Grippepanik

Und täglich grüsst das Murmeltier - nur dass Österreich nicht Punxsutawney ist. Vor einem Jahr hatte Prof. Michael Kunze Österreich vor der Virusgrippe (Influenza) gewarnt.

Nun ist wieder Grippesaison und Epidemiologe Michael Kunze, sowas wie der Infektions-Kachelmann in unserem Nachbarland, rechnet österreichweit mit Hunderttausenden Kranken und auch Todesfälle seien nicht auszuschließen. Heuer nur einige tausend Menschen. Letztes Jahr war seine Prognose zwischen 3000 und 6000 Todesfälle.

Nicht alles ist wie im letzten Jahr. Dieses Jahr empfiehlt Kunze nicht den Neuraminidase-Hemmer Tamiflu®. Ist sein Vertrag mit Roche ausgelaufen?
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-01-14   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Schweinsbraten und Wartelisten

Österreich ist zwar klein, aber es hat trotzdem einen Bundeskanzler, eine rot-schwarze Bundesregierung, eine Bundesliga und ein nationale Dependance der Organisation Transparency International. Ende des Jahres hat "Transparency International Austrian Chapter" (TI-AC) das lange angekündigte Grundsatzpapier zu Transparenzmängel im Gesundheitswesen in unserem Nachbarland vorgestellt.

Wie in Deutschland beschränkt sich der Bericht darauf, mögliche Transparenzmängel als Einfallstore für korruptes bzw. missbräuchliches Verhalten aufzuzeigen - ohne Bewertung der Relevanz. Bei Beispielen hätte sich TI-AC gerne hier im blog bedienen können.

Wenn man den Bericht von einer extremen Warte aus liest, dann kann das österreichische Gesundheitswesen jeden Vergleich mit den maroden Systemen in Osteuropa aufnehmen. Informelle unter-der-Hand Zahlungen, Ungerechtigkeit bei Wartelisten, Abrechnungsbetrug, Rabatte und Kickback Zahlungen, Nebeneinkünfte von Ärzten durch Privatordination, usw. Dies relativiert sich, da auffallend oft Deutschland als Ersatz für konkrete Anhaltspunkte in Österreich herhalten muss - Österreich misst sich halt gerne am grossen Nachbarn, statt sich im eigenen Land umzusehen.

Besonders viel öffentliches Aufsehen hatten Vorwürfe erregt, dass OP-Termine gegen Zusatzzahlungen vorverlegt würden. Gesundheitsministerin Kdolsky wies dies prompt zurück und präsentierte lieber ihr neues Schweine-Kochbuch in den Medien statt sich der Meldungen von wachsenden Wartezeiten auf Operationen zu widmen. Beim Schweinsbraten gibt es keine 2-Klassen und keine Wartelisten.

Passend dazu: Ein krasser Fall von Bestechung hat im Dezember seinen endgültigen Abschluss genommen. 2005 waren gegen Hausapotheken führende Landärzte und Pharmafirmen Vorwürfe aufgetaucht, dass es jahrelang gängige Praxis der Pharmaindustrie gewesen sein sollte, Ärzten Gratis-Medikamente zu liefern, die diese dann den Krankenkassen in Rechnung stellten. Dies war insbesondere bei Generika üblich. Ähnlichkeiten mit den Fall Ratiopharm in Deutschland sind nicht zufällig. Die Politik hatte dann zügig diese Naturalrabatte verboten. Was die Ärzte nicht so recht einsehen wollten. Ein Arzt ging bis zum Verfassungsgerichsthof, da die gesetzliche Beschränkung der Gewährung von Naturalrabatten beim Einkauf von Medikamenten einen Eingriff in die Privatautonomie und daher eine Eigentumsbeschränkung darstelle. Dieser Auffassung konnten sich die Wiener Verfassungsrichter in ihrer Entscheidung vom 4. Dezember 2007 (naturalrabatte_g_113-06 (pdf, 66 KB)) nicht anschliessen.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-01-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Patienten im Fadenkreuz der Pharmaunternehmen

In Österreich ist eine Initative angekündigt, die "eine Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Österreichischen SchmerzpatientInnen, ihren Angehörigen, VertreterInnen der Medizin, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und der Öffentlichkeit" herstellen will. Erster Schritt: Eine Umfrage.

Wer die Initiative bezahlt bleibt im Dunkeln, einen Hinweis darauf gab es Ende November hier im blog. Eine PR-Agentur verkauft die Kontakte an interessierte Unternehmen aus der Pharmaindustrie. Meditia und Focus Patient sind Aushängeschilder für Unabhängigkeit gegenüber den befragten Patienten und sollen die Auftraggeber verschleiern.

