Doping ohne Ärzte in Österreich

Austria is a too small country to make good doping.
Ein legendäres Zitat des Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes im Februar 2006. Bei den Olympischen Winterspielen im selben Jahr hat sich gezeigt, dass Doping auch in Österreich läuft. Zwei Jahre später, Anfang 2008, ist die Öffentlichkeit durch Meldungen aufgeschreckt worden, nach denen dass Doping in der Alpenrepublik mittlerweile gut genug für deutsche Spitzensportler sein soll. Damals soll ein auf Blutbanken spezialisiertes Unternehmen in Wien Sportlern beim Dopen geholfen haben.

Wenn es um Doping in Österreich geht, wird immer wieder in den Medien ein Sportmediziner erwähnt, der seine Ausbildung im Sport-Institut von Leipzig gemacht hat und nun in Wien niedergelassen ist. Am Wochenende wurde bekannt, dass der Arzt gegen die von einem Wiener Leichtathletik-Funktionär erhobenen Vorwürfe, er sei Bestandteil eines mafiosen Netzwerkes, gerichtlich vorgehen wird.

Ein anderer Arzt ist aktuell in den Verdacht gekommen, Doping zu fördern. Dem leitenden Arzt aus einem Kinderspital wird vorgeworfen, EPO und andere Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit an Sportler weitergegeben zu haben. Der Tageszeitung "Kurier" liegen entsprechende eidestattliche Versicherungen vor. In einem Interview mit der Zeitung bestreitet er die Vorwürfe. Seine Klinik hat ihn bis zur Klärung der Sache vom Dienst freigestellt.

Ist eine ziemliche Schlammschlacht, die da zur Zeit ausgestragen wird. Der Kinderarzt deutet an, dass er auch Pfeile im Köcher hat. "Aber wir können uns gerne auf einen Kaffee treffen und ich kann Ihnen Sachen erzählen, die ich sonst so mitbekommen habe." Könnte eine indirekte Warnung sein.

In Österreich sind immer Sportler wegen Dopings gefasst worden, nie Hintermänner wie Importeure, Dealer oder Mediziner. Einer der Auslöser, der des Dopings überführte Radprofi Bernhard Kohl, hatte angekündigt über die Hintermänner auszupacken, aber hatte seinen Worten bisher keine Taten folgen lassen.

Das alles wird IOC-Präsident Rogge gar nicht freuen. Hat er doch erst vor 10 Tagen im "Standard" erklärt, das IOC sei glücklich, wie man mittlerweile in Österreich gegen Doping vorgehen würde.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-11-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Keine Tagung ohne Pharma-Sponsoren

Pharma ist immer dabei. Unter den Sponsoren beim Bundesparteitag der Grünen, der dieses Wochenende in Erfurt über die Bühne geht:
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)
  • Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA)
  • Bayer
  • Daiichi Sankyo
  • Verband der privaten Krankenversicherung (PKV)
Die verlinkte beeindruckende Wand mit Sponsoren und Aussteller erinnert mich an ein Foto, das ich vor ein paar Monaten auf einem Ärztekongress gemacht habe. So sieht es aus, wenn ein Medizinerfachverband einlädt:
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2008-11-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

(Fast) keine Brust-OP als Gewinn bei Disco-Event

Die Party in der Celler Disco muss ohne Verlosung einer Brustvergrösserung auskommen. Die Diskothek ist von der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg abgemahnt worden. Eine Abmahnung erhielt auch die vermittelnde Agentur, wie eine Sprecherin der Wettbewerbszentrale am Donnerstag in Bad Homburg sagte. Grund ist der Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz.

Die Agentur "Du bist schön", hat jedoch eine Hintertür gefunden. Statt der Operation will die Disko nun einen Schönheitsgutschein in Höhe von 3700 Euro verlosen, der laut Webseite des Veranstalters für "Wimpern-Verlängerungen" oder "Profi-Make-Ups" einsetzbar ist. Bei dem Betrag würde dies lebenslang lange Wimpern bedeuten. Gut, dass der Gutschein nur bei der Schönheitsagentur einlösbar ist, die sich laut ihrer Internetseite mit dem Ziel gegründet hat, "Schönheitsoperationen nach Polen zu günstigen Preisen zu vermitteln".

Bleibt weiterhin die Frage, warum nebenberuflich betriebene Agenturen Patienten in ausländische Kliniken verfrachten können, deren Qualifikation der Betreiberinnen einzig in Werbung, Marketing und Promotion besteht? Die derzeitige gesetzliche Lage scheint Lücken im Verbraucherschutz aufzuweisen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-11-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Ermittlungsbeamte im Ausseneinsatz

Diese Woche hat es gleich zwei Fälle von Razzien wegen Abrechnungsbetrug gegeben.

In Bremen waren die Beamten beim Klinikum Links der Weser aktiv. Laut dem Weser Kurier bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, dass es bei den Ermittlungen um die Frage gehe, ob medizinische Leistungen korrekt abgerechnet worden seien. Die Untersuchungen bezögen sich auf die Zeit zwischen den Jahren 2003 und 2005. Wie formuliert es die Zeitung: Die Fachkombination Medizin und Juristerei hat in der Hansestadt inzwischen eine beachtliche Tradition.

