Mangelhafte Kontrolle in China In den USA hat Baxter nach mehreren Todesfällen die Herstellung seines Blutverdünnungsmittels Heparin gestoppt. Bei den betroffenen Patienten kam es zu allergischen Reaktionen. Heparin wird aus der Dünndarmmukosa vom Schwein extrahiert. Nun hat sich herausgestellt, das der Wirkstoff in dem Produkt aus einer chinesischen Fabrik stammt. Baxter stellt die Hälfte des in den USA verkauften Heparins her, trotzdem hat die US-Aufsichtsbehörde FDA dieser Fabrik nie einen Kontrollbesuch abgestattet. Dazu passt, dass die Behörden in Panama gerade den Bericht über die Verunreinigung von Hustensaft mit Diethylenglykol (DEG) im Jahr 2006 vorgstellt haben. Auch hier war eine Fabrik in China der Verursacher. Damals hatte die FDA als Gegenmassnahme umfangreiche Tests und Kontrollen gefordert. Und noch eine Meldung dieser Tage: In der Fachzeitschrift PLoS Medicine ist ein Artikel zu den Ermittlungen der Quelle von gefälschten Malaria-Medikamente erschienen. Durch eine Pollenanalyse konnte der Produktionsort auf den Süden Chinas eingegrenzt werden, aber die Fabriken sind nicht gefunden worden. [Counterfeit drugs]
Pushing pills Akhil Bansal, ein indischer MBA-Student (Healthcare Management) an der Temple University in Philadelphia, handelte mit illegal eingeführten Medikamenten im Internet. Im grossen Stil, was im im Dezember 2007 eine Verurteilung zu 30 Jahren Haft einbrachte. Der Philadelphia Inquirer hat 2006 den Weg der Medikamentenfälschungen und die Aufdeckung des Falles dokumentiert: Pushing Pills. [Counterfeit drugs]
Wege der gefälschten Medikamente Auf welchen Handelswegen gelangen gefälschte Medikamente in die Internet-Apotheken? Die NY Times ist der Frage nachgegangen. Das Ergebnis der Recherche: Freihandelszonen, insbesondere in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sind Umschlagsplatz und dienen der "Medikamentenwäsche". [Counterfeit drugs]
Glaubwürdigkeit von Hinterhoffabriken Es wird immer wieder vor gefälschten Medikamenten gewarnt Ernstgemeinte Warnungen und gezielte PR der Pharmalobby sind nicht so einfach auseinanderzuhalten. Trotzdem gibt es sie, die chinesischen Medikamenten-Hinterhoffabriken. Journalisten der "Sunday Times" konnten undercover eine besuchen und dort auch fotografieren. Dazu gaben sie vor, eine Internetapotheke als Grosshändler zu betreiben, und schalteten Werbeanzeigen im Internet. Schnell wurden sie von einer chinesischen Fabrik kontaktiert, die perfekte Kopien von Medikamenten versprach. We copy every single detail. We could produce $100 bills but we wouldn’t do that because it is illegal. Warum die Internetapotheken, die die Produkte dieser Hersteller vertreiben, Erfolg haben, zeigt ein blogposting. Man kann natürlich der ganzen Welt misstrauen, aber wenn man wiederholt von guten Erfahrung mit einem bestimmten Medikament von einer bestimmten Internet-Apotheke liest, kann man durchaus von einer gewissen Glaubwürdigkeit sprechen, egal, was Unternehmen wie “Merck” oder “Boehringer Ingelheim” davon halten. Credibility ersetzt in Zeiten des web2.0 Qualitätskontrollen. Und wenn es schief geht, ist trotzdem die böse Pharmaindustrie schuld, die mit ihrer Preispolitik verhindert, dass auf den Glatzen preiswert wieder Haare spriessen. [Counterfeit drugs]
Von Panama bis China Die Süddeutsche Zeitung hat sich von einem Artikel in der NY Times inspirieren lassen. Der Originalartikel ist erheblich spannender zu lesen, inkl. einem Video. Es geht um die Verunreinigung von Hustensaft mit Diethylenglykol (DEG) in Panama. In dem von der NY Times recherchierten Fall sind 365 Menschen an der Vergiftung gestorben. Die NY Times verfolgte die Spur des Glykols bis nach China. Hier von Medikamentenfälschung zu sprechen, ist nicht ganz richtig, da es eher um die Frage der Qualitätssicherung und Kontrolle von Grundstoffen und der Herstellung geht. Daher empfiehlt die FDA als Gegenmassnahme auch umfangreiche Tests und Kontrollen. In dem Artikel in der Süddeutschen Zeitung wird davor gewarnt, dass auch für die Zukunft damit gerechnet werden muss, dass solcherart gefälschte Medikamenten auf den Markt kommen. Auf welchem Markt? Nicht auf die Märkte der westlichen Industrieländer. Allein in den letzten zwanzig Jahren kam es weltweit acht Mal zu Massenvergiftungen durch DEG mit Tausenden Toten. Was die Süddeutsche verschweigt: In Panama, China, Haiti, Bangladesh, Argentinien, Nigeria und Indien. Die von der Pharmaindustrie geforderten Massnahmen gegen Medikamentenfälschungen, ob RFID-Tags, Seriennummern auf der Verpackung, Importverbote oder die Ausschaltung des Grosshandels, hätten in dem von der NY Times dargstellten Fall keine Wirkung. Fehlende Kontrollen der Grund- und Wirkstoffe, bei Herstellung und Abgabe ist ein Problem der Schwellenländer, genau wie die Einzelabgabe von Tabletten ohne Verpackung mangels sicherem Distributionssystems. In den Entwicklungs- und Schwellenländern sterben Patienten an giftigen oder unwirksamen Medikamentenfälschungen. RFID-Tags und Handelseinschränkung helfen nur den Pharmakonzernen die Preise hoch zu halten, aber vermeiden keine Opfer. [Counterfeit drugs]
