HPV-Kampagne erhält Gegenwind

Die Zeitung ÖSTERREICH berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über den Tod der 19-jährigen österreichischen Studentin Jasmin S., die nach Ansicht ihrer Eltern und nach den Untersuchungen der Gerichtsmedizin an den Nebenwirkungen einer im September vergangenen Jahres durchgeführten HPV-Impfung gestorben sein könnte. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt in dem Fall. Nach Angaben des Blattes fordert der zuständige Gesundheitslandesrat des Burgenlands ein Ende aller Förderungen für die Impfung, bis der "Fall Jasmin" geklärt sei.
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Mit "zuständiger Gesundheitslandesrat des Burgenlands" ist vermutlich der Verwaltungsjurist Peter Rezar gemeint. Dieser steht nicht im Verdacht, Impfgegner zu sein. Im Juli vergangenen Jahres hat er noch gefordert, die HPV-Impfung in das kostenlose Kinderimpfprogramm aufzunehmen.
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Vergleichbare Symptome und Todesfälle sind in den USA bereits zahlreich dokumentiert.
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Die Eltern von Jasmin pdf-Dateischildern den Tod ihrer Tochter aus ihrer Sicht, sie berichten auch von drei bekannten Todesfällen in Deutschland. (via)
 
[HPV]
Autor: hockeystick   2008-01-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

HPV-Impfung rollt

Die HPV-Impfung ist ein Vorzeigebeispiel für Pharmamarketing. Zur Zeit wird in Deutschland von der STIKO eine generelle Impfung von Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen. In Österreich ist die Erstattung dieser bisher teuersten Impfung noch nicht entschieden.

Vorletzte Woche hat die Österreichischen Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs verkündet, dass 100.000 Frauen sich durch eine Unterschrift der Forderung für eine Kostenübernahme der Impfung angeschlossen haben. Prompt springen Fachgesellschaften und die Frauenministerin der Initiative und ihrer Gallionsfigur, Schauspielerin Katharina Stemberger, zur Seite. Soviel Unterstützung haben kritische Stimmen in Österreich nicht. Vollkommen ausgeblendet wird die Frage, wer diese Initiative und die aufwändige Kampagne finanziert.

Währendessen rollt die PR-Maschine der Hersteller Sanofi Pasteur MSD (SP MSD) und GlaxoSmithKline (GSK). SP MSD beantragt Indikationserweiterung um die Prävention von Vulva- und Vaginalkarzinomen. Ein Experte, der im so genannten HPV-Management-Forum der Paul Ehrlich-Gesellschaft sitzt, übrigens leicht zu verwechseln mit der Impfstoff-Aufsichtsbehörde Paul-Ehrlich-Institut, fordert auch für Jungen eine Impfung gegen HPV. Ein anderer Experte hält es für sinnvoll auch Mädchen über 18 Jahren zu impfen.
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-10-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Wie hoch ist der Preis

Die Süddeutsche Zeitung hat das Thema HPV-Impfung aufgegriffen und einige interessante Details offen gelegt.
Vor diesem Hintergrund ging die Empfehlung der Stiko nach Ansicht zahlreicher Experten viel zu schnell, unter ihnen auch Ulrich Bonk von der Bremer Krebsgesellschaft. Impfkritiker werfen der Stiko häufig vor, sie sei von Pharmafirmen unterwandert. In diesem Fall hat ihr Vorsitzender diesen Eindruck nicht gerade entschärft.

Vier Monate vor der Markteinführung von Gardasil ließ sich Heinz-Josef Schmitt einen mit 10000 Euro dotierten Preis verleihen - "für sein besonderes Engagement zur Förderung des Impfgedankens".

Der Preis wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin verliehen, aber vom Gardasil-Hersteller finanziert. "Von einem Vorsitzenden einer öffentlich eingesetzten Kommission wäre zu erwarten gewesen, dass er den Preis entschieden ablehnt", sagt Becker-Brüser. Solchen Konflikten ist Ex-Stiko-Chef Schmitt inzwischen nicht mehr ausgesetzt. Er arbeitet mittlerweile in der Impfstoffsparte des Pharmakonzerns Novartis.

Was die umfassenden Einflussnahme des Herstellers Sanofi Pasteur MSD (SPMSD) bestätigt.

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Und es entspricht meinen Erfahrungen, dass in diesem Bereich Experten und Verantwortliche aus Wissenschaft und Gesundheitspolitik, und die Fachverbände besonders eng mit den Pharmakonzernen zusammenarbeiten.
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-10-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmakugelschreiber-Test (III)


Diesmal im Test: Gardasil® von Sanofi Pasteur MSD (in den USA Merck & Co.). Ein unschuldiger bunter Stift, dem man nicht ansieht, dass beim Marketing für das Produkt auch vor Astroturfing nicht halt gemacht wird. Obwohl man hier wieder einmal von Austroturfing sprechen kann.

