Register für klinische Studien

Wie im Kommentar versprochen ein paar links zu Studien-Registern. Eigentlich sollen diese Register Transparenz herstellen. Aber man konnte sich nicht auf einheitliche Verfahren einigen und so ist die Vielzahl der Register und Datenbanken wieder sehr intransparent.

Behörden & Institutionen

Verbände

Universitäten

Dienstleister

Pharmaunternehmen (meist mit Ergebnissen)


 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-05-25   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Transparenz schlägt zurück

Das orale Antidiabetikum Rosiglitazon (Handelsname Avandia®) von GlaxoSmithKline (GSK) könnte das Risiko von Herzinfarkten und tödlichen Herzerkrankungen erhöhen. Das legen die Ergebnisse einer Metanalyse nahe.

Interessant ist der Hintergrund der Analyse, über die die NY Times berichtet. In einem Gerichtsverfahren zum Antidepressiva Paxil hatte sich GSK verpflichtet, die Ergebnisse aller klinischen Studien zu Paxil und anderen Wirkstoffen zu veröffentlichen. Zu den ersten Daten auf der Internetseite gehörten 65 Studien zu Avandia®.

Ein Kardiologe der Cleveland Clinic, Dr. Steven Nissen, traf auf die Internetseite bei Nachforschungen zu dem Produkt und zusammen mit Kollegen führte er eine kurze Meta-Analyse der Daten durch, die nun im New England Medical Journal veröffentlicht worden ist.

Mittlerweile hat sich die Pharmaindustrie zur Unterstützung von Studienregistern durchgerungen. Die Kehrseite solcher Transparenz hat GSK jetzt erlebt.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-05-24   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Klinische Studien in China boomen

Eine Reportage in der Business Week zeigt ein weitere Branche, die in China einen enormen Aufschwung erlebt. Das Geschäft mit den klinischen Studien. Trotz aller ethischen Bedenken investieren die Pharmakonzerne in klinische Studienzentren in China. Auch weil die chinesische Regierung dies als Chance sieht, moderne mediznische Versorgung ins Land zu holen.
China's immense patient populations suffering from cancer, diabetes, cardiovascular illnesses, and a whole range of infectious diseases have captured the attention of drug and medical device companies across Europe and America. They are expanding research and testing facilities in China, not only because costs are low and it is relatively easy to recruit patients, but also because Beijing insists new drugs be tested locally before going on sale.

In the past, Chinese medical authorities have greenlighted risky experiments, including stem cell injections and treatments that involve altering the patient's genes. Moreover, people recruited into trials don't always understand what they have signed up for, but they rush to join because it may be their only chance to see a doctor.

 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-05-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Totales Desaster für Pfizers Torcetrapib

Vom potentiellen Blockbuster zum Rohrkrepierer. Pfizers bahnbrechender Wirkstoff Torcetrapib. Hockeystick zeigt bei boocompany, wie bei Studien die Wahl der primäres Ziels (hier die Erhöhung des guten Cholesterins) über den Erfolg entscheidet.

Wenn nicht die zusätzlichen Todesfälle zu einem Abbruch der Studien geführt hätten, wäre der Wirkstoff gefeiert worden, obwohl es für die Patienten keine klinische Relevanz gehabt hätte, da die koronare Plaque werder reduziert noch im Wachstum verlangsamt werden konnte.

Der wissenschaftliche Artikel dazu: Nissen SE, Tardif J-C, Nicholls SJ, Revkin JH, Shear CL, Duggan WT, Ruzyllo W, Bachinsky WB, Lasala GP, Tuzcu EM. Effect of Torcetrapib on the Progression of Coronary Atherosclerosis. NEJM 2007;356:1304-1316.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-03-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Positiver Bias

84% aller im Jahr 2003 mit Unterstützung der Pharmaindustrie durchgeführten und veröffentlichten klinischen Studien zum Thema Brustkrebs zeigten positive Resultate des untersuchten Wirkstoffes. Bei den unabhängigen klinischen Studien waren es nur 54%.
Peppercorn J, Blood E, Winer E, Partridge A. Association between pharmaceutical involvement and outcomes in breast cancer clinical trials. Cancer 2007.