Novartis will in UK Grosshandel umgehen Novartis ist der nächste Pharmakonzern, der in UK den Apothekengrosshandel ausschalten will. Laut <% link to= hat der Konzern in einem Brief an Grosshändler angekündigt, in den Direktvertrieb seiner Produkte an Apotheken einzusteigen und die Grosshändler nur noch für die logistische Abwicklung nach Aufwand zu bezahlen. [Counterfeit drugs]
Reisemedizin Die FTD über das Geschäft mit dem Re- und Parallelimport. Dieses Geschäft versuchen die Pharmakonzerne mit aller Macht und Einfluss von Lobbyisten zu verhindern. [Counterfeit drugs]
AstraZeneca startet Packungs-Seriennummer Was sich hier schon angedeutet hat. AstraZeneca plant den Grosshandel besser zu kontrollieren. Erster Schritt: Die Packungen von Nexium® sollen besonders versiegelt werden und die Blisterpackungen erhalten als weltweit erstes Medikament eine Seriennummer. Damit kann AstraZeneca den Weg jeder Packung verfolgen und mögliche Parallelimporte durch Druck auf die jeweiligen Grosshändler verhindern. Den Parallel-Importeuren wird ihr Geschäft erschwert, da diese die Medikamente in der Regel neu verpacken und mit Beipackzettel in der jeweiligen Landessprache versehen. [Counterfeit drugs]
Pfizer kontrolliert Grosshandel in UK Die britischen Arzneimittel-Grosshändler sind mit ihrem Versuch gescheitert, die Exklusivvereinbarung von Pfizer mit Alliance Boots zu verhindern. Damit werden Medikamente von Pfizer dort nur noch über UniChem, dem Grosshandelszweig des grössten europäischen Apothekenkonzerns Alliance-Boots vertrieben. Pfizer begründet dies mit dem Schutz der Patienten vor gefälschten Medikamenten. Kritiker, wie auch ich, halten dies für eine Aktion, um Parallel- und Re-Importe zu verhindern und die Preise zu kontrollieren. Bei einem Anteil von 20%, den Parallel-Importe am Arzneimittelmarkt in UK haben, eine naheliegende Vermutung. In Deutschland haben Parallel-Importe aus Ländern, in denen die Preise durch staatliche Reglementierungen niedriger als hierzulande sind, einen Umsatzanteil von 6% am Apothekenmarkt. Der Importeur Kohlpharma, der nach den deutschen Gesetzen als verantwortlicher pharmazeutischer Unternehmer auftritt, war 2006 die #7 auf der Liste der umsatzstärksten Arzneimittelhersteller in Deutschland, noch vor GlaxoSmithKline, Roche oder Lilly - und nur knapp hinter Pfizer. Von Brancheninsidern ist zu hören, dass Pfizer europaweit die rechtlichen Möglichkeiten zur Etablierung eines von ihnen kontrollierten Grosshandels prüft. In einem Artikel in der Times wird erwähnt, dass AstraZeneca and Eli Lilly ähnliche Massnahmen planen. [Counterfeit drugs]
Pfizer will Grosshandel kontrollieren Pfizers Exklusivvereinbarung über den Vertrieb der Medikamente des weltgrössten Pharmakonzerns in Grossbritanien wird die Gerichte beschäftigen. Pfizer will seine Produkte dort nur noch über UniChem, dem Grosshandelszweig des grössten europäischen Apothekenkonzerns Alliance-Boots vertreiben. Die Times meldet, dass die Grosshandelskonkurrenten einen letzten verzweifelten Versuch starten, dies abzuwenden. Verkauft wird dies als Schutz der Patienten vor gefälschten Medikamenten ("counterfeit drugs"). Pfizer bemüht sich seit langem dies Thema für eigene Ziele zu nutzen. Der Dauerexperte zum Thema Arzneimittelfälschungen, Prof. Schweim, darf heute schon wieder seine 10%-These zum Besten geben und mit Zahlen ohne Quellenangaben jonglieren. Von Brancheninsidern ist zu hören, dass Pfizer gerade dabei ist, unter dem Label des Patientenschutzes europaweit die rechtlichen Möglichkeiten zur Etablierung eines von ihnen kontrollierten Grosshandels zu auszuloten - nicht nur "in Betracht ziehen", wie es der Sprecher von Pfizer im Times-Artikel sagt. Es wird erwähnt, dass AstraZeneca and Eli Lilly ähnliche Massnahmen planen, um den Vertrieb - und damit den Wettbewerb und die Preise - stärker unter ihre Kontrolle zu bringen. Ob dies der Wettbewerb ist, den der Cox Report fordert? [Counterfeit drugs]
|
br> |
Letzte Beiträge und Kommentare / Frohe Weihnachten
(strappato) / OH!!!
(kelef) / Frohe Weihnachten
(strappato) / Subjektive Wahrnehmung
(casadelmar) / Sehr interessante Sichtweise,...
(akademischer ghostwriter)
Zum Kommentieren bitte einloggen. |