Pharmakonzern Watch-Blog Bei all den Meldungen aus der Pharmaindustrie, die täglich aufschlagen, habe ich mir immer schon mal gedacht, eigentlich müsste es blogs geben, die sich nur mit einem Konzern beschäftigen, z.B. ein Pfizer-Blog - Notizen über das weltgrösste Pharmaunternehmen. Wäre jedoch ein Weg, sich möglichst schnell ein paar ernsthafte Gegner zu schaffen. Peter Rost bestätigt dies sicher. Trotzdem probiert es jemand: AntiNovartisInnovation ist ein deutschsprachiges blog, das "in loser Folge patentgeschützte Wirkstoffe von Novartis, deren Nutzen und Risiken sowie Alternativen" präsentiert. Da kann man nur alles Gute wünschen. [Internet]
Facts & Fiction Ärzte im web2.0. Eigentlich ist die ärztliche Schweigepflicht und der Schutz von Patientendaten eine klare Sache. Kein Patient will, dass sein Arztbesuch am nächsten Tag in einem blog auftaucht. Aber Social Media macht auch vor Ärzten nicht halt. Ärzte schreiben sich ihren Frust im Berufsalltag von der Seele oder führen Blogs, um sich im Wettbewerb zu positionieren. Beispiele: hier und hier. In den USA sind bloggende Mediziner weiter verbreitet. Ein Artikel in USA today vom Mai beschäftigt sich mit dem Thema und erkennt ein Dilemma. Wenn die Fälle und Begebenheiten zu sehr verändert werden, könnten Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Informationen und des Arztes unvermeidbar sein. Der Leser erwartet einen fachlichen Rat und keinen Geschichtenerzähler. Wo hört "facts" auf und fängt "fiction" an? Ein Vergleich mit den Fallbeschreibungen, die in medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht werden, liegt nahe. Jedoch scheinen selbst herausragende Journals beim Schutz der Patientendaten Nachholbedarf zu haben. Es gibt Anwälte, Supermarktinhaber, Taxifahrer, Bestatter, und viele andere, die im Internet ihre Erlebnisse bloggen. Ich sehe jedoch nicht, wie das bei Ärzten mit der in der Musterberufsordnung festgelegten Grundsätze korrekter ärztlicher Berufsausübung, die Würde und das Selbstbestimmungsrecht der Patienten zu respektieren und ihre Privatsphäre achten, zu vereinbaren ist. Dazu braucht es kein blog. Schon Äusserungen in internen Foren können ethisch fragwürdig sein. [Internet]
Health 2.0 Google und Microsoft wollen ins Gesundheitswesen expandieren. Die NY Times hat dazu einen lesenswerten Bericht. So wie es ausschaut wollen beide als Datensammelstelle die Krankenakten der Benutzer verwalten und mit Informationen und Tipps anreichern. Werbung wird wohl auch darunter sein. Fehlt nur noch, dass der User einen Stromschlag von der Tastatur bekommt, wenn er nach "Pizzaservice" googlet und in seinem "health record" Cholesterinprobleme stehen. [Internet]
Blogzugang Die ZEIT hat ein Gesundheitsblog. Das About stellt jedoch klar: Sie glauben, sie seien gesund? Vergessen Sie's! Willkommen in der Welt der Pharma- und Medizinblogs. [Internet]
Digital Pharma Digital Pharma. Das Web2.0 hat die Pharmaindustrie erreicht. Könnte interessant werden, da bei den Pharmakonzernen doch erhebliche Vorbehalte gegenüber der neuen Kommunikationswelt existieren. Ich bin an diesen Tagen schon auf einer anderen Konferenz, aber ich hätte eh keinen Sponsor gefunden. Weder bin ich weiblich, noch ist AOL ein Sponsor der Tagung. [Internet]
Businessblogs Don beschwört das Ende der businessblogs. Gab es einen Beginn? Ich fürchte, es ist eine Diskussion, die wenig bringt, da die businessblogs so vielfältig wie das Wirtschaftsleben sein können. Ein paar Punkte, die mir spontan einfallen:
Am Beispiel der Pharmaindustrie: Bei Aktiengesellschaften ist vom Gesetzgeber vorgegeben, welche kursrelevanten Informationen zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form veröffentlicht werden dürfen oder müssen. Wegen schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit sind die Unternehmen eher vorsichtig, was die Bewertung der Relevanz für den Aktienkurs anbelangt. Weitere rechtliche Einschränkungen: In Deutschland und den meisten anderen Ländern wird zwischen Informationen für Fachkreise und Patienten unterschieden, und es ist geregelt wie für Therapien und Medikamente geworben werden darf. Wer soll den bloggen? Der Vorstand wäre wohl überbezahlt, wenn er in seinem Arbeitstag noch Zeit für ein blog finden würde - wohl