Links am Samstag Ferndiagnose - Das Geschäft mit der Teleradiologie boomt, US Kliniken lassen ihre Röntgenbilder in Indien auswerten, um teure Radiologen einzusparen. Manche Leute hören Engel - Wann gilt man eigentlich als psychisch krank? Skandalchirurg steht bald vor Gericht Drug Maker Said to Pay Ghostwriters for Journal Articles - Wyeth, the pharmaceutical company, paid ghostwriters to produce medical journal articles favorable to its female hormone replacement therapy Prempro, according to Congressional letters seeking more information about the company’s involvement in medical ghostwriting. Arvato will Apotheken beliefern - Anhand der Daten aus den Apotheken bietet die Bertelsmann-Tocherfirma auch eine gezielte Ansprache der Patienten an. Man führe bereits Gespräche mit Apothekern, Ärzten und Patientenvertretern. Tablettenhandel - Ich geh noch mal zum Medikamentenautomaten. [Links]
Pharmabranche hat den Zenith überschritten Wir [die Pharmabranche] haben den Zenith überschritten. Das hat zwar auch mit dem Kostendruck zu tun, aber es gibt noch andere, gewichtigere Ursachen. Die Innovationskraft der Branche hat in den letzten Jahren sehr stark nachgelassen. Und die sogenannten Volkskrankheiten sind eigentlich mit dem derzeit bestehenden Sortiment an Pharmaka zum Großteil sehr gut behandelbar. Die Industrie hat sich Richtung Nischen und individualisierter Medizin aufgemacht. Das ist gut, die Spezialisierung macht aber alles immer teurer. Es ist nicht so, dass die Branche über Nacht verschwinden wird, und es kann sein, dass sich alles in fünf Jahren ändert.
Hubert Dreßler, Präsident des österreichischen Pharmaindustrieverbandes (Pharmig) in einem Interview.[Oesterreich]
Image-Kampagne für den Gesundheitsfonds Mitte Januar 2009 werden die meisten Arbeitnehmer an der Gehaltsabrechung ihre Mehrbelastung durch den Gesundheitsfonds sehen. Zur Vorbreitung auf den Schock zeigt das Bundesgesundheitsministerium mit einem Kino-Spot, der seit gestern für drei Wochen läuft, was die Bürger dafür erhalten. Zwar werden die Preise für Trommelfellverletzung (2.018 Euro), Oberschenkelfraktur (4.958 Euro), Geburt von Zwillingen (4.460 Euro) und doppelter Bypass (18.600 Euro) in dem Spot genannt, jedoch nicht die Kosten für die Image-Kampagne. -- Im Übrigen wird mit dem Spot fälschlich suggeriert, dass die Krankenhäuser und die akuten Fälle die Hauptkostentreiber im Gesundheitswesen seien. Aber mit chronisch Kranken und Medikamenten kann man eben nicht ein so spassiges Video machen. -- Update: 400.000 Euro soll der Spot gekostet haben. Gut, dass das Blog nicht von Anzeigen vom Bundesgesundheitsministerium abhängig ist. Nach der Kritik in der BILD an dem Spot hat das Ministerium geplante Anzeigen in der Boulevard-Zeitung gestrichen. [Politik]
Das Pharmakartell - ein Nachtrag Am Dienstag hat das ZDF das "Pharmakartell" präsentiert. Vorab: Die Dokumentation war eindrucksvoll. Inhaltlich konnte die Reportage Schwächen nicht verbergen. Das fängt bei dem Titel "Kartell" an. Ein Begriff, der Verbindungen mit gleicher Zielsetzung beschreibt. Was der Komplexität der Pharmaindustrie nicht gerecht wird. Die Redaktion hatte merklich Schwierigkeiten angemessene Gesprächspartner vor die Kamera zu bekommen. Hier im Blog hatte eine Autorin es auch probiert - ohne Erfolg. So konnte man die bekannten Experten bewundern, die immer im TV auftreten, wenn es kritisch um die Pharmaindustrie geht, was die Expertise nicht schmälert. Der ehemalige Lilly-Manager ist auch nicht erstmals vor die Kamera getreten. Bei Youtube ist er seit Januar 2007 vertreten und kündigt sein Buch an. Die betroffenen Unternehmen und Einrichtungen antworteten auf die Dokumentation mit Richtigstellungen. Strattera Zweifel sind bei der Geschichte mit dem ADHS-Medikament Strattera des Unternehmens Lilly aufgekommen. Bei näherer Betrachtung reduzieren sich die vier Todesfälle auf einen Bericht über einen vollzogenen Suizid. Dieser Fallbericht stellt das BfArM folgendermassen vor: Ein 16jähriger Patient wurde wegen ADHD von September – Oktober 2005 mit Strattera behandelt. Bei diesem Patienten bestanden weitere psychische Erkrankungen, weswegen er stationär behandelt wurde. Nach Absetzen der Therapie und etwa eine Woche nach Entlassung aus der Krankenhausbehandlung verstarb der Patient durch Suizid (Fall-Nummer 05018404).