Wer hätte das gedacht?

Dazu in der Newsweek ein Interview mit dem Hauptautor der Studie und noch ein Artikel in "News & Observer".

Interessant ist, dass alle Autoren der Studie für die Pharmaindustrie arbeiten:
  • Member of the Speakers Bureau for Genentech.
  • Consultant for Merck.
  • Consultant for GlaxoSmithKline, Bristol-Meyers Squibb, Sanofi-Aventis, Boerringer-Ingleheim, Berlex, Genomic Health, Genentech, Wyeth, Pfizer, and Astra Zeneca.
  • Receives research funding for clinical trials from Genentech, GlaxoSmithKline, Astra Zeneca, and Pfizer.
  • Consultant for Astra Zeneca.
Da erstaunt auch das Statement des Autors nicht:
Just because the results are positive, I don't think we can assume that the results are biased.

 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-02-27   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Sponsor-Bias

Auch ein Thema, das regelmässig in diesem blog auftaucht: Stents. Das CMAJ (Canadian Medical Association Journal) hat in der jüngsten Ausgabe eine Übersichtsarbeit über die Kosten-Effektivität von drug-eluting Stents veröffentlicht. Die Autoren zeigten, dass es hier einen klaren Sponsor-Bias gibt:
All of the 7 sponsored studies argued in favour of widespread use, as compared with 3 of the 12 studies without sponsorship. Studies from the United States were more likely than those from other countries to endorse unlimited use.

Wenn die Hersteller dieser drug-eluting Stents als Sponoren der Studie in der Publikation genannt worden sind, ist die Bewertung positiver ausgefallen. Die Autoren empfehlen Wachsamkeit gegenüber diesen Faktoren bei der Interpretation. Ligthart S, Vlemmix F, Dendukuri N, Brophy JM. The cost-effectiveness of drug-eluting stents: a systematic review. CMAJ 2007;176:199-205.

Soviel zur Evidenz von pharmakoökonomischen Studien.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-01-23   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Wissenschaftsjournalismus paradox

Journalistenschule. Liebe Wissenschaftsjournalisten-Schüler, heute schreiben wir mal eine Textinterpretation. Also Notebooks aufgeklappt, ich verteile derweil die Aufgabe. Ihr habt eine Stunde Zeit, um 1.200 Zeichen abzuliefern.

Nun wollen wir uns mal das Ergebnis ansehen. Als erstes ABCs Werk: Statins could cause Parkinson's, study shows. Na, ABC das geht doch auch etwas länger, nicht mal die Hälfte der vorgegeben Zeichenanzahl, Schätzchen. Immerhin erkannt, dass es eine kleine Studie war, aber das muss sich ja nicht auf den journalistischen Text niederschlagen. Wohl noch nicht mal den Original-Abstract der Studie im Internet gelesen? Denn: Interestingly, use of either cholesterol-lowering drugs, or statins alone, was related to lower PD occurrence.

Jetzt kommt unsere Schülerin Medindia dran: Cholesterol Lowering Statins may Prevent Parkinson’s Disease. Den Abstract im Internet gefunden, sehr gut. Und sogar einen einheimischen Arzt aufgegabelt, der sich nicht zu fein war, zu der fragwürdigen Studie seine ebenso kühne Interpretation hinzuzufügen: Cardiologist M. E., assistant director of M. B. Heart Research Institute, said it was too small a study and Parkinson's patients probably develop low cholesterol as a result of having Parkinson's because the disease made it harder for them to feed and look after themselves. Den Aufhänger hast du wahrscheinlich auch von dem Experten. Ist wohl mit den Statin-Herstellern gut im Geschäft. Hoffentlich hast du ihm nicht zu viel bezahlt. Den solltest du dir für die Zukunft ins Outlook-Adressbuch nehmen, der scheint für alles gut zu sein.

Wollen wir mal Ivenhoes Werk uns betrachten: Statins Linked to Alzheimer's?. Junger Mann, du darfst nicht immer aus der Perspektive des Betroffenen schreiben. Alzheimer, oder was? ... results of a recent study has scientists concerned ... Da warst du während der Stunde draussen und hast mit den Mitarbeiterinnen des Instituts für Kommunikationswissenschaften nebenan einen Kaffee getrunken? Mit low-fat Milch. Kein Wunder, dass die besorgt waren.

