Stents und Marketing

Das Thema Stents hatten wir gestern schon. Es wird Zeit, dass wieder mal positive Nachrichten über diese Therapie veröffentlicht werden. Was passt da besser, als der Beginn einer Studie mit Stents, die sich nach einiger Zeit auflösen und nicht als Metallgeflecht in der Arterie verbleiben.

Wie sehr die Hersteller einen kommunikativen Lichtblick brauchen, kann man daran sehen, dass diese Stents erst 30 Patienten für 30 Tage eingesetzt wurden und nun eine Studie über 6 Monate gemacht wird. Alle Erwartungen, die mit dem Produkt verbunden sind rein spekulativ. Harte Studiendaten gibt es bisher nicht. Hersteller ist Abbott.

Das gibt auch einen Einblick in die Welt der Medinztechnikonzerne: Entwickelt wurde die Technologie von Bioabsorbable Vascular Solutions, Inc. (BVS), Guidant hatte 2004 seinerseits das Unternehmen mitsamt neuen Stents eingekauft. Guidant ging 2006 mit Boston Scientific zusammen und gab das Produkt an Abbbot weiter. Federführend bei den Studien scheint eine Klinik in Neuseeland zu sein, andere Studienzentren sind in Belgien, Dänemerk, Frankreich, Polen und den Niederlanden.

Zum Thema PR: Boston Scientific hatte einen blogger eingeladen, der sich im headquarter mit der Konzernspitze über Stents, Sicherheit und Marketing unterhalten konnte. Dem Artikel zu urteilen, für das Unternehmen erfolgreich.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-12-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Zahnarztlyrik

Für eine Weisheitszahn-OP wechselt man lediglich in die untere Etage der Praxis zum Oralchirurgen. Und wer diesen Eingriff verschlafen möchte, plant seinen Termin zu einem Zeitpunkt, da das ambulante Narkoseteam vor Ort ist. Selbst bei Problemen an Wochenenden und Feiertagen bleibt KU64-Patienten der Gang in die Notaufnahme erspart. Die Berliner Praxis am Kurfürstendamm bietet seit langem Öffnungszeiten jenseits des Ladenschlussgesetzes und erweist sich auch damit als echte Serviceoase im deutschen Gesundheitsmarkt.

13 Pressemitteilungen in einem Monat. Ganz schöne Schlagzahl. Und der Inhalt variiert nur gering. Sieht ein wenig nach einem erfolgreich absolvierten Seminar "Öffentlichkeitsarbeit für Anfänger" aus. Sogar Zahnärzte brauchen Kommunikationsberatung. Wenn man sich die Praxis im Internet ansieht, könnten die sich das auch leisten.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-11-30   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ausstiegs-Euphorie

Goodbye GKV - der drohende Massenausstieg. Die Antworten sprechen eine deutliche Sprache: Der kollektive GKV-Ausstieg scheint beschlossene Sache.

Habe ich was verpasst? Gut, dass mir der DocCheck-Newsletter zugeschickt wird. Wenn man den Artikel liest, wird klar, dass es lediglich eine Umfrage unter 341 Lesern war, von denen sich nur 11% für einen bedingungslosen Abschied als Vertragsarzt ausgesprochen haben. Weitere 69% sind Mitläufer, die angeben, sich an der Mehrheit zu orientieren. Repräsentativ ist das wirklich nicht.

Und realistisch auch nicht. Wie es richtig ein Arzt im Diskussionsforum zu dem Artikel bemerkt:
Ich habe die "Ausstiegs-Diskussion" vor ein paar Jahren bei den Zahnmedizinern erlebt: Nachdem der Ausstieg von der überwiegenden Mehrheit geplant war, haben die KZV-Kollegen dann vor dessen Realisierung kalte Füsse bekommen! So wird's auch bei uns gehen: Stellen sie sich einmal vor, dass von jetzt auf nachher die monatliche Vorauszahlung entfällt, aber ihre ganzen Daueraufträge etc. weiterlaufen. Schon in der Übergangszeit zum GKV-System würde ein solches Minus anfallen, dass ihre Existenz als Privatarzt dann schon gelaufen wäre