Gardasil® ist ein Impfstoff gegen Humane Papillomviren (HPV). Einige Virustypen wurden als Auslöser für Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) identifiziert. Der Impfstoff hat internationales Aufsehen erregt, weil zum ersten Mal eine Impfung gegen Krebs möglich ist. Die Kosten des Impfstoffes betragen 159,06 Euro (Deutschland) bzw. 208 Euro (Österreich) für die Einzeldosis. Bei drei "shots" und dem Arzthonorar sind dies über 500 Euro (Deutschland) oder gar über 600 Euro (Österreich) für die Impfung. Da der Impfstoff nicht gegen alle Genotypen schützt, ist weiterhin die normale Früherkennung mit Abstrich notwendig. Eine Impfung ist auch kein Freibrief zum ungeschützten Poppen, da das Risiko für andere sexuell übertragbare Erkrankungen weiterhin bleibt. Fazit: Teuer, grundsätzlich positiv, aber keine Panazee. Spätestens Ende des Jahres droht Sanofi Pasteur MSD Konkurrenz durch einen Impfstoff von GlaxoSmith Kline (GSK). Was sicher auf den Preis drücken wird. Kein Wunder, dass beim Marketing und beim Lobbying für die Erstattung durch die Krankenkassen schwere Geschütze aufgefahren werden, solange Monopolgewinne einzufahren sind..

Schon früher war Astroturfing eine Methode um die Öffentlichkeit für das Thema Gebärmutterhalskrebs und Früherkennung zu gewinnen. In dem Artikel hatte ich im Februar noch über eine mögliche Organisation "European Women for HPV Vaccination" fantasiert. 6 Wochen später war es Wirklichkeit geworden: Eine Koalition gegen das Zervixkarzinom" (Coalition Against Cervical Cancer, CACC) kämpft für die Bezahlung der Impfung durch die Krankenkassen und Regierungen.

In Österreich präsentiert sich die Koalition unter http://www.gebaermutterhalskrebs.or.at. Die Schauspielerin Katharina Stemberger wird als Initiatorin und Vorsitzende der Österreichischen Initiative genannt. Die Unesco ist Schirmherrin. Es gibt Informationen, eine Unterschriftenliste für die kostenlose Impfung und eine Expertenhotline. Im Impressum wird die Werbeagentur "eXakt PR" angegeben, der auch die domain gehört. An sich kein Problem, Frau Stemberger kann das auch auch nicht alleine machen.

Nur: Wer bezahlt die PR Agentur? Beim näheren Hinsehen erscheint die Koaliton eine gezielte Marketinginitiative von Sanofi Aventis MSD, aber gut versteckt. Das Unternehmen gibt eine Pressemitteilung zur Gründung heraus. In dieser Pressemittelung, die auch auf den Internetseiten der Österreichischen Koalition zu finden ist, werden interne Daten von Merck zitiert (Endnote 7). Der Vater von Katharina Stemberger, Heinrich Stemberger, Ärztlicher Leiter des Instituts für Reise- und Tropenmedizin ist auch in der Initiative aktiv und reist als Referent für Sanofi Pasteur MSD in Sachen Rota Virus (ein weiterer neuer Impfstoff des Unternehmens) und HPV durch die österreichische Provinz.

In der Medical Tribune wir klar als Hauptziel die Kostenübernahme genannt - was sich mit dem Ziel des Unternehmens deckt. Interessant ist, das in dem Artikel die "Number Needed to Vaccinate" (NNV) positiv herausgehoben wird. Um ein Zervixkarzinom zu verhindern, müssen 276 Frauen geimpft werden. Eine NNV von 276 ist ein eher erbärmlicher Wert.

Zurück zum Kugelschreiber. Das Farbenfrohe spricht die Zielgruppe des Impfstoffs, Teenager und junge Mädchen an. Der Stift selber - Mechanik, Miene - ist eher billig. Im Gegensatz zu dem Produkt, das die teuerste Impfung ist, die jemals angeboten wurde.
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-05-12   Link   (8 KommentareIhr Kommentar  



 

HPV-Impfung: Durch Lobbying zum Erfolg

Über die Anstrengungen von Merck & Co. beim Lobbying für den HPV-Impfstoff Gardasil® habe ich schon berichtet. Der Hersteller hat auch alle Gründe dafür. Laut einem Bericht der AP bleibt in den USA durch den hohen Preis der Impfung, die Zurückhaltung der Krankenversicherungen, diesen Preis zu zahlen, und viele unversicherte junge Frauen die Anzahl der Impfungen hinter den Erwartungen zurück.

Zusätzlich kommt dieses Jahr Cervarix®, das Konkurrenzprodukt von GlaxoSmithKline (GSK) auf den Markt. GSK hat schon eine direkte Vergleichsstudie angekündigt und scheint von der Überlegenheit des eigenen Vakzins überzeugt zu sein.

