Strategie verzweifelnd gesucht

Big Pharma hat big Probleme. Trockene Produkt-Pipelines, auslaufende Patente von Blockbuster-Medikamenten, Preisdruck durch Generika und Gesundheitspolitik. Das Wall Street Journal hat einen Trend ausgemacht: Es werden Posten und Abteilungen für die strategische Unternehmensentwicklung geschaffen.

Getreu dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiter weiss, gründe ich einen Arbeitskreis.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2008-04-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Alzheimer-Hype um Enbrel®


Klingt wie ein Märchen. Ein Rheuma-Medikament soll Alzheimer-Patienten wieder ins Leben zurückholen. Google news zeigt noch keine deutschen Quellen über die unglaublichen Behandlungserfolge des Tumornekrosefaktor-Antagonisten Etanercept (Handelsname Enbrel®) bei Alzheimer, aber PR-Welle wird auch nach Deutschland schwappen. Im Telegraph kann man die Story um das Wunder lesen.

Es wäre wirklich ein Fortschritt. Aber bis jetzt bleibt nur die Hoffnung. Die Berichte über die Wirkung von Enbrel® beruhen auf Fallbeschreibungen eines Forschers, veröffentlicht in einem Artikel der Zeitschrift Journal of Neuroinflammation. Es gibt keine systematische Beobachtung oder gar qualitativ hochwertige klinische Studien. Was jedoch auffällt ist der Medien-Hype. Der Autor Edward L Tobinick arbeitet am privaten Institute for Neurological Research in Kalifornien und hat sich die Behandlung als "Tobinick Alzheimer Method™" markenrechtlich schützen lassen. Acht von ihm beantragte Patente warten auf die Eintragung. Was sicher unabhängige klinische Studien nicht erleichtern wird. Schon jetzt bietet das Institut Kurse an, in denen Ärzte die nicht zugelassene (off-label) und kaum untersuchte Behandlung erlernen können.

Tobinick ist auch sonst nicht interessenslos. Er gibt an, Aktien des Etanercept-Herstellers Amgen zu besitzen - die ihm durch den Kursverlust von 25% in den letzten 6 Monaten und zeitweise fast einer Halbierung des Wertes seit dem Höchststand Anfang 2007 wenig Freude bereiten dürften. Seiner Veröffentlichungsliste kann man entnehmen, dass er darüber hinaus mit Amgen andere klinische Studien durchgeführt hat.

Es wäre ethisch höchst problematisch, wenn eine möglicherweise vielversprechende Therapie für Patienten mit Alzheimer unter die Räder von finanziellen Interessen eines Arztes kommen würde. Ob das die Revolution ist, die der Intel-Gründer Andy Groove auf der Tagung der Society for Neuroscience im November 2007 beschworen hat? Medizinforschung im Internettempo. Zumindest wird von der Herausgeberin des Journal of Neuroinflammation in einem Kommentar zu dem Tobinick-Artikel dies als Antwort auf die Forderung von Andy Grove gesehen.

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Nachtrag
Enbrel® wird in den Alzheimer-Medienberichten bezüglich der Nebenwirkungen als langjährig untersucht dargestellt. Vor vier Wochen mussten Amgen und Wyeth eine Warnung vor erhöhten Risiko für Tuberkolose und andere Infektionen in die Patienteninformationen aufnehmen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-04-14   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Blogs vs. Pharmaindustrie

Das Web2.0 erreicht die Pharmaindustrie. Eine US-Studie hat gezeigt, dass immer öfter Blogs bei der Suche nach Medikamenten in den ersten Ergebnissen auftauchen.
The number of visible and influential blogs in search results for specific cholesterol brands has doubled in the past 18 months.
...
The favorability of content in these blog and discussion forums is mostly negative toward the major cholesterol brands.

Wie wird die Pharmaindustrie reagieren? Wie immer: Noch mehr Marketing. 10,6 Milliarden Dollar für Direktmarkting in den USA in 2008, einen erwarteten ROI von 10,27 Dollar pro ausgegebenen Dollar und Steigerungsraten von jährlich fast 10% bis 2012.
 
[Internet]
Autor: strappato   2008-04-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Zeit-Management

Durch die Restruktierungen in der Pharmabranche stosse ich immer wieder bei Tagungen auf unterbeschäftigte Fachkräfte, vornehm als "Berater" unterwegs. Wenn reihum die Pharmakonzerne ankündigen 10% der Belegschaft rauszuwerfen, dann trifft es auch so manchen Manager. Was macht man mit einer komfortablen Abfindung, in den besten Jahren, in einer Industrie, die nicht auf erfahrene Leute wartet? Panel-Diskussionen. Wie der ehemalige Chef bei Merck für die verschreibungspflichtigen Medikamente, den eine US-Zeitung bei einer Universitätsveranstaltung erwischt hat.
"Since leaving Reliant, I’ve been doing this sort of stuff. I don’t know what I’m going to do. Right now, I’m just taking some time to think about the next step."

Eine Branchenstudie hatte prognostiziert, dass eine Generation von mittleren und höheren Führungskräften - bis zu 50.000 Manager - in den nächsten Jahren vorzeitig ihren Platz räumen muss.

Wenn es demnächst mehr Seminare, Konferenzen und Panel-Diskussionen zur Zukunft der Pharmaindustrie geben wird, dann auch weil es an Diskutanten und Teilnehmern mit zuviel Zeit nicht mangelt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2008-04-12   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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