taz wundert sich über rätselhafte Berichtigungen im Deutschen Ärzteblatt

Die Tageszeitung "taz" berichtet über Interessenkonflikte im Gesundheitswesen und widmet sich besonders der Frage, wie das Deutsche Ärzteblatt (DÄB) mit den finanziellen Verbindungen seiner Autoren umgeht.

Aufgefallen ist dem Autor Klaus-Peter Görlitzer folgendes:
Es tauchen auch immer mal wieder nachgereichte Erklärungen zu Interessenkonflikten auf - mit Angaben, die AutorInnen beim Abgeben ihres Originalmanuskripts wohl vergessen hatten.

[...]

Durch wen oder was Berichtigungen veranlasst wurden, teilt die DÄB-Redaktion leider regelmäßig ebenso wenig mit wie die Höhe der finanziellen Zuwendungen.

Der zweite Teil der Fragestellung ist in der Tat interessant. Zum ersten Teil habe ich zumindest eine Theorie:
Kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien
Kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien (III)
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2010-06-09   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Ezetimib hebt die Wirkung von Statinen teilweise auf

Vieles sprach schon in der Vergangenheit dafür, dass die Einnahme des teuren Cholesterinsenkers Ezetimib (Inegy®/Ezetrol®) den Patienten mehr schadet als nützt. Ein Nutzenbeleg steht nach wie vor aus, während es ernstzunehmende Hinweise auf unterschiedliche Gesundheitsrisiken gibt.

Insbesondere scheint der Wirkstoff nach den Ergebnissen der von den Herstellern lange zurückgehaltenen Daten der ENHANCE-Studie den Aufbau von arteriosklerotischen Ablagerungen nicht nur nicht zu hemmen, sondern möglicherweise sogar noch leicht zu begünstigen. Der Einsatz von Ezetimib gegen Arteriosklerose wäre damit ähnlich sinnvoll wie die Feuerbekämpfung mit Petroleum.

Heute ist eine teilweise von MSD, dem Hersteller des Medikaments finanzierte Studie erschienen, die den Geldgeber wenig glücklich machen wird. Die entsprechende Pressemitteilung könnte sogar dazu führen, dass die beteiligten Forscher in Zukunft weniger Zeit mit pharmafinanzierter Forschung verbringen müssen. Denn die Autoren, obwohl fast durchweg mit finanziellen Verbindungen zur Pharmaindustrie, formulieren ganz ohne die im Falle schlechter Nachrichten branchenüblichenüblichen Verklausulierungen unter dem Titel "Cholesterinsenker begünstigt möglicherweise Arterienverkalkung":
Zwei vor kurzem erschienene Studien, in denen die Veränderung der Dicke der Arterienwand untersucht wurde, waren enttäuschend: Obwohl durch die zusätzliche Gabe von Ezetimib zu einem Statin beziehungsweise zu Nikotinsäure (einem anderen Lipidsenker) das LDL-Cholesterin weiter abgesenkt wurde, hatte diese Therapie keinen Einfluss auf das Fortschreiten der Atherosklerose (Arterienverkalkung).

Die Forscher konnten sich diese Ergebnisse bisher nicht so recht erklären. „Vielleicht ist unsere neue Studie der fehlende Mosaikstein, um zu verstehen, warum die erwarteten günstigen Effekte trotz weiterer Cholesterinsenkung ausgeblieben sind“, sagt die Leiterin der Studie, die Kölner Endokrinologin Professor Ioanna Gouni-Berthold. [...]

Dabei wurde die Zusammensetzung der Lipide des LDL (LDL, deutsch: Lipoproteine niedriger Dichte) im Blut untersucht. Es ist bekannt, dass ein erhöhter Anteil von besonders kleinen, dichten LDL-Partikeln (sogenannte small dense LDL) mit einem erhöhten Risiko für Atherosklerose verbunden ist. Es scheint so, dass unter Ezetimib gerade dieser Anteil relativ zunimmt, trotz Senkung des LDL-Spiegels. Das Statin hingegen senkte diesen Anteil, aber wenn die beiden Arzneimittel zusammen verabreicht wurden, wird diese günstige Wirkung des Statins durch Ezetimib aufgehoben.

Im Paper selbst wird darauf hingewiesen, dass die ungünstige Wirkung des Präparats ausgerechnet bei der Patientengruppe besonders ausgeprägt zu beobachten ist, der es seit Jahren besonders häufig verschrieben wird:
The findings of our trial may at least partially explain the lack of antiatherosclerotic effects of ezetimibe, despite its stronger LDL-C lowering than the comparators.

Interestingly, we found that under treatment with ezetimibe alone, a significant association existed between baseline LDL-C concentrations and the pro-atherogenic changes of the LDL sub- fractions. Considering that the population of the current study was normocholesterolaemic and that ezetimibe is prescribed to patients with much higher LDL-C levels, it can be postulated that the pro-atherogenic effects of ezetimibe would be even more pronounced in the latter population.

