Merkwürdige Fachkreise

Nach dem Heilmittelwerbegesetz darf in Deutschland ausserhalb der Fachkreise für Arzneimittel, Verfahren, Behandlungen, Gegenstände oder andere Mittel nicht geworben werden, z.B. mit Gutachten, Zeugnissen, wissenschaftlichen oder fachlichen Veröffentlichungen sowie mit Hinweisen darauf.

Im neu gestalteten online-Bereich der Ärzte Zeitung hat man das irgendwie falsch verstanden. Artikel über von der Pharmaindustrie finanzierte Symposien werden wie schon vorher frei ins Internet gestellt - wie das von Boehringer Ingelheim zu Sifrol®, bei der eine Studie mit Tierversuchen vorgestellt worden ist und die zum frühen Einsatz des Medikaments einlädt. Oder eine Veranstaltung auf der Medica, auf der Janssen-Cilag ein transdermales System zur postoperativen Schmerztherapie präsentiert hat.

Dagegen heisst es bei Berichten, wie beispielsweise über die sächsische Lösung des Ärztemangels "Jungärzte aus Österreich sind mit Sachsen sehr zufrieden" oder über die Bemühungen der FDP, Wahltarife bei gesetzlichen Krankenkassen zu verhindern "FDP will Wahltarife in der GKV bremsen", wie auch bei eher journalistischen Beiträgen zur Medica "Medica setzt Trends für den Alltag in Praxen und Kliniken":

 
[Medien]
Autor: strappato   2007-11-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Motivation Deficiency Disorder

Lange nichts mehr von "Motivation Deficiency Disorder" gehört. Einer neuen Erkrankung, die im Sommer letzten Jahres Schlagzeilen machte.

Ein Video der australischen Jouralistin Miranda Burne und ihres Kollegen Ray Moynihan, der das neuen Leiden am 1. April 2006 im BMJ der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorstellte, zeigt schön, wie Disease Mongering funktioniert. Der Scoop war das Highlight einer Konferenz zum Thema Diesease Mongering.

 
[Medien]
Autor: strappato   2007-11-18   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Wenn Journalismus krank macht

Wenn man den Artikel in der ZEIT liest, dann wirft man glatt die Medikamente aus dem Fenster und geht nur noch zum Heilpraktiker. Ungeheuerlich. 40.000 Medikamente und keines ist anständig geprüft.

Das Arzneimittelverzeichnis Rote Liste, in dem wohl 98% der verordneten Medikamente enthalten sind, kennt nur 2387 Wirkstoffe und 8779 Präparate. 90% der Verordnungen entfallen auf 1850 Medikamente. 45% der in den Apotheken verkauften Packungen sind nicht-rezeptpflichtige Medikamente, die diesen Status wegen der langjährigen Erfahrung mit dem jeweiligen Wirkstoff und der relativen Unbedenklichkeit haben. Weitere 12% sind freiverkäufliche Medikamente und Mittel.

Die immer wieder genannten 40.000 sind die verschiedenen Wirkstärken, Darreichungsformen und Packungsgrössen, die in Deutschland jeweils eine eigene Pharmazentralnummer haben. Der im Artikel genannte Vioxx-Skandal, und viele andere wie Zyprexa auch, sind nicht auf fehlende Zulassungsstudien zurückzuführen, sondern darauf, dass die Hersteller Studien zurückgehalten oder positive Ergebnisse herausgekitzelt haben. Zudem ist gerade den letzten Jahren der Stellenwert der Post-Marketing Studies ("Phase IV-Studien), der klinischen Studien im Praxisalltag, gewachsen. Da gibt es einen echten Boom. Bei neuen Behandlungen mit hohem Risiko für Nebenwirkungen ist die Zulassung oder Erstattung oft an die Einrichtung von Patientenregistern gekoppelt. Pharmakoviliganz, die systematische Erkennung, Bewertung und Verhinderung von Nebenwirkungen ist ein ganz heisses Thema in der Pharmaindustrie. Nicht zuletzt durch die milliardenschweren Schadensersatzforderungen in den USA. Noch ein Punkt: Die Bezahlung durch die Regierungen und Krankenkassen hängt immer stärker von dem Nutzen ab. Nicht nur abstrakt, sondern für die Patienten.

Der grosse Bremser sind die Pharmakonzerne und die Bereitschaft, Transparenz und Verantwortung vor das Marketing zu stellen.
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-11-04   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

High statt Husten

Kein politisches Magazin im deutschen Fernsehen ohne den obligatorischen Beitrag zu Medizin und Pharma.

ARD-Magazin Panorama hat "Dextrometorphan" (DXM) in rezeptfreien Hustenmittel als Droge identifiziert. Stream hier

Klingt sensationell, ist aber ein alter Hut und die Apothekerverbände hatten vor zwei Monaten schon gewarnt: High und ruhig durch Hustensaft. Was in der Sendung nicht erwähnt worden ist, genauso, wie kein Apotheker zu Wort kam, obwohl die eigentlich die "Dealer" sind.

Besonders pikant: Das Produkt von Ratiopharm war schon in der Anmoderation unübersehbar und wurde im Beitrag noch mindestens 2x gezeigt. Ist das nun verkaufsfördernd oder eher imageschädigend?
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-10-19   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ärzte Zeitung schottet sich ab

Die Ärzte Zeitung hat einen neuen online-Auftritt. Und macht für das gemeine Volk die Schotten dicht. Bisher konnte jeder interessierte Internet-User sich über die Suchfunktion über industriefinanzierte Auftritte von Experten informieren. Vorbei.

Nun ist selbst ein Interview mit dem Pfizer Deutschland-Chef Andreas Penk, mit der Message, dass Pfizer seine Kommunikationsstruktur stärker auf die Entscheider in der Gesundheitspolitik und im Gesundheitswesen ausrichtet, den Fachkreisen vorbehalten.
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-10-19   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

HealthDot Pharma Report Episode 5



Genial. Von ScribeMedia.
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-09-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Medienrat steht auf der langen Leitung

Der Medienrat Berlin-Brandenburg hat einen Beitrag über die High-Tech-Proteine der Musenhof-Klinik in der Sendung „Gesund und schön“ bei n-tv vom 2. September 2006 wegen Verstosses gegen das Schleichwerbeverbot beanstandet. (Mitschnitt auf der oben verlinkten Seite).

Man könnte annehmen, die Medienaufsicht funktioniert. Dann aber bitte nicht diese Seite anklicken. Dort erfährt man, dass die NDR-Sendung "Zapp" schon am 7.12.2005 über die engen Beziehungen der Musenhof-Klinik zu n-tv berichtet hatte.

Aber nicht nur in redaktionellen Beiträgen durfte sich die Klinik präsentieren. Selbstverständlich steht der Experte der Musenhof-Klinik auch in Chats zur Verfügung.

Wobei die ARD nicht viel besser war. Auch hier die umtriebige Klinik am 11.9.2004.

Übrigens. In der vom Medienrat beanstandeten Sendung geht es um Proteindrinks. 6 Dosen à 375 g für 324 Euro. Im gut sortierten Sportlerbedarf bekommt man das Kilogramm Proteinpulver für unter 25 Euro. So urteilen die Profis einer Fitness und Bodybuilding Community über den n-tv-Beitrag.
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-06-08   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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