Glaubensbekenntnis


I do not believe that there was a second gunman on that grassy knoll in Dallas in 1963; I do not believe that UFOs have been hidden by the US government; I do not believe in Father Christmas nor the Easter Bunny.

I do believe, however, that the medical professions are being misled by Big Pharma to the detriment of society.
Des Spence

Der Glasgower Allgemeinmediziner Des Spence ist Sprecher der Initiative NO FREE LUNCH - UK, wo es dieses Bekenntnis als Desktop-Wallpaper runterzuladen gibt.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2009-02-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Homöopathika Hersteller sponsort Uni-Studiengang

Ab April 2009 wird die Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder einen neuen Masterstudiengang "Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde" anbieten. Komplementäre Medizin - also Alternativheilkunde - ist per se nichts böses. In Deutschland haben drei medizinische Fakultäten entsprechende Lehrstühle, meist Stiftungslehrstühle, eingerichtet, die sich auch der Fragen zum Nutzen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von alternativen Therapiemethoden widmen. Das mag Wissenschaftverfechtern nicht gefallen, aber über 60 Prozent der Bevölkerung nehmen Angebote der Komplementärmedizin in Anspruch. Dennoch ist nur wenig über deren Wirksamkeit, aber auch deren mögliche Nebenwirkungen bekannt.

Auf dieser Welle versucht auch die Europa Universität Viadrina zu surfen, deren Präsidentin von Oktober 1999 bis Oktober 2008 die SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten Gesine Schwan war. Ein Postgraduiertenstudiengang "Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde" am "Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften" soll Ärzte und Apotheker für 10.000 Euro beibringen, die Wünsche der Patienten zu befriedigen.
Der Studiengang verbindet die fundierte Weiterbildung auf dem Gebiet der über die Schulmedizin hinaus gehenden Verfahren (= komplementäre Medizin) mit Methoden und Fragestellungen der Kulturwissenschaften. Dabei sind mehr als die Hälfte der Module des Masterstudiengangs explizit kulturwissenschaftlich ausgerichtet, und kulturwissenschaftliche Aspekte werden auch in den eher medizinisch ausgerichteten Modulen thematisiert.

Auf der einen Seite versteht sich der Studiengang als kulturwissenschaftliches Angebot. Wirbt aber mit der von Ärztekammern anerkannten Weiterbildung im Bereich der komplementären Medizin und Heilkunde. Also die Lizenz, die Studiengebühren wieder zu erwirtschaften.

Zu den Pflicht-Modulen gehört "Biologische Medizin" - eine gängige Umschreibung für die teils esoterischen Heilverfahren, von Homoöpathie über Eigenblutbehandlung, bis Airnergy. Der Studiengangs wird in Kooperation mit der "Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin e.V." in Baden-Baden veranstaltet. Hört sich gut an und soll aber verstecken, dass Mitsponsor des Studienangebots das Unternehmen "Heel" aus Baden-Baden ist, einer der weltweit grössten Homöopathika Hersteller. So durfte etwa der Leiter Öffentlichkeitsarbeit Biologische Heilmittel Heel den Journalistenpreis der Gesellschaft überreichen. Der Präsident ist für Heel auf Weiterbildungstour. Das Unternehmen und die "Internationale Gesellschaft" spielten auch bei dem Leipziger Uni-Skandal um wisenschaftliches Fehlverhalten in Zusammenhang mit wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit von Homöopathie eine Rolle.

Heel wird eine Professur über 5 Jahre für den Masterstudiengang finanzieren.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-12-02   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

DGPPN informiert über Umgang mit Interessenkonflikten

Am Mittwoch findet auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) eine Pressekonferenz statt. Ein Programmpunkt:
Interessenkonflikte: "Wie halten wir es mit der Pharmaindustrie?"
Könnte interessant werden. Den Protagonisten auf dem Podium ist eine Vertrautheit mit der Thematik nicht abzusprechen.

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Update [strappato]
So ganz freiwillig nimmt sich die DGPPN des Themas nicht an. Sie hat Anfang Oktober den hochkarätigen Referenten aus den USA, der den Eröffnungsvorträge beim Treffen der Psychiater in Berlin halten sollte, Charles B. Nemeroff, wegen zu enger Verbindungen zur Pharmaindustrie verloren. Ein Ausschuss des amerikanischen Senats wirft ihm vor, dass er in den vergangenen sieben Jahren mindestens 1,2 Millionen Dollar an privaten Honoraren von der pharmazeutischen Industrie für Vorträge und Beratungen verschwiegen hat - obwohl er sie gegenüber seiner Universität hätte offenlegen müssen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-11-24   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Die großzügigen Freunde der Arbeitsgemeinschaft ADHS

Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, nach denen pharmazeutische Unternehmer in direkter Weise mit Facharztverbänden bzw. Elternverbänden zusammenarbeiten, die Beratungen zur medikamentösen Behandlung von ADHS anbieten
[...]
Wenn diese Verbände und Gruppen eine finanzielle Unterstützung durch pharmazeutische Unternehmen erhalten sollten, sollten diese aus Sicht der Bundesregierung im Sinne einer verbesserten Transparenz offengelegt werden.
(aus der pdf-DateiAntwort der Bundesregierung vom 13.11.2006 auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen)

Die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V. (AG ADHS) rund um den Forchheimer Kinderarzt und "Ritalin-Pionier" (DER SPIEGEL) Klaus Skrodzki ist die vielleicht einflussreichste Gruppierung von ADHS-Experten in Deutschland und setzt sich offensiv für die Behandlung von jungen ADHS-Patienten mit Medikamenten ein.

Auf dem Internetauftritt der AG ADHS (ag-adhs.de) konnte ich keinen Hinweis auf Finanzierungsquellen für die vielfältigen Aktivitäten des Vereins finden. Einiges spricht jedoch für die Vermutung, dass die Hersteller der gängigen ADHS-Medikamente hierbei eine tragende Rolle spielen.

Der neunköpfige Vorstand der AG AGHS stellt einen großen Teil der Autorenschaft einer der beiden ADHS-Leitlinien, deren persönliche finanzielle Verbindungen mit der Pharmaindustrie ich kürzlich betrachtet habe. Aufgefallen ist mir dabei, dass der Vorstand der AG ADHS auf dem Kinder- und Jugendärztetag im Juni 2008 in Berlin nahezu geschlossen ein Vorsymposium zum Thema "AD(H)S - Aspekte der verschiedenen Altersgruppen" präsentiert hat, mit freundlicher Unterstützung der Firma Medice Arzneimittel Püttner. Nur der Schatzmeister war offenbar verhindert. Medice stellt mit Medikinet® ein Methylphenidat-Präparat her, das in Deutschland neben dem bekannteren Ritalin® von Novartis zu den verbreitetsten ADHS-Medikamenten gehört.

Hat man sich erst einmal weiter durch die Unterlagen der AG ADHS gewühlt, überrascht einen der firmengesponsorte Vorstandsausflug nicht mehr.

So pdf-Dateibietet die AG ADHS etwa die Förderung von Forschungsvorhaben zum Thema ADHS an:
So weit für diese Projekte eine finanzielle Unterstützung
notwendig ist, kann diese in begrenztem Umfang über die
AG ADHS aus einem Fond der Fa. Medice zur For-
schungsförderung bei ADHS erfolgen, der ab 2005 zur
Verfügung steht. Über die Verteilung der Fördermittel ent-
scheidet der Vorstand der AG ADHS zusammen mit dem
Leiter der Arbeitsgruppe Forschung selbstständig und un-
abhängig, firmen- und produktneutral.

Die "Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung der Kinder- und Jugendärzte e.V." als pdf-DateiBeilage der Zeitschrift KINDER- UND JUGENDARZT werden dagegen von der Firma UCB finanziell "unterstützt". UCB ist Hersteller des Ritalin®- und Medikinet®-Konkurrenzpräparats Equasym®.

Und wenn die AG ADHS zum "Treffen der regionalen Netzwerke ADHS in der Arbeitsgemeinschaft ADHS (AG ADHS) der Kinder- und Jugendärzte e. V." einlädt, dann heißt es in dem Einladungschreiben gar:
Hotel und Tagungsräume sind fest gebucht, die ersten Anmeldungen bei mir bereits eingegangen. Die Finanzierung (Unterkunft, Verpflegung, Reisekosten) wird wie immer großzügig von Fa. Medice aus Iserlohn übernommen.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-11-19   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Interessenkonflikte bei deutschen ADHS-Leitlinien

In Australien hat eine Zeitung gestern enthüllt, dass sieben der zehn Autoren der dortigen ADHS/ADHD-Leitlinie finanzielle Beziehungen zur Pharmaindustrie unterhalten. Angesichts der nicht unumstrittenen Praxis der zunehmenden Verschreibung von Methylphenidat (in Deutschland u.a. von Novartis als Ritalin®, von UCB als Equasym®, von Medice als Medikinet®, von Janssen-Cilag als Concerta®) und Atomoxetin (von Lilly als Strattera®) an Kinder und Jugendliche ein bemerkenswerter Befund.

