Unternehmertum Niedergelassene Ärzte verweisen gerne auf ihre Freiberuflichkeit und die damit verbundenen Risiken, um mehr Honorar zu rechtfertigen. Wenn das GKV-WSG in der vorliegenden Form in Kraft tritt, dann können die Ärzte mal zeigen, was unternehmerisch in ihnen steckt. Das Gesetz wird den Ärzten grössere Freiheiten geben, mit den Krankenkassen Einzelverträge abzuschliessen. Die Ärzte Zeitung weist auf die Kehrseite hin: Wenn sich Krankenkassen künftig im Wettbewerb untereinander auch durch Einzelverträge profilieren können, dann kann man andere Kassen für die Folgen nicht mehr haftbar machen. Die Gesundheitsreform hat mit der Beseitigung der Verbandshaftung ungewohnte Konsequenzen: Wird in Zukunft eine Krankenkasse zahlungsunfähig, müssen die Gläubiger ihre Ansprüche nach den Regelungen des Fünften Teils der Insolvenzordnung schriftlich beim Insolvenzverwalter anmelden. Gläubiger können außer Versicherten und Arbeitgebern auch Ärzte, Krankenhäuser und andere Leistungserbringer sowie deren Organisationen sein. Was von den Gläubigern beim Insolvenzverwalter als Forderungen angemeldet wird, ist dann Grundlage für die Verteilung der Konkursmasse. Krankenkassen, die Pleite gehen? Was bisher eher spekulativ anmutet, soll ab 2008 Realität werden. Für alle Kassen soll ab 2008 das Insolvenzrecht gelten. Darüber hinaus sieht der Gesetzentwurf vor, dass ein Paragraf der Insolvenzordnung, der es bisher den Landesregierungen erlaubte, Kassen als Einrichtung des öffentlichen Rechts vor dem Insolvenzverfahren zu retten, keine Anwendung mehr findet. Die kasseninternen Haftungsverbünde auf Bundesebene sollen dann künftig nur noch für Altschulden, die vor dem 1. Januar 2008 aufgelaufen sind möglich sein. Durch den Gesundheitsfonds und die Begrenzung der Zusatzprämie auf 1% des Einkommens sind Krankenkasseninsolvenzen wahrscheinlich, wenn eine Kasse mit dem Geld nicht hinkommt. Der Arzt kann noch nicht einmal die Behandlung eines Patienten einer von der Insolvenz bedrohten Krankenkasse verweigern, da in der vertragsärztlichen Versorgung der Versicherte Anspruch auf Behandlung nach dem Sachleistungsprinzip hat und sich der Zahlungsanspruch des Arztes gegen die Kasse richtet. Ulla Schmidt will mit aller Macht die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen reduzieren. Da sind fast alle Mittel recht - auch wenn es die Ärzte trifft. [Ambulante Versorgung]
Interessen und Transparenz Ein Artikel in der Technology Review beschreibt ganz grundlegend die Problematik der industriefinanzierten klinischen Studien. Gibt aber auch keine Lösung. [Links]
Teure PR-Kampagne Die Gesundheitsreform wird heute in den Bundestag eingebracht. Das hat die Bundesregierung nicht davon abgehalten, in den letzten 11 Monaten seit ihrem Amtsantritt 3,4 Millionen Euro in PR-Kampagnen zur geplanten Gesundheitsreform zu stecken. Ist auch einfach, für eine Reform zu werben, bei der die Einzelheiten nicht bekannt sind. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, wenn man die Reaktionen der Bevölkerung sieht. Laut dem aktuellen ZDF Politbarometer gehen nur 4% der Befragten davon aus, dass sich die gesundheitliche Versorgung in Zukunft verbessern wird, 74% rechnen eher mit einer Verschlechterung. 75% der Deutschen befürchten, dass ihre persönlichen Ausgaben für Krankenversicherung und medizinische Versorgung durch die Gesundheitsreform steigen werden, aber lediglich 6%, dass sie eher sinken werden. [Reform]
Vergiss mein nicht Wie weit die Pharmaindustrie in den medizinisch-wissenschaftlichen Betrieb involviert ist und wie eng die Beziehungen sind, ist mir heute wieder einmal aufgefallen. Da gibt eine Gesellschaft Women in Neuroscience, die sich die Förderung von Frauen in den Neurowissenschaften auf die Fahnen geschrieben hat. Das geschieht auch in Form von Verleihungen wissenschaftlicher Preise, für die bei den Preisen für junge Wissenschaftlerinnen Pharmakonzerne das Sponsoring übernehmen. So gibt es einen Young Investigator Award, gesponsert von Merck, Travel Awards, gesponsert von Lilly und Pfizer und einen Excellence in Publications Award, wiederum von Merck gesponsert. Das könnte man als Forschungsförderung bezeichnen, aber dafür sind die Beträge zu klein. Peanuts für Pharmakonzerne. Stattdessen trägt es zur Verbesserung des Images bei. Für die Preisträgerinnen ist es die erste Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Arbeit - oft verbunden mit einer Verleihung vor dem Tagungsplenum, Dinner mit dem Sponsor in Anwesenheit angesehener Wissenschaftler - und nicht zuletzt ist es ein Pluspunkt in ihrer wissenschaftlichen Vita. Sie werden auf lange Zeit eine positive Erfahrung mit dem Unternehmen verbinden. Wie heisst es am Ende in Casablanca: I think this is the beginning of a beautiful friendship. [Wissenschaft]
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