USA news Hersteller von künstlichen Hüft- und Kniegelenken haben kick-back Zahlungen an Ärzte geleistet, schreibt der NJ Star-Ledger. Der Boston Globe hat einen Artikel über Zahlungen von Psychopharmaka-Hersteller an Ärzte, getarnt als Vorträge und Fortbildungen. Das Pharmaunternehmen Purdue (in Deutschland Mundipharma) hat als Ausgleich für off-label Marketing von OxiContin (Oxycodon) $ 19,5 Millionen an 27 US-Staaten gezahlt. Ein weiterer Vorwurf: Der Hersteller hat zuwenig getan, um Missbrauch der hochpotenten Opioids zu verhindern, das seit einigen Jahren als "Hillbilly Heroin" in diversen Szenen bekannt ist. Schon 2001 war das aggressive Marketing von Purdue Thema bei einer Anhörung eines US-Kongress-Ausschusses. [Ausland]
Pharmalobbyisten Thema in "60 minutes" Die CBS-Sendung "60 minutes" hat sich mit einem dunklen Kapitel der US-Pharmapolitik beschäftigt: Die Rolle der Lobbyisten beim Medicare Prescription Drug, Improvement, and Modernization Act. Video-Stream hier. Im November 2003 verabschiedete der amerikanische Kongress den Medicare Modernization Act – eine der weitreichendsten Gesundheitsreformen seit der Einführung von Medicare im Jahre 1965. Erstmals gewährt die staatliche Krankenversicherung Medicare rund 40 Millionen Senioren Zuschüsse zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Medicare hatte bis dahin nur Kosten bei Arztbesuch und Behandlung im Krankenhaus übernommen. Kosten für Medikamente mussten privat getragen werden. Nach der Neuregelung haben Medicare-Versicherte eine eigenständige Arzneimittelversicherung für einen monatlichen Beitrag von $ 35 Dollar. Ein Fest für die Pharmaindustrie, die sich das Gesetz mehrere hundert Millionen US-Dollar für Lobbyisten-Aufwendungen kosten liess und dafür praktisch das Gesetz selber schreiben konnte. Peanuts, wenn man die sieht, dass das Gesetz in den nächsten 10 Jahren den Steuerzahlern bis zu $ 1,2 Billionen (echte Billionen, nicht "amerikanische" Milliarden) kosten könnte. Eine der ersten Amsthandlungen der neuen, demokratische Mehrheit im US-Kongress war daher im Januar, Medicare zu verpflichten, Preise mit den Herstellern zu verhandeln. Morgens ging das 1000-Seiten Schriftstück den Abgeordneten zu und um 3 Uhr nachts, unbemerkt von den schlafenden Wählern und unter Beobachtung von hunderten Pharma-Lobbyisten, wurde abgestimmt. Die Abstimmung war eine Farce. Als nach der geplanten Abstimmungszeit von 15 Minuten keine Mehrheit zustande kam, blieben die elektronischen Urnen noch 2 Stunden und 45 Minuten offen, währendessen die Befürworter versuchten, Abgeordnete mit Druck, Versprechungen und guten Worten zur Änderung ihres Abstimmungsverhaltens zu bewegen. Was wurde aus den Einpeitschern? John McManus, the staff director of the Ways and Means subcommittee on Health. Within a few months, he left Congress and started his own lobbying firm. Among his new clients was PhRMA, Pfizer, Eli Lilly and Merck. Linda Fishman, from the majority side of the Finance Committee, left to become a lobbyist with the drug manufacturer Amgen. Pat Morrisey, chief of staff of the Energy and Commerce Committee, took a job lobbying for drug companies Novartis and Hoffman-La Roche. Jeremy Allen went to Johnson and Johnson. Kathleen Weldon went to lobby for Biogen, a Bio-tech company. Jim Barnette left to lobby for Hoffman-La Roche. Insgesamt wechselten 15 Kongressabgeordnete, Mitarbeiter und Bundesbedienstete in die Pharmaindustrie. [Ausland]