Anlass für mich, einen Blick auf die Autoren der entsprechenden Leitlinien in Deutschland zu werfen. Ich habe nicht erwartet, dass die Situation bei uns besser ist. Vorneweg: Das ist sie auch nicht, im Gegenteil.

Aktuell scheinen in Deutschland zwei Leitlinien zu ADHS bei Kindern und Jugendlichen eine Rolle zu spielen. Zum einen gibt es die pdf-DateiLeitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V., die von einer Expertengruppe mit 15 namentlich genannten Personen entwickelt wurde und auch von anderen Fachgesellschaften mitgetragen wird. Zum anderen gibt es die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie mit vier Autoren.

Gemeinsam ist beiden Leitlinen, dass die Interessenkonflikte der Autoren nicht thematisiert oder gar offengelegt werden. Bleibt die eigene Recherche im Internet. Bei 19 Autoren überwiegend ohne nennenswerte Publikationen in angesehenen Zeitschriften ein durchaus mühseliges Unterfangen.

Bei 14 (ca. 74 Prozent) der insgesamt 19 Autoren habe ich dennoch konkrete Hinweise auf entsprechende Interessenkonflikte gefunden. Fast immer handelt es sich um (üblicherweise lukrative) Einsätze als Sprecher auf sogenannten Satellitensymposien. Für die verbleibenden Autoren muss das keinesfalls bedeuten, dass keine Interessenkonflikte vorliegen. Nur ein verschwindender Bruchteil der industriefinanzierten "Fortbildungen" hinterlässt Spuren im Internet. Beratungshonorare oder Reisekostenzuschüsse tun dies fast nie.

Folgende Autoren sind mir in Funktionen aufgefallen, die einen signifikanten Geldfluss von der Pharmaindustrie höchst wahrscheinlich erscheinen lassen. Angegeben und verlinkt ist nur eine Auswahl der Auftritte.

Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte
Prof. Dr. Harald Bode: Vorsitz bei Lilly- und Janssen-Cilag- Satellitensymposien
PD Dr. Dr. Klaus-Peter Grosse: Moderation und Sprecher auf Medice-Satellitensymposium
Dr. Klaus Skrodzki: Moderation und Sprecher auf Medice-Satellitensymposium, Sprecher auf Janssen-Cilag-Satellitensymposium
Dr. Jürgen Gromball: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium
Dr. Ulrich Kohns: Sprecher auf Medice- und Lilly-Satellitensymposium
Dr. Hans-Jürgen Kühle: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium
Dr. Kirsten Stollhoff: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium
PD Dr. Bernd Wilken: Sprecher auf Allergan-Satellitensymposium
PD Dipl. Psych. Dr. Christian Wolff: Sprecher auf Medice- und Lilly-Satellitensymposium
Dr. Eckhard Ziegler-Kirbach: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Prof. Dr. sc. hum. Manfred Döpfner: Vorsitz bei UCB-Satellitensymposium, Sprecher auf Medice-Veranstaltungen
Dr. Gerd Lehmkuhl: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium
Prof. Dr. Renate Schepker gibt in einer Präsentation u.a. folgende Interessenkonflikte an: "Für Vorträge in den letzten 5 Jahren Unterstützung von: Astra Zeneca, Janssen-Cilag, sanofi pasteur, [...] Für Tagungen: Astra Zeneca, Bristol-Myers-Squibb, Desitin, Janssen-Cilag, Lilly, Medice, Novartis, Pfizer, ratiopharm, TAD, UCB - Keine Studien, keine Pharma-Gremien, keine boards, keine Aktien" (das einzige Disclosure-Statement, auf das ich gestoßen bin)
Dr. Jan Frölich: Sprecher auf UCB-Satellitensymposium

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Update: Ergänzend hier noch ein näherer Blick auf die Verbindungen der Arbeitsgemeinschaft ADHS
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-11-18   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

(Fast) keine Brust-OP als Gewinn bei Disco-Event

Die Party in der Celler Disco muss ohne Verlosung einer Brustvergrösserung auskommen. Die Diskothek ist von der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg abgemahnt worden. Eine Abmahnung erhielt auch die vermittelnde Agentur, wie eine Sprecherin der Wettbewerbszentrale am Donnerstag in Bad Homburg sagte. Grund ist der Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz.