Wenn man sich die Fragebögen der bisherigen Befragungen von "Meditia" ansieht, bei denen die Hälfte der Fragen sich um die Informationswünsche dreht, wird klar, dass das Ziel "Bedürfnisse und Interessen österreichischer SchmerzpatientInnen zu erheben und ihnen Gehör zu verschaffen" lediglich dazu dient, der Pharmaindustrie neue Munition im Lobbykampf um die Aufweichung der Werbeeinschränkungen für Medikamente zu verschaffen.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-01-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Patientennetworking in Österreich

Pharmamarketing in Österreich. Zum Thema "Sales – Ausverkauf am Pharmamarkt" hatte der Pharma Marketing Club Austria (PMCA) eingeladen. Wie geht es mit dem Vertrieb weiter angesichts der Herausforderungen von Gesundheitspolitik und Internet? Das Video offenbart eine Stimmung zwischen Ratlosigkeit und Pfeiffen im Walde.

Zu den angesprochenen neuen "Kanälen" gehören zweifelsohne auch Patientenselbsthilfegruppen. Diese bekamen in Österreich in den letzten Wochen eine Anfrage mit dem Betreff "Umfrage bei SchmerzpatientInnen". Absender sind die "Focus Patient Ltd." und die "Meditia Information und Kommunikation". Darin wird um die Mitarbeit bei einer "Patientenumfrage für SchmerzpatientInnen" "ersucht". Im ersten Schritt sollen mögliche Fragen angegeben werden, die sinnvoll erscheinen, und anschliessend sollen die Verbände die Fragebögen verteilen. Sponsoren oder Auftraggeber werden keine genannt, dafür jedoch ein Testimonial einer Selbsthilfegruppe: "Bitte helfen Sie mit...".
Ziel der Patientenumfrage ist, die zentralen Bedürfnisse und Interessen von SchmerzpatientInnen dem Gesundheitssystem und allen seinen Beteiligten aktuell nahe zu bringen und Verbesserungen für SchmerzpatientInnen zu ermöglichen. Die Patientenumfrage wird von MEDITIA INFORMATION UND KOMMUNIKATION und FOCUS PATIENT Ltd. durchgeführt und allen (anonymisiert) Kooperationspartnern als Basis für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung gestellt.

Die Focus Patient Ltd. betreibt ein unabhängiges Patienten-Portal. Die Geschäftsführerin und Initatiatorin Ingeborg Obermayer kann auf eine lange Karriere in der Pharmaindustrie zurückblicken. Als Themenschwerpunkt nennt die Ex-Product Managerin bei AstraZeneca "Relationship Management".

Auf der Internetseite gibt Meditia an, wir konzipieren, beraten und begleiten Informations- Kommunikations- und Interaktionsprozesse zwischen Patient/innen, dem Gesundheitssystem und allen seinen Beteiligten, der Gesellschaft und der Öffentlichkeit. Dahinter steht die Anwältin und Mediatorin Angelika Krauss-Rirsch.

Bei Meditia finden sich auch die Fragebögen und Ergebnisse früherer Umfragen zu Multiple Skelerose, Diebetes, Morbus Parkinson und altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) als pdf-Dateien. Hier werden die Auftraggeber klar. Während in den Fragebögen nur die Kooperationspartner "Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger" (SV) und das Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend (BMGF) aufgeführt sind, enthalten die Berichte die Auftraggeber: Multiple Sklerose - Welldone im Auftrag von Merck Serono, Parkinson - Welldone im Auftrag von Schwarz Pharma, AMD - Welldone im Auftrag von Pfizer. Für Diabetes steht der Bericht noch aus, aber im Fragebogen taucht ganz klein unten auf der letzten Seite der Name "Merck Sharp & Dohme" (MSD) auf. Auch ein Kunde der Pharma-PR-Agentur Welldone mit Januvia®, einem neuen Diabetesmedikament. Die Dokumenteneingenschaften der pdf-Dateien identifizieren Mitarbeiterinnen von Welldone als Verfasser.

Was die aktuelle Umfrage zum Thema Schmerzen angeht, fänden sich in der Kundenliste von Welldone auch potentielle Auftraggeber: Mundipharma oder Pfizer.

Da stellt sich da Frage wozu? Zwar sind die Beteuerungen, dies alles im Dienst der Patienten zu machen und unabhängig informieren zu wollen, nicht mehr recht glaubhaft, jedoch fehlt ein anderer Zweck und das Ministerium, SV und andere sind schliesslich mit dabei.

