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Rechtsstreit um ein rotes Kreuz ![]() Wellcome Images Pharmagigant Johnson & Johnson (J&J) hat in den USA das Rote Kreuz (American Red Cross) verklagt. Es geht dabei um die Nutzung des international anerkannten Symbols "Rotes Kreuz auf weissem Grund", das in der Genfer Konvention als Schutzzeichen "zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde" eingetragen ist. Wie die NY Times berichtet fürchtet J&J um seine Umsätze mit Verbandsmaterial, die das rote Kreuz tragen. J&J vereinbarte mit dem American Red Cross 1895 die Nutzung als Warenzeichen für jegliche pharmazeutischen oder medizinischen Produkte. Die gemeinnützige Organisation hat selber Lizenzen vergeben, die mit den Produkten von J&J konkurrieren. Die Forderung des Pharmakonzerns: Alle in ihren Augen illegalen Produkte sollen zerstört werden und die Gewinne aus dem Verkauf zusammen mit dem Schadensersatz sollen J&J zufliessen. Das Rote Kreuz geniesst in Deutschland höchstes Vertrauen der Bürger - im Gegensatz zur Pharmaindustrie. Das wird in den USA nicht anders sein. Ich denke J&J ist dabei, weiter Glaubwürdigkeit zu verspielen. Das J&J Blog erklärt den Standpunkt des Unternehmens. [Ausland]
Wüstenwunder Umckaloabo Bei der Recherche für den Es ein Schnelldreher in den Apotheken mit einem Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro und das eines der erfolgreichsten rezeptfreien Präparate in Deutschland. Der Hersteller Spitzner Arzneimittel und Vertriebschef Traugott Ulrich haben von Anfang an voll auf Marketing gesetzt. Jedoch nicht traditionelle Formate, sondern ausnahmslos auf Advertorials und Schleichwerbung, sogenannte Sonderwerbeformen. Dafür gibt das Unternehmen jährlich mindestens 8 Millionen Euro aus, nach der Auch Traugott Ullrich textet Advertorials selbst und schert sich nicht um gängige Regeln.
Traugott Ulrich hatte vor zwei Jahren noch die Kooperation mit Sat 1 dementiert, es langte dennoch zu einer Rüge des Deutsche Rats für Public Relations gegen die vermittelnde PR-Agentur Connect-TV. Übrigens zusammen mit dem ebenfalls durch unerlaubte Werbeformen Zum Nutzen des Mittels stellte das arzneimittel-telegramm 2003 fest: Ein Nutzen des Pelargonium-Extrakts UMCKALOABO, der als "pflanzliches Antibiotikum" insbesondere bei Atemwegsinfektionen angeboten und beworben wird, ist nicht nachgewiesen.
2005 hat das Medikament vom BfArM die Nachzulassung erhalten, jedoch nur für die Indikation "akute Bronchitis". Es wird aber immer noch in den Medien allgemein für Erkältungen und Schnupfen empfohlen. Auch ein Erfolg des aggressiven Marketings.... Wir raten von der Anwendung des unzureichend dokumentierten Produktes ab. Ob die noch ausstehende Nachzulassung dem Mittel ein Ende bereitet? Der Pflichttext "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" entfällt bei Advertorials und ist quasi überflüssig, da im Internet ein separater Bereich mit speziellen Informationen für Fachkreise bei umckaloabo.de fehlt. Obwohl vor 3 Jahren angekündigt. Der Arzt oder Apotheker weiss im Zweifelsfall nicht mehr als der Patient, oder kennt nur die Erfolgsmeldungen aus der Ärzte Zeitung. Noch ein paar Highlights aus dem Umckaloabo-Marketing:
[Pharmamarketing]
Füttern verboten Österreich soll ein Antikorruptionsgesetz bekommen. Das heisst natürlich nicht so, denn es wird immer wieder betont, dass Bestechung in Österreich kein Problem In der Industrie ist es kein Thema, eh kloar. Denn da werden die Mitarbeiter intensiv geschult. [Oesterreich]
