gemerkt und bauen ihren Aussendienst ab. [Ausland]
Anwaltsfortbildung in Sachen Avandia® Wo sich ein Skandal abzeichnet sind die Anwälte nicht weit. Eine Woche nach den Hinweisen, dass das orale Antidiabetikum Rosiglitazon (Handelsname Avandia®) von GlaxoSmithKline (GSK) das Risiko von Herzinfarkten und tödlichen Herzerkrankungen erhöhen könnte, werden Fortbildungen für Anwälte angekündigt. Sessions include: * Avandia® Timeline, Events and Background * FDA: Its Purpose, Operations, and Regulatory Activities with Avandia * The Science and Medicine behind Avandia and it''s Side Effects * Liability Issues with Avandia * Defense Issues with Avandia * Avandia Case Selection and Evaluation [Ausland]
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