Generikahersteller stricken Aut idem-Netzwerk


Ärztenetzwerke sind für Pharmaunternehmen gefragte Partner, wenn es darum geht, den Unbill der Gesundheitspolitik zu mildern und den Umsatz zu steigern. Das zeigt Markus Grill in einem Artikel im Spiegel mit Beispielen der Unternehmen Heumann, Sandoz und TAD.

Ziel der Generikahersteller ist, die Substitution ihrer Arzneimittel durch preiswertere Präparate mit dem gleichen Wirkstoff zu verhindern. Der Arzt muss nur das "aut idem"-Feld mit Hilfe eines Kreuzes durchstreichen. Dann darf der Apotheker nicht mehr austauschen, sondern muss das Medikament von genau der Firma abgeben, die der Arzt aufgeschrieben hat - selbst wenn dieses Präparat am teuersten ist. Mit Erfolg:
Zum Beispiel das Medizinische Qualitätsnetz Westküste, einen Zusammenschluss von mehr als 90 niedergelassenen Ärzten in Dithmarschen. Resultat der fruchtbaren Kooperation: Während im Landkreis Dithmarschen bei durchschnittlich 32 Prozent aller Rezepte ein Austausch mit günstigeren Pillen ausgeschlossen ist, liegt die Quote unter den Sandoz-Verordnungen bei 68 Prozent.

Wobei "teuer" relativ und für den Ausssenstehenden, auch den Arzt, nicht nachzuvollziehen ist. Für Generika gibt es Festpreise. Offen unterscheiden sich die Preise nur gering. Doch haben die Krankenkassen Rabattverträge mit Herstellern per Ausschreibung abgeschlossen, die ihnen bis zu 90% Einsparungen bringen, wenn der bei ihnen versicherte Patient den Wirkstoff von dem Hersteller bekommt, mit dem der Rabatt ausgehandelt worden ist. Der Apotheker ist verpflichtet diese abzugeben. Generikaunternehmen, die keinen Rabattvertrag haben gucken in die Röhre, ausser sie helfen dem Arzt beim aut idem-Kreuz.

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Update: Die Journalistin Nicola Kuhrt hatte im September 2010 ähnliches berichtet.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2011-02-02   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

SBK veröffentlicht Rezepte

Die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) informiert auf Sonderseiten in der Mitgliederzeitschrift ihre eine Million Versicherten über die von der Krankekasse ausgehandelten Rabattverträge für Medikamente. Gleichzeitig werden erhalten die Leser jedoch auch Einblick in die Rezepte von zwei Patienten.

Auf einem Foto, das mit "Es ist Ihr Geld“ – die SBK setzt sich für einen effizienten Mitteleinsatz ein" untertitelt ist, sind zwei Rezepte zu sehen.

Was in der pdf-Version nicht lesbar ist, kommt im gedruckten Heft für Leute mit einigermassen guten Augen zum Vorschein. Der Name der Patienten, Wohnort, Geburtsdatum und die Angaben zu den verschriebenen Medikamenten. Aus den Informationen lässt sich leicht die Erkrankung herauslesen. In einem Fall ein junger Mann, mit einem Leiden, mit dem man als Patient ungern in einer Zeitschrift mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren stehen würde.

Das Foto ist nach meinen Recherchen 2008 in der Schiller Apotheke in Frankfurt aufgenommen worden und wird über eine Fotoagentur vertrieben. Die Agentur und der Fotograf sollten kritisch ihren Umgang mit personenbezogenen Angaben überprüfen.

Produziert wird die Mitgliederzeitschrift vom Süddeutschen Verlag onpact GmbH. Bei den dortigen verantwortlichen Redakteuren liegt wahrscheinlich die Hauptschuld für diese Veröffentlichung von Personen- und Verordnungsdaten. Wer jedoch die Kommunikation mit seinen Mitgliedern bei so ethisch relevanten Themen wie Gesundheit und Medizin an "Coporate Publishing"-Dienstleister auslagert, die neben Informationen für Patienten in anderen Produkten Hausbesitzer, Spitzenhotellerie, Kunden von "Kommunikationsarchitekten" oder Interessenten für postgraduale Studiengänge bedient, darf sich nicht wundern, wenn der Hochglanz auf Kosten von Patienten produziert wird.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2011-01-31   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Links am Sonntag

Preis des Lebens - Kosten und Nutzen von Krebsmedikamenten.

Hilfe zum Leben - Für ein einheitliches Mortalitätsregister.

Abbott’s Cutting More Jobs; Will Other Drug Makers Follow in 2011?

The Impact of eHealth on the Quality and Safety of Health Care: A Systematic Overview - There is a large gap between the postulated and empirically demonstrated benefits of eHealth technologies.

Steuerhinterziehung: Pfizer-Verfahren hat grössere Dimensionen als bisher bekannt.

Sana-Mitarbeiter in Lübeck auf den Barrikaden.

Großbritannien wagt grosse Gesundheitsreform.

Zur Freude der Lobbyisten.


Gesucht: Schweizer Ärzte - Ohne ausländische Ärzte würde das schweizer Gesundheitssystem kollabieren.

Grossbritannien: Pay-per-Performance bei Hypertonie gescheitert.

Breast Implants Linked to Rare Cancer.

GSK has suspended U.S. television advertisements for anti-impotence pill Levitra - GSK sucht ein seriöses Image.
 
[Links]
Autor: strappato   2011-01-30   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



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