Echinacea metamorph Echinacea schützt vor Erkältungen. Eine Meta-Analyse, die durch die Medien gegangen ist, hatte vor kurzem die Wirkung bestätigt. Während in der Süddeutschen Zeitung ein Experte seine Zweifel anmeldete, wird in der Businessweek an dem Fall die Grundproblematik der Meta-Analysen gezeigt. Meta-Analysen verwirren oft mehr, als sie Durchblick bringen. [Wissenschaft]
Businessblogs Don beschwört das Ende der businessblogs. Gab es einen Beginn? Ich fürchte, es ist eine Diskussion, die wenig bringt, da die businessblogs so vielfältig wie das Wirtschaftsleben sein können. Ein paar Punkte, die mir spontan einfallen:
Am Beispiel der Pharmaindustrie: Bei Aktiengesellschaften ist vom Gesetzgeber vorgegeben, welche kursrelevanten Informationen zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form veröffentlicht werden dürfen oder müssen. Wegen schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit sind die Unternehmen eher vorsichtig, was die Bewertung der Relevanz für den Aktienkurs anbelangt. Weitere rechtliche Einschränkungen: In Deutschland und den meisten anderen Ländern wird zwischen Informationen für Fachkreise und Patienten unterschieden, und es ist geregelt wie für Therapien und Medikamente geworben werden darf. Wer soll den bloggen? Der Vorstand wäre wohl überbezahlt, wenn er in seinem Arbeitstag noch Zeit für ein blog finden würde - wohl eher ein Grund sich als Aktionär von den Aktien zu trennen. Bei Mitarbeitern ist die Gefahr zu gross, dass das Unternehmen in die erwähnten Rechtsfallen gerät oder Unternehmensgeheimnisse ihren Weg zum Konkurrenten finden. Bleibt noch die Kommunikationsabteilung, die jedoch beim Abwägen von Aufwand zu Impact immer die konventionellen Kommunkationskanäle bevorzugen wird. Bloggen sollte immer einen Rückkanal haben. Bei Unternehmen mit mehreren Hundertmillionen Kunden kann ein Kommentarfeld in den blogs sich schnell zur unkontrollierbaren Zeitbombe, oder, wenn moderiert wird, zum ressourcenfressendes Monster entwickeln. Bei der Pharmaindustrie geht es zudem um ethisch sensible Themen, die beispielsweise durch weltanschauliche oder kulturelle Unterschiede ihre eigene Dynamik haben. Im Pharmabereich kenne ich in Deutschland nur das DocMorris Blog. Ralf Däinghaus lässt dort regelmässig Jubelmeldungen und Politikschelte ab, die auf stolze Kommentarzahlen kommen, jedoch begibt sich Däinghaus nur sehr selten selber in die Untiefen der Kommentare. Seit das Unternehmen von Celesio übernommen worden ist, hat auch die Anzahl der postings abgenommen. Eine Kommunikation, die immer noch mehr auf Ankündigungen als auf Antworten setzt. In den USA bloggt seit einigen Wochen Johnson & Johnson (J&J). Da wird durchaus mit Ernsthaftigkeit rangegangen und das eigene bloggen reflektiert. Der Erfolg ist dürftig. Selbst die Meldung von J&J in der letzten Woche, fast 5000 Arbeitsplätze abzubauen, fand im blog nur einen Leserkommentar. Wie könnte die Zukunft aussehen? Am ehesten stelle ich mir blogs vor, die Kundenmagazinen ähneln. Die haben (oder hatten) in der Pharmabranche teilweise ein sehr hohes Niveau. Ich erinnere mich dabei an das Aventis-Magazin "future", das Kundenjournal von Glaxo-Welcome oder aus einer anderen Branche print process von Heidelberger Druckmaschinen. Also, weitgehend unabhängige Informationen, die auf hohem inhaltlichen Niveau interessant das Tätigkeitsfeld beleuchten. Blogs haben die Monopolstellung der Medien gestürzt. Davon können auch Pharmaunternehmen profitieren. Wenn man sich den Medizinjournalismus so ansieht, dann wäre dies bitter nötig. [Internet]
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