Suffer no more [Quelle with thanks: Satan's Laundromat] Würde in Deutschland wohl nicht als Praxisschild durchgehen: §17 (4) Der Praxissitz ist durch ein Praxisschild kenntlich zu machen. Ärztinnen und Ärzte haben auf ihrem Praxisschild - den Namen, - die (Fach-) Arztbezeichnung, - die Sprechzeiten sowie - ggf. die Zugehörigkeit zu einer Berufsausübungsgemeinschaft gem. § 18 a anzugeben. §27 (3) Berufswidrige Werbung ist Ärztinnen und Ärzten untersagt. Berufswidrig ist insbesondere eine anpreisende, irreführende oder vergleichende Werbung. Ärztinnen und Ärzte dürfen eine solche Werbung durch andere weder veranlassen noch dulden. (Muster-) Berufsordnung für die deutschen Ärztinnen und Ärzte. [Ausland]
Gesundheit der Nachbarn Sehr interessant: 10 health questions about the new EU neighbours. Grundlegende Gesundheitsindikatoren - von Albanien bis Ukraine. [Ausland]
Emerging corruption Vor mir liegt ein Artikel des Wall Street Journals vom 25. September 2006. Darin geht es um den Pharmamarkt in Russland. Mit volkswirtschaftlichen Wachstumsraten von inflationsbereinigt 8,7% (2005) und über $ 9 Milliarden Umsatz für Medikamente (35% Steigerung seit 2004) ist der Markt für die Pharmaindustrie zunehmend interessant. Experten erwarten 2010 Umsätze von $ 15,5 Milliarden. Seit 2005 gibt es ein staatliches Programm, das armen Familien und Rentnern die Kosten für Medikamente bezahlt. Von den $ 1,4 Milliarden gingen 85% an im Ausland produzierte Arzneimittel. Das Programm soll in den nächsten Jahren auf alle Männer über 65 Jahre, Frauen über 60 Jahre, Schwangere und Kinder ausgeweitet werden. Dazu kommt, dass auch Russland ein demographisches Problem hat und die altersbedingten Gesundheitskosten steigen werden. Novartis bewertet den russischen Pharmamarkt als ähnlich wichtig und interessant, wie China, Indien oder die Türkei als "priority emerging-growth market". Was nicht im Artikel steht: Russland gehört zu den Staaten mit den grössten Problemen bei Korruption und Geldwäsche - Platz 90 von 146 Ländern in der Liste von Transparency International. In Russland ist die Korruption nicht Parasit des Systems – sie ist ein tragender Teil. Wie der Moskauer Korruptionsforscher Satarow mit der neuen Studie seines Instituts Indem auf Basis von Umfragen belegt, gilt für die Korruption, was Präsident Putin für die gesamte Wirtschaft versprochen hat: Stabilität im Wachstum. 135.800 Dollar muss ein Unternehmer im Durchschnitt pro Jahr für Schmiergelder ausgeben – ein Anstieg um das 13fache binnen vier Jahren. Insgesamt, so Satarow, zahlt die Wirtschaft 316 Milliarden Dollar pro Jahr für Korruptionszwecke – ein Betrag in Höhe von 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Aus einem ZEIT-Artikel.... Ärzte präsentieren Unfallopfern im Krankenhaus den feinen Nähfaden oder den haltbareren Gips zum Aufpreis – zu zahlen ist vor der Operation. Ein Monatsgehalt von 200 Dollar macht erfinderisch. Was dies für die ethischen Aspekte im Pharmamarketing bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Während wir in Deutschland über die Frage diskutieren, wie teuer der Kugelschreiber sein darf, den ein Arzt als Geschenk von der Pharmaindustrie annehmen darf - und dabei grosse Teile der Einflussnahme der Pharmaindustrie auf die Ausgaben im Gesundheitswesen ignorieren - sind dort alle Mittel recht, um von dem Kuchen ein grosses Stück abzukriegen. Auf Kosten der schlecht versorgten Patienten. Dazu passend eine Studie von 2001 über die Pharmawerbung in russischen Fachzeitschriften: Nur bei 40% der Anzeigen wurde der Wirkstoff genannt, in nur 45% wurde die Indikation angegeben, lediglich 11% der Anzeigen beinhalteten Hinweise zur Sicherheit und zu Kontraindikationen. Die Anzeigen der 6 Unternehmen, die für den Grossteil der Anzeigen verantwortlich waren, hatten weniger Informationen als die der Mitbewerber. Korruption ist durchaus kreativ: Finally, we observed some promotional methods that we have not seen anywhere else. For example, Searle invited readers to take part in a competition for the best writing about its drugs.