Die Ziele werden beim Blick auf eine neue Unternehmung des Welldone-Chefs Riedl deutlich: Peri Consulting, in der bekannten Lazarettgasse 19 (in der Unterzeile der Website - Impressum Servitengasse). Da geht es um Lobbying und "Patientennetworking". Hier wird gleichfalls auf Fragebogen als Methode und auf die Zusammenarbeit mit korrespondierenden Selbsthilfegruppen, dem Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, der Wiener Gebietskrankenkasse, der Ärztekammer Österreich und den korrespondierenden ärztlichen Fachgesellschaften hingewiesen.

Das Einbeziehen der Selbsthilfegruppen bei der Ausarbeitung des Fragebogens signalisiert Interesse und Empathie - etwas was bei Betroffenen sehr gut ankommt. Valdierte Instrumente zur Bewertung der krankheitsspezifischen Lebensqualität (HRQoL) fehlen. Sozialwissenschaftlich ist das methodisch fragwürdig. Es führt dazu, dass die Fragen auf 90% Zustimmung treffen. Der Effekt: Die Argumentation mit diesen Ergebnissen ist einfacher und die PR kann mehr Druck aufbauen.

Um es mal zugespitzt zu formulieren: Peri verkauft die Kontakte zu Selbsthilfegruppen, Ministerium und SV an interessierte Unternehmen aus der Pharmaindustrie. Meditia und Focus Patient sind Aushängeschilder für Unabhängigkeit gegenüber den befragten Patienten und sollen Auftraggeber und Ziel verschleiern.

Das gibt es nur in Österreich. Sozialversicherung und Ministerium liefern die PR-Munition, damit die Pharmaindustrie gegenüber ihnen die Notwendigkeit von Mehrausgaben begründen kann.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-11-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Krankenkassenpleite in Wien

Österreich wird schmerzlich daran erinnert, wie wichtig eine Gesundheitsreform wäre. Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hat 500 Millionen Euro Schulden angehäuft und sich für pleite erklärt. Defizite erwirtschaften auch andere Gebietskassen und lehnen es daher ab, den Wienern finanziell unter die Arme zu greifen.

Derweil schiebt sich die Politik gegenseitig die Schuld zu. Ideal, da die WGKK ein Reservat der roten SPÖ und Gewerkschaften ist. Das Büro von Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) sieht die Krankenkasse in der Pflicht: "Was einfach fehlt, ist ein tragfähiges Sanierungskonzept der Kasse."

Dass die Gesundheitsministerin lediglich medienwirksame Auftritte für sich verbuchen kann und politisch kaum über Ansätze für eine Reform des Gesundheitswesens in Österreich hinaus gekommen ist, wird in den Medien nicht thematisiert.

Zur Panik gibt es in Österreich selten einen Grund: "Die Versorgung der Wiener Bevölkerung ist auf jeden Fall sicher gestellt". Auch sonst wird der Fall locker genommen. Die Top-5 Ideen, mit denen die WGKK aus den roten Zahlen kommen will: die_top_5_ideen (mp3, 345 KB)

Den Lesern aus Österreich zur Kenntnis. Es geht auch anders: In der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Beitragssätze im kommenden Jahr voraussichtlich stabil bleiben. Das lässt sich aus den Abschlüssen des dritten Quartals folgern, das die gesetzlichen Kassen insgesamt wohl mit einem Überschuss von mehr als einer halben Milliarde Euro abgeschlossen haben.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-11-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ein Pieks tut nicht weh

Achtung hier kommt ein gut abgelagertes Stück Pharmamarketing. Von April dieses Jahres. Damit auch unser Nachbarland mal wieder im blog in Erscheinung tritt.

Österreichische Promis halten gerne den Arm zur Impfung hin. Wie sich die Bilder gleichen.

pressefotos.at/Niko Formanek

pressefotos.at/Niko Formanek

Oben Mr. Gesundheit, Hademar Bankhofer bei der Pneumokokken-Impfung im April 2007. Unten Dagmar Koller bei der Influenza-Impfung im Oktober 2006.

Bei dieser Kampagne wurde der Sponsor Novartis zumindest auf den Medien genannt. Besonders nett der Aufsteller.


Ob eine "Gibson Les Paul" spielender 67-jähriger "Musical Star" die richtige Motivation herstellt?

Aber zur Beruhigung von hockeystick: Hier war Prof. Kunze dabei. Als Experte in der Pressekonferenz.