 
[Ezetrol]
Autor: hockeystick   2010-06-07   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Das Geschäft mit Empfehlungen

Was von einem Test von Internet-Gesundheitsportalen zu halten ist, bei dem "Mr. Gesundheit" Hademar Bankhofer die Hälfte der zweiköpfigen Jury stellt, können regelmässige Leser dieses Blogs abschätzen. Nun wissen es auch die Leser des Deutschen Ärzteblatts. Michael Hägele, ein Experte für Gesundheitsinformationen, hat im Ärzteblatt den Testbericht von Gesundheitsdiensten- bzw. -portalen in Computer Bild unter die Lupe genommen.

Bei Onmeda hatte Computer Bild aufgrund der Zugehörigkeit zur Axel Springer AG wegen Befangenheit gepasst. Vielleicht besser, da beim von der Stiftung Warentest im letzten Jahr durchgeführten Vergleich kritisiert worden ist, dass dort Betablocker als Medikament bei Asthma vorgeschlagen worden sind. Eine gefährliche Fehlinfo: Betablocker verengen die Bronchien und sind daher nichts für Asthmatiker.

Hägele merkt an, dass Computer Bild-Testsieger imedo in Sachen Asthma ebenso fragwürdige Infos enthält.
Dort befindet sich keinerlei Hinweis auf die „Nationalen Versorgungsleitlinien Asthma“ oder auf das „Stufenschema“, beides wichtige Stützen der Schulmedizin in Deutschland. Stattdessen sehr ausgewählte Hinweise zu möglichen Therapien wie „Foster Spray“, von denen einige (aufgrund von zwei bis drei Nutzerhinweisen) mit „hilft zu 100 %“ bewertet werden. Das und die Empfehlung eines Nahrungsergänzungsmittelportals kann nicht die Beratung sein, die man guten Gewissens empfehlen kann.

Grundsätzlich stellte sich die Frage was von einem Sieger zu halten ist, der beim genaueren Lesen selbst in dem Computer Bild Artikel nicht sehr gut wegkommt.
Mit 1500 unterschiedlichen Foren macht IMEDO viel Eindruck, ist aber nicht besonders übersichtlich. Denn der Nutzer gelangt erst über die Auswahl einer Themengruppe zu den Foren, und das kann dauern. Die Antworten waren beim Testsieger vergleichsweise gut, eine Expertenhilfe gab´s allerdings nicht. Dafüer überzeugte der Mitgliederbereich mit einer Vielzahl an Funktionen. So bot er die Möglichkeit, Forumsbeiträge für einen eingeschrängten Nutzerkreis zu veröffentlichen.

Man könnte meinen Bankhofers Engagement hat bei dem Test Spuren hinterlassen. Zum einen hat, wie Hägele schreibt, es ein Portal auf die Empfehlungsliste geschafft, das von einem Unternehmen betrieben wird, dessen Nahrungsergänzungsmittel ausführlich in einer Sendung der Reihe Spektrum Gesundheit von Bankhofer vorgesellt worden war.

Zum anderen freut sich der Kommunikationsleiter der imedo GmbH über den Sieg im Computer Bild Test. Vielleicht hat er mit dem Juror zusammen darauf angestossen? Eine positive Erwähnung in der auflagenstärksten deutschen Computerzeitschrift mit einer Reichweite von über 3 Millionen Lesern wäre Grund zu feiern. Denn die beiden verbindet seit Jahren mehr als das Interesse am Thema Gesundheit.

--
Update
Vielleicht mussten sie sich die Flasche zu Dritt teilen. In den Kommentaren wurde angemerkt, dass der zweite Juror Dr. Plum war, der gerade bei Imedo zum beliebtesten Gesundheitsexperten gewählt wurde. Er hat eine Sendung RheinMain.TV, der Regionalsender, der auch Bankhofer "Spektrum Gesundheit" ausstrahlte.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2010-06-07   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Die Pharma-Kongresse tanzen

Medizin- und Wissenschaftsjournalistin Elke Brüser war auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin:
Von den 8.000 Besuchern, die zur DGPPN-Tagung gekommen waren, hatte der Konzern AstraZeneca fast 1.000 auf Kosten der Firma eingeladen [...] Wer den DGPPN-Kongress für einen Tag besuchte, konnte sich sechs Punkte bei der Ärzte- oder Psychotherapeutenkammer gutschreiben lassen.
Zirkus der Seelenheiler

Und Wissenschaftsjournalist Volker Stollorz berichtet über die Jahresversammlung der American Society for Clinical Oncology (ASCO) in Chicago:
Über den Daumen gepeilte 50 bis 100 Millionen Euro pumpen Pharmaunternehmen jährlich allein in den Krebskongress in Chicago. Zwar gibt es für diese aus vielen Quellen zusammengetragene Schätzung keine offizielle Bestätigung. Unbestritten aber ist: Medizinkongresse platzen in jenen Fachdisziplinen aus allen Nähten, wo das Geschäft mit Arzneimitteln oder Medizinprodukten boomt. Der Markt der Krebsmedikamente mit einem Volumen von 52 Milliarden Dollar ist das Paradebeispiel dafür.
In den Fängen der Lobbyisten
 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2010-06-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Luftgitarre

  1. hahahade Homöopathie. Die Luftgitarre der Medizin. from web
  2. this quote was generated by twtQuote

 
[Quotes]
Autor: strappato   2010-06-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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