Sartanisch gefährlich Mit dem überaus originellen Wortspiel "sartanisch gut" wirbt Berlin-Chemie für den Blutdrucksenker Olmesartan (Votum®), ein im Jahr 2002 auf dem Markt erschienenes Me-too-Präparat aus der Medikamentenklasse der Sartane. Der unabhängige Arzneimitel-Informationsdienst "Arznei-Telegramm" (a-t) zeigt sich gegenüber der gesamten Medikamentenklasse skeptisch und hielt Olmesartan schon bei der Markteinführung für potentiell gefährlich und überflüssig: In der Hochdrucktherapie stehen gut erprobte Arzneimittel zur Verfügung, in erster Linie Diuretika, Betablocker und ACE-Hemmer. Ein hinsichtlich Langzeitnutzen und -sicherheit nicht beurteilbares Me-too-Produkt wie Olmesartan (OLMETEC, VOTUM) aus der Klasse der Angiotensin-II-Blocker, deren therapeutischer Stellenwert derzeit weitgehend offen ist, wird nicht gebraucht. Die Frage des kanzerogenen Potenzials von Olmesartan erscheint uns ungeklärt. Das Werbemotiv scheint in der Tat treffender gewählt, als es dem Hersteller lieb sein kann. Keine acht Jahre nach der Markteinführung macht sich nun auch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Sorgen um mögliche Nebenwirkungen des Präparats und hat eine Untersuchung eingeleitet. Denn in einer Langzeitstudie hatte es in der mit dem Medikament behandelten Patientengruppe in einem solch auffälligen Maße zusätzliche Todesfälle gegeben, dass man nicht mehr darüber hinwegsehen konnte. Dabei ist es ausgerechnet die Zunahme der kardiovaskulären Todesfälle gegenüber der Placebogruppe, die den Wissenschaftlern Sorge bereitet. Denn gerade zu deren Vermeidung wird das Medikament häufig verschrieben. Die Onlineausgabe des Deutschen Ärzteblatts dazu: Die Patienten wurden auf täglich 40 mg Olmesartan oder Placebo randomisiert. [...] Die Patienten waren im Durchschnitt über 39 Monate mit Olmesartan exponiert, berichtet die FDA. In dieser Zeit kam es zu 26 Todesfällen gegenüber 15 im Placebo-Arm. Der Unterschied ist vor allem auf kadiovaskuläre Todesfälle (15 vs. 3) zurückzuführen. Ein ähnlicher Trend ist in der zweiten Studie zu erkennen. [...] Die FDA will dazu die Primärdaten der Studien analysieren. Vorerst werden keine Konsequenzen aus den Studienergebnissen gezogen. Die Behörde ist weiterhin davon überzeugt, dass die Vorteile der antihypertensiven Therapie auch mit Olmesartan größer sind als die Risiken. Natürlich ist sie das. [Arzneimittel]
Links am Samstag Freiwillige Selbstkontrolle der Pharmaindustrie wirkungslos. Österreich: Aufstand der Turnusärzte (Video) - "Das einzige, was ich im Turnus gelernt habe, ist Maschinschreiben" 23andMe: Gentest-Firma vertauscht DNA-Ergebnisse ihrer Kunden. F.D.A. Faults Companies on Unapproved Genetic Tests - darunter auch 23andMe. Free latte for oncologists? Not without disclosure - Namen kaffeetrinkender Ärzte werden im Internet veröffentlicht. Europas Patienten können Arzt frei wählen - EU-Gesundheitsminister: Patienten sollen künftig frei wählen können, in welchem Land sie sich einer Behandlung unterziehen. Verdacht auf Körperverletzung und Betrug: DRK-Chefarzt und Geschäftsführer verhaftet. Reaktion auf Pharma-Sparpaket: Kohlpharma streicht 150 Stellen. Neuer Pharmakontrolleur: 'Unsinniges aussortieren'. Impfungen: Nutzenbewertung aus verschiedenen Blickwinkeln - So wird Vertrauen geschaffen: Die Erstellung des Beitrages wurde durch einen unconditional grant der Sanofi-Pasteur-MSD GmbH, Leimen, unterstützt. Paging Dr. House: You Spend a Lot of Money in 43 Minutes - in einer Dr-House-Folge werden medizinische Leistungen für 298.000 Dollar verabreicht. Schönheitswahn. Der Körper als Baustelle. Asco-Kongress: Kostspieliger Gewinn an Lebenszeit. Cheap cancer drug 'could save the sight of tens of thousands of older people'. Disease-Management. Patienten im Datenverlies. [Links]
Interessenkonflikte: Professor Schmiegel legt nach Ein kleiner Nachtrag zu unserer Geschichte über die falsche Interessenkonflikterklärung des Krebsspezialisten und Leitlinienautors Professor Wolff Schmiegel im "Deutschen Ärzteblatt". Einige Zeit nach Veröffentlichung unseres Artikels und einer Nachfrage beim "Deutschen Ärzteblatt" hatte die Zeitschrift im Rahmen einer "Berichtigung" eine korrigierte Erklärung von Schmiegel und zwei seiner Mitautoren veröffentlicht. Bei aufmerksamer Durchsicht der korrigierten Erklärung konnte einen ein Punkt stutzig machen: Während der mühevollste Teil meiner Recherchen nahegelegt hatten, dass Schmiegel neben anderen Geldflüssen vom Pharmakonzern Roche von diesem auch Forschungsgelder erhalten hatte (siehe Punkt "Oktober 2006"), fand sich von solchen Zuwendungen kein Wort in seiner korrigierten Erklärung. Sollte also der Anschein in diesem einen Punkt getrogen haben? Offenbar nicht. Denn zum Abschluss der Diskussion des Beitrags in der aktuellen Ausgabe des Ärzteblattes findet sich ein Schlusswort von Wolff Schmiegel und ein neues Interessenkonflikt-Statement. Und dieses unterscheidet sich in einem gar nicht unwesentlichen Detail von den bisher nachträglich eingeräumten Zuwendungen (Hervorhebung von mir): Prof. Schmiegel hat Referentenhonorare von den Firmen Merck, Roche, Abbott, Amgen, Pfizer, Falk und Astra-Zeneca erhalten. Ferner erhielt er Reisekostenunterstützung von den Firmen Roche, Merck, Astra-Zeneca und wurde für seine beratende Tätigkeit von den Firmen Roche, Amgen und Astra-Zeneca honoriert. Er erhielt Forschungsprojektunterstützung von Roche und Sanofi-Aventis. Während an seiner engen Verbindung zu Roche auch vorher schon kein Zweifel mehr bestehen konnte, ist mit Sanofi-Aventis noch ein weiterer bedeutender Anbieter von Krebsmedikamenten in die Liste aufgerückt. [Ethik & Monetik]
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