Fortbildung & Marketing - passt scho Ärztefortbildung und Pharmaindustrie ist ein weites Feld. Unabhängige Veranstaltung sind die Ausnahme, die Pharmaindustrie steuert die Inhalte und die Ärztekammern verlassen sich darauf, dass sich die Pharmakonzerne an die Regeln halten. In Österreich ist das nicht anders, mit dem Unterschied, dass sich die Pharmaunternehmen noch mehr anstrengen müssen, die Ärzte und Ärztinnen zu erreichen. Anders als in Deutschland ist dort die regelmässigen Fortbildung keine Verpflichtung. In unserem Nachbarland versucht die "Akademie der Ärzte", eine Einrichtung der Ärztekammer, ein ähnliches System wie in Deutschland mit der Vergabe und dem Sammeln von Fortbildungspunkten (in D: cme-Punkte, in A: DFP-Punkte) auf freiwilliger Basis zu etablieren. Gleich auf der homepage präsentiert sich Partner Pfizer. Nicht überraschend, dass der Pfizer-Austria Marketing Director Robin Rumler Referent bei der Veranstaltung "ärztliche Fort- und Weiterbildung im Medizin-Marketing" war, auf der Pharmaunternehmen die Möglichkeiten der Produktpräsentation im Rahmen von ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen und e-learning Modulen schmackhaft gemacht werden sollte. Eingeladen hatte der Verlag "Medizin Medien Austria". Ein Bericht gibt es auf pharmainside.tv. Für Robin Rumler muss Fortildung kurzweilig sein..., weg von dem viel zu wissenschaftlichen..., Infotainment. Sein Thema: "Ärztliche Fortbildung und Pharma-Marketing – passt das?". Für ihn sicher eher eine rhetorische Frage. [Oesterreich]
Final: Schluss mit Tinnitus Ruhe im Ohr versprach TIEX. Der Tinnitus sollte mit dem Gerät durch Magnetfelder behandelt werden. Eine einzige Studie (bentsen_2001 (pdf, 58 KB)), belegt die Wirksamkeit das Therapiegeräts. Dabei waren die Einschlusskriterien unklar, es gab keine Kontrollgruppe und dementsprechend keine Randomisierung. Zudem fehlte ein valides Instrument um den Erfolg als primären Endpunkt zu messen. Die Teilnehmerzahl war mit 44 Patienten klein. Ergebnis: Bei 55% der Teilnehmer wird angegeben, dass sich die Ohrgeräusche verringert hätten. Über die statistische Signifikanz braucht man sich keine Gedanken machen. Aus einem Artikel einer Financial Times Beilage howtospend_012001 (pdf, 709 KB). 290 Euro sollte das Gerät für 4 Monate kosten, danach konnte man es für 250 Euro mehr käuflich erwerben. Zuwenig Patienten liessen sich von den Versprechungen überzeugen: Laut Beschluss des Handelsgerichtes 1030 Wien, Marxergasse 1a, vom 17. Juli 2007 (FN 172827h) wurde über die Fa. Tinnitronics Handels-und VertriebsgmbH (TIEX-Gerät), 1080 Wien, Fuhrmanngasse 8/20, das Konkursverfahren eröffnet. Ich würde wetten, dass man das Gerät wieder sieht. [Oesterreich]
Pneumokokken Undercover Quizfrage: Ist das oben abgebildete Plakat, das für die Pneumokokkenimpfung von Kindern wirbt, Bestandteil einer gemeinnützigen oder gewerblichen Kampagne? In der rechten unteren Ecke stehen die Logos z.B. von
Zu den Sponsoren der "Initiative der Österreichische Patient" gehört der Pharmakonzern Wyeth, der mit dem Pneumokokken-Impfstoff Prevenar® als Kunde der Agentur Welldone geführt wird. Also eine der in unserem Nachbarland häufig anzutreffenden Undercover-Marketing-Aktionen. Interessant ist, dass das Plakat schon hängt, obwohl die "Pneumokokken-Impfaktion & Pneumokokken-Awareness-Kampagne" erst am 3. September auf einer Pressekonferenz vorgestellt wird. Auf der angebenen Internetseite der Initiative der Österreichische Patient ist noch nichts zu entdecken. [Oesterreich]