Bundesweite Durchsuchungen gab es bei Labormedizinern. Die Ermittlungsbehörden räumten ein umfangreiches Verfahren gegen 23 Ärzte wegen Abrechnungsbetrug im Zusammenhang mit ärztlichen Laborleistungen und Vorenthaltens von Abeitsentgelt ein. Schwerpunkt der Untersuchung war ein Augsburger Grosslabor, dessen Inhaber schon 2007 wegen Korruption verurteilt worden ist.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-11-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Links am Samstag

Gegen die Wand - Boykottaufrufe, Verleumdungen, Strafanzeigen: Mit allen Mitteln wurde in Kassel ein neues Versorgungsmodell ausgebremst.

Organspendepflicht für ALGII-Empfänger.

Cities Under Fire - 30,000 Americans die every year from gun violence.

Drugmaker ads to target Obama idea. Lobbyist readies for prescription price fight.

Günter Verheugen bleibt bei seinen Plänen zur Aufhebung des Werbeverbots.

Gerüchte über Verkauf von ratiopharm.

Pharmaceutical Pricing Policy project - Die USA geben jährlich 792 Dollar pro Kopf für Arzneimittel aus. Deutschland 498 Dollar und damit 20% mehr als der Durchschnitt der OECD-Länder.

Kranke Scheichs auf Tempelhof - 'alles Phantasie' - Die Ärzte Zeitung nimmt die Berliner Klinik-Politik auseinander.

Styriagra versus Viagra - Pfizer klagt gegen blaue Kürbisknabberkerne mit Schoko-Traubenzucker-Glasur.
 
[Links]
Autor: strappato   2008-11-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Diabetes-Weisheiten hinterfragt

Spät noch ein Beitrag zum heutigen Weltdiabetestag. Mir sind zwei Meldungen aufgefallen, die den vom Marketing der Pharmaindustrie geprägten Weisheiten über die Diabetes-Behandlung entgegen stehen.

Die Tagesthemen haben gestern über die Zweifel an dem Credo berichtet, dass Ziel der Diabetes-Medikation sein muss, die niedrigen Norm-Blutzuckerwerte zu erreichen. Studien haben gezeigt, dass dies für ältere Patienten nicht in jedem Fall gilt, vielmehr sogar lebensverkürzend sein kann.

Oft wiederholtes Mantra der Insulin-Hersteller ist, dass Insulin-Innovationen immer besser als ihre Vorgänger sind. Bei den Insulinanaloga hat in Deutschland das IQWiG den Nutzen dieser Neuentwicklung in Frage gestellt. In einem Beitrag des TV-Gesundheitsmagazins Puls im Schweizer Fernsehen kommen Patienten zu Wort, die statt auf die gentechnisch hergstellten "Humaninsuline" zumindest zeitweise auf "altes" "porcines Insulin" schwören, das aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen gewonnen wird. Ein Problem stellt sich für diese Patienten, da Humaninsuline die bis 1982 ausschliesslich verwendeten tierischen Insuline nahezu vollständig abgelöst habe und immer schwieriger zu erhalten sind.

Der TV-Beitrag ist gleichzeitig eine fragwürdiges Stück Medizinjournalismus. Der Radiojournalist Peter Walt, der in der Reportage als Betroffener mitwirkte, wirft den Machern der Sendung in seinem Blog vor, die Fakten verdreht zu haben. Im Beitrag habe man ihn zusammen mit zwei weiteren Diabetikern als "unwissenden Patienten" vorgeführt, die man dringend "in eine Schulung" schicken müsse, wie der in die Sendung eingeladene Arzt dozierte.

Ein Armutszeugnis für den im Sendungsporträt formulierten Anspruch:
Bei ‹Puls› stehen die menschlichen und fachlichen Aspekte von Gesundheit und Krankheit vor den ökonomischen und gesundheitspolitischen Fragen.

--
Vielen Dank an die Leser für die Hinweise.
 
[Schweiz]
Autor: strappato   2008-11-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Stellenangebot

Position mit Regierungsverantwortung. Zeitvertrag ohne Kündigungsfrist.

SPÖ sucht Profi für Gesundheit.

Ich wäre ja bereit. Die Einbürgerung sollte kein Problem sein. Bei den Sportlern klappt das ja auch immer fix.
  • Kann der antragstellende Athlet Gesundheitsprofi durch einen österreichischen Spitzensportlerpolitiker ersetzt werden?
    Dem Artikel zu urteilen nicht.
  • Ist es formalrechtlich möglich, den Athlet Gesundheitsprofi unmittelbar nach Einbürgerung im österreichischen Nationalteam Kabinett einzusetzen?
    Klar, soll ja losgehen. Die Gesundheitsreform wartet.
  • Würde der neue Staatsbürger im österreichischen Nationalteam Kabinett definitiv zum Einsatz kommen?
    Ja.
  • Rechtfertigen die außerordentlichen sportlichen Erfolge gesundheitspolitischen Erfolge in jüngster Vergangenheit eine vorzeitige Einbürgerung?
    Der Profi und weltweite Champion bei Gesundheitsreformen ist nun einmal Deutschland.
  • Lässt der antragstellende Spitzensportler Gesundheitsprofi auch in Zukunft sportliche fachliche Höchstleistungen erwarten?
  • Sicher.

 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-11-14   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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