Überblick behalten Die Süddeutsche Zeitung über das Dilemma bei der Zulassung von Arzneimitteln: Sicherheit vs. Behandlung. Dabei wärmt Werner Bartens wieder einmal die Legende mit den 20.000 Medikamenten auf. Was schon ein Fortschritt ist, oft genug wird von 50.000 Medikamenten auf dem deutschen Markt gesprochen. Auf diese hohen Zahlen kommt man nur, wenn alle Wirkstoffe, alle Darreichungsformen aller Hersteller und jede Packungsgrösse gezählt werden. Laut Arzneimittelreport betrafen im Jahr 2005 96% der Verordnungen nur 3000 verordnete Arzneimittel. Da diese Zahl auch die Generika beinhaltet, sind hier auch wirkstoff- und wirkstärkegleiche Arzneimittel mit enthalten. 70% der verschriebenen Packungen waren generische Wirkstoffe, die schon lange am Markt sind und deren Patent abgelaufen ist. Die aktuelle Rote Liste kennt 8834 Präparatenamen. [Pharmaindustrie]
Pharmamanager soll Siemens aus der Krise führen Peter Löscher - ein Österreicher - soll der Nachfolger von Siemens-Chef Kleinfeld werden. Löscher war von 2004 bis 1. Mai 2006 bei GE für die Geschäftsfelder Medizinische Diagnostik und Arzneimittelentwicklung – und forschung zuständig und wechselte vor einem Jahr zu Merck & Co auf den Posten des "President Global Human Health". Vorherige Stationen waren Hoechst, Aventis, Amersham. Pharma & Corporate Governance. Vielleicht auch: Wer den Sumpf kennt, der kommt darin nicht um. Ich verweise da nur auf die Zahlungen von Merck an Mandatsträger, um den Impfungen mit dem HPV-Impfstoff Gardasil verpflichtend zu machen oder das Astroturfing in Österreich. Von Vioxx mal ganz zu schweigen. Die Wahl von Löscher bedeutet wohl auch, dass Siemens in Zukunft sich besonders von der erfolgreichen Medizintechnik-Sparte viel erwartet. [Pharmaindustrie]
Pharmaindustrie investiert erfolgreich in Politiker Der US-Senat hat diese Woche ein Gesetz verabschiedet, das Bemühungen, den Import von Medikamenten zu erleichtern, zunichte macht. Wie die Zeitung USA today enthüllt, haben die 49 Senatoren, die dem Gesetz zustimmten, seit 2001 $ 5 Millionen Spenden der Pharmaindustrie erhalten. Das sind fast dreiviertel aller Pharmagelder an derzeitige Senatoren. The pharmaceutical companies spend more money on lobbying than any other single industry — $855 million from 1998 to 2006, according to the non-partisan Center for Public Integrity. The biggest drug trade group, Pharmaceutical Research and Manufacturers of America, praised the bill after it passed. The group's spokesman, Ken Johnson, said its critics "never point out that a great deal of this money is spent trying to defeat bills … that are designed to cripple this industry." Hat sich ja gelohnt. [Pharmaindustrie]
Oxycodon in Kritik VOA (Voice of America) berichtet über das Eingeständnis des Pharmaunternehmens Purdue (in Deutschland und Österreich Mundipharma), Ärzte und Öffentlichkeit nicht ausreichend über die Risiken und das Missbrauchspotential des opioiden Schmerzmittels Oxycodon informiert zu haben. Im real-video kommen Jack Osbourne, Sohn von Ozzie Osbourne, und Rush Limbaugh, ein in den USA bekannter Radio-Talkshow-Moderator, zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen mit dem "Hillbilly Heroin". Die $ 635 Millionen teure Bekenntnis wird sich nicht gerade positiv auf die Umsatzzahlen auswirken. Dem ärgsten Wettbewerber Johnson & Johnson (in Europa Janssen-Cilag) mit Durogesic®, einem transdermalen Fentanyl-System, wird es freuen. Obwohl gegen das Unternehmen zur Zeit Untersuchungen wegen des unerlaubten Marketings des Erythropoetins Procrit® (in Deutschland ERYPO®) laufen. [Pharmaindustrie]
Pfizer-Chef übt Selbstkritik Wer hat das gesagt? Our industry needs to acknowledge some big mistakes. We need to move from an industry that has sometimes seemed at war with its environment and with some of its customers–including the governments who often pay the bills–to an industry that anticipates, understands and responds to all of our customers. These errors included early resistance to funding FDA via user fees, opposition to making affordable AIDS drugs available in Africa and sales and marketing practices that still bother some of our customers. Harte Selbstkritik. Und das vom Chef des weltgrössten Pharmakonzerns, Pfizer CEO Jeff Kindler. Dass die neue Mehrheit im US-Kongess nicht mehr so pharmafreundlich ist, scheint langsam angekommen zu sein. Mal sehen, ob dass auch auch ein Umdenken in Märkten in anderen Ländern zur Folge hat. Aber ganz so schnell schiessen die [Pharmaindustrie]
