Reisen und Einkünfte von Parlamentariern

Transparenz auf amerikanisch: Legistorm listet sämtliche Einkünfte und Reisen der Angestellten des Kongresses auf und veröffentlicht obendrein jene Einkünfte der Angestellten, die sie außerhalb ihrer Tätigkeiten für den Senat oder das Repräsentantenhaus bezogen haben.

Das Kapital "Reisen" ist interessant. So ist Pfizer mit 22 Trips für 46.056 Dollar gelistet. Davon haben Demokraten mehr profitiert als Republikaner. Der US-Pharmaindustrieverband "PHrMA" ist mit 71 Reisen für 170.827 Dollar dabei. Bei den Pharmakonzernen auf Rang 1: GlaxoSmithKline (GSK) mit gesponserten 56 Reisen und Ausgaben von 103.088 Dollar.

Nett auch die Legende:
Legend: Cultural Mecca, Golfing, Hellhole, Sin City, Skiing, Tropical Paradise.
Destination categories are based on the locations traveled to and make no assertions as to the actual activity of the traveler.

 
[Ausland]
Autor: strappato   2008-04-09   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Meinungsbildner ohne Geldsorgen

Was ist denn nun drin an Nebeneinkünften für einen Medizinprofessor?

Der Rostocker Krebsspezialist Matthias Freund, eher ein Experte aus der zweiten Reihe, legt seine Einnahmen im Internet offen und kommt in guten Jahren auf rund 25.000 Euro an Nebeneinkünften. Man konnte bereits vermuten, dass das für die etablierten Meinungsbildner in lukrativen Marktsegmenten kein Maßstab sein kann.

Psychopharmaka sind bekanntermaßen so ein Segment. US-Senator Chuck Grassley, seit längerem an den Verbindungen zwischen Pharmaindustrie und Wissenschaft interessiert, hat nun weitere interessante Zahlen pdf-Dateizutage gefördert. Melissa DelBello, nur ein "Associate Professor" an der University of Cincinnati und noch nicht lange im Geschäft, dafür aber im besonders umkämpften Feld Kinderpsychiatrie, hat nach seinen Informationen alleine im Jahr 2003 über 100.000 Dollar (zum damaligen Kurs rund 83.000 Euro) von AstraZeneca erhalten. Nach Angaben von AstraZeneca soll es sich dabei um Beratungs- und Vortragshonorare, Honorare für die Mitarbeit im "Advisory Board" und Reisekostenerstattungen gehandelt haben. Weitere 80.000 Dollar erhielt sie von AstraZeneca im Jahr 2004, weitere 238.000 Dollar in den Jahren 2005 bis 2007. Gegenüber ihrem Arbeitgeber hat sie offenbar weit geringere Summen offengelegt.

Im Jahr 2002 war DelBello Erstautorin einer Studie gewesen, die in die Leitlinien zur Behandlung von Kindern mit dem AstraZeneca-Medikament Seroquel® eingeflossen war. Die Studie hatte eine für das Medikament positive Bewertung des Nutzen-/Risikopotentials bei der Behandlung von Bipolaren Störungen ergeben.

AstraZeneca ist für Frau DelBello nicht die einzige Quelle von Nebeneinkünften. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2007 gibt sie folgende potentielle Interessenkonflikte an:
Dr. DelBello has disclosed the following relevant financial relationships: AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, and Pfizer: Consultant; AstraZeneca, GlaxoSmithKline, Pfizer: Speakers’ Bureau; and Abbott Laboratories, AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, Janssen, Johnson and Johnson, Pfizer, and Shire: Research Support Recipient.

(Hat Tip: WSJ Health Blog)

_

DelBello hat bislang nicht zu Anfragen von Journalisten Stellung genommen:
The university said she was taking care of patients and wasn’t available.
Ihr Foto, gestern noch online, ist mittlerweile von ihrer Homepage verschwunden. Ob ihr soviel geschäftlicher Erfolg peinlich ist?
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-04-09   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Verschlungene Datenwege bei der PKV

Die Wirtschaftswoche wird noch zum kritischen Beobachter unseres Gesundheitssystems. Diese Woche: Ein Artikel über den Umgang mit Versichertendaten bei der Privaten Krankenversicherung (PKV). Das kann auch GKV-Versicherte treffen.
Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die eine Zusatzversicherung für Zähne, Chefarzt oder Heilpraktiker bei einem privaten Anbieter abschliessen wollen, können in eine Datenaustausch-Mühle zwischen GKV und PKV geraten – obwohl der Transfer zum Teil verboten ist.
Online ist der Artikel mit "Wechselhürden für Privatversicherte" überschrieben. Die Print-Ausgabe der Wirtschaftswoche titelt da eindeutiger: "Kontrollwahn".
 
[GKV & PKV]
Autor: strappato   2008-04-09   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Podiumsdiskussion zur Einflussnahme der Pharmaindustrie

Die Einflussnahme der Pharmaindustrie auf die ärztliche Praxis ist Thema einer Podiumsdiskussion der Berliner Ärztekammer am 7. Mai. Auf dem Podium u.a. Peter Mansfield von der australischen Organisation Healthy Skepticism.