Ziehen wir mal ein Fazit. Ihr habt eure Aufgabe sehr praxisnah gelöst. Die Meldung wird gelesen und vergessen und wenn doch Nachfragen kommen könnt ihr auf das Statement der Autorin der Studie verweisen:
Parkinson's is a disease full of paradoxes.

--
Danke an hockeystick für den Hinweis in den Kommentaren.

Disclaimer. Alle Personen, sowie die Handlung in der sie agieren, sind fiktiv - aber nicht phantastisch. Übereinstimmungen mit real lebenden Personen sind zufällig.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-01-19   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ärztliches Handeln in der klinischen Praxis

Klinische Studien stellen eine Ausnahmesituation dar. Die Behandlung ist kontrolliert und die Studien finden meist an Kliniken statt, die besonders gute Versorgungsstandards haben. Der Wert einer Therapie zeigt sich aber erst im Feld-Wald-Wiesen-Kreiskrankenhaus oder in der niedergelassenen Praxis.

Das ärztliche Handeln in der klinischen Praxis soll durch Versorgungsforschung überprüft werden. Darüber hat der Spiegel heute einen Artikel veröffentlicht.

Die angesprochenen Dinge sind nicht neu. Ich habe vor ein paar Jahren eine Studie über die Versorgung von Patienten bei einer bestimmten häufigen kardiovaskulären Erkrankung durchgeführt. Das Ergebnis war bestürzend. Kenntnisse von Leitlinien und aktuellen Studien waren bestenfalls mässig, die auf die vorgelegten Fallvignetten genannten Behandlungsempfehlungen waren teilweise grob falsch und erhöhten das Risiko des Patienten für weitere potentiell fatale Ereignisse.

Meine persönliche Erkenntnis aus der Studie: Ich würde mit sowas nur zum Kardiologen gehen. Die hatten durchweg akzeptables Wissen. Übrigens waren jüngere Ärzte auch tendenziell besser informiert. Passend, dass Ulla Schmidt die Altersgrenze für die Zulassung eines Mediziners von 55 Jahren und Altersbeschränkung für die ärztliche Tätigkeit von 68 Jahren aufgehoben hat.

Wie Versorgungsforschung daran was ändern soll, ist mir unklar. Leitlinien und Therapieempfehlungen werden von deutschen Ärzten traditionell stiefmütterlich behandelt. In Deutschland gilt die Therapiefreiheit mehr als die leitliniengerechte Behandlung. Leitlinien sind rechtlich für Ärzte nicht verbindlich. Sie sind nur Entscheidungshilfen, was auch von den Gerichten regelmässig so gesehen wird.

Zudem plant ein weiterer Spieler des Gesundheitssystems, die Versorgungsforschung für seine Zwecke zu nutzen: die Pharmaindustrie. Dass dem Gesetz zufolge die Krankenkassen bei gleicher Wirksamkeit in der Regel nur das billigste Medikament zahlen sollen, ist den Konzernen ein großes Ärgernis. Nun hoffen sie, dass Forscher, wenn sie nur die richtigen Fragen stellen, schon andere Vorteile der teuren Pillen zutage fördern werden.

Ist auch nicht neu, wer hat wohl die Studie, die ich durchgeführt habe, bezahlt?
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-01-02   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Einfache Entscheidungen

Stents (benannt nach Dr. Charles Stent - einem englischen Zahnarzt) sind Gefässstützen, die in Herzkranzgefässe eingesetzt werden, um nach deren Aufdehnung einen erneuten Verschluss zu verhindern.

Nun gibt es seit einiger Zeit Stents, die mit Medikamenten beschichtet sind. Der Wirkstoff wird langsam abgegeben und soll so das Risiko für einen Wiederverschluss des Gefässes verringern. Eigentlich eine super Sache. Nur sind diese Implantate erheblich teurer als die üblichen einfachen Metallgeflechte. In Deutschland erstatten nur wenige gesetzliche Krankenkassen die Mehrkosten. Die Hersteller vesuchen dies natürlich zu ändern. Grosszügig werden z.B. Studien gesponsert (bsp. hier oder hier), deren Autoren dann in den Medien für die Überlegenheit der neuen Stents werben.