Genau wie bei der Novartis-Kampagne 2007, die sich an Fachkreise richtete. Mit einem pdf-DateiSymposium im Juni, bei dem auf den Nutzen des adjuvierten Influenza-Impfstoffs des Konzerns aufmerksam gemacht worden ist.
--
P.S. Ich bin der typische Deutsche, der Österreich gerne mag und gerne dort ist. Alles so überschaubar. Dagmar Koller ist die Ehefrau des ehemaligen Wiener Bürgermeisters Zilk, der für die "Krone" als ArzneiOmbudsmann kämpft.

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Update
Und wenn es einen doch erwischt gibt es in Österreich die Grippefresser-Kapseln.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-11-25   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Selbsthilfegruppen im Fokus der "Sales-Mitarbeiter"

Die Trends beim Marketing von Medikamenten werden in Österreich beim 12. Österreichischer Pharmatag vorgestellt.

Die Ankündigung gibt eine Ahnung, woher der Wind weht.
Auch die Ansprechpartner der Pharmareferenten ändern sich derzeit: Waren früher Ärzte die Hauptansprechpartner, gewinnen nun auch Apotheker und die Patienten selbst, die wiederum über Selbsthilfegruppen erreicht werden, an Bedeutung. "Sales-Mitarbeitern kommt damit eine völlig neue Aufgabe als Kontaktperson zu diesen Gruppen zu", so Rumler [Marketing-Chef Pfizer-Austria].

Gute Nachrichten für diejenigen Selbsthilfegruppen, die schon bisher sich um Selbstverpflichtungen und Transparenz nicht geschert haben und sich hemmungslos mit der Pharmaindustrie in ein Boot gesetzt haben - ohne zu merken, dass sie die Ruderer stellen und das sie wenn es schiefläuft den Medienhaien zum Frass vorgeworfen werden.

Was heisst das für die Praxis? Kaffeemaschinen statt Elefanten Rachenleuchten?
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-11-09   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Kondratieff hat immer recht

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts veröffentlichte der Russe Nikolai Kondratjew (oder auch "Kondratieff") eine Theorie der langen Konjunkturwellen, die über 40 bis 60 Jahre dauernde wirtschaftliche Aufstiegsphasen markieren und durch ganz bestimmte Technologien geprägt sind. Danach leben wir zur Zeit im 5. Kondratieff-Zyklus der sich durch die Informationstechnologie auszeichnet - nach "Dampfmaschinen", "Eisenbahn", "Elektrotechnik" und "Einzweck-Automatisierung" als vorherige Zyklen.

Schon immer hat Trend- und Zukunftsforscher diese Theorie fasziniert. Die Frage, was wohl der nächste Kontratjew-Zyklus sein wird, wird auf Tagungen und Symposien seit Anfang unseres Jahrzehnts diskutiert, obwohl der 5. Zyklus erst 1990 begonnen hat und nach der Theorie noch sicher 25 Jahre andauern wird. Mögliche Kandidaten sind die Biotechnologie, die Nanotechnologie, die Kernfusionsenergie, die Technologie der regenerativen Energien und die Gesundheit. Besonders die Gesundheitswirtschaft feiert Kondratjew und hat ihn aus der Versenkung geholt, nachdem sein Ansatz in der Volkswirschaft lange keine Rolle mehr spielte. Mein erstes Symposium mit den Thema "Gesundheit, der 6. Kondratjew" habe ich 2001 besucht. Seitdem fehlt die Theorie des Russen auf keiner Tagung, die sich mit der Zukunft des Geldverdienens mit der Gesundheit beschäftigt. Google gibt 32.000 link zu den Stichwörtern "Kondratieff" und "Gesundheit" aus.

Nun ist er auch bis Österreich gekommen. Unter dem Titel Und Kondratieff hatte doch recht - Gesundheitspolitik als Schlüssel zu Gesellschaftspolitik wird Mittwoch und Donnerstag in Wien erörtert, wie man mit dem Trend die Gesundheit des eigenen Geldbeutels verbessern und Steuergelder in Gesundheitsprojekte versenken kann.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-11-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Feedback aus Österreich

Im Editorial des Branchenmagazins PHARMAustria hat Verleger Mag. Wolfgang Maierhofer ein wichtiges Thema angesprochen.

Andere mit Schmutz zu bewerten ist einfach - wenn man sich dabei gut versteckt!