Die Agentur "Du bist schön", hat jedoch eine Hintertür gefunden. Statt der Operation will die Disko nun einen Schönheitsgutschein in Höhe von 3700 Euro verlosen, der laut Webseite des Veranstalters für "Wimpern-Verlängerungen" oder "Profi-Make-Ups" einsetzbar ist. Bei dem Betrag würde dies lebenslang lange Wimpern bedeuten. Gut, dass der Gutschein nur bei der Schönheitsagentur einlösbar ist, die sich laut ihrer Internetseite mit dem Ziel gegründet hat, "Schönheitsoperationen nach Polen zu günstigen Preisen zu vermitteln".

Bleibt weiterhin die Frage, warum nebenberuflich betriebene Agenturen Patienten in ausländische Kliniken verfrachten können, deren Qualifikation der Betreiberinnen einzig in Werbung, Marketing und Promotion besteht? Die derzeitige gesetzliche Lage scheint Lücken im Verbraucherschutz aufzuweisen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-11-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Ermittlungsbeamte im Ausseneinsatz

Diese Woche hat es gleich zwei Fälle von Razzien wegen Abrechnungsbetrug gegeben.

In Bremen waren die Beamten beim Klinikum Links der Weser aktiv. Laut dem Weser Kurier bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, dass es bei den Ermittlungen um die Frage gehe, ob medizinische Leistungen korrekt abgerechnet worden seien. Die Untersuchungen bezögen sich auf die Zeit zwischen den Jahren 2003 und 2005. Wie formuliert es die Zeitung: Die Fachkombination Medizin und Juristerei hat in der Hansestadt inzwischen eine beachtliche Tradition.

Bundesweite Durchsuchungen gab es bei Labormedizinern. Die Ermittlungsbehörden räumten ein umfangreiches Verfahren gegen 23 Ärzte wegen Abrechnungsbetrug im Zusammenhang mit ärztlichen Laborleistungen und Vorenthaltens von Abeitsentgelt ein. Schwerpunkt der Untersuchung war ein Augsburger Grosslabor, dessen Inhaber schon 2007 wegen Korruption verurteilt worden ist.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-11-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Marketing mit Brust-Vergrösserung

Eine Disco im niedersächsischen Celle will eine Brustvergrösserung in Polen verlosen - oder besser dies zum Marketing nutzen:
So folge der Bewerbung eine Vorauswahl aus 30 Teilnehmerinnen, die dann per online Voting ermittelten 10 "Finalteilnehmerinnen" müssten sich schließlich dem Wettbewerb in der Diskothek stellen. Hier würden dann gefüllte Luftballonbrüste zerbissen, Karaoke gesungen und parallel der Körper eines Gastes bemalt werden usw. Sechs Tage danach werde die Gewinnerin fest terminiert zum Eingriff in Posen erwartet, danach stehe ein Foto-Shooting für den nächsten Diskothek Flyer auf dem Programm.

Partner der Diskothek für den Event ist eine Agentur, die Patienten an eine Schönheitsklinik in Poznań vermittelt. Sowas nennt sich wohl "Cross-Media" und nicht von ungefähr betreibt die Geschäftsführerin ausserdem eine Promotionsagentur und ein Online-Auktionshaus. Das Gegenteil von dem, was sich eine Patientin unter einer diskreten, seriösen Beratung vorstellt.

Aber kein Einzelfall. Ebenfalls in Hannover gibt es eine weitere Promotionsagentur, deren Mitarbeiterin nebenbei noch Patienten an die gleiche Klinik in Poznań schickt.

Die Aktion stösst auf scharfe Kritik der Fachverbände.

In den Stellungnahmen wird jedoch ausschliesslich der Veranstalter attackiert. Die Frage der Qualifikation von Agenturen, die Patienten an ausländische Kliniken vermitteln, bleibt aussen vor. Nach dem geplanten Gendiagnostikgesetz muss eine Beratung durch einen Arzt vor und nach dem Test erfolgen. Gentests sind vergleichweise harmlos gegenüber invasiven Operationen. Es geht um chirurgische Eingriffe. Da darf die Frage erlaubt sein, warum nebenberuflich betriebene Agenturen Patienten in ausländische Kliniken verfrachten können, deren Qualifikation der Betreiberinnen in Werbung, Marketing und Promotion besteht? Oder doch Fachfrauen? Brust-OPs als Mittel zur Selbst-Promotion.

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Update
In der Celleschen Zeitung verweist die von der Diskothek beaufragte Werbeagentur "Wirkunxgrad" darauf, dass die Diskothek Inkognito nur die Räume stellt und für die Werbung sorgt. Wer ist nun der Veranstalter? Die Werbeagentur? Wer bezahlt "Wirkunxgrad"? Doch die Vermittlungsagentur Du bist Schön? Dafür spricht, dass sie in der Zeitung als Veranstalter bezeichnet werden.
Die Veranstalter sehen das anders. "Ich würde auch um die Operation kämpfen“, sagt Manuela Huduti von der Agentur „Du bist schön“, die die Brust-OP zu Werbezwecken verschenkt. „Für ein neues Auto muss ich schließlich auch einiges tun.“

Die Dame, die da zu Wort kommt ist natürlich auch bei der Promationagentur Promocall beschäftigt.