Pizza- und Sushi-Motivation Ein TV-Bericht des texanischen Senders KVUE-TV über das Treiben des Pharmaaussendienstes. Besonders die in den USA verbreitete Sitte, dass die Pharmareferenten für das leibliche Wohl der Praxis oder der Abteilung sorgen, wird kritisch betrachtet: "Free lunches for docs, higher drug prices for you." Bei den im Video gezeigten überquellenden Lager mit Medikamentenmuster erscheint eine warme Mahlzeit als die vernüftigeste Alternative. In one office, they call a store room their sample closet: shelf after shelf stacked with free packets of the latest prescription drugs. The nurses’ stations are fully furnished by pharmaceutical companies: Koozies, mouse pads, even the tissues and the clock-on-the-wall. All freebies. But it doesn't stop there. "If you wanted to, you could have your lunch covered for the week,” said Dr. Boisaubin. Und alles serviert von gut aussehenden Pharma Babes. [Ausland]
Korruption im polnischen Gesundheitswesen Korruption und Schmiergeldzahlungen im polnischen Gesundheitswesen: Ärzte Zeitung. Die nationalkonservative polnischen Regierung hat die Wahlen auch mit der Angekündigung, die Korruption zu bekämpfen, gewonnen. Was sich aber als nicht so einfach darstellt, da auch die Regierungsparteien im System der Abhängigkeiten eingebunden sind. Spätestens beim Versuch im September 2006 eine Abgeordnete zu kaufen, wurde das offensichtlich. Ein lesenswertes Buch zu dem Thema von der Wissenschaftlerin Maria Jarosz: Macht, Privilegien, Korruption. Die polnische Gesellschaft 15 Jahre nach der Wende. Eine Besprechung des Buchs im blog von Reinhold Vetter, des Warschauer Korrespondenten des Handelsblatts. [Ausland]
Putin kritisiert Einnahmen der Pharmakonzerne Der russische Präsident Vladimir Putin will die Einnahmen der ausländischen Pharmakonzerne reduzieren. Diese würden zuviel an dem staatlichen Programm verdienen, das armen Familien, Rentnern und anderen bedürftigen Gruppen die Kosten für Medikamente bezahlt, meldet das ungarische Wirtschaftsmagazin BBJ. Die Luft wird rauher für die Pharmaindustrie, die sich von Russland als "Emerging Market" viel verspricht. Wir erinnern uns: Erst letzte Woche hatte Bayer HealthCare das Marketing- und Vertriebsnetz seines bisherigen Partners Pharmonyx Ltd. in Russland übernommen. Putin sollte eher die allgegenwärtige Korruption bekämpfen. Dann bleibt für alle mehr: Für die Patienten, für die Pharmaindustrie und für den Staat. [Ausland]
Bayer setzt auf russisch Marketing Während Bayer Schering Pharma in Deutschland Arbeitsplätze abbaut, wird in Russland investiert. Bayer HealthCare hat das Marketing- und Vertriebsnetz seines bisherigen Partners Pharmonyx Ltd. in Russland, Weissrussland, der Ukraine und Kasachstan übernommen. Der russische Pharmamarkt wird von Experten als "priority emerging-growth market" bewertet. Es ist aber auch ein Markt, in dem Ethik ein Fremdwort ist. Hilfreich wenn man sich da auf ein Marketing- und Vertriebsnetz stützen kann, dessen Mitarbeiter die schmutzigen Spielregeln kennen. Ich bin gespannt, wie man diesen neuen Bayer Health Care Mitarbeitern beispielsweise den Bayer Schering Pharma Code of Business Conduct and Ethics nahebringt. [Ausland]