Da stellt sich die Frage: Wer ist "DocCheck"? Die börsennotierte DocCheck AG betreibt das Arzt-Potal "DocCheck" und andere eCommerce-Dienste, was besonders den Nutzern von DocCheck als Zugangsdienst, um auf die den Fachkreisen vorbehaltenen Internetseiten der Pharmaindustrie zu gelangen, bekannt sein dürfte. Übrigens hat der Geschäftsbericht 2005 durch sein klares Bekenntnis im Design besondere Aufmerksamkeit erregt. Zur DocCheck AG gehört jedoch auch die antwerpes + partner ag, eine PR-/Kommunikations-Agentur, die für praktisch alle Top-20-Pharmaunternehmen tätig ist und eine Grossteil des Umsatzes und praktisch den gesamten Gewinn der AG erwirtschaftet.

Da hat also ein PR-Agentur einmal von einem deregulierten Gesundheitswesen geträumt und Stimmung gemacht.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-11-25   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Negativ trinken

Telepolis berichtet über die neueste Création von Nestlé in Sachen Functional Food.

Ich bevorzuge weiterhin Epigallocatechingallat aus selbst gebrühten grünen Tee und die Dosis 1,3,7-Trimethylxanthin in Form von Espresso.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-11-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Medizin-PR-Expertise

Zufällig über den Weg gelaufen. Aus der Serie: Wie werde ich Experte für Medizin und Gesundheitswesen. Eine PR-Agentur, die sich auf Medizin und Gesundheit spezialisiert hat und medizinische Fachverbände und Kongresse betreut. Die Qualifikation des Teams - kompetent, erfahren, vielseitig - nach Angaben auf der Homepage:
  • Studium der Musik (Hauptfach: Trompete)
  • Studium der Anglistik und Germanistik
  • Studium der Medienkultur
  • Studium der Europäischen Medienkultur

 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-09-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Professionalisierung im Gesundheitswesen

Seit Jahren wird das Gesundheitswesen mit Absolventen von Gesundheitsstudiengängen überschwemmt.

Beispielsweise Public Health Ergänzungs-/Aufbausstudiengänge in: Hannover, Berlin, to=, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Heidelberg, München. Dann gibt es noch Studiengänge für Krankenhausmanagement, Pflegewissenschaften, Pflegemanagement, Pflegepädagogik, Gesundheitsmanagement, Gesundheitsökonomie, Gesundheitsförderung, Management von Praxisnetzen und vieles mehr.

Es ist für jeden was dabei. Von Lübeck bis Irsee, von Aachen bis Plauen. Voll-, Teilzeit oder berufsbegleitende Studiengänge. Erst- oder Ergänzungsstudium. Uni, FH oder private Akademie, mit oder ohne Studiengebühren. Diplom, Bachelor, Master oder Promotionsabschluss. Mittlerweile werden bei vincentz.net über 130 (in Worten einhundertdreissig) Studiengänge aufgeführt. Bei nur 15 Absolventen pro Jahr und Studiengang, stehen dem deutschen Gesundheitswesen fasts 2000 neue Experten jährlich zur Verfügung. Bei soviel geballtem Fachwissen müsste es unserem Gesundheitswesen besser gehen.
 
[Gesundheitswirtschaft]

Autor: strappato   2006-06-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Experten verzweifelt gesucht

Fachhochschulen wollen mit Master Programmen ihren Haushalt aufbessern. So bietet die FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven im lauschigen Emden ab dem Wintersemester einen Master of Public Health Studiengang an. Wie immer werden die Interessenten mit vollmundigen Berufsaussichten geworben: Im Zuge der Strukturveränderungen im Gesundheitswesen werden Expertinnen und Experten benötigt, ... . FH-Absolventen wird der Sprung in den höheren Dienst und die Möglichkeit der Promotion versprochen.

