Weitgehende Freigabe von Patientendaten

Ein Datenschutzkollege hat einmal behauptet, der Patient sei nicht mündig, sondern krank. Diese Sicht entspricht nicht der eines modernen Gesundheitssystems. Dennoch muss der Einwand ernst genommen werden. Es besteht die nicht ganz ungegründete Befürchtung, dass Patienten ihre Daten weitgehend freigeben, weil sie mit einer differenzierten Rechtevergabe überfordert sind. Diese Vermutung wird sich in einer frühen Phase nach Einführung einer bundesweiten Telematikinfrastruktur voraussichtlich bestätigen.
Thilo Weichert, Landesbeauftragter für den Datenschutz Schleswig-Holstein in einem Vortrag auf dem 111. Deutschen Ärztetag.

Hat tip: Hal Faber
 
[Internet]
Autor: strappato   2008-05-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ratiopharm in den Schlagzeilen

Markus Grill, preisgekrönter Stern-Journalist, will sich auch anderen Branchen wie der Pharmaindustrie zuwenden, um dort Skandale aufzudecken.

Kein Grund für den Pharmahersteller Ratiopharm aufzuatmen, waren doch das Unternehmen und die Stiftung World in Balance ein bevorzugtes Objekt der Berichterstattung. Nun scheint die Wirtschaftwoche eine Vorliebe für Ratiopharm und Vorkommnisse rund um das Unternehmen zu entwickeln.

Vor zwei Wochen berichtet die Wirtschaftswoche, dass das Verhältnis von Philipp Daniel Merckles Stiftung "World in Balance" zu seinem Zugpferd der guten Taten, Karlheinz Böhm und dessen Stiftung „Menschen für Menschen“, angespannt sei. Laut den Informationen des Magazins, sei Merckle verärgert, dass die Merckle-Stiftung von Böhm in der Öffentlichkeit kaum erwähnt würde.

In der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftswoche geht es um eine fragwürdigen Spendenbrief der Präsidentin der Universität "Viadrina" in Frankfurt/Oder und seit einigen Tagen mögliche Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, und ihres Ehemannes Peter Eigen, Gründer und langjähriger Vorsitzender der Anti-Korruptionsinitiative Transparency International. Empfänger des Schreibens: Der Geschäftsführer von Ratiopharm und nachrichtlich Dr. Merckle. Nach dem Bericht der Wirtschaftswoche bot Schwan zusammen mit ihrem Mann Hilfe an, den Ruf des Pharma-Unternehmens zu verbessern. Gleichzeitig legte sie Ratiopharm nahe, eine Viadrina-nahe Einrichtung, mit einen „nennenswerten Betrag“ zu unterstützen. Zur Ehrenrettung von Ratiopharm kann man anführen, dass dies als Kopplung von Dienstleistung und Spende empfunden und ablehnt worden sein soll.

Die Nennung der Namen Ratiopharm und "World in Balance" in diesem negativem Kontext wird trotzdem wohl keine grosse Freude in Ulm ausgelöst haben.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2008-05-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Links am Samstag

Hoppe: Umfassende Gesundheitsversorgung nicht mehr für alle möglich - mit Link auf das Ulmer Papier.

Medical marijuana and organ transplants don't mix -
Patients who have used doctor-prescribed pot are being turned away from hospital transplant programs.

Do Consumers Understand Drug Ads?

Consistency of Financial Interest Disclosures in the Biomedical Literature: The Case of Coronary Stents - Forscher und Journals nehmen es mit der Transparenz nicht so genau. Dazu auch ein Artikel in der Business-Week.

Bush's FDA: Big Pharma Insider Information Scam.

Als Mediziner in Äthiopien - Dr. Moritz und das Klinik-Elend.

Oxytocin: Hormon des zwischenmenschlichen Vertrauens - ob da ein Zerstäuber zur Standardausrüstung des Pharmaaussendienstes gehört?