Schattenseiten des Blockbuster-Booms Seit 1977 mit Tagamet® der erste Medikament auf den Markt kam, das einen Jahresumsatz von mehr als $ 1 Milliarde dem Hersteller SmithKline Beecham brachte, ist die Abhängigkeit der Pharmakonzerne von diesen "Blockbustern" immer stärker geworden. Im Jahr 2000 waren es 17 Medikamente, die diese Umsatzschwelle überschritten, im Jahr 2005 schon 94 Präparate. Der Anteil am Gesamtumsatz ist in dieser Zeit von 28% auf über 36% gestiegen. Es gibt Pharmakonzerne, die auf diese Blockbuster extrem angewiesen sind. Pfizer generierte 51% des Umsatzes mit Blockbuster. Hinzu kommt noch der Druck der me-too Nachahmer. Während in den siebziger Jahren ein Medikament aus einer neuen Wirkstoffklasse über 10 Jahre exklusiv vermarktet werden konnte, sind die Konkurrenten heute schon nach 1-2 Jahren mit wirkungsgleichen Produkten am Markt. Ob dieses Geschäftsmodell Zukunft hat, wird sich in wenigen Jahren zeigen. Bis 2016 büssen nach einer Studie die Pharmakonzerne $ 140 Milliarden Jahresumsatz durch auslaufende Patente von heutigen Blockbuster ein. Ein Höhepunkt wird in 4 Jahren erreicht sein, wenn viele Pharmakonzerne ihre jeweils grössten oder zweitgrössten Umsatzbringer verlieren. [Pharmaindustrie]
Kahlschlag bei AstraZeneca AstraZeneca will 40% der 2300 Stellen in Deutschland einsparen. Besonders trifft es den Vertrieb und Aussendienst. Alleine 400 Pharmaberater sollen betroffen sein. [Pharmaindustrie]
Nachwuchsförderung Was sollte eine Branche machen, die in den USA laufend mit Klagen und gerichtlichen Untersuchungen zu kämpfen hat. Unbedarfte würden jetzt dazu raten, das Verhalten zu ändern. Was macht die Pharmaindustrie stattdessen? Sie gründet ein Universitätsinstitut für Pharmarecht, das sich auf mit den rechtlichen Problemen beschäftigen soll, mit denen die Pharmaindustrie sich konfrontiert sieht. Bristol-Myers Squibb steuert $ 5 Millionen dazu bei. Diese Grosszügigkeit ist nicht ganz freiwillig. Die Spende war Teil einer Vereinbarung mit Regierungsbehörden, um einer Anklage wegen Betrugs zuvorzukommen. Mit dabei: Schering-Plough ($ 2,5 Millionen), Sanofi-Aventis ($ 500.000) und Johnson & Johnson ($ 100.000). Dazu noch die Anwaltskanzlei Gibbons, die für ihre $ 1 Million auch Namensgeber des Instituts wird. Um es mal ganz einfach zu kommentieren: Da wird der Nachwuchs ausgebildet, um ausreichend viele Anwälte für die wachsende Zahl der Gerichtsverfahren zu haben. [Pharmaindustrie]
Neues von Pfizer Pfizer hat in den USA eine TV-Kampagne für das Schmerzmittel Celebrex® gestartet, den einzigen auf dem Markt verbliebenen Cox-2-Inhibitor (Vioxx® und so, you remember?). Hier gibt es den Clip. Nach der Marktrücknahme von Vioxx® und Bextra® war auch Celebrex® in die Diskussion gekommen. Zusätzlich gab es in den letzten Monaten Kritik an den TV-Commercials der Pharmaindustrie für verschreibungspflichtige Medikamente, die zu oft die Nebenwirkungen und Risiken nicht angemessen thematisierten. Der Celebrex-Clip geht über 2,5 Minuten und ist überraschend vorsichtig. Das ist sonst nicht Pfizers Art. Wie offensiv Pfizer sonst seine Produkte vermarktet, zeigt sich an dem wichtigsten Umsatzbringer Lipitor® (Atorvastatin) (in Deutschland Sortis®). Für den Konkurrenten, Zocor® (Simvastatin) von Merck & Co., (in Deutschland MSD) ist auch in den USA der Patentschutz ausgelaufen und die Ärzte verschreiben vermehrt das preiswerte generische Simvastatin anstatt Pfizers teuren Mega-Blockbuster. Nun versorgt Pfizer die Ärzte mit Formbriefen, mit denen sie die Verschreibung von Lipitor® gegenüber Apothekern und Krankenversicherern verteidigen können. Die beste Verteidigung hat jedoch Pfizer beim Verfahren um das unerlaubte off-label Marketing des Wachstumshormons Genotropin - inkl. Bestechung von Ärzten - nichts geholfen. Die Altlast von Pharmacia kostet Pfizer $ 35 Millionen. Ein Triumph für den ehemaligen Pharmacia- und Pfizer Vize-Präsidenten Peter Rost, der als Whistleblower frühzeitig Pfizer auf die Genotropin-Leichen im Pharmacia-Keller hingewiesen hatte. Aus der Vermarktung von Genotropin als leistungssteigerndes Medikament und Anti-Aging-Wirkstoff resultierte eine Grossteil des Umsatzes. Die Folgen sind noch heute sichtbar: Sowohl Sylvester Stallone als auch Anna Nicole Smith sind mit Wachstumshormonen in den letzten Wochen negativ aufgefallen. -- Update: Peter Rost setzt die $ 35 Millionen in Beziehung zum Pfizer Jahresgewinn und kommt zum Schluss, dass Pfizer gerade einmal eine Tageseinnahme verloren hat. Let's put that in perspective: If you make $50,000 a year, that means you earn $137 every day. That is equivalent to a regular speeding ticket. Did a speeding ticket ever stop you from speeding again? [Pharmaindustrie]
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