Fakten? Keine, stattdessen bullshit bingo mit Begriffen wie: fortschreitenden Bedarfsorientierung, komplexer werdenden Anforderungen, interdisziplinär ausgebildete Experten, forschungsorientiertes Profil, anwendungsorientierter Zuschnitt, Schlüsselkompetenzen, Qualifikations- und Karrierechancen, usw. Auf dem Flyer findet sich ein Foto der Mensa, obwohl die an den Wochenenden, an denen das Studium hauptsächlich stattfinden soll, geschlossen ist.

Investition? Neben den regulären Semestergebühren fallen für die sechs Studienhalbjahre 4800 Euro Studiengebühren (pro Studienhalbjahr 800 Euro) an. Das sind dann insgesamt 7800 Euro.

Den Bewerbern wird nicht gesagt, dass sie nicht die einzigen Experten sind, die auf den Boom in der Gesundheitswirtschaft setzen.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-06-28   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Ritterschlag

Nun hat sich doch ein weisser Ritter für Schering gefunden. Merck gibt auf. Zwar ist noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber anscheinend wird nicht erwartet, dass es ein noch höheres Angebot als das von Bayer gibt.

Nun muss der Kaufpreis ja wieder eingefahren werden. Da zeigen sich die Analysten eher skeptisch. Die Bundesregierung erwartet, dass bei einer möglichen Übernahme von Schering keine Anpassungen zu Lasten deutscher Standorte erfolgen, sagte Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm dem Tagesspiegel. Ist das Wahlkampfrhetorik oder Naivität?

***
Noch ein paar ungeordnete Gedanken dazu:

Grösse ist im Pharmageschäft kein alleiniger Erfolgsfaktor.

Gut, dass ich abgewunken habe, als mich vor ein paar Wochen ein Headhunter auf eine Position bei Bayer aufmerksam machte.

Es gibt sicher einige Mitarbeiter, die sich schon auf den Umzug von Wuppertal nach Berlin freuen.

Eigentlich sind wir aussen vor: Beide Unternehmen sind keine bedeutenden Kunden von uns.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-03-24   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Weisser Armer Ritter

Die Politik beginnt sich für die Schering-Übernahme zu interessieren. In der SPD wird offen an eine Übernahme durch das Land Berlin gedacht. Zumindest schliesst der ehemalige SPD-Generalsekretät Klaus Uwe Benneter in einem Interview mit der TAZ dies nicht aus: Wenn man das berücksichtigt, muss man sich doch überlegen, ob Sarrazin nicht den weißen Ritter spielt.. Sarrazin wäre eher ein armer Ritter, der sich das Geld vom Kapitalmarkt erbetteln müsste. Benneter verweist im Interview auch immer darauf, dass Schering unterbewertet sei, obwohl Analysten und die Börse 77-80 Euro pro Aktie als einen fairen Preis ansehen: Ein Schnäppchen für das Land Berlin?

Damit könnte die SPD ein wenig sozialen Boden gut machen und in der Tradition Schröders als Retter von tausenden von Arbeitsplätzen glänzen. Für den Standort Deutschland wäre das der GAU.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-03-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ärztestreik

Mittlerweile denke ich, dass die Forderungen des Marburger Bundes sogar positiv für unser Gesundheitswesen wäre. Der Personalkostenanteil in Kliniken liegt schon heute bei 66%. Ein kräftiger Verdienstzuschlag für die Ärzte kann es nur geben, wenn die Effizienz verbessert wird. Dies wird den Umbau der Krankenhausstruktur noch beschleunigen. Bettenabbau, Klinikschliessungen, Privatisierung, Verkürzung der Liegezeiten, Kooperationen mit niedergelassenen Fachärzten, Reduzierung der Bereitschaftsdienste, mehr Schichtdienstmodelle, Einführung von IT und viele andere Entwicklungen, die dringend nötig wären aber zur Zeit nur schleppend umgesetzt werden, würden nun schneller verwirklicht werden.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-03-17   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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