Ein Erfolg für Merck ist jedoch zu vermelden: Texas wird als erster Bundestaat alle 11- bis 12-jährigen Schülerinnen zu einer Impfung gegen HPV verpflichten. Meldungen, dass dabei Mike Toomey, ein hochbezahlter Merck-Lobbyist und früherer Stabschef sowohl des texanischen Govenors Rick Perry als auch dessen Vorgängers, durch seine Überzeugungskraft die Entscheidung beeinflusst hat, wurden natürlich sofort zurückgewiesen. Mike Toomy war in dieser Sache für die NY Times nicht zu sprechen. Merck lehnte es auch ab, darüber Auskunft zu geben.

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Update

Kein Wunder, dass Merck dazu nichts sagen will, denn es ist alles noch eine Runde heftiger. Die AP berichtet, dass Perry von Merck eine Wahlkampf-Spende von $ 5,000 erhalten hatte - direkt nach einem "HPV Vaccine for Children Briefing" seines Stabes mit Merck am 16. Oktober 2006. Die Schwiegermutter seines jetzigen Stabschefs ist die texanische Vorsitzende von "Women in Government" und Abgeordnete im texanischen Parlament. Diese Organisation wird schon einige Jahre von Merck und GSK unterstützt und setzt sich für eine Impflicht von jungen Mädchen gegen HPV ein. In der Liste der Geldgeber von "Women in Government" sind alle grossen Pharmakonzerne vertreten. Scheint eine einflussreiche Organisation zu sein.
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-02-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Astroturfing beim HPV-Lobbying

Einen beispielhaften Fall von Pharma-Lobbying hatte Ende letzten Jahres ein New Yorker Arzt in seinem blog aufgedeckt.

Die beiden Pharmakonzerne, die einen Impfstoff gegen HPV entwickeln bzw. schon auf dem Markt haben, benutzen zusammen mit einem Hersteller für HPV-Tests in den USA den Verband Women In Government (WIG) für ihre Marketing. Pharmalobbying statt Lobbying für die Frauen in Führungspositionen.

Schon seit Jahren. Da es in den USA funktionierte sollte es auch in Europa 2001 eine solche Kampagne geben. Mangels geeigneter Partner wurde Astroturfing betrieben und es wurden Vorzeigefrauen für eine Initiative "European Women for HPV Testing" eingekauft. Die Internetseite, registriert auf Digene, dem Testanbieter, existiert noch - aber ohne Inhalt.

Diese PR zahlt sich aus: In den USA wird zu Zeit diskutiert, ob der Staat die Kosten für die obligatorische Impfung von jungen Mädchen übernehmen soll. An vorderster Front mit dabei ist WIG, die eine stattliche Anzahl von Politikerinnen in ihren Reihen hat. Angesichts der konservativen Sexualmoral ist ein Unterstützung auf höchster Ebene wahrscheinlich auch notwendig. Bei Kosten für die Impfung von fast 500 Euro ein potentielles Milliardengeschäft für die Impfstoffhersteller. Da können schon ein paar Dollar fliessen.

Demnächst: "European Women for HPV Vaccination"?
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-02-01   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Head-to-head

Normalerweise vermeiden es die Pharmakonzerne ihr Präparat in Vergleichsstudien gegen einen direkten Konkurrenten zu untersuchen. Denn zum einen ist der Unterschied zwischen Medikamenten oft nicht deutlich und trotz sorgfältig ausgwählter Einschlusskriterien, Therapie und Ergebnisparameter ist das Risiko, am Ende schlechter zu sein als das Vergleichspräparat zu hoch. Wenn trotzdem Vergleichsstudien durchgeführt werden, dann muss es relevante Gründe haben.

GlaxoSmithKline (GSK) hat angekündigt seinen neuen Impfstoff Cervarix© gegen HPV in einer direkten Vergleichsstudie mit dem seit einigen Wochen erhältlichen Impfstoff Gardasil© von Merck & Co (in Europa Sanofi Pasteur MSD) zu untersuchen.

Diese Impfung trifft auf einen Mega-Markt. Bei Frauen unter 30 Jahren liegt die Infektionsrate bei bis zu 25 %. Die häufigsten Krankheitsfolgen sind Feigwarzen und bei Frauen das Zervixkarzinom. Allein in Deutschland würde die Impfung von 90% der Frauen im Alter zwischen 12 bis 30 Jahren mehr als 3 Milliarden Euro kosten. Und jedes Jahr weiter mind. 150 Millionen Euro für die nachwachsenden weiblichen Altersgruppen. Und es gibt Experten, die eine Impfung der Männer als Überträger und auch von Frauen über 30 Jahren als notwendig erachten. Einige Krankenkassen übernehmen schon die Kosten für diese Impfung bei Frauen zwischen 11 und 18 Jahren. Wenn GSK die Überlegenheit ihres Vakzine zeigen könnte, wäre das auch für die Frage der Erstattung von Vorteil.

Man sollte aber nicht, dies als "Trend zur Evidenz" bei den Pharmakonzernen deuten, wie es der Kommentator der Times online macht. Es geht ums Geschäft und darum in einem riesigen Markt den einzigen Konkurrenten los zuwerden.
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-01-18   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



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