Vlassov V, Mansfield P, Lexchin J, Vlassova A. Do drug advertisements in Russian medical journals provide essential information for safe prescribing? West J Med 2001;174:391–394.[Ausland]
Flüchtlinge Deutsche Ärzte zieht es ins Ausland. Wie gross das Interesse an einer Flucht aus dem deutschen Gesundheitssystem ist, konnte ich von einer Kollegin erfahren, die für spanische Krankenhäuser deutsche Fachärzte sucht. Diese Anzeige erschien im Ärzteblatt (Zum Vergrössern draufklicken): Die Reaktion darauf: Rund 300 Bewerbungen von Fachärzten und Oberärzten im Krankenhaus. Das ist nicht verwunderlich, wenn man die Bedingungen kennt. 35-Stundenwoche. 48 Stunden Maximalarbeitszeit. Um 15:00 Uhr sind die Ärzte wieder zu Hause. Die Organisation dort soll nach Angaben der Kollegin besser sein: Keine langen Arztbriefe, die keiner liest, dagegen viel EDV-Unterstützung. Krankenschwestern mit 3 Jahre Unistudium, die beispielsweise auch Zugänge legen und andere Routineaufgaben übernehmen, die in Deutschland der Arzt macht. Die Essen wird stattdessen von Mitarbeitern ausgegeben, die weniger verdienen und nicht von examinierten Krankenschwesterm. Die Kliniken sind eher als Poli- und Tageskliniken organisiert - Krankenhausaufenthalte werden vermieden. Dazu ein grosser Freizeitwert. Sonne, an der andalusischen Mittelmeerküste, eine Stunde bis zu den Skipisten der Sierra Nevada. Der einzige Haken ist der Verdienst. Netto kommt dort ein Arzt auf 2500 Euro monatlich. Damit kann man in Spanien leben. Zusätzlich besteht aber die Möglichkeit, sich das Einkommen durch private Tätigkeit aufzubessern. [Ausland]
Flehen und Feilschen Ein schönes Beispiel für das teuerste Gesundheitssystem der Welt: Ein Krankenhausaufenthalt in den USA in einer Reportage der TAZ. Übrigens: In Deutschland wird eine Virusmeningitis im DRG-Katalog (DRG B73Z Virusmeningitis) mit 2766 Euro abgerechnet. Bei einem angenommenen Basispflegesatz von 2900 Euro - was schon gehoben ist. [Ausland]
Schweizer Leiden "auch-einer" hat auf ein NZZ-Folio Heft zum schweizer Gesundheitswesen hingewiesen. Die Schweiz ist ja ein Land mit ähnlich hohen Ausgaben für die Gesundheit wie Deutschland und hat vergleichbare Probleme. Den Satz könnte man fast 1:1 übernehmen: Alle dürfen herzhaft zulangen: Versicherte, Kassen, Ärzte, Spitäler, Politiker. Die Kosten kreisen im Ringelreihenspiel von Steuern, Prämien, Ergänzungsleistungen, Spitalbauten, Defizitgarantien, Risikoausgleich, Prämiensubventionen. Im Kern der Saga unseres Gesundheitswesens steht der Mensch als Interessensvertreter, als Maximierer. Ganz gleich, ob er nun Kranker, Gesunder, Arzt, Kassenverwalter, Spitalverwalter oder Politiker ist. Alle rechnen und maximieren. Wäre das System anders, würden sie rechnen und sparen. Beat Kappeler - Warum alles so teuer ist. Ein Unterschied liegt darin, dass Deutschland auch der weltweit drittgrösste Markt für Medikamente und Medizinprodukte ist. Daher bildet die Pharma- und Medizintechnologeindustrie bei uns einen gewichtigen Mitspieler im Ringelreihen. Sehr gut hat mir dieser Test gefallen. Er gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns mit dem Wettbewerb à la grosse Koalition erwartet. 8 bis 10 Richtige: Gratulation! Rufen Sie 031 322 80 01 an. Gesundheitsminister Pascal Couchepin gibt Ihnen gern einen Beratervertrag. 4 bis 7 Richtige: Nicht schlecht! Mancher Krankenkassenmitarbeiter wäre froh, so viel zu wissen. 0 bis 3 Richtige: Macht nichts! Sie sind der Traum aller Krankenkassen: unwissend, gutgläubig, genügsam und pünktlich zahlend. [Ausland]
