Dejavue

Was würden Sie über diese Schlagzeile denken: Schmidt kündigt Massnahmen zur Trendwende bei den Krankenversicherungsfinanzen an? Etwa: Ja und, hat Ulla Schmidt das nicht schon oft angekündigt?

Andere Länder, ähnliche Probleme. Auch in Grossbritannien laufen die Kosten des Gesundheitswesens aus dem Ruder. Und die Überschrift der Pressemitteilung lautet im Original: Hewitt Announces Action To Turnaround NHS Finances. Nun werden dort Unternehmensberater von KPMG als Feuerwehrleute zu den grössten Brandherden geschickt.

Roland Berger, McKinsey, BCG & Co werden in die Arztpraxen geschickt, um die Ärzte bei der wirtschaftlichen Verordnung von Arzneimitteln zu unterstützen - das wäre doch wirklich mal ein neuer Ansatz in Deutschland. Hat nicht Ulla Schmidt gerade ihr Interesse für Lösungen in anderen Ländern entdeckt?
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-01-27   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Nachtrag zum gelobten Land

Allen deutschen Jungmedizinern, die sich mit dem Gedanken tragen, in das gelobte Land auszuwandern, empfehle ich die Lektüre von Dr. Crippen's NHS Blog. Da wird deutlich, dass sich die deutschen Gesundheitspolitiker eigentlich keine Sorgen machen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele junge Ärzte unbedingt vom Regen in die Traufe kommen wollen.

I have five patients, all under the age of 45, who have severe sciatica and have been off work for nearly a year. They have "slipped discs". Bad ones. They cannot work. They can barely walk. Opening their bowels is agony. They need disc decompressions. This relatively minor surgery could have them back to work in a few weeks. To get this surgery, they need to have an MRI scan. The government does not allow me to get an MRI scan directly. So I refer them to the "back clinic". The waiting list is seventeen weeks. When they get to the back clinic, they see the "nurse specialist" who is cleverer than I and so is allowed to order MRI scans. After a two minute assessment she orders the scan. The waiting list for the waiting list is three months and the waiting list is another three months. The MRI scan will then confirm that they need an operation, which I already know (before we had the advantage of MRI scans, they just had the operation). They then go on the waiting list to have the operation. That will be another six months or so. Thank God it is a Three Star Hospital. During all this time, they have to be signed off work. And they are off so long they end up on invalidity benefit.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-01-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Gelobtes Land

Mal eine Meldung aus dem gelobten Land. Alle unzufriedenen deutschen Ärzte drohen ja damit, dorthin auszuwandern: Grossbritannien.

Zwei von drei Krankenhäusern in Großbritannien haben nicht genug Geld, um alle Stationen am Laufen zu halten.. Der Untersuchung zufolge fehlen den staatlichen Kliniken in diesem Jahr mindestens 1,2 Milliarden Pfund (rund 1,95 Milliarden Euro). Rund 4.000 Arbeitsplätze – darunter hunderte Stellen von Krankenschwestern, -pflegern und Ärzten – sind ebenfalls in Gefahr.

Dazu muss man wissen, dass in UK alle Fachärzte in Kliniken sind. In den Praxen tun nur Allgemeinärzte Dienst. Nicht nur die stationäre Versorgung ist also in Gefahr, sondern die fachärztliche insgesamt.

Im Detail (Artikel leider online nur gegen Bezahlung): Die Ausgaben des NHS haben sich in den letzten 5 Jahren verdoppelt. Davon ging die Hälfte in die Arztgehälter, was die Ärzte des NHS zu den Bestverdienern weltweit machte (+50% Lohnzuwachs). Im Vorwahlkampf 2005 wurde versucht, die Wartelisten auf Facharztbesuche und Operationen mit allen Mitteln zu reduzieren. Nicht ohne Erfolg. Mit unter 800.000 Patienten ist dies die kürzeste Liste seit 1998. Kaum jemand wartet länger als 6 Monate auf einen operativen Eingriff. Die Kehrseite des Erfolgs ist, dass nun die Rechnungen kommen und die Kliniken grosse Löcher im Budget haben.

Die Steigerungsraten bei den Arzneimittelkosten sind auch in UK ein grosses Problem. Aber während in Deutschland Arzneimittel einen Anteil von 15,7% an allen GKV-Ausgaben haben, sind es im NHS nur 12,2%.

Die Lösungen aus aus der Krise sind jedoch unterschiedlich. In Deutschland geht der Weg eher zu mehr staatlichen Regulierungen, in Grossbritannien soll mehr Wettbewerb das Gesundheitswesen flottmachen. So können seit Anfang des Jahres die Versicherten zum ersten Mal selbst eine Klinik aussuchen in der sie operiert werden wollen. Es wird erwartet, dass dies jedoch zur Schliessung kleinerer Krankenhäuser führen wird. Auch in Grossbritannien brechen Reformzeiten an. Ob dort die deutschen Ärzte glücklicher werden?
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-01-23   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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