Die Zahl der Internet-Sites, Online- und Mobil-Servicesboomt. Kaum ein Tag vergeht ohne wichtige Impulse aus diesem Bereich. Überzeugen Sie sich gleich auf den nächsten Seiten selbst davon! Doch es lauern dahinter auch Gefahren, die man nicht übersehen darf, Für klassische Medien ist es ganz selbstverständlich, dass sie über ein detailliertes Impressum verfügen müssen, dass Autoren, Herausgeber und Verleger für die Inhalte haften und jederzeit zur Verantwortung gezogen werden können. Genau hier besieht ein eklatanter Unterschied zu den „neuen Medien". Im Gegensatz zu einem Printmedium ist es einfach, kostengünstig und kaum mit Folgen verbunden, wenn via Internet Un- und Halbwahrheiten verbreitet, Menschen und Institutionen diskreditiert, unseriöse und oft sogar gefährliche Produkte angeboten werden. Oft wird das Netz auch einfach zur Diffamierung eines Milbewerbers oder unliebsamen Geschäftspartners verwendet -ohne dabei mit offenem Visier zu kämpfen.

Kritische Berichterstattung ist - wenn sie gewissenhaft recherchiert ist und nicht einfach auf Halbwahrheiten und Zurufen basiert - die Basis jeder journalistischen Tätigkeit und voll und ganz zu begrüßen. Aber „Blogger", die anonym Halbwahrheiten oder schlicht und einfach schlecht recherchierte (ob bewusst oder unbewusst) Nachrichten verbreiten, ohne dafür die Verantwortung zu übernehmen, sind aus meiner Sicht für Patienten, Selbsthilfegruppen, Arzte, Apotheker und alle, denen Gesundheit ein Anliegen ist, kontraproduktiv und tragen nur zur Desinformation und Verunsicherung bei.
Es drängt sich die Frage auf, welche Strategien bzw. kommerziellen Interessen sieh hinter derartigen Plattformen verstecken, die auf der einen Seite Transparenz einfordern, selbst aber mit Guerilla-Methoden arbeiten ...

Wie schön, dass es noch Verleger gibt, die gewissenhaft recherchierte Berichterstattung als Basis der journalistischen Tätigkeit wertschätzen und dies in ihren Produkten, wie der Ärzte Krone, der Apotheker Krone oder Zahn Krone täglich von Neuem umsetzen.

--
Unter dem Artikel wurde das Verlagsfest am 5. Oktober angekündigt. Nach den Fotos vom vorletzten Mal zu urteilen, ein wichtiger Branchentreff. Smalltalk und brainstorming, zum Wohl der Patienten, Selbsthilfegruppen, Arzte, Apotheker und alle, denen Gesundheit ein Anliegen ist.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-10-17   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Österreich: Exorzismus hoffähig

Österreich ist ja nicht nur für seine Totenkultur bekannt ("der Tod muss ein Wiener sein"), sondern hat auch ein spezielles Verhältnis zur Psychiatrie. Ein Drittel der Österreicher ist der Ansicht, dass Freud in Österreich nicht genug gewürdigt wird.

Ein erfolgreicher Kongress der amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft zum Thema "Religion und Psychiatrie" war Anlass auch im kleinen Österreich die Fachwelt zu dem Thema einzuladen. Leider ist dem hochkarätig besetzten Beirat entgangen, dass im Programm ein evangelikal geprägter Referent auftauchte, der unglückliche Homosexuelle von ihrer Orientierung heilen will. Weiterhin dabei: Ein Exorzist, dann ein katholischer Theologe, der mit Gebet und Meditation "geistlich heilen" will, und ein Homöopath und Impfgegner, der Mitglied des Opus Dei ist. Nebenbei gehört dem Orden auch der Hauptveranstalter an. Ein Artikel in der Presse deckt Details auf.

Es verwundert daher nicht, dass der Exorzist im Programm bleibt, ist doch das Teufelsaustreiben Bestandteil der katholischen Lehre und Liturgie und es werden auch unter Papst Papst Benedikt XVI., einem Förderer des Opus Dei, weiter Exorzisten ausgebildet und bestellt.

Von den über zwanzig Experten im Beirat trat bis jetzt nur ein Einziger (der Innsbrucker Wolfgang Fleischhacker) zurück. Die typisch östereichische Lösung: Zwar sagt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, dass Exorzismus überhaupt nichts mit psychiatrischer Behandlung gemein habe und daher auch abzulehnen sei. Es sei eine Methode, die letztlich eine Ungeheuerlichkeit darstelle, wenn sie bei psychisch Kranken angewendet werde. Jedoch langt ihm, dass der Veranstalter zugesagt hat, in zwei Workshops das Pro und Kontra darzustellen. Das Kontra, von der Psychiatrie, und das Pro aus dem Bereich der katholischen Kirche.

Religionskritiker Siegmund Freud würde sich sich im Grabe umdrehen.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-10-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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