eher ein Grund sich als Aktionär von den Aktien zu trennen. Bei Mitarbeitern ist die Gefahr zu gross, dass das Unternehmen in die erwähnten Rechtsfallen gerät oder Unternehmensgeheimnisse ihren Weg zum Konkurrenten finden. Bleibt noch die Kommunikationsabteilung, die jedoch beim Abwägen von Aufwand zu Impact immer die konventionellen Kommunkationskanäle bevorzugen wird. Bloggen sollte immer einen Rückkanal haben. Bei Unternehmen mit mehreren Hundertmillionen Kunden kann ein Kommentarfeld in den blogs sich schnell zur unkontrollierbaren Zeitbombe, oder, wenn moderiert wird, zum ressourcenfressendes Monster entwickeln. Bei der Pharmaindustrie geht es zudem um ethisch sensible Themen, die beispielsweise durch weltanschauliche oder kulturelle Unterschiede ihre eigene Dynamik haben. Im Pharmabereich kenne ich in Deutschland nur das DocMorris Blog. Ralf Däinghaus lässt dort regelmässig Jubelmeldungen und Politikschelte ab, die auf stolze Kommentarzahlen kommen, jedoch begibt sich Däinghaus nur sehr selten selber in die Untiefen der Kommentare. Seit das Unternehmen von Celesio übernommen worden ist, hat auch die Anzahl der postings abgenommen. Eine Kommunikation, die immer noch mehr auf Ankündigungen als auf Antworten setzt. In den USA bloggt seit einigen Wochen Johnson & Johnson (J&J). Da wird durchaus mit Ernsthaftigkeit rangegangen und das eigene bloggen reflektiert. Der Erfolg ist dürftig. Selbst die Meldung von J&J in der letzten Woche, fast 5000 Arbeitsplätze abzubauen, fand im blog nur einen Leserkommentar. Wie könnte die Zukunft aussehen? Am ehesten stelle ich mir blogs vor, die Kundenmagazinen ähneln. Die haben (oder hatten) in der Pharmabranche teilweise ein sehr hohes Niveau. Ich erinnere mich dabei an das Aventis-Magazin "future", das Kundenjournal von Glaxo-Welcome oder aus einer anderen Branche print process von Heidelberger Druckmaschinen. Also, weitgehend unabhängige Informationen, die auf hohem inhaltlichen Niveau interessant das Tätigkeitsfeld beleuchten. Blogs haben die Monopolstellung der Medien gestürzt. Davon können auch Pharmaunternehmen profitieren. Wenn man sich den Medizinjournalismus so ansieht, dann wäre dies bitter nötig. [Internet]
imedo Partner Noch was bei imedo.de gefunden: Es werden besondere Partner verlinkt, wobei nicht klar wird, worin die Partnerschaft besteht. Mit verlinkt: Eine Vulvakarzinom SHG. Die "Selbsthilfegruppe" besteht wie es aussieht nur aus einem Internet-Forum und dem Team aus "Shenandoah", "Puma", "Tanja", "Morgané", "Nora", "Sternchen43", "Gabriele" und "cherrie1". Klingt nicht sehr vertrauenserweckend. Eine Seite, die sich nach dem HON-Code hat zertifizieren lassen, was bei Foren sowieso fragwürdig ist, da die Qualität von den postings der Nutzer abhängt. Die link policy ist auch seltsam - genau wie die Verlinkung durch imedo.de: Die Verlinkung auf Inhalte von VulvaKarzinom-SHG.de (www.VulvaKarzinom-SHG.de) bzw. der Einbau von Inhalten in Frames ist lediglich Suchmaschinen, Webverzeichnissen und Non-Profit-Seiten (z.B. Selbsthilfegruppen, akademischen Webseiten u.a.) nach schriftlicher Genehmigung durch VulvaKarzinom-SHG.de erlaubt (info@VulvaKarzinom-SHG.de). Dabei muss bereits auf der Seite mit dem Hyperlink erkenntlich sein, dass auf VulvaKarzinom-SHG.de verlinkt wird, z.B. mit dem Hinweis www.VulvaKarzinom-SHG.de. ... lediglich Suchmaschinen, Webverzeichnissen und Non-Profit-Seiten. So Non-Profit wie imedo? [Internet]
Gesundheitsportale Die Ärzte-Zeitung rät Ärzten, die sich in "Gesundheits-Communities" schlecht bewertet fühlen, Kontakt mit dem Anbieter aufzunehmen. Dazu müsste der betreffende Arzt erstmal über diese Bewertung erfahren. Gehört nun zu den Pflichten des niedergelassenen Arztes, Mitglied in diesen Communities zu sein und regelmässig seine mögliche Bewertungen zu recherchieren? Dann kommt sicher schnell auch die Idee auf, gute Bewertungen selber zu veranlassen. Was mich immer wieder erstaunt, ist die Unbekümmertheit der Gründer dieser Portale. Beispiel imedo.de: Zum Thema IGeL. Hier sollte man nochmal über eine Aufnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen intensiv diskutieren. Wer schreibt den Brief an den “gemeinsamen Bundesausschuss vereinte Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen”?