Knochen-dichtes Netzwerk In Österreich nimmt die Initiative Lebensbasisknochen einen neuen Anlauf, den Umsatz der Pharmahersteller steigen zu lassen. Schon im Februar ist hier im blog die Initiative als Veranstaltung der Agentur welldone identifiziert worden. Die Sponsoren haben gewechselt. Statt Amgen, Danone, Lilly, Kyphon, Sanofi-Aventis sind nun Danone, Bayer, Roche, MSD und SinaPharm im Boot, Kyphon noch als Co-Sponsor des Ersten Österreichischen Osteoporoseberichts, dessen Herausgeber der Verein "Altern mit Zukunft" mit Büroanschrift im Hause der Agentur welldone ist. Die Sponsoren bestimmen auch, wo die Reise hingeht. Danone und SinaPharm wollen auf die Calcium-Nahrungsergänzungsmittel und Functional Food mit Calcium hinweisen. Unter den Patienteninformationen auf der Internetseite der Initiative findet man Werbung für die Fruchzwerge: Außerdem liefern sie 50% mehr Calcium als Milch und – jetzt neu – Vitamin D für eine bessere Calciumfixierung in den Knochen - die Health Claims Verordung wird sehr strapaziert. Der Hersteller sorgt auch für die Informationen über Calcium und Vitamin D. Das Interesse der Biphosphonat-Hersteller Bayer, Roche und MSD ist, möglichst früh diese Medikamente an den Patienten zu bringen. Zum Download gibt es einen Osteoporose Ratgeber von Roche, der eigentlich für Patienten gedacht ist, denen Biphosphonate verordnet worden sind. Das Unternehmen Kyphon darf Werbung für seine Operationsmethode "Ballon-Kyphoplastie" machen. Eine rundum gelungene typisch österreichische Aktion ohne Berührungsängste. Sogar Gesundheitsminsterin Kdolsky lässt sich nicht lumpen und präsentiert den Bericht. [Oesterreich]
Füttern verboten Österreich soll ein Antikorruptionsgesetz bekommen. Das heisst natürlich nicht so, denn es wird immer wieder betont, dass Bestechung in Österreich kein Problem In der Industrie ist es kein Thema, eh kloar. Denn da werden die Mitarbeiter intensiv geschult. [Oesterreich]
Typisch österreichische Lösung Ein Artikel im Standard über die Scheinheiligkeit der österreichischen Bioethikpolitik trägt zum generellen Verständnis unseres Nachbarlandes bei. Die typisch österreichische Lösung: ... nach außen brav katholisch, sonst aber eher anarchisch. [Oesterreich]
Pfizers schrankenloses Marketing In den Kommentaren zu der Ständer-Werbung von Pfizer in Österreich ist eine Parkhaus-Kampagne erwähnt worden. Heute habe ich dazu ein paar Fotos bekommen. Im Büroturm (Floridotower), in dem Pfizer Österreich auf mehreren Etagen residiert, wird der Autofahrer so empfangen: Auf dem Ticket steht: Wollen Sie wissen, was Pfizer für Ihr Liebesleben tun kann? Bitte Ticket einschieben. Und dann geht es aufwärts... Fast so penetrant wie Viagra Spam-E-Mails [Oesterreich]
Lesetest von Wyeth Wellcome Images Die Seite Comeback ins Leben ist auf den ersten Blick das beim Pharma-PR gewohnte Portal eines Pharmakonzerns zu einem nicht weiter genannten Medikament, das die Patienten durch Unterstützung bei ihrer Erkrankung ansprechen soll. Positiv: Das Pharmaunternehmen wird klar genannt und das Impressum ist vollständig. Bis man auf das Patientenportal stösst. Wir erinnern uns: Werbung zu verschreibungspflichtigen Medikamenten darf nur Personen, die zur Verschreibung oder zur Abgabe von Arzneimitteln befugt sind, erreichen. Anscheinend ist man bei der PR-Agentur "Public Health" der Auffassung, dass Informationen für Patienten, der ein Medikament schon vom Arzt verschrieben bekommen haben, keine Werbung - im Sinne einer Verkaufsförderung - darstellt. Trickreich wird der Zugang zu den Fachinformationen durch eine Maske verwehrt, in die man die Chargennummer der Medikamentenpackung eintragen muss. Rechts danaben wird gezeigt , wo man die findet, und wer dies nicht schafft, kann auch die abgebildete Nummer "24010" nehmen. Also eher ein Lesetest, als eine Zugangsbeschränkung. Dort findet der Patient dann Gebrauchsinformation zu dem beworbenen TNF-alpha-Blocker Enbrel® (Etanercept), eine FAQ mit kurzer Auflistung der Nebenwirkungen (die nicht den Vorgaben der Beipackzettel mit Relevanzangaben entsprechen), Anwendungsbroschüren (die sonst der Pharmareferent an Ärzte verteilt) und ein SMS-Reminder (der via SMS an den Injektionstermin erinnert). Bei der Umgehung des Werbeverbots im Arzneimittelgesetz lassen sich die österreichischen Agenturen immer etwas einfallen. Sehr kreativ. Könnte man fast den Hut vor ziehen. -- Ich sollte mir die cleveren Burschen und Madls wirklich mal bei der Verleihung des goldenen Skalpels ansehen. [Oesterreich]
Blaue Ständer in Rautenform Diesen Ständer widmet Ihnen Pfizer. Wie Pfizer in Östserreich versucht, Werbung für Potenzpillen an Fahrradständern, an denen auch Kinder und Jugendliche ihre Fahrräder anschliessen, mit dem Hinweis auf die Internetseite sexistgesund.at. Vielleicht bin ich zu konservativ, aber besonders ethisch finde ich das nicht. Auf der Internetseite kann Mann einen Test zu "sexuellen Gesundheit beim Mann (IIEF)" machen. Das Instrument wurde natürlich für Pfizer entwickelt und vergibt das Krankheitsmerkmal "errektile Dysfunktion" sehr schnell. Die fünf Fragen des verkürzten Fragebogens haben zwar eine Sensitivität von 98% ("Richtigpositiv-Rate"), aber nur und eine Spezifität von 88% ("Richtignegativ-Rate"). Studien haben ergeben, dass die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für behandlungsbedürftige errektile Dysfunktion bei unter 10% in der männlichen Bevölkerung liegt. Eine Kölner Studie kam auf 7%. Das ergibt einen positiven Vorhersagewert von 38%. Also nur 38% der Männer, die in dem Pfizer Test einen Behandlungsbedarf attestiert bekommen, sind auch behandlungsbedürftig. Und alles unter den Hinblick auf die sowieso schon Pfizer-freundliche Definition von Behandlungsbedarf. Jedoch werden durch den Test fast 20% aller Männer verunsichert, weil sie als erkrankt klassifiziert werden. Übrigens nimmt der positive Vorhersagewert stark ab, je geringer die Prävalenz ist. Wenn nur junge potente Fahrradfahrer die Fragen beantworten, dann werden über 90% der Männer die mit positiven Testergebnis sich Pfizers Potenzpille verschreiben lassen, trotzdem keine errektile Dysfunktion haben. -- PS Bei der PR-Agentur eXakt, die "Ständer" mit "Ständer" verbindet, wird das Phrasenschwein sicher täglich im Sackerl zur Bank gebracht. PPS Die Prävalenzzahlen gelten natürlich nur für die deutsche Bevölkerung. Vielleicht ist das Problem in Österreich doch erheblich grösser. [Oesterreich]
Wer kontrolliert Medizinjournalisten Der Standard erklärt, was Krebs ist und kann sich den Seitenhieb nicht verkneifen: Frage: Wer kontrolliert Medizinjournalisten? Antwort: Niemand. Der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten sah sich auf Anfrage in der Affäre Huber "nicht aufgerufen, sich in eine Diskussion einzumischen, welche der Presserat zu beurteilen hat". Der österreichische Presserat allerdings stellte vor genau fünf Jahren seine Tätigkeit als medienethisches Kontrollorgan ein. [Oesterreich]
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