Das Ärzteblatt fasst in einem Artikel aktuelle Studien zu den beschichteten Stents zusammen. Auch ohne die Ergebnisse im Detail zu verstehen wird klar, dass die Entscheidung, welcher Stent besser ist und in welchen Situationen nicht einfach zu treffen ist. Erst recht nicht von einem Oberarzt in einem normalen Kreiskankenhaus.

Diese Studien sind Teil von meheren Dutzend anderen, auf deren Basis dann irgendwann medizinische Leitlinien und Empfehlungen zur Erstattung erarbeitet werden sollen. Dazu kommen noch die unveröffentlichten Studien, die die Hersteller dem IQWiG zur Verfügung stellen sollen. Als Gutachter fungieren dann Wissenschaftler und Fachgesellschaften, die selber an gesponserten Studien und anderen Aktivitäten der Hersteller teilgenommen haben.

Welchen Umfang das einnehmen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel: Das IQWiG muss einen Vorbericht zur Stammzelltherapie bei Leukämien überarbeiten, weil nur 52 von 5200 (!) Studien zur Bewertung herangezogen und die Fachgesellschaften mit ihren interessensgeleiteten Funktionären nicht miteinbezogen worden sind.

Und am Ende wird der Erfolg nicht nur durch Studiendaten bestimmt, sondern auch von der Qualität des Eingriffs und von der Compliance des Patienten.

Es gibt im Gesundheistwesen keine einfachen Wahrheiten und Entscheidungen. Auch wenn es die Gesundheitspolitiker gerne hätten.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2006-09-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Forschung ist die beste Medizin

Fluoxetin, bekannt unter dem amerikanischen Handelsnamen Prozac™ (in Deutschland Fluctin™) spielt eine unrühmliche Rolle in dem Buch von Rengen und Nollmeyer. Die gesamte Stoffklasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) ist wegen der Nebenwirkungen und Absetzsyndrome in die Kritik geraten.

Nun wird über neue Einsatzmöglichkeiten nachgedacht. So was nennt man "Ausweitung der Indikation". Das ist für den Hersteller lukrativ, wenn wie im Falle vieler SSRI die Wirkstoffe den Patentschutz verloren haben und die Umsätze einbrechen.

SSRIs sollen nun die Rettung bei Ejaculatio praecox (vorzeitiger Samenerguss) sein.

Parallel zu den klinischen Studien wird schon mal kräftig Disease Mongering betrieben. So sind in den letzten zwei Jahren 12 Studien zu dem Thema veröffentlicht worden, allein schon fünf in diesem Jahr. Mehr als in den 8 Jahren davor. Hilfreich ist dabei, dass die Diagnostik schwierig ist und es noch keine allgemeinverbindliche Definition des Leidens gibt. Der potentielle Markt ist da: Ein Drittel der Männer sollen davon betroffen sein.

Das Studienergebnis war nur bei den Männern eindrucksvoll.
Der Anteil der Frauen, die mit dem Sexualverkehr zufrieden waren, stieg von 58 Prozent vor der Studie auf 78 Prozent danach. Offenbar hatten die meisten Frauen geringere Probleme mit der Ejaculatio praecox als ihre Männer.

Da nimmt man es doch als Mann gerne in Kauf, dass bei 20,1% eine Übelkeit auftrat, es bei 6,8% zur Diarrhöe kam und bei 6,2% zu Schwindelanfällen. Die Autoren glauben, dass die Medikamente akzeptiert würden, wenn das Medikament zugelassen wäre. Ganz schön gewagt: Die FDA hatte letztes Jahr die Zulassung noch verweigert.

Wenigstens wird unser Solidarsystem davon verschont bleiben. Ähnlich wie Viagra werden diese kurz wirksamen SSRI in der Negativliste mit den nicht erstattungsfähigen "Arzneimitteln zur Erhöhung der Lebensqualität" landen. Die Behandlung der Nebenwirkungen darf aber dann die Krankenkasse bezahlen.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2006-09-08   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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