Das Gremium heisst "Gemeinsamer Bundesauschuss". Früher war es der "Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen". Aber das ist Kleinkram. Einen Brief an den Bundesausschuss. Goldig. Das würde mein Sohn (Grundschüler) auch raten.[Internet]
Datenleck bei Pfizer Der Pfizer-Tag hat begonnen mit Peter Rost und endet auch mit einem der vielen von ihm aufgedeckten Skandale, Skandälchen und Ungereimtheiten. Entlassungen gehen flink bei Pfizer. Andere Dinge brauchen eine Weile. So wie die Benachrichtigung der 17.000 Pfizer-Mitarbeiter, deren persönliche Daten am 18. April 2007 in einer Internet-Tauschbörse aufgetaucht waren. Sechs Wochen später hatte man entschieden, die Betroffenen darüber zu informieren. -- Wenn es gefallen hat, wird der Unternehmenstag demnächst weiter geführt, dann mit einem anderen Pharmakonzern. [Internet]
Lohnende Investitionen In einer E-Mail hat mich jemand gefragt, über welches Thema oder Erkrankung man ein blog eröffnen könnte, was schnell sehr erfolgreich sein soll. Also Klickzahlen und dann auch die entsprechenden Einnahmen. Mal abgesehen, dass ich auf sowas nicht antworte, hätte ich trotzdem einen todsicheren Tipp. Es gibt da eine chronische Erkrankung, die Ursache für eine einstellige Millionenanzahl von ambulanten Besuchen in den USA ist (für Europa gibt es keine validen Schätzungen), die in den USA bis zu 10% aller Besuche eines bestimmten Faches ausmacht, deren Lebenszeitprävalenz auf bis zu 15% geschätzt wird und die die Lebensqualität der Betroffenen ähnlich hoch beeinflusst wie Morbus Crohn oder andere schwere chronische Erkrankungen. Erst vor etwa 10 Jahren hat man sich überhaupt auf eine Symptomklassifikation geeinigt. Über ein Erklärungsmodell wird noch diskutiert. In Deutschland kennt ein grosser Teil der entsprechenden Fachärzte weder die Klassifikation, noch die aktuellen Studien, von denen es immer mehr gibt. Es ein Forschungsgebiet und Gesundheitsproblem, das gerade entdeckt wird. Evidenzbasierte Studien sind Mangelware. Die Therapieansätze umfassen praktisch das ganze Spektrum: Harte Medikamente, Chirurgie, Naturheilkunde, Verhaltensmedizin, Physiotherapie, bis hin zur Zahnsanierung (immer gerne genommen, wenn man nicht weiter weiss). Es gibt keine funktionierende Selbsthilfegruppe in Deutschland. Bei google findet man gerade einmal 10.000 deutschsprachige Treffer. In Laienmedien ist die Erkrankung bisher kaum aufgetaucht. Dabei ist es ein ernstzunehmendes Symptom, der Leidensdruck bei den Patienten ist enorm. Eine Blog zu der Thematik wäre meines Erachtens sofort der Renner, auch weil die betroffenen Patienten hauptsächlich in der Altersgruppe von 30 bis 50 Jahre zu finden sind. Mir fallen sogar ein paar Pharmaunternehmen ein, die aufgeschlossen sein könnten. Im Gesundheitsbereich geht noch einiges, es muss nicht das 132. Portal über Diabetes oder das 153. Adipositas-Blog sein. Holtzbrinck investiert derweilen in eine lahme Gesundheitscommunity (helpster.de) oder einen Gemischtwarenladen (netdoktor.de). Beides Konzepte, die bei anderen Themen erfolgreich sein könnten (ob zu "Sport", "Familie", "Autos" oder sonstwas), aber nicht beim Thema "Medizin". -- Die Kommentare sind abgeschaltet. Wir wollen ja hier kein "Was bin ich" spielen. [Internet]
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