Schokoladen-Statistik Qualitätssicherung einmal anders: Im Royal Cornwall Hospitals NHS Trust müssen die Schwestern Pralinen zählen. Jedes mal, wenn eine Schwester als Dank von den Patienten eine Aufmerksamkeit bekommt: Pralinen, Schokolade, Blumen oder Wein, muss ein Formular ausgefüllt werden. Alles zur Qualitätsmessung. Da können sich die Bürokraten in unseren Kliniken noch etwas abgucken. Sonst scheint dieser NHS Trust keine Probleme zu haben, was sind schon 8 Millionen £ Miese und die Entlassung von 300 der 5000 Beschäftigten. Wie wäre es denn mit einer Art Proxy-Parameter: Der Taillenumfang der Schwestern? [Ausland]
Core interests Ich habe das Programm der Tagung der International Society for Pharmacoeconomics and Outcome Research bekommen. Eine Session findet am Montagmorgen im Hard Rock Café Philadephia statt. Mit Jazzband, Rockband und Karaoke. So konsequent habe ich bei keiner Tagung bisher das Bekenntnis zur den eigentlichen Interessen, nämlich mal eine nette Zeit haben und ein paar interessante Leute treffen, gesehen. [Ausland]
Ärzte Emigranten-Soap In den letzten Monaten hat die Öffentlichkeit die Sorgen und Nöte der deutschen Ärzte kennen gelernt. Nun entdeckt auch das Privatfernsehen die Ärzte ausserhalb der Landarzt- und Klinikengel-Klischees. Die Produktionsfirma OUR TV sucht für eine Real-Life-Soap deutsche Ärztinnen und Ärzte, die ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ins Ausland verlegen wollen. Interessant, das sowas als quotenträchtig eingeschätzt wird. Wahrscheinlich das optimale Werbeumfeld für Produkte rund um die private finanzielle Absicherung im Alter. [Ausland]
Andere Länder - ähnliche Probleme Genfer See Ich war gestern berufsbedingt einen Tag am Genfer See, daher mal ein Blick über die Grenzen in unser Nachbarland. Die Schweiz hat, gemessen an dem Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, das zweitteuerste Gesundheitswesen der Welt. Deutschland liegt gleich dahinter an 3. Stelle. Auch in der Schweiz protestieren die Ärzte. Dort sind die Hausärzte auf die Strasse gegangen. Sie beklagen zuviel Bürokratie, Eingriffe der Krankenkassen und die fehlende Wertschätzung der hausärztlichen Tätigkeit. Die Schweiz bildet weniger Ärzte aus, als sie eigentlich bräuchte und profitiert in erheblichem Umfang von den Ausbildungsleistungen deutscher Universitäten. Besonders ländlichen Regionen droht deshalb in den nächsten Jahren Ärztemangel, da das Durchschnittsalter der Hausärzte bei weit über 50 Jahren liegt. Das Gesundheitswesen krankt am Förderalismus. Überalterung und niedrige Geburtenraten sind auch ein schweizer Problem. Als Antwort für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen wird mehr Wettbewerb vorgeschlagen. Fast ein déjà vu. -- Noch was Positives, was ich für die Woche mitgenommen habe: Am Flughafen habe ich das erste Mal in diesem Jahr in der Sonne in einem Café gesessen. Da konnten auch die unglaublich unverschämten Preise (Mineralwasser + grosses belegtes Brötchen = 14 Franken) die Stimmung nicht trüben. [Ausland]
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