Britische Hausärzte kassieren am Telefon ab - Mehrwertnummern für den Anruf bei Ärzten: Die Idee für die armen niedergelassenen Mediziner in Deutschland.
 
[Links]
Autor: strappato   2008-05-24   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Weitere mögliche Nebenwirkungen von Champix®

Vergangene Woche hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA eine erweiterte Warnung vor den Nebenwirkungen der Rauchentwöhnungspille Champix® (in den USA Chantix®) von Pfizer herausgegeben. Jedoch könnten die Nebenwirkungen nicht auf neuropsychiatrische Störungen beschränkt sein. Eine gestern veröffentlichte Analyse der in den USA gemeldeten unerwünschten Wirkungen während oder nach der Champix®-Therapie durch das "Institute for Safe Medicine Practice" (ISMP) offenbart ein breites Spektrum von Symptomen.
  • Unfälle und Verletzungen. Ursache waren Bewusstlosigkeit, Verwirrtheit oder Schläfrigkeit.
  • Beeinträchtigungen beim Sehen. Darunter verschwommene Wahrnehmung ode rauch verübergehende Blindheit.
  • Herzrhythmusstörungen.
  • Krämpfe und Muskelspastiken. Das reichte von Zittern über Ticks bis motorische Hyperaktivität.
  • Moderate bis schwere Hautreaktionen. Etwa Schwellungen der Zunge, des Gesichts oder der Lippe, aber auch Abschuppung der Haut und Stevens-Johnson-Syndrom, eine arzneimittelallergisch bedingte Hauterkrankung mit Schmerzen und Blasen.
  • Diabetes. Der FDA sind 544 Fälle gemeldet worden, die einen gestörten Glukose-Stoffwechsel mit Champix® in Verbindung gebracht haben.
Der FDA sind im vierten Quartal 2007 mehr Hinweise auf ernste Nebenwirkungen in Verbindung mit Champix® gemeldet worden, als zu jedem anderen Medikament. Der Report stellt fest:
These data provide a strong signal that the risks' of Chantix have been underestimated, and show that a wide spectrum of serious injuries are being reported in large numbers.

Gestern hatte die Flugaufsichtsbehörde FAA erklärt, Champix® von der Liste der beim Steuern eines Flugzeugs unbedenklichen Arzneimittel gestrichen zu haben.

Die schlechte Presse bleibt nicht ohne Folgen. Finanzanalysten haben die Umsatzerwartungen für Champix® zurück genommen. Seit den Meldungen über Selbsttötungen unter der Therapie mit dem Entwöhungsmedikament im Januar ist die Anzahl der Verschreibungen in den USA um 33% zurück gegangen. Das wäre ein Desaster, wenn es nicht Europa und andere Märkte gebe. Eine Analystin der Deutschen Bank in Greenwich, Connecticut, prognostizierte, dass Pfizer den Einbruch mit Umsatzsteigerungen ausserhalb der USA wieder wettmachen könne. Dort gäbe es weniger Aufmerksamkeit in den Medien für Nebenwirkungen von Medikamenten. Wenn man die deutschsprachige Zeitungen sieht, die bisher nur positiv über Champix® berichtet hat, könnte sie recht haben.

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Auch gestern hat Pfizer seine Internetseite "rauchfrei-durchstarten.de" vorgestellt. Geschickt wird die Nennung von Champix® umgangen und per link auf eine Beurteilung der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA verwiesen. Diese stammt von der Zulassung im August 2006. Kein Hinweis auf die von der EMEA im Dezember 2007 verlangte Verschärfung der Warnhinweise. Da steht dann sowas wie "Suizidgedanken und Suizidversuch". Das wäre sicher abschreckend.

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Update:
Die "Federal Motor Carrier Safety Administration", zuständig für den Güter- und Busverkehr in den USA warnt vor den Folgen der Therapie mit Champix®.

GlaxoSmithKline nutzt die Meldungen und schenkt Piloten eine Ration Nikotinersatz-Lutschtabletten.
 
[Champix]
Autor: strappato   2008-05-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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