Ein weiterer dem BfArM berichteter Fall bezieht sich auf ein 3-jähriges Mädchen aus den USA, das nach unbestätigten Angaben nach Einnahme von Strattera verstarb. Der Fall wurde von einem Arzt berichtet, der seinerseits von Kollegen von diesem Fall gehört hatte. Es liegen keine weiteren Informationen zu diesem Fall vor (Fall-Nummer 07061104).Lilly verweist in einer Pressemitteilung darauf, dass bereits im Rote-Hand-Brief zu Strattera aus dem Jahre 2005 auf das Thema Suizidalität hingewiesen und einen entsprechenden Warnhinweis in die Fach- und die Gebrauchsinformation aufgenommen worden seien. Eine im Filmbeitrag verwendete Aussage des Patientenbeauftragten im Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bezeichnete das Unternehmen als "grob unwissenschaftlich und zudem unverantwortlich", da dort eine Nutzen-Risiko-Bewertung ohne Kenntnis von Einzelfällen vorgenommen worden sei. Auch die in der Sendung gezeigte Selbsthilfegruppe ADHS-Deutschland distanziert sich von der Darstellung. Die 6.500 Euro zweckgebunde Spenden des Pharmakonzerns Lilly, mit der die Abhängigkeit des Verbandes belegt werden sollte, würden nur einen Bruchteil des Etats von ADHS-Deutschland ausmachen. Die Beziehungen zwischen Pharmaindustrie und Selbsthilfe sind kritikwürdig, nur hat die Redaktion sich wie es aussieht hier einen Verband gesucht, der in Sachen Transparenz eher vorbildlich ist. Ein weiteres Indiz, dass das Vorgehen des ZDF nicht ganz sauber war, findet man in einem ADHS-Forum. Dort schildert der Gesprächspartner in der Beratungsstelle den Undercover-Besuch. Bei mir war vor ca. 4 Wochen ein älterer Herr "Lange" zu einem Beratungsgespräch wegen seiner 17jährigen Tochter. Er kam sehr schnell auf eine mögliche Medikation zu sprechen und fragte mich detailiert zu mir bekannten Nebenwirkungen von Strattera aus. Auch wollte er plötzlich wissen, ob Lilly schon an mich herangetreten sei wegen einer möglichen finanziellen Unterstützung. Ich verwies auf die mir bekannten Suizidfälle ("Finden Sie denn 2 Fälle bei einer so großen Testgruppe so schlimm?" meinte er) und auf in unserer Gruppe aufgetretene Probleme hin und meinte dann noch, dass wir uns grundsätzlich selbst finanzierten und ganz bestimmt kein Geld von irgendeinem Pharmaunternehmen annehmen würden.
Wenn das den Tatsachen entspricht, wäre dies kein sauberes journalistisches Vorgehen.Fluoxetin Zu den geschilderten Unregelmässigkeiten bei der Zulassung von Fluoxetin ("Prozac") und die Todesfälle bei der Behandlung mit dem Antidepressiva hat das BfArM sein Schreiben an die Frontal21-Redaktion ins Internet gestellt. Dem kann man entnehmen, dass die Autoren des ZDF-Beitrags eher tendenziös mit den Informationen umgegangen sind. Redaktionelle Werbung Am überzeugensten war aus meiner Sicht der Teil, in dem die Redakteure vorgaben, ein Pharmaunternehmen zu haben und eine Werbekampagne für das neue Antidpressivum des fiktiven Unternehmens - Volazin - zu planen. Natürlich hat dies speziell beim Verlag "Wort & Bild", der die Apothekenumschau verantwortet, zu Widerspruch geführt. Beispielsweise würde in dem Artikel, der in dem "Frontal 21"-Beitrag in die Kamera gehalten wird, explizit darauf hingewiesen, dass die neuartigen Antidepressionsmedikamente "keine Wundermittel"(Zitat) sind. Mögliche Nebenwirkungen ("Vermehrte Unruhe, Angst und gesteigerte Aggressivität") würden genannt und abschliessend auch auf die Gefahr eines möglichen Suizidversuchs hingewiesen. Was bleibt? Eine wichtige Dokumentation, die jedoch durch allzu forsches und auf Skandal bedachtes Vorgehen sich selber zum Teil diskreditiert hat. -- Update Die Redaktion von Frontal21 nimmt Stellung zu den Vorwürfen, das ZDF "inszeniere" die Aufregung um ein ADS-Medikament. Prof. Peter Schönhöfer stellt aus seiner Sicht die Lilly-Pressemitteilung richtig. [TV-Magazine]