Wenn die Vermittlungsagentur nicht nur den "Preis" verschenkt, sondern als Mitveranstalter für Brust-OPs in Polen wirbt, wäre das ein klarer Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-11-06   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Interessenkonflikte Titelthema im Ärzteblatt

Der Regensburger Professor David Klemperer erläutert der staunenden deutschen Ärzteschaft in der aktuellen Ärzteblatt-Titelgeschichte, was Interessenkonflikte sind und warum sie problematisch sind.

Seine Forderungen am Ende des Artikels:
Der größte Teil der Interessenkonflikte in der Medizin ist mit wenigen Maßnahmen vermeidbar. Dazu wäre es erforderlich, dass Ärzte in Zukunft keinerlei Geschenke der Industrie mehr annehmen und auf jegliche Finanzierung ihrer Fortbildung durch die Industrie verzichten. Auch die Forschung sollte so gestaltet werden, dass das Streben nach Wahrheit nicht durch kommerzielle Interessen gefährdet wird – dies erfordert grundlegende, politisch zu beschließende Veränderungen der Forschungsfinanzierung.

Da Betroffene selbst in der Regel am wenigsten dazu in der Lage sind, das Vorliegen und die Auswirkungen von Interessenkonflikten und Beeinflussung zu beurteilen, sollte anderen eine Beurteilung ermöglicht werden. Dazu können öffentlich zugängliche Register dienen, in denen Personen und Organisationen alle Sachverhalte öffentlich machen, die einen Interessenkonflikt darstellen oder eine Beeinflussung bewirken könnten – bei Wissenschaftlern zum Beispiel die Tätigkeiten, materieller Gewinn, Auslage von Kosten, zeitlicher Aufwand, gefühlter Imagegewinn und gefühlte Beeinflussung (das so gestaltete Interessenregister des Autors ist im Internet abrufbar unter: pdf-Dateiwww.davidklemperer.de/interessenregister.pdf). Zu betonen ist, dass mit der Offenlegung das Problem von Interessenkonflikten keineswegs gelöst ist, weil sie weiterhin wirksam sein können.

In seinem Schlussplädoyer versucht er, die an solchen Fragen bislang erfahrungsgemäß wenig interessierten Mediziner bei ihrer Berufsehre zu packen:
Der ärztliche Beruf wird aus berufssoziologischer Sicht als Profession, als ein gehobener Beruf bezeichnet. Grundlage dafür ist das Erfordernis einer besonderen Vertrauenswürdigkeit der Berufsausübung. Patienten erwarten, dass Ärzte, denen sie ihre Gesundheit und ihr Leben anvertrauen, das Gesundheitsproblem bestmöglich im Sinne des primären Interesses lösen und jegliche sekundären Interessen, wie zum Beispiel Eigeninteressen finanzieller Art, hintanstellen. Dies macht die „Seele“ von Professionalität aus. Die Gewährleistung einer in diesem Sinne sicheren Berufsausübung ist den Angehörigen der Berufsgruppe selbst übertragen und sollte in Deutschland durch die Selbstverwaltungsstrukturen (Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen) gewährleistet sein. Ein öffentlich nachvollziehbarer und Vertrauen schaffender Umgang mit Interessenkonflikten ist daher eine berufspolitisch unabdingbare Anforderung für den Erhalt des Ansehens und des gesellschaftlichen Status des Arztberufs.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-10-05   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Traut Euren Augen nicht

Olympische Spiele, Doping, Grenzen der Medizin - das bewegt viele Journalisten und Blogger dieser Tage. In einem Gespräch mit der FAZ legt der Sportphilosoph Gunter Gebauer dar, dass in Peking die Grundfeste des Sports erschüttert werden.
Der olympische Sport, wie wir ihn kennen, verlangt das Prinzip Transparenz. Wenn das nicht gegeben ist, können wir gleich ins Kino gehen oder nach Las Vegas fahren.

Aus den lesenswerten Ausführungen von Gebauer wird klar, dass Versuche der Entzauberung des Wunders oder die Recherche nach dem Alter von chinesischen Turnerinnen nur das Hintergrundrauschen beim Stillen des Hungers nach übermenschlichen Heroen ist.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-08-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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