Doping bei Wissenschaftlern

Nachhilfe für die Leistungsgesellschaft - mit Medikamenten. Nach einer Umfrage der Fachzeitschrift "Nature", geben 20% der Leser zu, schon einmal Psychopharmaka zur Leistungsförderung eingesetzt zu haben. Sehr beliebt: Methylphenidat, bekannt unter dem Markennamen Ritalin®.

Was erschreckt ist die breite Akzeptanz. Vier von fünf Befragten meinten, gesunden Erwachsenen sollte es möglich sein, leistungssteigernde Medikamente zu nehmen. 69% würden sogar leichte Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Trotzdem finden 86%, dass Kinder unter 16 Jahren nicht an die Medikamente kommen sollten.

Soviel zum Vorbildcharakter der akademischen Elite. "Ein bisschen Doping" gibt es nicht. Das zeigt auch das Drittel der Nature-Leser, die angaben, sich als Eltern unter Druck gesetzt zu fühlen, wenn andere Kinder in der Schule diese Aufmerksamkeits-Nachbrenner nehmen würden.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2008-04-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Reisen und Einkünfte von Parlamentariern

Transparenz auf amerikanisch: Legistorm listet sämtliche Einkünfte und Reisen der Angestellten des Kongresses auf und veröffentlicht obendrein jene Einkünfte der Angestellten, die sie außerhalb ihrer Tätigkeiten für den Senat oder das Repräsentantenhaus bezogen haben.

Das Kapital "Reisen" ist interessant. So ist Pfizer mit 22 Trips für 46.056 Dollar gelistet. Davon haben Demokraten mehr profitiert als Republikaner. Der US-Pharmaindustrieverband "PHrMA" ist mit 71 Reisen für 170.827 Dollar dabei. Bei den Pharmakonzernen auf Rang 1: GlaxoSmithKline (GSK) mit gesponserten 56 Reisen und Ausgaben von 103.088 Dollar.

Nett auch die Legende:
Legend: Cultural Mecca, Golfing, Hellhole, Sin City, Skiing, Tropical Paradise.
Destination categories are based on the locations traveled to and make no assertions as to the actual activity of the traveler.

 
[Ausland]
Autor: strappato   2008-04-09   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Meinungsbildner ohne Geldsorgen

Was ist denn nun drin an Nebeneinkünften für einen Medizinprofessor?

Der Rostocker Krebsspezialist Matthias Freund, eher ein Experte aus der zweiten Reihe, legt seine Einnahmen im Internet offen und kommt in guten Jahren auf rund 25.000 Euro an Nebeneinkünften. Man konnte bereits vermuten, dass das für die etablierten Meinungsbildner in lukrativen Marktsegmenten kein Maßstab sein kann.

Psychopharmaka sind bekanntermaßen so ein Segment. US-Senator Chuck Grassley, seit längerem an den Verbindungen zwischen Pharmaindustrie und Wissenschaft interessiert, hat nun weitere interessante Zahlen pdf-Dateizutage gefördert. Melissa DelBello, nur ein "Associate Professor" an der University of Cincinnati und noch nicht lange im Geschäft, dafür aber im besonders umkämpften Feld Kinderpsychiatrie, hat nach seinen Informationen alleine im Jahr 2003 über 100.000 Dollar (zum damaligen Kurs rund 83.000 Euro) von AstraZeneca erhalten. Nach Angaben von AstraZeneca soll es sich dabei um Beratungs- und Vortragshonorare, Honorare für die Mitarbeit im "Advisory Board" und Reisekostenerstattungen gehandelt haben. Weitere 80.000 Dollar erhielt sie von AstraZeneca im Jahr 2004, weitere 238.000 Dollar in den Jahren 2005 bis 2007. Gegenüber ihrem Arbeitgeber hat sie offenbar weit geringere Summen offengelegt.

Im Jahr 2002 war DelBello Erstautorin einer Studie gewesen, die in die Leitlinien zur Behandlung von Kindern mit dem AstraZeneca-Medikament Seroquel® eingeflossen war. Die Studie hatte eine für das Medikament positive Bewertung des Nutzen-/Risikopotentials bei der Behandlung von Bipolaren Störungen ergeben.

AstraZeneca ist für Frau DelBello nicht die einzige Quelle von Nebeneinkünften. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2007 gibt sie folgende potentielle Interessenkonflikte an:
Dr. DelBello has disclosed the following relevant financial relationships: AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, and Pfizer: Consultant; AstraZeneca, GlaxoSmithKline, Pfizer: Speakers’ Bureau; and Abbott Laboratories, AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, Janssen, Johnson and Johnson, Pfizer, and Shire: Research Support Recipient.

(Hat Tip: WSJ Health Blog)

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DelBello hat bislang nicht zu Anfragen von Journalisten Stellung genommen:
The university said she was taking care of patients and wasn’t available.
Ihr Foto, gestern noch online, ist mittlerweile von ihrer Homepage verschwunden. Ob ihr soviel geschäftlicher Erfolg peinlich ist?
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-04-09   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Verschlungene Datenwege bei der PKV

Die Wirtschaftswoche wird noch zum kritischen Beobachter unseres Gesundheitssystems. Diese Woche: Ein Artikel über den Umgang mit Versichertendaten bei der Privaten Krankenversicherung (PKV). Das kann auch GKV-Versicherte treffen.
Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die eine Zusatzversicherung für Zähne, Chefarzt oder Heilpraktiker bei einem privaten Anbieter abschliessen wollen, können in eine Datenaustausch-Mühle zwischen GKV und PKV geraten – obwohl der Transfer zum Teil verboten ist.
Online ist der Artikel mit "Wechselhürden für Privatversicherte" überschrieben. Die Print-Ausgabe der Wirtschaftswoche titelt da eindeutiger: "Kontrollwahn".
 
[GKV & PKV]
Autor: strappato   2008-04-09   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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