Vytorin-Desaster unter den 10 gröbsten PR-Fehlleistungen 2008 Endlich ein Erfolgserlebnis für die Hersteller von Ezetrol® und Inegy® (in den USA Zetia® bzw. Vytorin®) . Die PR-Agentur Fineman erstellt seit 14 Jahren jährlich eine Liste der nach ihrer Ansicht 10 größten Public-Relations-Fehler ("Top 10 PR Blunders"). Das ENHANCE-Desaster, von uns hier im Blog schon seit seinen Anfängen aufmerksam begleitet, schafft es 2008 auf einen hervorragenden sechsten Platz. Hier die Laudatio für Merck & Co. und Schering-Plough: Profits with Side Effects Prescription for a Blunder: market cholesterol drugs Vytorin and Zetia with a memorable $100 million plus advertising campaign. Withhold study results showing that the combo doesn't work as claimed ... for 21 months. Watch the drugs pull $5.2 billion in revenue in 2007 alone. Side effects, though, may include widespread consumer backlash, around 140 civil class- action lawsuits, and the unwelcome attentions of Congress, the U.S. Department of Justice and a coalition of 35 state attorneys general, according to the Associated Press. Makers Merck & Co. and Schering-Plough Corp. allegedly didn't release the results due to internal scientific concerns. Matthew Herper of Forbes reported there were "reasons to doubt the result [of the study]." Under pressure, Merck and Schering-Plough pulled their quirky "Food and Family" ads, but dwindling investor confidence still pushed Merck stock down to Vioxx-era levels. Martha Rosenberg of AlterNet.com opined, "Merck is repeating its mistakes ... It's getting tough to find any Merck drug that can hold up to scrutiny." (Hat Tip: Pharmalot) [Pharmamarketing]
Nobelpreis mit Gschmäckle Die Neue Züricher Zeitung berichtet über finanzielle Verbindungen zwischen dem Pharmakonzern AstraZeneca und Tochterfirmen der Nobel-Stiftung. Auch mehrere Mitglieder des Nobelkomitees sollen auf der "Lohnliste" von AstraZeneca stehen. Laut Oberstaatsanwalt Christer von der Kwast könnten Verbindungen zwischen dem Pharmakonzern Astra Zeneca und Personen im Umkreis der Nobelstiftung Anlass zu strafrechtlichen Ermittlungen bieten. Pikant ist die Verbindung deshalb, weil AstraZeneca nach der Übernahme der Biotechnologie-Firma MedImmune und deren Patent-Rechten im Frühjahr 2007 mit Milliardenbeträgen an den Verkäufen der HPV-Impfstoffe partizipiert. Die aufsehenerregende Übernahme begründete AstraZeneca nicht zuletzt mit den zu erwartenden Umsätzen: Provides AstraZeneca with several other substantial assets, including a royalty stream on the sales of the HPV vaccines with estimated consensus peak sales of $5.5bn Ebenso klar war schon bei der Bekanntgabe des Preisträgers Harald zur Hausen, dass die Entscheidung die Vermarktung der HPV-Impfstoffe ankurbeln würde: Der Nobelpreis an einen deutschen Krebsforscher ist eine gute Nachricht für die Pharmaindustrie. Eine bessere PR für die umsatzstärkste Arznei gibt es kaum.
--Auch die taz berichtet ausführlich. Anders Bárány von der „Königlichen Wissenschaftsakademie" befürchtet einen Trend, der zunehmend das Image des Nobelpreises schädigen könnte: „Die meisten sehen vermutlich den Nobelpreis als selbständig und unbeeinflusst von äußerem Druck an. Aber dann lebt man in einer Welt, die es vor zehn Jahren gab, bevor diese Entwicklung mit Sponsoren begann." [HPV]
Pharmaindustrie weiss bescheid Wir als Pharmaindustrie wissen am besten über die Leistungsfähigkeit, die Wirkungen und Nebenwirkungen unserer Produkte bescheid.
Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Verbandes der österreichischen Pharmaindustrie (Pharmig) im Standard zu der Lockerung der Werbeverbots für Arzneimittel.Das Wissen sollte man aber teilen, Herr Dr. Huber. [Oesterreich]
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