Termin: 7. Mai 2008, 18:00-21:00 Uhr in der Ärztekammer Berlin, Friedrichstr. 16, 10969 Berlin.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2008-04-08   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Impfmarketing mit Kopfprämien

Vom 21. bis zum 27. April findet die Europäische Impfwoche der Weltgesundheitsorganisation statt. In der Ärzte Zeitung gibt eine Praxisberaterin dem Praxispersonal Tipps, wie die Praxis dies für sich nutzen kann:
Um den Erfolg einer Impfkampagne zu honorieren, können Arzthelferinnen ihren Chef auch nach einer Prämie für die erfolgreiche Vermittlung fragen - zum Beispiel gestaffelt nach Patientenzahlen.

 
[Ambulante Versorgung]
Autor: strappato   2008-04-08   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmavertreter füllen AWB-Bögen selber aus

Anwendungsbeobachtungen (AWBs) sind das gängigste Mittel, den Umsatz einzelner Medikamente anzukurbeln und dabei Geld vom Konto eines Pharmakonzerns in die Tasche des verschreibenden Arztes zu befördern. Der Arzt dokumentiert mehr oder weniger detailliert und in anonymisierter Form den Behandlungsverlauf bei einigen Patienten, denen er ein bestimmtes Präparat verschrieben hat, und erhält als Gegenleistung einen Geldbetrag von meist wenigen hundert Euro als Scheck zugesandt oder auch auf sein Konto überwiesen.

In Ärztekreisen hat es sich längst herumgesprochen, dass AWBs mit Wissenschaft wenig zu tun haben. Warum also überhaupt das Mittel verschreiben, wenn man die Bögen doch mit wenig Fantasie auch so ausfüllen kann? Sind ja schließlich anonym, und das Ausfüllen geht so auch schneller.

Seit einiger Zeit ist es üblich, dass Ärzte für Fortbildungsveranstaltungen Teilnahmegebühren bezahlen müssen. Das hängt mit dem sogenannten "Antikorruptionsgesetz" zusammen. Beispielsweise 75 Euro für einen All-Inclusive-Erholungsaufenthalt (gerne auch mit Partner) in einem 5-Sterne-Hotel von Freitag auf Sonntag mit gepflegter Wellness-Landschaft und Unterhaltungsprogramm in sehenswerter Umgebung, der i.d.R. nur kurz durch ein oder zwei Vorträge eines Mietmauls unterbrochen wird.

Seit es diese Teilnahmegebühren gibt ist es aber auch üblich, diese den Ärzten rückzuerstatten. "Wegen dieser Rechnung machen wir noch was, das bekommen Sie natürlich wieder." Gemeint ist eine AWB. "Egal, wenn Sie das noch nicht oft genug verschrieben haben. Schreiben Sie einfach irgendwas rein."

Zunehmend zu beobachten ist nun die bequemere Variante, dass die Pharmavertreter auch noch das fantasievolle Ausfüllen der AWB-Bögen übernehmen.
 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2008-04-08   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

ZDF-Magazin schleust V-Mann in Ärztefortbildung

Kein investigatives Magazin im deutschen Fernsehen ohne einen Beitrag zu Medizin und Pharma.

Dieses Mal wagt sich der WISO-Ermittler in die Höhle des Löwen. Er besucht mit versteckter Kamera die "Jahrestagung für Wundheilung" in Wien, ZDF-Informanten zufolge eine reine Marketingveranstaltung. Die unscharfen und verwackelten Einstellungen gemahnen an eine Reportage aus dem innersten Zirkel eines kolumbinanischen Drogenkartells. Und tatsächlich:
Überall Werbestände. [...] Abends vergnügt man sich gemeinsam im schicken Ambiente - und für all das bekommen Ärzte auch noch Fortbildungspunkte.



Natürlich ein gesponsorter Kongress mit Einflussnahme der Pharmaindustrie an allen Ecken, aber vom Ambiente her für meine Begriffe eher wenig ansprechend. Da gibt es auf jeder 08/15-Pharma-"Fortbildung" im Luxushotel mit Freizeitprogramm weitaus mehr anstößige Szenen.

(Link zum Beitrag)
 
[TV-Magazine]
Autor: hockeystick   2008-04-07   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Bloggen kann immer noch die Gesundheit gefährden

Bloggen kann krank machen. Dieser NY Times Artikel ist Top-Meldung in vielen deutschen blogs.

Einen ähnlichen Artikel hatte die NY Times schon vor 3 Monaten veröffentlicht, hier mein posting dazu.

Da waren wohl alle Blogger im Winterurlaub? Merke: Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an, nicht auf die Geschwindigkeit - was man den von der NY Times beschriebenen gestressten Bloggern gerne zurufen möchte.
 
[Blogs]
Autor: strappato   2008-04-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












Letzte Beiträge und Kommentare /  Frohe Weihnachten  (strappato)  /  OH!!!  (kelef)  /  Frohe Weihnachten  (strappato)  /  Subjektive Wahrnehmung  (casadelmar)  /  Sehr interessante Sichtweise,...  (akademischer ghostwriter)  
Zum Kommentieren bitte einloggen

Metainfos über das blog. Kontakt: strappato.

search noeszett Add to Technorati Favorites rss