Pill pushing down under Eine Reportage in der australischen Zeitung "The Age" beschreibt die Arbeit des Pharmaaussendienstes down-under: Confessions of a pill pusher. At the end of the day, you're talking about the top 2 per cent of the population in intelligence. And you hope that when a drug rep makes claims about a product that these guys use their experience and education to look at the claims critically. Wenn am Ende nur die Hoffnung bleibt... [Ausland]
Gimme a drug and say yeah Auf solche Frauen stehen US-amerikanische Ärzte. Und Football-Fans, wobei es da Schnittmengen gibt. Denn es sind Brooke (Cincinnati Bengals), Allison (Philadelphia Eagles) und Beth (St. Louis Rams) - Cheerleader im Profi-Football. Nur einige Beispiele von Cheerleadern im US Profi-Sport, die als Beruf "Pharmaceutical Sales Representative" angeben. Echte Pharma Babes. Ein Artikel in der NY Times vom 28. November 2005 legt nahe, dass Pharmakonzerne gezielt bei Cheerleadern ihren Nachwuchs für den Pharmaaussendienst suchen. Dabei werden sie von Spirited Sales Leaders unterstützt, einem Unternehmen, dass sich auf die Vermittlung dieser jungen Damen an die Pharmakonzerne spezialisiert hat. Bei der Auswahl zählen natürlich nur die inneren Werte, wenn man Lamberto Andreotti von Bristol-Myers Squibb glauben darf: Obviously, people hired for the work have to be extroverts, a good conversationalist, a pleasant person to talk to; but that has nothing to do with looks, it's the personality. Zu den "have to" gehört keine naturwissenschaftliche Ausbildung - die hat ja schon der Arzt. [via eDrugSearch & Peter Rost] Fotos: Internetseiten der Clubs [Ausland]
Ethics reform im US-Kongress Zum Lobbying in Washington gehören Geld und Annehmlichkeiten. Die Pharmaindustrie hat es mit viel Geld immer besonders gut verstanden, ihre Interessen durchzusetzen. Zu den ersten Gesetzesinitiativen der neuen demokratischen Mehrheit im Kongress gehört eine "ethics reform". Damit soll der Bestechlichkeit der Abgeordneten begegnet werden. Geschenke von Lobbyisten werden genauso verboten, wie Freikarten für Sportveranstaltungen oder Schlemmen in Restaurants auf Kosten des Lobbyisten. Besonders mit Reisen konnte man anscheinend amerikanische Volksvertreter in der Vergangenheit leicht glücklich machen. Nun sollen Reisen auf fremde Kosten, wie etwas Freiflüge in Firmenjets und Aufenthalte in Luxushotels und Golfresorts, untersagt werden. Für private Reisen benötigt der Abgeordnete die Zustimmung des Ethikkomitees und eine Beschreibung des Zwecks der Reise. Aber es ist zu befürchten, dass damit nur die Kreativität der Lobbyisten herausgefordert wird und man andere Wege findet, um Wünsche und Angebote zusammen zu bringen. [Ausland]
Schweizer Medizin-Marketing Auch in der Schweiz stösst die Einflussnahme der Pharmaindustrie auf Patientenselbsthilfegruppen auf Kritik. Von 29 Organisationen, die der SonntagsZeitung einen Fragebogen beantworteten, bezogen immerhin fünf zu mehr als die Hälfte ihrer Jahreseinnahmen von der Pharmaindustrie. Marketingbüros vermitteln nicht nur zwischen Industrie und Patienten. Eine Basler Agentur verspricht ihren Kunden etwa: "Von unseren Kontakten können Sie profitieren." Auf der Kontaktliste stehen neben staatlichen Institutionen und Forschungseinrichtungen auch "Interessengruppierungen und Betroffenenorganisationen". Eine Zürcher Medizinmarketing-Agentur preist bei den Dienstleistungen massgeschneiderte Kampagnen an, zu denen Massnahmen wie "Gründungen von Vereinen und Stiftungen" gehören. [Ausland]
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